// Thirty-one //
>> 3 Doors Down - Kryptonite
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"Moment mal, ich glaube ich habe etwas gehört." Nur am Rand nehme ich wahr, wie Harry sich mit langsamen Schritten auf mich zu bewegt.
"Süße? Was machst du hier?", fragt er mich vorsichtig. Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, wendet er sich erneut an Ron: "Ich muss auf legen, Abigail ist wach geworden. Ja, wir telefonieren morgen. Nein, sag Niall noch nichts, das soll sie selbst entscheiden."
Er legt das Handy zur Seite und geht neben mir in die Hocke.
Seine große Hand platziert er sachte auf meiner Schulter.
"Ich dachte du schläfst." Besorgt sehen mich die grüne Augen an. Ich weiche diesen aus. Es schmerzt zu sehr. Ich habe Angst vor dem, was er mir gleich sagen wird.
"Du bist ganz nass geschwitzt. Hast du schlecht geträumt?", versucht er eine Antwort von mir zu bekommen.
Enttäuscht darüber, dass ich ihm nicht antworte, lässt er die Luft aus seinen Lungen entweichen. Ich frage mich, warum er mich hinhält? Warum er es uns so schwer macht?
Ich schüttle seine Hand ab und stehe auf. Versuche mich so gerade wie möglich vor ihm aufzubauen. Ich möchte Stärke beweisen, auch wenn von dieser im Moment nicht viel vorhanden ist.
"Sag es mir doch einfach. Sag, dass du Schluß machen willst." Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, als ich ihm diese Worte förmlich vor die Füße spuke.
Verwirrt zieht er seine Augenbrauen zusammen.
"Aber warum sollte ich das sagen?" Er kommt eine Schritt auf mich zu. Möchte die Distanz zwischen uns überbrücken. Ich will das nicht und gehe eine Schritt zurück, nur um direkt die Wand in meinem Rücken zu spüren. Die grünen Augen sehen mich traurig an, unsicher bleibt Harry stehen.
"Warum Abigail?" Er sieht zum Boden.
"Warum? Du fragst mich wirklich warum? Ich habe doch gehört, wie du zu Ron gesagt hast, dass du es beenden musst", schreie ich ihn wütend an.
In meinem Innern spielt alles verrückt. Es ist zu viel für mich heute. Ich erkenne mich selbst kaum noch wieder.
"Das hast du missverstanden", versucht er sich zu erklären, hebt wieder seinen Kopf. Der Dunkelhaarige hält mir seine Hand entgegen. Achtlos sehe ich weg.
"Was gibt es da misszuverstehen?"
Er will nicht mit einem Ex-Junkie zusammen sein. Schon der Alptraum von vorhin hat mir das deutlich vor Augen geführt. Noch immer sehe ich diesen angewiderten Blick, welchen er mir zu geworfen hat, bevor er sich im Traum wegdrehte und verschwunden ist.
"Einiges, wie mir scheint." Ohne auf meine Abwehrhaltung zu achten, zieht Harry mich in eine Umarmung. Legt schützend seine Arme um meinen steifen Körper. Auch wenn ich es nicht sollte genieße ich diese Geste. Seine Wärme und der Duft lasse mich immer wieder aufs Neue besser fühlen.
"Ich liebe dich. Das werde ich immer tun. Ich habe davon gesprochen, dass ich meine Job aufgeben muss, dass ich zusammen mit Ron da raus muss. Wie könnte ich dich aufgeben Abigail? Ohne dich wüsste ich nicht, warum ich noch atmen sollte. Du bist meine Hoffnung und das Licht für mich."
Die Worte gelangen in mein Bewusstsein, aber begreifen kann ich sie dennoch nicht. Habe ich wirklich voreilige Schlüsse gezogen? Normalerweise ist das nicht meine Art. Aber dieser Albtraum hat mich durcheinander gebracht. Ich habe Traum und Wirklichkeit miteinander vermischt.
Glücklich darüber, dass er bei mir blieben möchte, erwidere ich die Umarmung. Minutenlang stehen wir einfach nur da und halten uns gegenseitig fest. Wir sind still. Das Einzige, was ich höre ist sein Herz, welches bedächtig in seiner Brust schlägt. Im gleichen Takt wie meins.
Zusammen gehen wir zurück ins Schlafzimmer. Ich tausche den durchgeschwitzten Pullover von Harry gegen ein saubere Oberteil, bevor ich mich wieder zu ihm ins Bett lege.
Schützend hält er mich in seinen Armen. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen kann, weiß ich, dass er wach ist. Es quälen ihn vermutlich unendlich viele Fragen, aber er traut sich nicht mir diese zu stellen. Die Antworten bin ich ihm schuldig. Er hat heute bewiesen, dass er für mich da ist. In jeder Situation.
Noch einmal fülle ich meine Lunge mit Luft, bevor ich den Mut fasse und den ersten Schritt auf ihn zu mache.
"Frag mich alles was du willst. Ich beantworte dir jede Frage. Ich möchte, dass du alles weißt", fordere ich ihn auf.
Mit dem Ohr auf seinem Brustkorb höre ich, wie er schluckt, bevor er seine erste Frage stellt.
"Wie hast du es geschafft aufzuhören?"
Perplex ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Ich habe mit vielen Fragen gerechnet. Er hätte mich fragen können, was ich alles probiert habe, wie ich an den Stoff gekommen bin, was mein Dad dazu sagt? Doch der Dunkelhaarige will einfach nur wissen, wie ich aufhören konnte. Die Wenigsten würden diese Frage zu erst stellen. Die meisten wollen wissen, wie es ist high zu sein. Wie sich der Rausch anfühlt, ob man auch heute noch das Verlagen danach hat? All das scheint ihn vordergründig nicht zu interessieren.
"Ich war in einem geschlossenen Entzug", antworte ich ehrlich.
Behutsam streicht er über meine Schulter. Seine warmen Finger lassen mich spüren, wie kalt mir ist. Auch Harry scheint dies zu bemerken und zieht die Decke bis über meine Arme. Augenblicklich weicht die Kälte.
"Was hat dich dazu veranlasst, diesen Schritt zu gehen? Wann hast du verstanden, dass du Hilfe benötigst?", stellt er seine nächste Frage.
Ich schüttle den Kopf. "Hab ich nicht. Ich bin damals fast an einer Überdosis verreckt und trotzdem habe ich nicht eingesehen, dass ich einen Entzug nötig habe. Ich war noch nicht an diesem Punkt, wo mir bewusst war, dass ich Hilfe benötige."
Meine rechte Hand schiebe ich unter sein Shirt und lege sie auf seinem Schmetterling ab. Ich möchte ihm einfach so nahe wie möglich sein. Seine Haut ist so angenehm warm, während meine Finger noch immer eiskalt sind. Meine kalten Hände lassen Harry erschrocken die Luft einziehen. Trotzdem unternimmt nichts gegen meine Hand, legt stattdessen seine oberhalb des Stoffes auf meiner ab.
"Hat dein Dad dich also einweisen lassen?", schlussfolgert der junge Mann aus meinen Erzählung. Mit einem Nicken bestätige ich seine Aussage, ergänze sie um das Detail, dass mein Vater erneut die Vormundschaft für seine damals 19 Jahre alte Tochter richterlich eingeklagt hat.
"Du muss ihn dafür gehasst haben."
"Ich habe ihn verachtet. Aber heute bin ich ihm dankbar, dass er nicht weggesehen hat. Dass er die Zeichen richtig gedeutet hat, auch wenn es fast zu spät gewesen wäre. Ich hätte es nie alleine da raus geschafft."
"Wie genau bist du da rein geraten?"
"Mein Ex. Er hat mir gesagt hier probier die Pillen, die machen dich locker. Die helfen dir die Scheiße zu Hause zu vergessen. Also habe ich es genommen und am Anfang haben sie geholfen. Wie gut sie mir geholfen habe. Ich war in einem permanenten Rauschzustand. Es ging alles so schnell. Ich glaube schon nach einem halben Jahr habe ich so tief drin gesteckt, dass ich nicht mehr alleine rausgekommen wäre. Der Idiot war natürlich als erstes von der Bildfläche verschwunden. Meine Freunde haben sich abgewendet. Mein Dad war mit der finalen Pflege meiner Mum beschäftigt. Aus diesem Grund hat er zuerst auch meine Lügen nicht durchschaut. Ich hab Dinge getan, für die ich mich so sehr schäme."
Ich stocke, die Erinnerungen sind im Moment so präsent, als wäre es erst gestern gewesen. Mein Herz schlägt unruhig in meiner Brust.
„Ich stand nicht nur am Abgrund, ich bin runter gesprungen und selbst als ich gefallen bin, war es mir nicht bewusst, wie tief ich falle. Der Aufprall war hart und die Verletzungen schwer. Doch selbst da, habe ich es noch weiter versucht die Augen vor der Wahrheit zu verschließen."
Er drückt vorsichtig meine Hand, dessen Fingerspitzen sanft über den Schmetterling streifen.
"Abigail, du musst mir nicht jedes Detail erzählen. Ich weiß was Leute alles tun, um an dieses Zeug zu gelangen."
Ich werde hellhörig. Die Vermutung, dass auch er schon Erfahrungen mit diesen Substanzen gemacht hat, habe ich schon lange.
Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr. Schon als Teenager ist es normal, dass man an einem Joint zieht, nur damit man mitreden kann. Ist man dann alt genug, dass man die ersten Nächte in den Diskotheken durchfeiert, ist es selbstverständlich, dass man alle möglichen Muntermacher angeboten bekommt. Nur die Wenigstens sagen da nein, vor allem wenn es jeder um sie herum auch macht. Redet sich nicht jeder von uns ein, ich bin stark genug, um der Sucht nicht zu verfallen? Ein Mal ist kein Mal?
Hilft es einem dann auch wirklich noch zu vergessen und sich nicht mit dem Elend, den Sorgen und den Problemen um einen herum stellen zu müssen, dann ist es der logische Schritt, dass man immer wieder zugreift. Genau aus diesen Gründen wundert es mich nicht, dass Harry weiß wovon ich spreche.
Trotzdem frage ich ihn: "Woher weißt du das?"
Ein freudloses, spöttisches Lachen verlässt seine Lippen.
"Kannst du dir das nicht denken?", stellt er mir die Gegenfrage.
Doch ich kann es mir denken. Nichtsdestotrotz möchte ich wissen, wie weit seine eigene Erfahrungen reichen. Diese meinen vielleicht ähneln.
"Wie weit bist du gegangen?", stelle ich meine Frage dieses Mal präziser.
"Ich musste nie besonders weit gehen. Ich habe immer genug Geld gehabt, um mir etwas zu besorgen", antwortet er.
Er tut verbotene Dinge, da ist es nur naheliegend, dass er diese Dinge auch an sich selbst ausprobiert hat.
"Was hast du ausprobiert?" Ich muss wissen, wie weit seine eigenen Erfahrungen mit den verbotenen Stoffen reichen.
Er zuckt mit den Schultern: „Hin und wieder einen Joint zur Entspannung. Natürlich. Wenn ich feiern war, oder fit sein wollte, dann habe ich auch mal eine Pille eingeworfen, ab und zu spielte auch Kokain eine Rolle." Gleichgültig kommt ihm diese Aufzählung über die Lippen. Wir beiden wissen, dass diese Erfahrungen, für viele einfach dazu gehören.
"Du sprichst in der Vergangenheit. Wie lange ist dein letztes Mal her?", hake ich nach. Ich habe in der Zeit, in der wir uns jetzt kennen nichts bemerkt, dass mich hätte vermuten lassen, dass er etwas nimmt.
"Die schlimmen Sache habe ich schon seit einem Jahr nicht mehr genommen. Mein letzter Joint ist circa 4 Wochen her."
Ich atme erleichtert aus. Natürlich ist Marihuana eine Einstiegsdroge, aber es ist mittlerweile sogar in einigen Bundesstaaten legal. Ich kann ihm daraus keinen Vorwurf machen. Es wäre heuchlerisch, wenn gerade ich das tun würde.
Meine Beobachtung, als ich ihn an der Bushaltestelle gesehen habe, rückt wieder in den Vordergrund. Ich hatte sie schon fast vergessen. Aber nun drängt sich mir erneut der Gedanke auf, ob Harry nicht doch mehr mit Drogen zu tun hat, als er zu gibt.
"Ich gehe regelmäßige zu einer Selbsthilfegruppe", erzähle ich ihm.
Er nickt. "Ich weiß." Skeptisch hebe ich meinen Kopf und sehe ihn direkt an. Meine Hand lässt den Schmetterling alleine zurück.
"Woher weißt du es?"
Ein Schmunzeln lässt seine angestrengten Gesichtszüge weicher werden. "Abigail deine Münze ist sicherlich von diesen Treffen."
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Wie konnte ich nur einen kurzen Moment glauben, dass er es aus einem anderen Grund wissen muss.
„Stimmt." Auch ich muss schmunzeln. Trotzdem möchte ich wissen, was er da gemacht hat.
"Ich habe dich Anfang der Woche dort gesehen. Das war der Tag, an dem ich abends für uns gekocht habe", gestehe ich ihm.
Seine grünen Augen mustern mich skeptisch. "Bei dem Treffen?"
„Nein, nicht bei dem Treffen. Danach. Ich habe auf den Bus gewartet und auf der anderen Straßenseite, da standest du mit einem Typen und naja du sahst wütend aus."
Ich sehe ihn an, warte auf eine Reaktion. Noch immer erwidert er einfach nur Blick, lediglich die Skepsis ist aus diesem verschwunden.
"Was hast du da gemacht?" Abwartend sehe ich ihn an. Ich habe Angst vor der Antwort. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn er mir gesteht, dass er ein Dealer, oder ähnliches ist.
"Das habe ich dir doch gesagt, ich hatte etwas zu klären. Der Typ, den du da mit mir gesehen hast. Der hat Probleme gemacht und ich habe ihn dort getroffen, um ihm zu verdeutlichen, dass es so nicht geht."
Ich bin nicht zufrieden mit der Antwort und dieses Mal werde ich nicht nachgeben. Ich muss wissen, was er dort genau gesucht hat.
"Dealst du mit Drogen?" Ich schaue ihm in die Augen, welche meinem Blick standhalten.
"Nein", antwortet er, während er weiterhin seine grünen Augen in meine blauen starren.
Ich nicke, ziehe ihn in eine Umarmung. "Ich musste dich das fragen", versuche ich zu erklären.
"Ich weiß."
Seine Händen graben sich in meine dunklen Haare. Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn an. Dieses Mal nicht in seine Augen, sondern auf seine Lippen.
Unsicher, ob er mich noch immer so sieht wie vorher. Nachdem er weiß, was ich früher war, frage ich ihn: "Darf ich dich küssen?"
Er zeigt seine Grübchen. Als Antwort drückt er seine weichen Lippen auf meine. Führt seine freie Hand an meine Wange, streichelt zärtlich über meine Haut.
Dort wo er mich berührt bleibt eine Hitze zurück. Diese Art von Hitze, die ich nur bei ihm spüren kann. Mein Herz schlägt schneller. Mein Körper reagiert nur auf diesen Mann. Nur er löst dieses Kribbeln aus. Ich bezweifle, dass es sich jemals ändern wird.
Das es noch einen anderen Mann gibt, der diese Reaktionen in mir auslösen kann.
Seine Zunge streift über meine Lippen und ich antworte ihr. Alle die Liebe, welche ich für ihn empfinde, lege ich in den Kuss. Er erwidert dies.
Ich löse mich von ihm. "Wir müssen einen Weg finden, damit wir endlich unbeschwert zusammen glücklich sein können."
Es ist nicht nötig, dass ich mehr ins Detail gehe. Wir wissen Beide worüber ich spreche.
"Zusammen", wiederholt er lächelnd, verbindet unsere Lippen ein weiteres Mal für einen Kuss.
"Ich liebe dich."
Behutsam streift er mir meine Haare aus dem Gesicht. Hingebungsvoll sehen die grünen Augen mich an. "Das werde ich immer tun. Nie wird es eine Andere sein."
Die Hoffnung, dass wir es zusammen schaffen können glücklich zu sein, habe ich noch immer.
Die Hoffnung stirbt zu letzt, nicht wahr?
Und an den Rest, wo kommt ihr so her?
Die begabte juleemi2301 hat ein Bild gezeichnet. Es ist nicht direkt Abby, da sie es schon vorher gezeichnet hat (böse Vorahnung?) und doch passt es perfekt zu Abby im letzten Kapitel, sagt sie und sie hat recht. Ausserdem hat sie eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Crazy Nights", veröffentlicht und ich sag euch Harry geht richtig ab in dieser Storie. Ich feier #Hanni ;)
Danke für fast 20.000 Reads! :D
Anni
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