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// Thirty-nine //

„Es ist verboten am Strand zu schlafen, Miss. Ich muss sie bitten umgehend nach Hause zu gehen", ermahnt mich eine männliche Stimme streng.

Ich versuche meine Augen zu öffnen, allerdings hält mich das helle Licht einer Taschenlampe zurück, welche mir direkt ins Gesicht gehalten wird. Mit meiner Hand versuche ich das Licht von meinen Augen abzuschirmen und auszumachen wer mir gegenüber steht. Erfolglos.

„Ich habe nicht geschlafen", gebe ich patzig zurück, „wären sie bitte so freundlich und würde das Licht woanders hinhalten? Ich kann nichts sehen."

Genervt stehe ich aus dem feinen Sand auf. Klopfe diesen von meiner Hose und kann nun dem Mann meine Aufmerksamkeit widmen, nachdem er den Lichtstrahl von mir weg auf den Boden gerichtet hat.

Er ist groß und breit gebaut, trägt einen ordentlich gepflegten Drei-Tage-Bart. Ich erschrecke, als mir bewusst wird, dass er in einer Polizeiuniform vor mir steht, welche ihm eine gewisse Autorität verleiht.

Erneut erhebt der Mann, der nicht viel älter als ich sein kann, das Wort.

„Miss, bei aller Ehre, aber sie könne mir ja viel erzählen. Sind sie eine Prostituierte, oder was haben sie sonst hier alleine im Dunkeln am Strand zu suchen? Oft genug muss ich Kolleginnen von dir ermahnen", erklärt er mir gelassen.

Die Worte gelangen unfassbar schnell über seine Lippen, so dass ich aufmerksam zu hören muss, um ihm folgen zu können. Sein britischer Akzent sorgt dafür, dass er schon fast etwas herablassend klingt, auch wenn er es sicherlich nicht so meint. Der junge Polizist muss Verwandte in England haben, anders kann ich mir nicht erklären, wo dieser Akzent sonst her kommt. Vielleicht ausgewandert? Eigentlich ist es auch egal. Er schaltet die Taschenlampe aus und macht einen Schritt auf mich zu.

Empört sehe ich ihn an.

„Was fällt ihnen ein Officer", ich sehe auf das Namensschild, welches an seine Uniform gepinnt ist, „Payne", lese ich laut vor.

Ich sehe nach oben in sein Gesicht, die braunen Augen mustern mich, skeptisch zieht er eine Augenbraue in die Höhe.

„Ich bin kein Nutte. Ich bin einfach nur hier her gekommen, um in Ruhe nachdenken zu können", erkläre ich ihm weiter.

Verschränke beleidigt meine Arme vor der Brust. Ich fühle mich gekränkt, dass er mich für eine von diesen Frauen hält.

Seine gestrafften Schultern verlieren etwas an Haltung, beschämt lässt er seinen Kopf hängen. Aus dieser Reaktion schließe ich, dass er den Job vermutlich noch nicht lange macht, da er so schnell aufzugeben scheint.

„Es tut mir leid Miss, sollte ich sie beleidigt haben", beginnt er sich zu entschuldigen.

„Haben sie", falle ich ihm ins Wort.

Mein Verhalten ist unhöflich, aber das ist mir im Moment egal. Es ist ja auch nicht besonders nett von ihm, dass er mich als eine dieser leichten Mädchen betitelt.

„Okay, es tut mir leid. Trotzdem würde ich gerne ihre Papiere sehen."

Er baut sich wieder vor mir auf und hält mir seine ausgestreckte Hand entgegen, in Erwartung, dass ich ihm meinen Ausweis reiche. Seine ausgestreckte Hand ist bis zu den Fingern fast vollständig tätowiert. Ich kann im Halbdunkeln nicht erkennen, was es darstellen soll. Allerdings finde ich es ungewöhnlich, dass ein Polizist solch ein offensichtliches Tattoo trägt.

Sollte ich mir vielleicht erst einmal von ihm die Dienstmarke zeigen lasse? Am Ende ist er gar kein echter Polizist. Ich verwerfe allerdings diesen Gedanken, als mir bewusst wird, dass ich in diesem Moment keine persönlichen Papiere bei mir trage.

Augenblicklich werde ich nervös. Knete meine Hände.

„Ich habe nichts dabei, um mich auszuweisen. Ich bin einfach von zu Hause losgefahren und habe nichts mitgenommen, ausser die Autoschlüssel."

Demonstrativ halte ich meine leeren Hände hoch, um zu verdeutlichen, dass ich nicht mal eine Tasche dabei habe. Ich könnte mich selbst dafür Ohrfeigen, dass ich sie zu Hause liegen gelassen habe.

„So, so. Wer sagt mir, dass sie mich nicht anlügen? Prostitution ist strafbar, das wissen sie sicherlich", argumentiert er und rechtfertigt somit seinen erneuten Vorwurf, ich sei im horizontalen Gewerbe tätig. Die dunklen Augen, ziehen sich zusammen, taxieren mich streng.

„Ich bin keine Nutte", versuche ich ihn noch einmal zu überzeugen.

„Das werden wir oben an meinem Auto überprüfen", antwortet Offizier Payne unbeeindruckt.

„Folgen sie mir bitte."

„Wer sagt denn, dass sie ein echter Polizist sind?"

Seufzend hält er mir seine Dienstmarke unter die Nase. Verdammt, die sieht ziemlich echt aus, obwohl ich nicht weiß woran ich eine Fälschung erkenne könnte. Mit einem überlegenem Lächeln fordert er mich auf den Weg zum Parkplatz einzuschlagen.

Ergeben laufen ich dem breitschultrigen Polizisten hinter her. Mit seinem festen Schuhe ist er wesentlich schneller, auf dem weichen Untergrund als ich es mit meinen leichten Sandalen bin. Immer wieder dreht er sich nach mir um, bedeutet mir mit einer Bewegung seiner Hand, dass ich schneller laufen soll.

Ich ärgere mich, dass ich nicht gleich, nachdem ich mit Harry das Gespräch beendet habe, zurück zum Auto gegangen bin. Dann wäre mir dieses Spektakel erspart geblieben. Dieser ganze Ausflug ist eine einzige Katastrophe.

„So, wie ist denn ihr Name?", fragt er mich, als wir an seinem Streifenwagen angekommen sind.

Nun, da ich direkt neben seinem Polizeiwagen stehe, hege ich keine Zweifel mehr daran, dass er wirklich im Dienste des Staates steht.

Ich gebe ihm meine Daten durch, welche er in den Computer, in seinem Auto eintippt. Da er keine weiteren Einträge zu meinen Namen finden kann, ist er wieder etwas umgänglicher. Ich bin froh, dass ich trotz meiner Vergangenheit niemals mit der Polizei in Konflikt geraten bin. Hätte dieser Officer Payne, gelesen, dass ich früher abhängig war, hätte ich ihn wohl nie davon überzeugen können, dass ich nicht die bin, für die er mich hält.

Mit seinem Finger deutet er auf die gelbe Zitrone. Niall's Wagen ist natürlich um diese Uhrzeit das einzige Auto auf dem Parkplatz.

„Ist das ihrer?", fragt er mich skeptisch. Ich nicke nur.

„Warum kann ich dann dem Computer entnehmen, dass dieser Wagen einem gewissen Niall Horan gehört?" Er schielt auf seinen Bildschirm, um sicher zu gehen, dass er keinen falschen Namen nennt.

Ich erkläre ihm, dass dieses Auto meinem besten Freund gehört und ich ihn mir ausgeliehen habe. Noch immer kann ich in seinem Blick die offensichtliche Skepsis erkennen, die meine Erklärungen in ihm hervorrufen. Na toll, er glaubt mir zwar, dass ich keine Nutte bin, aber dafür hält er mich nun für eine Autodiebin. Was fast noch schlimmer ist. Ich gebe nicht nach und sehe ihn ebenfalls unvermindert an. Da ich nichts zu verbergen habe, brauch ich mich auch nicht von ihm einschüchtern lassen.

Das Funkgerät an seiner Brust beginnt zu knacken und eine männliche Stimme meldet sich zur Wort.

„Ey Liam, wie siehts aus, Kaffeepause in ner halben Stunde bei Rosie im Diner?"

Ohne den Blick von mir abzuwenden greift dieser Liam, ich vermute das ist sein Vorname, nach dem Funkgerät und antwortet.

„Ich muss vorher noch jemanden nach Hause begleiten und etwas überprüfen."

Ich rolle mit den Augen, versuche diese Geste nicht einmal zu verstecken. Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Ich bin erwachsen und werde wohl, wie es aussieht, heute Abend, von der Polizei zu meinem Dad gebracht.

„Okay, brauchst du Verstärkung?", erkundigte sich die Person am anderen Ende der Funkleitung.

Die braunen Augen des Officer's ruhen kurz auf mir, als würde er tatsächlich überlegen, ob er Unterstützung benötigt.

„Nein, ich denke nicht. Ich werde alleine damit fertig."

Der Polizist, mit dem Namen Liam Payne, fordert mich auf, dass ich mit der rollenden Zitrone von Niall vor fahren soll und er mir folgen wird. Natürlich finde ich es merkwürdig, dass er mich alleine fahren lässt, erkläre es mir aber damit, dass er eigentlich nichts gegen mich in der Hand hat.

Zwanzig Minuten später stehe ich, gemeinsam mit Officer Payne an meiner Seite, vor der Haustür meines Vaters. Ich fühle mich, als ob ich beim klauen in der die hiesigen Drogerie erwischt wurde. Die Sirenen des Polizeiautos leuchtet immer wieder rot und blau auf. Erregen so sicherlich die ganze Aufmerksamkeit der Nachbarschaft. Ich kann die neugierigen Blicke, aus den anderen Häuser, förmlich spüren, wie sie sich in meinen Rücken brennen.

Payne klopft kräftig gegen die Tür.

„Mister Jones. Hier ist die Polizei, ich befinde mich in Begleitung ihrer Tochter. Öffnen sie die Tür!", dröhnt seine Stimme neben mir.

Ein wiederholtes Augenrollen meinerseits, kann ich nicht zurückhalten, bevor ich ihn frage, ob dieser Aufwand denn wirklich nötig ist und es nicht gereicht hätte, wenn er die Klingel betätigen würde.

Er zuckt mit den Schultern.

„Um ehrlich zu sein, habe ich gerade viel zu viel Spaß an dem ganzen hier." Seine Mundwinkel zucken kurzen nach oben und die braunen Augen blitzen amüsiert auf.

Verblüfft sehe ich ihn an. Sollte das etwa ein Grinsen sein? Doch bevor ich ihn fragen kann, wird die Tür geöffnet und mein Vater steht völlig aufgelöst vor uns.

„Abigail, was ist passiert? Warum ist die Polizei bei dir?", fragt er mich direkt.

Ich möchte ihm antworten, doch die erhobene Hand, des Officer's neben mir, lässt mich verstummen.

„Ich habe ihre Tochter am Strand aufgegabelt. Alleine. Mit einem Auto, dass ihr offensichtlich nicht gehört."

Die Augen meines Dad's weiten sich, auch er scheint mit dieser Situation überfordert zu sein.

Auf einmal wird die Tür weiter geöffnet und Niall erscheint im Türrahmen.

„Das Auto gehört mir. Sie hat es sich geliehen."

Ich forme mit meinen Lippen ein Danke, welches Niall mit einem Zwinkern in meine Richtung zur Kenntnis nimmt.

„Sie sind also Mister Niall Horan?", schlussfolgert der Polizist. Mit einem Nicken bestätigt mein bester Freund dessen Vermutung.

Nun melde auch ich mich wieder zu Wort.

„Also Officer Payne, wie sie sehen ist meine Geschichte wahr. Sind wir dann hier fertig?"

Der Angesprochene möchte gerade antworten, wird aber wieder einmal von seinem Funkgerät unterbrochen.

„Payne, willst du auch ein paar Pfannkuchen mit Preiselbeeren, wenn du endlich hier bist?", fragt die bekannte Stimme von vorhin.

Mein Vater, Niall und ich sehen verwundert zu dem Polizisten. Er bemerkt unsere Blicke. Ich kann eine leichte Röte auf seinen Wangen erkennen. Irgendwie gönne ich ihm diesen Moment der Peinlichkeit, da er mich ja unbedingt nach Hause bringen musste und mich somit auch in solch eine Situation gebracht hat.

„Nein, ich mag doch lieber Schokoladencreme auf meinen Pfannkuchen. Ich bin gleich da", spricht er kleinlaut in sein Funkgerät.

Officer Payne strafft nun wieder seine Schulter und baut sich in seiner vollen Größe vor uns auf. Ich muss über diesen Versuch seine Autorität zurück zugewinnen grinsen. Nur schwer kann ich ihn noch als strengen Polizisten wahr nehmen, wo ich doch jetzt weiß, dass er gerne seine Pfannkuchen mit Nussnougatcreme isst.

Er räuspert sich. Zieht seine Polizeikappe, welche er die ganze Zeit getragen hat, vom Kopf und steckt sie sich unter seinen Arm. Kurze, dunkle Haare, die nach hinten gestylt sind, kommen zum Vorschein. Ohne Mütze, ist es eindeutig, dass er noch nicht viel älter als ich, oder Niall ist.

„Ich denke, wir sind dann hier fertig. Ich wünsche ihnen allen noch eine gute Nacht."

Er hält den beiden Männer, ihm gegenüber, die Hand zum Abschied hin. Ungläubig über das erprobte Ende dieses Besuches wird die Hand des Polizisten geschüttelt.

Bevor er sich zurück zu seinem Streifenwagen begibt, wendet sich Officer Payne noch einmal an mich.

„Miss Jones, ich entschuldige die Unannehmlichkeiten. Ich habe im Übrigen nie geglaubt, dass sie wirklich eine-", er schielt zu meinem Dad und Niall, welche noch immer in der Tür stehen und das Szenario gespannt verfolgen, bevor er weiter spricht, „na sie wissen schon sind. Ich wollte sie lediglich nicht alleine dort lassen. Es gibt zu viele merkwürdige Gestalten hier und die Sache mit dem Auto ihres Freundes hat mich stutzig gemacht. Ausserdem sind diese Nachtschichten oft sehr langweilig. Entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten."

Wieder spricht er die Worte schnell. Ich bin erstaunt, dass er sich nicht verhaspelt, lächle ihn allerdings an.

„Die Polizei, dein Freund und Helfer, ich verstehe schon", antworte ich spaßeshalber und füge noch hinzu, „Lassen sie sich ihre Pfannkuchen schmecken Officer Liam Payne."

„Werde ich, die Pfannkuchen von Rosie sind die besten hier."

Er lächelt mich noch einmal kurz an, nickt in Richtung der beiden Männer und geht schnellen Schrittes zu seinem Auto zurück. Bevor er von der Auffahrt fährt, schaltet er auch endlich das Licht der Sirene aus.

Wir übrig Gebliebenen betreten das Haus. Mein Dad schließt die Tür hinter uns.

„Was war das denn?", fragt Niall und sieht mich an.

Ich möchte antworten, werde allerdings von meinem Vater, welcher hinter mir steht aufgehalten.

„Niall, ich würde dich bitten, mich und meine Tochter alleine zu lassen. Ich denke wir haben etwas zu klären."

Der Blonde nickt nur, senkt den Kopf, nuschelt eine schnelle Entschuldigung und dreht sich um. Mit meinem Augen folge ich ihm, wie er die Treppe nach oben geht, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden ist.

Mein Vater gibt mir stumm ein Zeichen, dass ich ihm in die Küche folgen soll. Wiederwillig tue ich ihm den Gefallen, obwohl ich keine Lust auf das bevorstehende Gespräch habe.

Egal was er mir nun erzählen wird, ich kann und ich werde diese Ehe nicht gut heißen. Allerdings hadere ich noch immer mit mir selbst, ob ich einfach gute Miene zum bösen Spiel machen soll, oder ihm direkt sage, dass ich nicht einverstanden bin.

Doch es würde im Grunde nichts ändern. Mein Vater ist konsequent in seinem Handeln, wenn er Karen heiraten möchte, wird er die sicherlich tun und eigentlich möchte ich auch, dass er glücklich ist, aber braucht es dafür unbedingt einen Trauschein?

„Karen hat noch etwas zu essen aufgehoben. Möchtest du?"

Ihr Name lässt meine Haut unangenehm kribbeln. Sie hat mir nie persönlich etwas getan und doch empfinde ich diese Abneigung gegen ihre Person, obwohl ich wünschte, es wäre anders, meinem Dad zu liebe.

Als Antwort schüttle ich mit dem Kopf. Appetit habe ich keinen. Ich setzte mich auf einen der Barhocker, welche um die Kochinsel herum aufgestellt sind.

„Ich hätte gerne ein Glas Wasser", bitte ich meinen Vater um eine Alternative, welcher er auch direkt nach kommt.

Ich greife nach dem Glas, das er mir entgegen hält. Durst verspüre ich nicht, viel eher benötige ich etwas, an dem ich mich festhalten kann. Zusätzlich bietet es mir vielleicht die Möglichkeit, meine Antworten hinaus zu zögern, sollte mir nicht die Passende einfallen, dann könnte ich so tun, als würde ich eine Schluck trinken.

Ich starre in mein Wasserglas, weiche dem Blick des Mannes, welcher mir gegenüber sitzt aus.

„Abby, du bist gegen die Hochzeit von Karen und mir", beginnt mein Vater mit dieser simplen Feststellung das Gespräch.

Ich antworte ihm nicht, die erste Gelegenheit einen Schluck aus meinem Glas zu trinken, bietet sich in diesem Augenblick.

Die kühle Flüssigkeit benetzt meine trockene Zunge, hilft aber nur bedingt gegen das Gefühl, als würde man mir den Hals zuschnüren. Allerdings schiebe ich diese Empfindung auch nicht meinem unzureichendem Flüssigkeitshaushalt in die Schuhe.

Mein Vater bemerkt, dass ich ihm nicht antworten werde und fährt fort.

„Ich habe deine Mutter nicht vergessen, aber Abby, das Leben geht nun mal weiter. Ich liebe Karen."

Er liebt sie. Es versetzt mir einen Stich in meinem Herzen. Noch immer sehe ich ihn nicht an. Antworte ihm nicht, höre einfach nur zu.

„Deine Mutter, sie hatte uns schon lange verlassen. Sie hat ihr gesamtes letztes Jahr nicht mehr gewusst, wer wir sind. Vielleicht schon länger, so genau weiß das niemand. Die Krankheit hat sie verändert. Sie war schon lange nicht mehr die Frau, die sie früher war."

Mein ungläubiges ausatmen lässt ihn kurz inne halte. Ich weiß, dass er recht hat, dass sie nicht mehr wusste, wer wir sind. Die Krankheit ist schnell bei ihr voran geschritten. Nur wenige Monate nach der Diagnose wusste sie nicht einmal mehr meinen Namen, aber das macht es trotzdem nicht besser. Es fühlt sich weiterhin wie ein Verrat an, den mein Vater an meine Mutter begeht.

„Ich weiß, dass das keine Rechtfertigung ist. Dennoch Karen war für mich da. Hat mir durch diese schwere Zeit geholfen. Sie hat mir die Augen geöffnet und gesagt, was mit dir los war. Ich hatte mich so sehr auf die Finalpflege deiner Mum konzentriert, dass ich den Blick für dich verloren habe."

Ich wusste nicht, dass Karen ihn darauf gebracht hat, dass ich abhängig war. Es tut im Grunde auch nichts mehr zur Sache, denke ich verbittert.

„Abby bitte, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du bei der Hochzeit dabei bist. Du musst nichts tun. Bitte sei einfach nur da. Du bist meine Tochter und ich liebe dich und ich weiß, was ich von dir verlange, aber bitte, tu mir diesen Gefallen."

Meine Augen löse ich von dem Wasserglas und sehe meinem Dad direkt in seine. Ich erkenne das Flehen. Er hofft einfach nur, dass ich da bin und es akzeptiere. Er ist mein Vater und ich will, dass er glücklich ist, dass bin ich ihm nach alldem was er für mich getan hat, was er mit mir durchgemacht hat, schuldig. Also schiebe ich meine Bedenken, meine Zweifel und meine Ablehnung, in diesem Augenblick, bei Seite.

Ich zwinge mir ein kleines Lächeln auf die Lippen und nicke.

„Für dich werde ich da sein", sage ich nur, dass ich dieses Arrangement akzeptiere, bekomme ich nicht über meine Lippen. Das ist einfach zu viel verlangt und ob ich dieses Versprechen halten kann, weiß ich auch noch nicht.

Um die angespannten Lage, zwischen uns zu lockern, stehe ich auf und gehe zu meine Vater, um ihn zu umarmen. Ich liebe ihn und für ihn stecke ich zurück. Entscheide mich für die erste Variante und mache eine gute Miene zum bösen Spiel, wie man so schön sagt.

„Danke", sagt er und drückt mich noch ein wenig fester. Ich rieche das After Shave, dass er schon immer trägt. Ich weiß, dass meine Mutti es gerne mochte, auch noch als sie uns schon vergessen hatte. Diese Tatsache stimmt mich etwas milder.

Wir lösen uns voneinander. Bevor ich mich nach oben begebe, um endlich ins Bett zu gehen, frage ich meinen Dad wo Niall schläft.

„In Karen's Büro gibt es eine Schlafcouch, die hat sie für ihn hergerichtet."

Ich stutze, als ich überlege, was er mit Karen's Büro meinen könnte. Oben ist doch nur ein Zimmer frei.

„Habt ihr Mum's Zimmer neu eingerichtet?", frage ich. Meine Finger balle ich zu einer Faust. Mein Herz pumpt schneller.

Er steht mit dem Rücken zu mir, kann daher meine plötzlich Anspannung nicht sehen, während er mein Glas abspült.

„Ja, Karen hat sich als Pflegekraft selbstständig gemacht, sie brauchte einen Platz für die ganzen Papiere und so weiter. Naja, du weißt ja wie das ist und in meinem Büro war kein Platz mehr.", antwortet mein Vater beiläufig, doch ich höre schon gar nicht mehr hin.

Da ich jetzt keinen Streit vom Zaun brechen möchte, wende ich mich ab murmle gute Nacht und gehe eilig die Treppe zu meinem Zimmer nach oben.

Vor der Tür des Zimmer's, in dem Niall schläft, stoppe ich. Unschlüßig ob ich klopfen soll, stehe ich in dem dunklen Flur. Nur wenige Sekunden später höre ich, wie mein Vater unten die Lichter ausschaltet und die Treppe hoch kommt. Da ich ihn heute nicht mehr sehen möchte, husche ich schnell in mein altes Kinderzimmer. Die Tür ziehe ich lautlos zu, nachdem ich in den dunkeln Raum getreten bin.

Ich hätte das Zimmer meiner Mum nicht betreten könne, wem mache ich was vor.

Mit den Finger taste ich nach dem Lichtschalter. Ein klicken und es wird hell. Alles ist genau so, wie ich es in Erinnerung habe. Hier wurde nichts verändert. Noch immer stehen die hellen Möbel an ihrem gewohnten Platz. Selbst das Poster von Kurt Cobain hängt unverändert über meinem Bett.

Zu eben diesen gehe ich rüber und lasse mich darauf nieder. Die Bettwäsche riecht noch immer wie früher. Mein Vater wird das Waschmittel nie gewechselt haben. Er benutzt scheinbar noch immer das selbe. Es erinnert mich an meine Mutter. Ich schlucke schwer. Versuche den Gedanken an sie abzuschütteln. Es gelingt mir nur bedingt, wenigstens fließen keine Tränen.

Ich hole mein Handy aus der Tasche. Keine neuen Nachrichten. Die Sehnsucht nach Harry übermannt mich. Seine Umarmung würde mir Kraft geben. Er fehlt mir.

Ich zähle die Stunden, bis ich wieder bei dir bin.

Harry, ich liebe dich.

A.

Es ist die unumstößlich Wahrheit. Ich möchte in diesem Moment nirgendwo anders sein, als bei ihm.

Stattdessen sitze ich hier alleine. Muss mich mit dem Gedanken anfreunden, dass immer mehr Erinnerungen an meine Mum aus diesem Haus entfernt werden und mein Dad eine neue Frau an seiner Seite hat, bald auch offiziell.

Da ich nicht alleine sein möchte schreibe ich Niall eine Nachricht, ob er zu mir kommen kann. Ich brauche jemanden zum reden. In dem Moment, als ich die Nachricht versendet habe, schaltet sich mein Handy aus. Der Akku ist leer. Genervt werfe ich es auf die Matratze und will mich nach meinem Ladekabel umsehen, als ein leises Klopfen an meiner Tür erklingt.

Ich bitte meinen besten Freund herein, während ich in meiner Tasche nach dem Stecker suche.

„Was suchst du?", fragt Niall mich, während er sich auf meinem Bett niederlässt.

Ich erkläre ihm, dass mein Akku leer ist, ich aber das Kabel nicht finden kann. Ich greife nach der Tasche und schüttle den kompletten Inhalt auf dem Boden aus, nur um festzustellen, dass ich das gesuchte Stück nicht finden kann. Na toll, ich muss es zu Hause vergessen haben.

Resigniert gehe ich zurück zu meinem Bett, lasse mich neben Niall auf die Matratze fallen. Ihn brauche ich nicht nach einem Ladekabel fragen, da seins für mein Telefon nicht funktionieren würde.

„Was für ein verdammter scheiß Tag", jammere ich.

Meinen Kopf lege ich auf der Schulter des Blonden ab.

„Frag mich mal. Ich wurde von einem schwulen Cowboy geküsst", stimmt Niall in mein Wehklagen mit ein. Müde lächle ich über seinen Scherz.

Wir legen uns gemeinsam hin, nachdem ich das Licht ausgeschaltet habe.

„Abby du willst nicht, dass Oliver und Karen heiraten, oder?", fragt Niall mich.

Ich nicke. „Ist das so offensichtlich?", frage ich ironisch.

„Naja, wenn du sogar soweit gehst und mit meiner Zitrone die Flucht antrittst, dann schon irgendwie, ja", lacht der Blonde.

„Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin, mit deinem Auto und dich alleine gelassen habe", entschuldige ich mich bei Niall.

„Ach vergiss es. So hatte ich dein Steak auch noch und du bist ja genug gestraft. Du wurdest ja schließlich wie ein unartiger Teenager von der Polizei zurück gebracht. Jetzt erzähl mir was stört dich an dieser Ehe?"

Ich erzähle ihm alles. Meine Bedenken, meine Zweifel, auch dass ich Karen nicht besonders mag, obwohl ich es nicht näher erklären kann, verschwiege ich nicht. Mein bester Freund hört mir schweigend zu, nickt nur hin und wieder, um mir zu signalisieren, dass ich noch immer sein ungeteilte Aufmerksamkeit habe.

„Ich verstehe dich Abby, aber wie du schon sagst, sie werden auf jeden Fall heiraten. Vielleicht war es das Beste, dass du zugestimmt hast."

Etwas enttäuscht, dass er meine Lüge für richtig empfindet, sage ich nichts mehr zu diesem Thema. Ich hatte gehofft, er würde mir raten ehrlich zu sein, aber ich kann ihm auch keinen Vorwurf machen. Es würde doch nichts ändern, sich darüber aufzuregen, auch wenn es unaufhörlich an mir nagt.

„Können wir morgen nach Hause fahren? Der Ausflug ist nicht so verlaufen, wie ich erhofft hatte und ich möchte mich mit Harry ausspreche", frage ich Niall stattdessen.

„Natürlich. Gleich nach dem Frühstück fahren wir zurück. Jetzt wo mein Auto einen neuen Kühler hat, sollten wir die Strecke auch an einem Tag schaffen. Ausserdem hat Brina mich schon gefragt, wann ich wieder zurück bin", fügt er mit einem Schmunzeln hinzu, welches ich im Halbdunkeln erkennen kann.

Das Frühstück am darauf folgenden Tag findet in einer erdrückenden Stimmung statt. Es wird kaum gesprochen. Karen und ich, wir schweigen uns an. Ich kann sie nicht einmal ansehen, auch sie meidet meine Blick, da sie ständig auf ihren Teller zu sehen scheint. Mein Dad versucht die angespannte Stimmung mit Smalltalk über Sport zu lockern. Mit wenig Erfolg.

Ich sehe immer wieder auf die Armbanduhr meiner Mutter und hoffe, dass wir bald dieses Frühstück beendet haben, damit Niall und ich los können.

Eine halbe Stunde später stehen wir alle zusammen auf der Auffahrt. Ich möchte mich gerade von Karen und meinem Vater verabschieden, als ich nur ein klägliches Stottern vernehme, welches die rollende Zitrone ausstößt.

„Verdammte Scheiße! Was hat dieser schwule Möchtegern-Cowboy mit meinem Auto angestellt? Der Motor ist tot", schimpft Niall in unsere Richtung.

Danke für über 30.000 Aufrufe und über 4.000 Sternchen.

Anni

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