⚔️KAPITEL 12⚔️
Der Ork-Fürst fühlte sich noch glücklicher, als einst in den Salbeifeldern Beleriands.
Doch dieser herrliche Moment sollte nur von kurzer Dauer sein.
,,Großer Vater! Großer Vater!"
Es war Glûg, der über die Anhöhe herauf geeilt kam und den inniglichen Kuss der beiden Liebenden unterbrach.
Erschrocken löste Salviya sich aus den Armen des Ork-Fürsten und wich einen Schritt zurück.
Verlegen, dass der Ork sie in diesem intimen Moment erwischt hatte, starrte sie zu Boden.
Im Gegensatz zu Adar, der den Störenfried böse anfunkelte, während dieser auf ihn zugehetzt kam.
Adar liebte seinen "Sohn" aufrichtig und kümmerte sich immer gerne um dessen Belange, doch gerade war dieser ihm so unerwünscht wie ein Furunkel am Hintern.
,,Was soll das, Glûg? Ich habe ausdrücklich angeordnet, dass ich hier oben nicht gestört werden will!", blaffte er den Ork an, der keuchend vor ihm stehen blieb.
Glûg, dem der Kuss der beiden nicht unentdeckt blieb und dem es peinlich war, den Lord Vater in so einem privaten Moment zu stören, senkte beschämt den Kopf.
,,Verzeiht, großer Vater. Ich wollte nicht stören, aber die Umstände erfordern es."
Der Ork, der für die Istari zwar große Sympathie hegte, aber nicht nachvollziehen konnte, was der große Vater an dieser, aus seiner Sicht, hässlichen Menschenfrau fand, schielte kurz zu Salviya, ehe er verständnislos mit den Schultern zuckte und dem Lord Vater Bericht erstattete.
Glûg erzählte, dass drei ihrer Grenzwächter mit einem gefangenen Elben ins Lager zurück gekehrt waren.
Desweiteren berichtete er, dass die Grenzer, die einen recht abgekämpften Eindruck machten, um eine sofortige Unterredung mit dem Lord Vater baten, weswegen Glûg hierher gekommen war, um den großen Vater zu holen.
,,Ich komme.", nickte Adar, der Übles vermutete, da die Grenzwächter ihre Posten für gewöhnlich nicht verließen.
Er bedauerte es sehr sein Rendezvous mit seinem Salbeimädchen unterbrechen zu müssen, doch diese Angelegenheit hatte leider vorrang.
,,Die Pflicht ruft.", wandte er sich an Salviya, der er die Hand reichte.
Mit Glûg im Schlepptau und seiner Angebeteten an der Hand, stieg der Ork-Fürst die Anhöhe hinab.
Flotten Schrittes durchquerte er das Lager, bis er an seiner Hütte angekommen war, wo die drei Grenzwächter mit ihrem Gefangenen warteten.
,,Was ist geschehen? Warum habt ihr euren Posten verlassen?", fragte Adar den Anführer der Ork-Wächter, während er Salviya's Hand losließ.
,,Eine Schar Elben griff unseren Grenzposten an. Sie töteten alle der Unseren und nahmen die Grenzfestung ein. Wir drei hier sind die einzigen Überlebenden. Uns gelang die Flucht, dabei ging uns der hier ins Netz."
Der angeschlagene Ork-Wächter deutete auf einen gefesselten Elben, welcher neben ihm am Boden kniete.
,,Wir ließen diesen Hundesohn am Leben, weil wir dachten, dass ihr ihn vielleicht verhören wollt, großer Vater."
,,Und ob!", knurrte Adar, erzürnt darüber, dass die elbischen Eindringlinge soviele seiner geliebten Uruk getötet hatten.
Der Morindor, der doch nur in Frieden mit seinen "Kinder" leben wollte, zog seinen Dolch.
Kraftvoll packte er den blonden Elben am Kragen und zog diesen auf die Beine.
,,Pedich, a na-chennin le i naid bain!", (Rede, und ich gewähre dir einen schnellen Tod!) wandte er sich mit ruhiger Stimme an den Elben, dem er drohend die Klingenspitze an den Hals hielt.
,,Mí nín natha, manen ef achen i venyassel úrë. Man raith Gil-galad?" (Wir haben euch nichts getan, warum greift ihr unsere Grenzposten an? Was hat Gil-galad vor?)
,,N'atha an le na im, orc gollor!", (Ich sage dir gar nichts, du dreckiger Ork!) erwiderte der blonde Elb, der dem Ork-Fürsten verächtlich in die Augen sah.
Adar hatte damit gerechnet, dass der stolze Elbenkrieger ihm nichts sagen würde - Er hätte es an dessen Stelle auch nicht getan.
Doch abgesehen davon, brauchte der kluge Morindor auch keine Antwort.
Er wusste auch so, dass es sich um einen größeren Spähtrupp handelte, welchen der hohe Elbenkönig geschickt hatte.
Der Trupp sollte die ork'sche Grenzfestung einnehmen und von dort aus die Gegend erkunden, sowie sich einen Überblick über Adar's Truppenstärke verschaffen.
Anhand dieser taktischen Informationen, wäre es für König Gil-galad ein Kinderspiel, ein Heer auf die Beine zu stellen das groß genug wäre, um Mordor zu stürmen.
Und das durfte auf keinen Fall passieren!
Adar musste seine Grenzposten zurück erobern und die elbischen Späher vernichten, damit diese keine Informationen an den Elbenkönig weitergeben konnten.
Der Ork-Fürst war es leid zu töten, doch wenn es um das Leben seiner "Kinder" ging, kannte er kein Pardon.
Mit kaltblütigem Blick sah er dem Mörder seiner Schützlinge in die Augen.
,,Elen i Uruk!" (Es heißt Uruk!)
Gnadenlos bohrte er seinen Dolch in den Hals des Elbenkriegers, dessen Augen sich entsetzt weiteten.
Achtlos ließ er den gurgelnden Elben los, welcher seinen blutenden Hals umklammerte, bevor er auf den Boden sackte und dort sein Leben aushauchte.
Ein gellender Schrei erregte die Aufmerksamkeit des Ork-Fürsten.
Es war Salviya, die geschockt auf den blutüberströmten Leichnahm starrte, ehe sie ihren entsetzten Blick auf Adar richtete.
,,Wie, wie konntet ihr nur?", stammelte die erschütterte Frau, die nicht glauben konnte, dass der Morindor, der sie eben noch so liebevoll geküsst hatte, vor ihren Augen einen Elben auf so grauenhafte Weise tötete.
Tränen sammelten sich in Salviya's Augen, die Adar den Rücken kehrte und zu ihrer Hütte eilte.
Mehr denn je fühlte sie sich wie eine Gefangene - Eine Gefangene ihrer eigenen Gefühle.
Reue überkam den Ork-Fürsten, der seinem Salbeimädchen wehmütig hinterher sah.
Adar bereute nicht den Mörder seiner "Kinder" getötet zu haben, aber er bereute bitterlich, es vor Salviya's Augen getan zu haben, deren vorwurfsvoller Blick sich wie ein Pfeil in sein Herz gebohrt hatte.
Beschämt senkte er den Kopf, weil er wusste, dass sie ihn mehr denn je für einen Schlächter halten würde.
Doch genau das war er - Ein Schlächter, der zum Wohle seiner "Kinder" über Leichen ging.
Doch jetzt war nicht die Zeit sich darüber zu grämen.
Jetzt war die Zeit zu handeln, um das zu tun was getan werden musste.
,,Mork! Stell einen bewaffneten Großtrupp zusammen! Wir brechen im Morgengrauen auf.", wies Adar den kräftig gebauten Ork an, nachdem er diesen herbei gewunken hatte.
Sofort machte Mork sich auf, um den Befehl des Lord Vaters auszuführen.
,,Sohn! Du bleibst hier und kümmerst dich um die Istari solange ich weg bin. Halte Waldreg von ihr fern, ich traue ihm nicht. Sollte er ihr auch nur ein Haar krümmen, verfütterst du ihn an die Warge. Hast du mich verstanden?", wandte Adar sich im Anschluss an Glûg.
,,Aber..."
Der hochgewachsene Ork, der für gewöhnlich immer an der Seite des Lord Vaters kämpfte, wollte widersprechen, wurde aber von diesem unterbrochen.
,,Du musst das für mich tun, Glûg. Ich will sie in guten Händen wissen. Und noch etwas, sollte mir etwas zustoßen, gibst du ihr die Freiheit und bringst sie an einen sicheren Ort."
Nachdrücklich packte Adar seinen Schützling an dessen Unterarmen.
,,Versprich es mir!"
Glûg, der dem eindringlichen Blick des Lord Vaters nichts entgegen zu setzen hatte, nickte resignierend.
,,Wie ihr wünscht, großer Vater. Ich verspreche es."
Dankend klopfte Adar Glûg auf dessen Schultern, ehe er sich in seine Hütte begab, um sich zum Aufbruch zu rüsten.
*EIN PAAR STUNDEN SPÄTER*
Ihre Arme um die angezogenen Beine geschlungen, saß Salviya auf ihrem Bett und versuchte das Emotionschaos, welches seit Stunden in ihr wütete, unter Kontrolle zu bringen.
Ihre Gefühle für Adar waren unbestritten und dennoch, oder gerade deswegen, hasste sie ihn für das was er getan hatte.
Doch noch mehr hasste sie sich selbst, dafür, dass sie ihn liebte - Ihn, einen kaltblütigen Herrscher, der nicht einmal davor zurück schreckte jemanden zu töten wenn sie dabei stand.
Doch wäre seine Tat weniger grausam gewesen, wenn er sie zuvor weggeschickt hätte? - Nein!
,,Er ist rau, doch er hat ein gutes Herz, und das weißt du auch. Du darfst ihn nicht verurteilen, Liebes."
Meldete sich Salviya's Mutter in ihrem Kopf.
,,Er hat einen Elben getötet, vor meinen Augen!", antwortete die aufgebrachte Frau, die wütend gen Himmel blickte.
,,Aus seiner Sicht hat er das Richtige getan. Du würdest an seiner Stelle genauso reagieren, wenn es um das Leben derer geht, die du liebst. Jeder würde das. Ich hätte es auch getan, wenn dir jemand etwas zu Leide getan hätte.", erwiderte die sanfte Stimme ihrer toten Mutter.
,,Hör auf ihn in Schutz zu nehmen, Mama, und lass mich jetzt bitte in Ruhe! Ich will jetzt nicht darüber diskutieren!", fauchte die halsstarrige Istari, die viel zu stolz war zuzugeben, dass ihre Mutter recht hatte.
Energisch schüttelte sie den Kopf, um die Stimme ihrer Mutter aus ihren Gedanken zu verbannen.
Ein Klopfen an ihre Tür erregte Salviya's Aufmerksamkeit.
,,Geht! Ich habe euch nichts zu sagen.", rief die zerwühlte Frau, die sich denken konnte wer vor ihrer Tür stand.
,,Ich wollte mich nur verabschieden.", ertönte Adar's raue Stimme von draußen.
,,Verabschieden? Was meint er mit verabschieden?", fragte sich die Rothaarige, die sich einen Ruck gab und zögerlich die Tür öffnete.
Im Zwielicht der Morgendämmerung musterte sie den Ork-Fürsten, der in seinen Harnisch, sowie einen langen Waffenrock gekleidet war.
Sein Schwert, welches er an der Hüfte trug, ließ Salviya nichts Gutes vermuten.
Genauso wie der, mit Stacheln versehene, Metallhandschuh, welcher seine linke Hand zierte.
,,Ich, ich muss für eine Weile weg. Die Elben haben unseren Grenzposten besetzt, wie ihr ja vernommen habt. Ich muss zusehen diesen wieder unter meine Kontrolle zu bringen, da uns sonst ein Krieg mit den Elben droht. Ich lasse Glûg hier, er wird sich um euch kümmern solange ich weg bin.", stammelte Adar, der es kaum ertragen konnte, dass sein Salbeimädchen wütend auf ihn war.
Reuevoll trat er einen Schritt auf seine Angebetete zu.
,,Salviya, es tut mir leid. Ich, ich wollte nicht, dass ihr das..."
Die Tür, die ihm die starrsinnige Frau vor der Nase zuschlug, ließ Adar verstummen.
Betreten senkte der Ork-Fürst den Kopf, ehe er kehrt machte und zu seiner Truppe marschierte, die schon auf ihn wartete.
Schweren Herzens verließ Adar das Lager, ohne zu wissen, dass seine hartnäckige Angebete sich gerade die Augen in ihrer Hütte ausweinte.
Nicht weil sie ihn im Moment hasste und wütend auf ihn war, sondern aus Angst ihn zu verlieren.
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