Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

// One //

Achtzehn Monate später...

Ich schaue mich im Spiegel an, mit den Händen stütze ich mich auf dem Waschbecken ab.

Mein Blick wandert über mein Gesicht, die Wangen leicht gerötet, drumherum von einer Blässe umgeben, die selbst durch die Sonne, der ich durch günstige klimatische Bedingungen täglich ausgesetzt bin, nichts anhaben kann.

Meine dunklen Haare, gehen mir bis zu den Schultern, sie glänzen im Sonnenlicht, dass durch das kleine Fenster, oberhalb der Toilette, scheint.

Blaue Augen blicken mir wachsam entgegen, sie strahlen, sind nicht gerötet, zeigen einen starken Blick.

Die Mundwinkel zieht es nach oben, volle Lippen, nicht spröde, fast herzförmig geschwungen.

Ich finde mich hübsch, ich bin zufrieden mit mir.

Fünfhundertsiebenundvierzig Tage sind vergangen, seit ich direkt in die Hölle gegangen bin.

Wie tief ich gesunken sein muss, wurde mir vor achtzehn Monaten qualvoll vor Augen geführt.

Ich war tot, seelisch war ich tot. Mein Körper wollte aufgeben, ersticken an seinem eigenem Erbrochenen.

Aber irgendjemand in diesem Universum hat wohl einen anderen Plan für mich.

Mein Glück ist es, dass einer der damals anwesenden Personen, trotz diverser Substanzen, in seinem Blut, schnell reagiert hat. Sie riefen die Notrufzentrale und machten sich aus dem Staub. Verständlich, sie wollten nicht erwischt werden.

Der Notarzt musste mich wiederbeleben. Bei seinem verzweifelten Versuch, mein Herz wieder zum schlagen zu bringen, es zu reanimieren, brach er mir eine Rippe.

Aber ich schaffte es.

Ich kam wieder, ich bekam eine zweite Chance, um alles neu zuordnen, mich nur zu finden und endlich mein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken.

Ich habe einen echten Höllenritt hinter mir.

Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam ich direkt in den geschloßenen Entzug.

Mein Vater hatte wieder die Vormundschaft für mich beantragt und steckte mich, natürlich nur zu meinem Besten, in diese Einrichtung für Suchtkranke, welche ein Fluch und ein Seegen gleichermaßen für mich darstellte.

In diesem Moment hasste ich ihn noch mehr, als ich es zur damaligen Zeit eh schon tat. Ich hasste ihn dafür, dass er über mein Leben bestimmen wollten und dies nun, dank einem richterlichen Beschluss, auch ohne Weiteres tun konnten.

Ich wollte noch immer nicht glauben, was für ein Wrack ich war, wie tief ich in der Scheiße steckte.

Der einzige Gedanke, welcher mich beschäftigte war, dass ich mit neunzehn Jahren wieder auf meinen verhassten Vater hören musste und gegen meinen Willen, an einem Ort festgehalten wurde, an dem man mir weiß machen wollte, dass ich abhängig war.

Ich war süchtig, natürlich, das wusste ich, aber niemals hätte ich es zu diesem Zeitpunkt zugegeben.

Ich hatte auf dieser Party einfach nicht aufgepasst, warum war ich auch so dämlich und musste es übertreiben, ich dachte mein Körper würde es verkraften.

Es war ein Irrtum. Okay, passiert mir nicht nochmal, jetzt kenne ich meine Grenzen, dachte ich.

„Es ging mir gut", redete ich mir damals immer wieder ein, obwohl ich es besser wusste.

Mir war zu diesem Zeitpunkt, nach dem ich dem Tod schon fast freundschaftlich die Hand geschüttelt hatte, vollkommen klar, dass ich nichts im Griff hatte.

Mein Leben nicht, meine Sucht nicht und schon gar nicht mich selbst.

Der physische Entzug, verlangte alles von mir ab.

Mein Körper sehnte sich nach einem Kick, nach dem Rausch, er schrie förmlich danach.

Ich litt an Schlaflosigkeit, ich schwitze unkontrolliert, Übelkeit, Erbrechen, nichts konnte ich bei mir behalten.

Der Geschmack von Erbrochenem war zu jeder Tageszeit in meinem Mund.

Ich konnte keine Ruhe finden, ich zitterte ohne Unterbrechung.

In meinen Gedanken plante ich die Flucht und auf welchem Wege ich mir die nächste Dosis besorgen würde, in der Lage wäre ich dazu in keinem Moment gewesen.

Ich war am Ende, trotzdem die Ärzte meine Entzug mit Präparaten unterstützen, welche meinem Körper vorgaukeln sollten, dass ich die Stoffe, nach denen mein Gehirn sich verzerrte, nicht brauchen würde.

Ich verbrachte mehrere Tage, unzählige Stunden, auf meiner unbequemen Matratze, in einem der Klinikzimmer.

Ich hatte das Gefühl, die weißen Wände würden immer näher kommen, wollten mich erdrücken, ich wollte fortlaufen. Doch mein Körper gehorchte mir nicht, die Krämpfe und ständigen Gedanken an den nächsten Rauschzustand vernebelten meine Sinne, ließen keine klaren Gedanken zu.

Als die körperliche Beschwerden abschwächten, dauerte es eine zeitlang, bis ich anfing, in den Gruppengesprächen und den Einzeltherapien, zu zuhören, mich zu öffnen, meine Probleme vor wildfremden Menschen darzulegen.

Trotzdem ich keine dieser Personen dort kannte, waren sie in dieser Zeit eine große Stütze für mich.

Diese Menschen hatten die gleiche Hölle durchlitten und kämpften nun, wie ich, um jeden kleinen Schritt nach oben, weg von dem, was sie zerstört hatte.

Ich verstand, dass ich mich nicht mehr im Griff hatte.

Wenn ich so weiter gemacht hätte, wäre ich keine drei Monate später mehr auf dieser Erde gewesen.

Ich machte kleine Fortschritte und fasste neuen Lebensmut.

Doch Situationen, die mich zweifeln lassen, gibt es immer wieder. Ich kann nicht leugnen, dass ich nicht an einigen Tagen an die verbotenen Stoffe denke, auch heute noch.

Jeden Tag aufs Neue muss ich große und kleine Schlachten gegen mich selbst kämpfen. Sie gewinnen.

Nun stehe ich hier in dem kleinen Badezimmer, in meinen eigenen vier Wänden, am Stadtrand.

Nachdem ich den Entzug beendet hatte, wollte ich komplett mit meinem alten Leben abschließen, ich verließ mein gewohntes Umfeld, welches ich einfach nur noch verabscheute und zog fort.

Ich musste dort weg, zu viele Erinnerungen strömten immer wieder auf mich ein.

Wie ich zum Beispiel an einem Morgen auf einer Bahnhofstoilette in meinem eigenen Urin, zwischen Dreck und Unrat wach wurde und mich nicht mehr erinnern konnte, wie ich dort hingelangt war.

Ich hatte Angst den Menschen wieder zu begegnen, welche mein Leben mit zerstört hatten.

Sei es meinem Dealer, Typen die ich gefickt hatte, oder falschen Freunden, die mich auf die nächste Party einladen wollten.

Ich weiß, in nur einem falschen Moment, einem Moment, des Zweifels, der Unachtsamkeit, der Begierde, würde ich genau dort wieder landen, wo ich fast verreckt bin.

Ich bin zwar körperlich clean, aber ich denke in schwachen Momenten trotzdem manchmal an den Zustand der Schwerelosigkeit zurück, den ich so liebe und der mich vergessen lässt.

Ich will nie wieder so tief in die Hölle hinab steigen, um keinen Preis der Welt.

Ich zog in einen Bundesstaat, welchen ich aus meiner Kindheit kenne und mit guten Erinnerungen verband.

Meine Großmutter hat hier ein kleines Haus, jenes war in zwei Apartments aufgeteilt.

Nachdem meine Oma erfuhr, dass ich mein Leben neu ordnen wollte, bot sie mir an, in das zweite Apartment einzuziehen.

Sicherlich nicht ohne Hintergedanken. Ich wusste, dass sie ein Auge auf mich hatte und ich bin ihr dankbar dafür, genauso dankbar, wie ich meinem Vater dafür bin, dass er mich in den Entzug eingewiesen hatte.

Sie haben mir mein Leben gerettet.

Ich fühle mich hier wohl und fange langsam wieder an Fuß zufassen. Mich den Herausforderungen des Lebens zustellen und nicht mehr vor ihnen wegzulaufen, wie ich es früher getan habe.

Meine liebe Omi ist vor vier Monaten von uns gegangen, sie ist ruhig im Schlaf, in die Ewigkeit zu meinem Opa übergetreten.

Ich musste lernen, mit diesem erneuten Verlust einer geliebten Person umzugehen.

Zu meinen dunklen Zeiten hätte ich vermutlich zu gedröhnt, in irgendeinem abgedunkelten Zimmer gelegen.

Neben anderen zerstörten Seelen, die nicht einmal gefragt hätten, warum meine Augen schon gerötet und angeschwollen sind, obwohl ich mir noch nicht einmal die Gehirnzellen vernebelt hatte.

Meine Trauer verarbeite ich nun, in dem ich Texte schreibe und zeichne.

In Beidem bin ich nicht besonders begabt, aber das ist auch nicht wichtig.

Es beruhigt mich, wenn die Mine des Stiftes über das Papier huscht und meine Emotionen, eine bildliche Gestalt annehmen.

Einigen Gedanken kann ich kein Symbol zu ordnen, ich schreibe diese dann nieder.

Es war so einfacher für mich die Gefühle, welche in mir toben, zu kontrollieren und zu sortieren, eine Überblick zu behalten.

Das Haus hat meine Vater geerbt, natürlich darf ich hier wohnen bleiben, er weiß, dass es mir hier gut geht.

Das Apartment meiner Oma steht seitdem leer. Ich weiß nicht, was mein Vater damit vor hat.

Ich greife nach der Zahnbürste und fange an mir die Zähne zu putzen.

Langsam macht sich eine freudige Anspannung in meinem Bauch breit, ich bin nervös.

Ich spucke die Zahnpastareste in den Abfluss, wasche mir mein Gesicht und schaue nochmal in den Spiegel.

„Heute ist dein Tag, du kannst stolz auf dich sein", sage ich zu mir selbst und lächle.

Ich verlasse das Badezimmer und biege nach rechts in mein Schlafzimmer ab.

Die Wohnung, verfügt zusätzlich noch über ein Wohnzimmer, mit anschließender Küche, welche durch einen Tresen offen gestallte ist.

Ich habe nicht viel, alles ist sehr pragmatisch eingerichtet.

Ich mag ruhige Farben, bevorzuge Beige- und warme Brauntöne.

In den letzten Jahren, ist mein Leben das reinste Chaos, aus diesem Grund habe ich es wohl jetzt gerne strukturiert.

Ich brauche Konstanzen in meinem Leben, ich brauche Dinge, die mich nicht überfordern, Menschen auf die ich mich verlassen kann.

Ich lerne, dank der Therapie, meine Grenzen immer besser einzuschätzen.

Mir ist bewusst, dass ich damals überfordert mit meinem Leben war. Ich aus diesem Grund einen Weg gesucht habe Dinge zu vergessen, welche in meinem privaten Umfeld schief liefen.

Zu meinem eigenen Bedauern, habe ich durch falsche Einflüsse einen fatalen Weg eingeschlagen, für den ich noch heute büßen muss.

Heute, habe ich wieder Menschen gefunden, auf die ich mich bedingungslos verlassen kann und der Gedanke an diese Menschen hält mich davon ab, erneut rückfällig zu werden.

Ein grünes Sommerkleid hängt, an meinem weißen Kleiderschrank, bereit.

Ich erinnere mich an die Worte zurück, die meine Großmutter zu mir sagte, als wir dieses Kleid gemeinsam aussuchten:

„Liebes bitte zieh das an deinem großen Tag an, ich weiß du wirst wunderschön sein und du weißt doch, grün ist eine Farbe die Hoffnung gibt und die braucht ihr alle dort."

Diesen Wunsch will ich ihr erfüllen, wie könnte ich es nicht, sie war es die mich, bei meinen ersten Schritten zurück ins Leben begleitet hat.

Sie machte mir in den Momenten Mut, als ich wieder an mir zu zweifeln begann. Sie half mir, wieder an mich selbst zu glauben.

Ich bin ihr für alles, das sie je für mich getan hat unendlich dankbar und in diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als ihr das noch ein Mal sagen zu können.

Ich blinzle ein paar Mal, um die Tränen am fließen zu hindern, ohne Erfolg.

Mit meinen Finger wische ich die einzelnen Tränen, die ihren Weg gefunden haben, unter meinen Augenlidern fort.

Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich habe das Gefühl meine Oma würde von oben auf mich herab sehen und ich kann mir, vor meinem geistigen Auge, ihr stolzes Schmunzeln auf ihren Lippen vorstellen.

Der Gedanke beruhige mich.

Ich ziehe mir das Kleid über. Der Stoff fühlt sich kühl und angenehm leicht auf der Haut an.

Nachdem die körperlichen Beschwerden, auf Grund des Entzugs, nachließen, habe ich endlich wieder Appetit und nahm einige Kilos zu. Diese Kleid bringt meine, wieder erworbenen weiblichen Formen, gut zur Geltung.

Ich gehe ins Wohnzimmer und greife nach der münzgroßen Marke, welche mit der Zahl zwölf versehen ist.

Diese Münze hat mir so viel Sicherheit gegeben.

Ich trug sie die letzten sechs Monate immer bei mir, um mich in schwierigen Momenten, in denen die falschen Gedanken versuchten die Oberhand zu gewinnen, daran zu erinnern, was ich bis zu diesem Tag geschafft hatte.

Oft trage ich sie in meiner Jeanstasche. Fühle ich die Unsicherheit in mir aufsteigen, halte ich sie zwischen meinen Fingern und drehte sie meist geistesabwesend um die eigene Achse, es beruhigt mich und lenkt mich davon ab, dass mein Gehirn mir zuschreit, dass es einen verdammten Kick braucht.

Es klingelt an der Tür. Ich erschrecke mich kurz und zucke leicht zusammen. Ich muss über mich selbst lächeln, wie ich mich manchmal von meinen Gedanken treiben lasse und alles um mich herum vergesse.

Als ich die Tür öffne stehen dort die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben und grinsen mich breit an.

Einer der Männer hat eine stattliche Statur, mit seinem runden Bauch erinnert er mich immer wieder an den Weihnachtsmann. Allerdings wird dieses Bild durch die kurzen, grau melierten Haare, welche früher tief schwarz waren und dem fehlendem Rauschebart, getrübt. Ich bin sicherlich nicht ganz unschuldig an einigen grauen Strähnen, die sein Haar nun trägt.

Meine Augen blicken mir entgegen, sie schauen mich so warm und liebevoll an, wie es nur der Blick eines stolzen Vaters kann.

Neben ihm steht ein junger Mann. Er trägt ein neckisches Grinsen im Gesicht, welches seine unglaublich blauen Augen noch mehr zum strahlen bringt. Seine blondierten Haare sind nach oben gestylt. Ein tiefes Grübchen ziert sein Kinn.

Zwei Männer, die perfekt präsentierten, was sie sind.

Mein Vater ist ein Teil meines alten Lebens, der einzigste Teil, den ich in meinem neuen Leben haben will.

Der Blondschopf, dessen Blick auf meinem Kleid ruht, ist Teil meines neues Lebens.

Er ist mein bester Freund. Er ist der Einzige, dem ich hier, in meiner neuen Umgebung, meine ganze Geschichte erzählt habe, mit all den schrecklichen Facetten. Er hat dies alles bedingungslos akzeptiert. Nie hat er mich verurteilt. Im Gegenteil, er ist der Meinung, dass ich eine unglaublich starke Frau bin und er den größten Respekt vor mir hat.

„Papa, Niall", begrüße ich die Beiden fröhlich und lasse mich gleichzeitig von ihnen in eine Umarmung ziehen.

„Und Abigail hast du alles was du brauchst?"

Ich schaue mich noch einmal im Wohnzimmer um, warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel an der Wand und nicke meinem Vater zu.

„Hübsch siehst du aus, Abby", Niall strahlt mich an, Ich lächle breit zurück und drehe mich ein mal im Kreis, um dem Kleid seinen Auftritt zu gönnen. Ich höre meinen Vater im Hintergrund leise glucksen.

„Danke, ich habe es noch mit Grandma zusammen ausgesucht."

„Okay", Dad klatscht in die Hände „ich denke wir sollten uns dann auf den Weg machen, nicht dass wir noch zu spät kommen."

Ich merke wieder die freudige Erregung in mir hochsteigen, greife nach meiner kleinen Handtasche, die auf der Couch liegt, stecke die Zwölf-Monats-Münze, welche nicht fehlen darf, in meine Tasche und lege mein Handy dazu.

Dann verlasse ich zusammen mit Niall und meinem Vater das Haus.

Über eine kleine Treppe laufen wir zur Straße, wo ich auch schon den gelben Opel von Niall, sowie den schwarzen BMW meines Vaters stehen sehe.

„Fahren wir alle zusammen in einem Auto?", frage ich in die Runde.

Mein Dad stöhnt entschuldigend auf.

„Wäre es sehr schlimm für dich, wenn Niall dich nachher nach Hause bringt? Ich habe später noch einen Termin und ich weiß nicht, ob ich es zeitlich schaffe und ich darf nicht zu spät kommen."

„Ist doch kein Problem", tue ich mit einem Kopfschütteln seine Frage ab.

Mein Vater leitet einen kleinen Baubetrieb und er ist oft beruflich sehr eingespannt. In solch kleinen Betrieben ist es noch üblich, dass der Chef wirklich selbst arbeitet und ich bin ihm einfach nur dankbar, dass er heute hier ist und mich begleitet.

„Tja Abby du hast Oliver gehört, du musst dich wohl mit meiner rollenden Zitrone, auf dem Rückweg, zufrieden geben", lacht Niall.

Er spielt darauf an, dass ich mich immer wieder lustig über sein Auto mache. Ich kann einfach nicht verstehen, was er sich dabei gedacht hat, ein gelbes Auto zu kaufen, aber er meint immer nur, Hauptsache es fährt.

Ich knuffe ihn in die Seite, was ihm einen vorgespielten Laut des Schmerzes entlockt.

„Okay, ich fahre auf dem Hinweg bei meinem Vater mit, folgst du uns dann einfach?"

Niall nickt und macht sich auf den Weg zu seinem Auto. Ich laufe meinem Vater zu seinem Schwarzen hinterher.

Nach einer zwanzigminütigen Fahrt halten wir auf einem Parkplatz vor einer unscheinbaren Kirche, die in einem modernen Stil erbaut wurde. Seit fünfzehn Monaten komme ich hier regelmäßig, zwei Mal in der Woche, her.

Zu dritt betreten wir die Kirche. Auch von Innen war sie schlicht, es gibt rechts und links ein Paar einfache Holzbänke, gerade zu ein Altar mit einem großen Holzkreuz an der Wand. Die bunten Fenster, welche verschiedenen Bibelstellen zeigen, werfen ein warmes Licht in den Innenraum der Kirche.

Ich bin nie religiös gewesen. Es spielt in meinem Leben keine Rolle, auch meine Eltern sind nicht getauft, aber ich akzeptiere den Glauben an Gott und streite nie ganz ab, dass es da nicht doch noch eine höhere Macht gibt.

Um ehrlich zu sein macht mir der Gedanke Angst, dass es mit dem Tod eines Menschen einfach zu Ende sein soll. Ich habe die Hoffnung, irgendwann einen ganz besonderen Menschen, welchen ich viel zu früh verloren habe, im Paradies wieder zu sehen.

Wir biegen in einen Raum ab, welcher sich auf der linken Seite des Kirchenschiffes befindet.

In diesem Zimmer habe ich schon viele schwere, aber auch glückliche Momente erlebt.

Tränen wurden hier vergossen, zuversichtliche Worte gesprochen, mitleidige Blicke ausgetauscht und eine Menge Kaffee getrunken.

Wie immer ist ein Stuhlkreis aufgebaut, einige mir bekannte Gesichter sitzen schon da, aber auch zwei Neue sind heute dabei.

Es gibt einige Teilnehmer, die regelmäßig kommen, so wie ich, dann gibt es welche die immer wieder nur sporadisch an diesen Treffen teilnehmen, einige kommen nur ein Mal und hin und wieder tauchte jemand neues auf.

Ich nicke zu einem Mann mit Vollbart und einer Brille auf seiner Nase, er folgt meinen Schritten, als ich mich auf einen Stuhl niederlasse. Rechts und links von mir, nehmen Niall und Dad platz.

„Gut, ich denke wir können anfangen, meine Name ist Jonathan, ich leite diese Gruppe und möchte allen neuen und alten Teilnehmer, sowie unsere heutigen Gästen", sein Blick wandert zu Niall und meinem Dad, bevor er seine Begrüßung fortsetzt, „herzlich willkommen heißen."

Jonathan ist einer von uns, auch er ist den Weg durch die Hölle und zurück gegangen.

Er fand einen Ausweg und gründete diese Selbsthilfegruppe, er hilft nicht nur uns, nein er betont immer wieder, wie sehr es ihm hilft, clean zu bleiben, weil er weiß, dass hier Mitmenschen warten, die sich auf ihn verlassen würden. Für die er ein Vorbild sein will, die er nicht enttäuschen möchte.

So geht es mir mit Niall und vor allem meinem Vater.

Gerade ihn habe ich so bitter enttäuscht, dass soll mir nie wieder passieren. Es hat viel Kraft und Arbeit gekostet unsere Vater-Tochter-Beziehung wieder in eine vertrauliche und liebevolle Beziehung zu verwandeln. Ich will dies, durch einen Ausrutscher meinerseits, nie wieder zerstören. Ich weiß, dass mein Vater so unendlich stolz auf mich ist und dieses Gefühl will ich ihm nicht nehmen.

„Bevor wir mit unserer heutigen Gesprächsrunde starten, haben wir noch ein freudiges Ereignis zu feiern. Abigail, welche einige von euch sicherlich kennen, ist heute auf den Tag achtzehn Monate clean und aus diesem Grund erhält sie heute die rote Achtzehn-Monats-Münze."

Die Teilnehmer klatschen, Niall nimmt zwei Finger in den Mund und pfeift anerkennend, so dass alle Köpfe sich zu ihm drehen. Mein Vater hält sich Kopfschütteln, die Hände vor sein Gesicht. Niall zuckt nur mit den Schultern und lacht.

Ich strahle über das ganze Gesicht, stehe auf und laufe drei Schritte auf Jonathan zu, er überreicht mir die Münze, ich schaue sie an und ein starkes Gefühl von Stolz überflutet mich. Ich habe nie geglaubt, dass ich es schaffen würde und mich irgendwann wie ein Kind an Weihnachten, über so eine simple rundgepresste Metallscheibe, freuen würde.

„Ich war am Ende, so tief unten, dass ich selbst nicht an mich geglaubt habe, ich hatte mich damit abgefunden, dass ich sterben würde und dass vollkommen alleine", fange ich an, und drehe die Münze, welche nicht viel größer als ein Kronenkorken war, in meinen Fingern.

„Ich möchte hier keine langen Reden halten, aber etwas möchte ich los werden. Gebt euch niemals auf, wenn euch etwas bedrückt, dann findet einen Weg euch mitzuteilen. Lasst euch nicht durch Angst und Sorgen, innerlich zerstören und lasst niemals die negativen Gefühle über eure Gedanken und vor allem über eurer Handeln Besitz ergreifen. Drogen können uns nicht helfen, sie zerstören uns noch mehr. Es ist es nicht wert, unser Leben für einen Moment im Rauschzustand wegzuwerfen.

Ich möchte vor allem meinem Vater danken, dass er damals, einen für ihn sicherlich schweren Weg gegangen ist und mich in den Entzug geschickt hat. Das hat mich wach gerüttelt und ohne dich wäre ich nicht mehr hier."

Mein Vater blinzelt ein paar Mal, oh nein er darf jetzt nicht anfangen Tränen zu vergießen, dann kann ich auch bei mir für nichts mehr garantieren.

„Dad, fang jetzt nicht an zu heulen. Wie sieht denn das aus so ein gestandener Mann wie du, vor all diesen Leuten hier, wenn Niall heulen würde, dann würde es niemanden wundern, ich meine er fährt eine rollende Zitrone", sage ich scherzhaft zu ihm.

Niall riss empört den Mund auf und will schon zu einer Antwort ansetzten, aber ich unterbreche ihn.

„Und Niall dir muss ich danken, dass du mein bester Freund bist, immer für mich da bist, mich akzeptierst wie ich bin und mir immer wieder Mut machst."

Ich werfe ihm einen kitschigen Luftkuss, mit extra lautem Schmatzgeräusch zu. Niall spielt natürlich sofort mit und streckt sich nach hinten, um den Kuss einzufangen und ihn sich dann in seine Tasche zu stecken.

„Heb ich mir für schlechte Zeiten auf."

Ich gehe zurück zu meinen Platz. In der nächsten Stunde, stellen sich unsere neuen Mitglieder vor. Einer von ihnen hat mehrere Versuche hinter sich, seine Sucht zu besiegen, aber scheitert immer wieder. Die anderen Mitglieder machen ihm Mut, loben ihn dafür, dass er es trotzdem immer wieder probiert.

Am Ende verabschieden wir uns alle und vereinbaren den nächsten Termin ab.

Auf dem Parkplatz will ich mich mit einer Umarmung, von meinem Vater verabschieden, doch bevor ich ihn in meine Arme schließen kann, hält er mit einen Umschlag entgegen.

„Ehm", Dad räuspert sich, „Das ist für dich, ich möchte dir damit zeigen, wie sehr ich an dich glaube und dir mein volles Vertrauen schenke."

Ich nehme ihm den Umschlag ab und schaue verwundert zu Niall, welcher genauso große Augen macht wie ich und mich mit einem Nicken auffordert den Umschlag zu öffnen.


Ihr seit doch alle verrückt, über 200 Klicks und 52 Sternchen, ich kann euch gar nicht sagen, wie happy ich bin. Seit gestern laufe ich mit einem dummen Dauergrinsen durch die Gegend.

Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen, ihr dürft mir gerne eure Gedanken in den Kommentaren mitteilen. Habt ihr vielleicht eine Ahnung, was es mit dem Umschlag auf sich hat? Ich kann euch sagen, er wird sie indirekt zu Harry führen, oder Harry zu ihr, je nachdem, wie man es sehen möchte.

Das Aktuelle ist von meinem Mann. Leute ich muss das nehmen, ihr wisst sonst gar nicht, wie hier der Haussegen schief hängt und wenn er mich rauswirft, weil ich es nicht reinstelle, mal ehrlich, wer von euch, würde mich dann schon bei sich wohnen lassen? (;

Und ein ganz liebes dankeschön geht an  Hazzasgirl02 für die zwei Cover, welche ich euch einfach mal hier zeigen möchte. :)

Anni

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro