⚔️KAPITEL 1⚔️
***GEGENWART; ZWEITES ZEITALTER***
*DIE SÜDLANDE*
Missmutig sah Salviya in den grauen, trüben Himmel, welcher sich über die Südlande erstreckte.
Seit dem Vulkanausbruch des Orodruin, vor einigen Wochen, hatten sich zwar die Aschewolken gelegt, aber es lag noch immer genug Feinstaub in der Luft, welcher die Sonne gänzlich abschottete.
Das fehlende Sonnenlicht wirkte sich auch auf die Pflanzen aus, welche zusehends verkümmerten.
Alles was einst grün und gut war verging, nur der Tod nicht, der gedieh prächtig in dieser Hölle, zu der die Südlande verkommen waren.
Seufzend richtete die Heilerin ihre hellgrünen Augen auf ihren Kräutergarten, welcher nur noch aus welkem Grünzeug bestand.
Womit sollte sie in Zukunft ihre heilenden Tinkturen und Salben zur Behandlung ihrer Klienten herstellen, wenn sie keine Kräuter mehr hatte?
Doch diese Frage erübrigte sich, weil ohnehin keine Patienten mehr zu ihr kamen, welche ihrer Heilkunst bedurften.
Viele Menschen wurden von Adar's Orkschergen geholt, um dem selbsternannten Herrn von Mordor als Sklaven zu dienen.
Diejenigen, die sich weigerten das Knie vor ihm zu beugen, ließ der Ork-Herrscher töten.
Die wenigen Menschen, welche noch nicht unter Adar's Peitsche standen und noch lebten, verließen fluchtartig die Südlande, um irgendwo anders neu anzufangen.
Salviya war bewusst, dass sie hier keine Zukunft mehr hatte und ebenfalls so schnell wie möglich das Weite suchen sollte, wenn sie nicht als Adar's Sklavin enden wollte.
Und dennoch fiel es ihr schwer ihrer Heimat den Rücken zu kehren.
Sie war hier aufgewachsen und hing an ihrem kleinen Holzhäuschen, welches einst ihre längst verstorbenen Eltern mit eigenen Händen erbaut hatten.
Ihr Vater, der Jäger war, hatte seiner Tochter alles übers Jagen beigebracht und mit den Jahren wurde aus Salviya eine bemerkenswerte Bogenschützin.
Von ihrer Mutter, einer weisen Kräuterhexe, hatte sie die Kunst des Heilens erlernt.
Ja, Salviya's Eltern hatten ihrer Tochter nur das Beste mitgegeben und es glich einem Verrat an ihnen, wenn sie jetzt einfach alles zurück lassen würde.
Doch die hübsche Heilerin hatte keine andere Wahl mehr, sie musste gehen und woanders einen Neuanfang wagen, denn hier gab es nur noch Tod und Verderben.
Sie ging in ihr Häuschen und holte einen ledernen Reiserucksack aus dem Schrank.
In diesen packte sie eine Garnitur Wechselkleidung und ihre wichtigsten Heilkräuter, welche sie in kleine Leinensäckchen umfüllte.
Ihre persönlichen Habseligkeiten durften natürlich auch nicht fehlen.
Genauso wenig wie Reiseproviant, den sie ganz oben im Rucksack verstaute.
Geschwind wechselte sie ihr bodenlanges Alltagskleid gegen ein wadenlanges, waldgrünes Jagdkleid, welches aus robustem Lodenstoff bestand.
Dazu ihre strapazierfähigen Wildlederstiefel und ihren ledernen Allzweckgürtel, an dem sie ihr Jagdmesser, sowie eine kleine Kräutersichel befestigte.
Sie schulterte ihren Rucksack und holte ihren kostbarsten Besitz, den Jagdbogen ihres verstorbenen Vaters, von der Wand.
Diesen, sowie einem Köcher samt Pfeilen, hing sie sich ebenfalls über die Schulter.
Zum Schluss streute die Heilerin sich getrockneten Salbei ins Haar und zeichnete sich mit dem Finger ein Pentagramm auf die Stirn - Ein kleines Schutzritual, das sie von ihrer Mutter übernommen hatte, die ihrem Ehemann, sowie ihrem Töchterchen jedesmal Salbei ins Haar streute wenn diese das Haus verließen, damit sie wohlbehalten Nachhause zurück kehrten.
Bevor Salviya vor die Tür trat, streifte sie sich ihren braunen Umhang über und verbarg ihre auffälligen fuchsroten Haare unter dessen Kapuze.
,,Leb wohl, Häuschen.", flüsterte die hübsche Frau, die mit wehmütigem Blick ein letztes Mal ihr geliebtes Heim betrachtete.
Schweren Herzens, betrat sie den angrenzenden Wald, um sich auf dem dort durchlaufenden Weg in Richtung Elbenlande aufzumachen.
Mit etwas Glück, würde sie auf dem Weg dorthin vielleicht auf andere Flüchtlinge treffen, welchen sie sich eine Weile anschließen konnte.
Einen halben Tag war Salviya schon auf dem Waldweg unterwegs, als sie plötzlich Stimmen vernehmen konnte.
In der Hoffnung, dass es sich um Reisende handelte, verließ sie den Pfad und lief in die Richtung, aus der die Laute kamen.
Erschrocken blieb die Heilerin stehen, als sie erkennen konnte zu wem die Stimmen gehörten.
,,Orks!"
Entsetzt starrte Salviya auf die sechs hässlichen Kreaturen, die in ein paar Metern Entfernung vor ihr standen und, über was auch immer, lauthals miteinander diskutierten.
Noch hatten die zankenden Orks sie nicht bemerkt, doch das konnte sich jeden Moment ändern - Nur ein Blick in ihre Richtung und sie wäre geliefert.
Panik breitete sich in jeder Faser, jeder Zelle der zierlichen Frau aus, die um keinen Preis von Adar's grausamen Schergen gesehen werden wollte.
Die Ork-Rotte im Auge behaltend, zog sie ihren Bogen von der Schulter und tastete nach einem Pfeil, welchen sie in den Bogen legte.
Auf leisen Sohlen, wich Salviya Schritt für Schritt zurück, um hinter dem nächstbesten Baum in Deckung zu gehen.
Unbeabsichtigt trat sie dabei auf einen morschen Ast, der knackend entzwei brach.
Ihre Hoffnung, dass die streitenden Orks das Knacken vielleicht überhört hatten, zerstreuten sich augenblicklich, als eines dieser Ungetüme lauschend den Kopf in ihre Richtung drehte.
,,Menschenfleisch!", grunzte der Ork, der mit seiner klauenbesetzten Hand auf die Bogenschützin deutete.
Sofort unterbrachen die fünf anderen ihren Zwist und sahen ebenfalls zu der, wie zur Salzsäule erstarrten, Menschenfrau.
,,Ergreift sie!", rief der augenscheinliche Anführer der Gruppe, dessen hässlichen Kopf eine schwarze, eng anliegende Haube zierte.
Johlend setzte sich die Meute in Bewegung, um das auserkorene Opfer zu fangen.
Starr vor Schreck, stand die Rothaarige wie angewurzelt da - Die Angst vor den herannahenden Orks lähmte sie regelrecht.
,,Tu etwas, du dumme Gans, lauf! Oder willst du, dass sie dich erwischen?", tadelte sich die Bogenschützin, die endlich aus ihrer Schockstarre erwachte.
Anmutig hob sie ihren Bogen und spannte kraftvoll den vorbereiteten Pfeil, während sie eines dieser Scheusale ins Visier nahm.
Surrend schoss der Pfeil durch die Luft, ehe dieser sich in den Hals eines herannahenden Orks bohrte, der röchelnd zusammen sackte.
Salviya hatte keine Zeit mehr sich über ihren Treffer zu freuen.
Blitzschnell drehte sie sich um und rannte, so schnell ihre Beine sie trugen, vor ihren Häschern davon, welche gröhlend die Verfolgung aufnahmen.
Haken schlagend wie ein Hase, spurtete Salviya durch den holprigen Wald und verlor immer mehr die Orientierung.
Doch das war ihr gleich - sie musste ihren Verfolgern entkommen, die sie entweder sofort töten oder an ihren finsteren Gebieter ausliefern würden.
Allmählich wurde das Gegröle der Orks immer leiser und Salviya riskierte einen Blick nach hinten, während sie blindlings weiter rannte.
Erleichtert stellte sie fest, dass der Abstand zwischen ihr und ihren Häschern immer größer wurde - gleich, gleich würde sie die Orks abgehängt haben.
Die Flüchtende drehte ihren Kopf wieder nach vorne und bemerkte schockiert den steilen Abhang, welcher unmittelbar vor ihr auftauchte.
Sie wollte noch stehen bleiben, doch es war zu spät.
In vollem Lauf, stolperte sie die Böschung hinunter, ehe sie zu Fall kam und sich mehrfach überschlug.
Stöhnend vor Schmerz, landete sie unsanft auf ihrem Rucksack.
Flimmernde Sterne tanzten vor Salviya's Augen, die kurz davor stand das Bewusstsein zu verlieren.
Doch das durfte sie nicht, sie durfte sich nicht der Ohnmacht hingeben - waren ihr doch noch diese widerlichen Kreaturen auf den Fersen.
Ihre Schmerzen ausblendend, versuchte die Heilerin sich aufzurappeln, als ihr plötzlich ein schmutziger Stiefel auf die Brust trat und sie unsanft zurück auf den Boden drückte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro