// Forty-four //
Nachdem Harry mir alles erzählt hat und ich mehrere Minuten versucht habe mich zu beruhigen, sind wir nun schon eine Weile auf dem Highway unterwegs. Mittlerweile folgen wir auch Niall, welcher mit seiner rollenden Zitrone voran fährt.
Harry und ich sitzen stumm zusammen im Auto. Hören der leisen Musik aus dem Radio zu, hängen unseren Gedanken nach.
Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie tief Harry wirklich drin steckt. Niemals hätte ich mir ein solches Ausmaß vorstellen können.
Wie kann er mit Ron nur lebend aus dieser Sache raus kommen? Wir müssen uns darüber unterhalten. Vielleicht ist die Polizei eine Option?
Harry hat falsche Entscheidungen in seinem Leben getroffen und nun arrangiert er sich seid Jahren mit den Konsequenzen. Genauso geht es mir auch. Wir alle machen Fehler, aus einigen lernen wir, gehen daraus gestärkt hervor. Andere machen wir und müssen ewig mit den Folgen leben. Ich habe aus meinem Fehler gelernt, rede ich mir ein.
Die Tatsache, dass ich im Moment immer häufiger an die verbotenen Muntermacher denke, verdränge ich. Niemals würde ich darüber mit jemanden im meinem Umfeld reden. Es würde mich schwach erscheinen lassen. Noch schwächer, als ich es eh schon bin, denke ich verbittert.
Noch immer halte ich die kleine Münze in meinen Fingern. Ich sehe sie an. Mehr als achtzehn Monate bin ich nun clean, trotzdem so präsent wie jetzt waren die Drogen in dieser Zeit noch nicht. Mit Harry zusammen sitze ich an der Quelle. Es wäre so einfach an den guten Stoff zu kommen, der der nicht gestreckt, oder verunreinigt ist. Jederzeit.
Der Klingelton von Harry's Handy erlöst mich von meinen quälenden Gedanken, welche mir Angst einjagen.
"Wer ist es?", fragt er mich, während ich auf das Display sehe.
„Das ist Niall", antworte ich ihm.
Ich hab seine Nummer in dem Handy von Harry eingespeichert, da meins ja im Moment kein Lebenszeichen mehr von sich gibt.
Als ich den Anruf annehme begrüße ich meinen besten Freund, welcher im Wagen vor uns fährt.
"Hey Abby", schallt seine Stimme, durch das Auto, da es mit einer Freisprechfunktion verbunden ist.
"Hey Niall", antwortet Harry für mich und demonstriert so meinem besten Freund, dass er alles mithören kann.
"Leute, ich muss tanken und ich habe Hunger."
Mit einem Schmunzeln sehe ich zu dem Brünetten, der mich wissend zurück anlächelt.
"Ich würde sagen, bei der nächsten Gelegenheit legen wir eine Pause ein."
"Wie wärs in einer original nachempfunden Westernstadt, die Cowboys dort sind bei jungen, hübschen Männer immer besonders aufmerksam", necke ich die beiden.
Synchron stöhnen sie auf, der Blonde bedankt sich zusätzlich noch für das Kompliment, dass er hübsch sei.
"Sorry Süße, aber da sind wir schon vor einer Stunde dran vorbei gefahren", erklärt mir Harry mit einem gespielt, traurigen Blick.
Als ob er dort noch jemals angehalten hätte, das Gleiche gilt für meinen besten Freund.
Eine halbe Stunde später sitzen wir gemeinsam in eines dieser typischen Truckerrestaurant entlang des Freeways. Vor mir steht eines dieser Plastikkörbchen, noch immer liegen die Pommes darin. Sicherlich schon kalt. Allerdings hab ich keinen Hunger mehr.
Dieser ist mir vergangen, als ich in meinem jugendlichen Leichtsinn den Blick durch das Diner schweifen lies und am Tresen zwei LKW-Fahrer entdeckt habe, die ein ordentliches Bauarbeiterdekolleté präsentierten. Einer der beiden Herren kratze sich auch völlig ungeniert an seinem Hintern, als wäre er zu Hause, um danach mit der gleichen Hand nach seinem Burger zu greifen. In diesem Moment ist mir der Appetit vergangen.
Ich bemerke, wie Niall immer wieder zu meinen Pommes schielt. Er hatte als erster von uns sein Menü vertilgt. Die blauen Augen sehen mich flehend an, selbst wenn ich noch Appetit hätte, würde ich ihm meine Pommes geben. Mit einem Lächeln schiebe ich das rote Plastikkörbchen zu ihm rüber. Breit grinsend macht er sich über die frittierten Kartoffelstäbchen her.
Mit vollem Mund wendet er sich an uns: "Habt ihr eure Probleme geklärt? Sind Habby wieder happy?", fragt er und bricht in Gelächter aus.
"Habby?"
Mein Freund zieht skeptisch die Augenbraue nach oben, sieht mich fragend an. Ich hebe nur entschuldigend die Händen, denn damit habe ich nun wirklich nichts zu tun. Allerdings vermute ich, dass es wohl eine kleine Retourkutsche für meine Wortkreation bezüglich dem Blonden und Brina ist.
"Na du und Abby, ihr seid Habby. Ist mir ganz spontan auf der Fahrt eingefallen."
Lässig fischt Niall weitere kalten Pommes aus dem Körbchen und steckt sie sich, mit einem Zwinkern in meinen Richtung, in den Mund.
"Habby", wiederholt Harry noch einmal unseren gemeinsamen Namen, "der hat doch was, nicht wahr Süße?"
Er beugt sich kurz zu mir rüber und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange.
Viele weitere Meilen später, fahren wir endlich bei uns zu Hause vor. Niall ist direkt zu sich gefahren, wobei ich nicht glaube, dass er heute lange alleine ist. Sicherlich wird er sich schon mit Brina verabredet haben.
Erschöpft von der langen Fahrt und den letzten Tagen möchte ich nur noch duschen und dann mit Harry gemeinsam einschlafen.
Während der Dunkelhaarige noch drüben bei sich ist, um sich umzuziehen und ebenfalls zu duschen, schalte ich mein Handy ein.
Ein paar neue Nachrichten plopen sofort auf dem Bildschirm auf.
Einige sind von Harry.
Baby, wo bist du? Es ist schon spät. Müsstet ihr nicht schon längst hier sein? Warum meldest du dich nicht mehr?
H.
Ich mache mir Sorgen. Hast du es dir anders überlegt? Ist irgendetwas passiert? Ich hoffe es geht dir gut.
H.
Ich kann hier nicht mehr rumsitzen, ich fahre jetzt los und komme dich holen.
H.
Es tut mir weh, dieses Nachrichten zu lesen. Als ich ihn gestern Abend gesehen habe, sah er schlecht aus. Müde und abgekämpft. Es ist meine Schuld. Ich habe ihm das angetan und trotzdem hat er uns nicht aufgegeben. Aus diesem Grund darf ich auch ihn nicht aufgeben. Wir müssen gemeinsam mit Ron einen Weg aus diesem Job finden.
Mein Telefon leuchtet noch einmal auf. Eine Nachricht von Olivia.
Abby, wie geht es dir? Hast du das Arschloch in den Wind geschossen? Pass auf dich auf, diese Typen sind gefährlich.
O.
Meine Finger schweben über dem Antwortfenster. Ich weiß nicht, was ich ihr schreiben soll. Sie macht sich Sorgen. Nicht unbegründet, auch wenn sie eigentlich keine Ahnung hat. Sie glaubt Harry und Ron sind genauso wie Keith, dabei täuscht sie sich.
In Gefahr bin ich trotzdem, das ist mir mehr als bewusst geworden. Jetzt wo ich weiß, dass James auch vor Mord nicht zurück schreckt. Noch scheint er keine Ahnung zu haben, dass es mich gibt. Nur wer sagt eigentlich, dass es wirklich so ist? Vielleicht hält er auch nur die Füße still.
Harry steht in seiner Gunst. Für James gibt es augenscheinlich im Moment keinen Grund ihm mit irgendetwas zu drohen. Aber Harry wird nicht ohne Grund seine Familie in Sicherheit gebracht haben.
Ron arbeitet für James. Steht somit unter der direkten Aufsicht, genauso wie Harry.
Bin ich nicht also die, mit der man Harry am besten unter Druck setzen kann?
In diesem Augenblick wird mir bewusst, dass ich wirklich in Gefahr bin und es schnürt mir die Luft ab. Ich versuche Sauerstoff zu bekommen, will atmen, kann mich aber nicht beruhigen.
Das Handy rutsch mir aus den kalten Finger, welche sich plötzlich so taub anfühlen.
Was ist, wenn er mich schon längst beobachten lässt? Harry hat seine Leute, die Dinge für ihn erledigen. Ist es da nicht nur logisch, dass James noch viel mehr Leute kennt?
Panik breitet sich in mir aus, wenn ich daran denke, was mir alles passieren kann. Was Harry passieren kann. Das Gefühl, dass die Wände nähr kommen, raubt mir zusätzlich den nötigen Sauerstoff zum Atmen. Mein Brustkorb senkt und hebt sich schnell. Ich stehe auf, kurz werde ich von einem Schwindel erfasst.
Luft! Ich brauche Luft!
Ich wanke zur Hintertür, fühle mich als würde ich auf rohen Eiern laufen. Mit einem Ruck reiße ich die Tür auf, trete nach draußen, lasse mich auf die Steinstufen sinken. Versuche den frischen Sauerstoff in meine Lungen strömen zu lassen.
Wo bin ich da nur reingeraten? Was soll ich tun? James ist so nah. Ich habe fast das Gefühl, als würde er mich in diesem Augenblick beobachten. Als stünde er hinter mir und wartet nur auf den richtigen Moment.
Die Gänsehaut, welche mich erfasst sorgt dafür, dass sich die kurzen Härchen an meinen Armen aufstellen. Paranoid, wie ich im Augenblick bin, werfe ich einen Blick nach hinten. Erschrecke als ich erkenne, dass wirklich jemand dort steht.
Auf Grund meiner Reaktion hält Harry in seiner Bewegung inne.
„Was ist los? Was ist passiert?"
Seine Stimme überschlägt sich fast, als er mich in diesem jämmerlichen Zustand sieht.
Ich kann nicht antworten, noch immer hämmert mein Herz in der Brust. Weiterhin dröhnt mein Puls in den Ohren. Ich sehe ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
Was ist, wenn die Lüge auffliegt? Die Obdachlosen, sie könnten reden, könnten die Wahrheit sagen. Was hat Harry ihnen geboten? Was hat er zu ihnen gesagt, dass sie erzählen sollen? Ist James wirklich so leichtgläubig, genauso wie all die anderen, die davon wissen? Nur einer von ihnen muss genauer nachhaken, was ist dann?
Die Fragen schwirren in meinem Kopf durcheinander. Mir wird schwindlig. Die immer noch kalten Finger kralle ich in den Beton der Stufen. Meine Nägel kratzen dabei über den leblosen Stein.
Der Dunkelhaarige beugt sich zu mir runter, umarmt mich. Drückt mich eng an seine Brust.
„Du zitterst. Was ist passiert? Ist irgendwas mit Niall, deinem Vater?", fragt er mich.
Noch immer hält er mich in seinen Armen. Streicht mir beruhigend über den Rücken und es hilft. Seine Wärme und sein Duft, das besänftigende streichen seiner großen Hand, über meinen Rücken geben mir ein Gefühl von Sicherheit.
Suspekt, da auch er eigentlich machtlos ist. Dennoch gibt er mir das Gefühl, dass er mich vor allem Unheil beschützen kann. Ganz langsam beruhigt sich auch mein Herz, so wie meine Atmung.
Harry bemerkt wie ich stiller werde.
„Erzähl es mir Abigail. Keine Geheimnisse mehr haben wir gesagt."
„Ich habe Angst Harry", gebe ich offen zu. Es ist nur ein Flüstern, dass mir über die Lippen kommt, aber in der Stille dieser Nacht ist es trotzdem laut genug.
„Süße, ich auch", antwortet er und gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz.
„Wovor hast du Angst?", frage ich ihn.
„Vor dem hier. Du hattest eine Panikattacke. Dir ist bewusste geworden, was es bedeutet mit mir zusammen zu sein. Ich habe Angst, dass du das Risiko erkennst und mich verlässt. Ich würde dich dieses Mal nicht aufhalten, denn eigentlich ist es das einzig richtige, was du tun kannst. Es war schon dumm von mir, dass ich dich nicht nach unserem Streit hab gehen lassen. Aber ich bin egoistisch. Ich liebe dich und ich will dich nicht gehen lassen. Dabei ist mir bewusst, welcher Gefahr ich dich aussetzte. Jeden einzelnen Moment. Du bist in Gefahr, seit dem Augenblick, als du dich entschieden hast mich zu lieben und ich habe das nicht unterbrochen, weil ich es nicht kann. Ich dich einfach brauche."
Die Verzweiflung in seinen Worten ist mehr als deutlich. Erst jetzt wird mir bewusst, in welchem Zwiespalt auch er die ganze Zeit stecken muss. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie sehr er vielleicht gegen seine Gefühle angekämpft hat. Harry hat es mich nie spüren lassen, aber ich bin mir sicher, diese Augenblicke gab es und gibt es auch jetzt noch. Wird es immer geben, wenn wir keinen Ausweg finden.
Ich sehe auf seinen Arm, welcher noch immer um mich geschlungen ist. Der Anker über seinem rechten Handgelenk sticht mir ins Auge. Symbolisch für unsere Situation. Wir brauchen uns gegenseitig, geben uns Kraft, vor allem aber Halt. So wie ein Anker das Schiff an Ort und Stelle hält. So ist Harry mein Anker gewesen in dem Moment, als mein Leben sich erneut gegen mich gestellt hat. Er war es, der mich gehalten hat, als ich aus meinen Alpträumen, welche sich um Dave und meine Vergangenheit drehten weinend aufgewacht bin. Der mir immer wieder gesagt hat, dass er für mich da ist. Jetzt liegt es an mir dieser Anker für ihn zu sein. Ihm den Halt zu geben und die Sicherheit, die er braucht.
„Ich bleibe bei dir Harry. Egal was passiert. Ich bin für dich da und wenn ich mit dir durch die Hölle gehen muss. Ich bleibe an deine Seite. Ich will es."
Mir ist durchaus bewusst, was für ein Versprechen ich ihm hiermit gebe. Ich hoffe nur, dass ich die Kraft habe, das alles durch zustehen. Ich bete, dass es so ist. Vielleicht steht das Schicksal noch einmal auf meine Seite?
Der junge Mann drückt mich wieder eng sich. Ich sehe zu ihm auf, kurz schaue ich seine grünen Augen, wie sie mich mustern, dann drückt er seine Lippen auf meine. Küsst mich. Intensiv und mit so viel Gefühl.
„Du bist ganz kalt, lass uns rein gehen", sagt er zu mir, nachdem wir unseren Kuss beendet haben.
Harry hilft mir auf, in dem er mir eine Hand reicht. Gemeinsam gehen wir zu meinem Bett.
Mein Handy liegt noch immer auf der Decke. Wieder eine Nachricht von Olivia. Sie macht sich Sorgen, schreibt ich soll mich melden. Noch immer weiß ich nicht, was ich ihr antworten soll.
Ich seufze, lege das Telefon unter mein Kopfkissen.
„Was ist los?"
Ich drehe mich zu meinem Freund um. Die grünen Augen sehen mich besorgt an.
„Das ist Olivia. Du weißt die-"
Harry unterbricht meine Erklärung mit einem Nicken, um mir zu bestätigen, dass er weiß wen ich meine, also fahre ich fort:
„Sie fragt wie es mir geht und will wissen, ob ich mich von dir getrennt habe. Ich habe keine Ahnung, was ich ihr antworten soll."
Harry überlegte, legt die Finger an seine Unterlippe, zieht kurz an dieser.
„Du kannst ihr nicht die Wahrheit sagen. Sie könnte zur Polizei gehen, außerdem würden wir sie auch nur in Gefahr bringen und es müssen nicht noch mehr unschuldige Menschen da mit reingezogen werden. Sie ist doch aus deiner Selbsthilfegruppe, oder?", fragt er mich.
Ich nicke, frage mich worauf er hinaus will.
„Es wäre vielleicht besser, wenn du da nicht mehr hin gehst. Nicht nur wegen Olivia, auch wegen Keith. Ich glaube er treibt sich da noch immer rum. Du könntest ihr schreiben, dass wir nicht mehr zusammen sind, dann tauchst du einfach dort nicht mehr auf. Vielleicht solltest du einfach ihren Kontakt blockieren. Ich denke es ist am besten, vor allem für sie, wenn ihr keinen Kontakt mehr habt. Du müsstest dir eine neue Selbsthilfegruppe suchen. Abigail es tut mir leid, ich weiß was ich von dir verlange."
Er lässt den Kopf sinken. Es macht ihm wohl zu schaffen, dass er mich darum bittet. Ich lege mich zu ihm, kuschle mich an seine Seite. Ich habe ihn versprochen, dass wir das durchstehen, dafür muss ich gewisse Opfer bringen.
Ich werde nicht mehr zu der Gruppe gehen, obwohl ich mich dort immer gut aufgehoben gefühlt habe. Meine Sorgen und Ängste konnte ich dort los werden, ohne das ich verurteilt wurde. Aber jetzt kann ich das eigentlich nicht mehr. Meine jetzigen Probleme, kann ich schlecht erzählen. Es würde niemand verstehen und ich würde Harry nur in Gefahr bringen.
Wozu also brauch ich noch eine Selbsthilfegruppe, wenn mir im Moment niemand helfen kann?
Ich kann nur mit Harry offen sprechen. Selbst meinen besten Freund kann ich nicht einweihen.
„Olivia weiß wo ich arbeite, was soll ich machen? Ich kann den Job nicht aufgeben. Nicht zuletzt, weil das Niall misstrauisch machen würde."
Geräuschvoll lässt Harry die Luft aus seinen Lungen entweichen.
In diesem Moment bereue ich es, Olivia so weit in mein Privatleben gelassen zu haben. Nicht, weil ich sie nicht mag, sondern weil ich sie so unbewusst mit reingezogen habe.
„Vielleicht können wir hoffen, dass sie aufgibt, wenn du den Kontakt zu ihr abbrichst?"
Harry klingt verunsichert, auch ihm ist bewusst, dass Olivia vermutlich nicht aufgeben wird.
„Vielleicht", entgegne ich genauso wenig überzeugt, wie er es zu sein scheint.
Da auch ich für dieses Problem im Augenblick keine Lösung weiß, stelle ich eine weitere Frage die mich beschäftigt, in der Hoffnung, dass der Brünette mich mit seiner Antwort beruhigen kann.
„Was genau hast du diesen Obdachlosen erzählt?"
Verwundert zieht Harry die Augenbrauen hoch. Der abrupte Themenwechsel scheint ihm wohl merkwürdig vorzukommen, deswegen füge ich noch hinzu, dass ich Angst habe, dass es an ihnen scheitern könnte, dass sie reden könnten.
„Der Junge hat in so einer Bruchbude gelebt, wenn man es denn leben nennen kann. Ich habe selten so eine armselig Unterkunft gesehen."
Der Dunkelhaarige schüttelt traurig den Kopf, als er sich zurück erinnert.
„Naja auf jeden Fall lungerten die beiden Männer da in der Gegend rum. Als ich den Jungen überzeugt hatte, dass er verschwinden soll und nie wieder auftauchen soll, wenn ihm sein Leben etwas wert ist, kam mir der Gedanke, dass ich eine Art Beweis für den angeblichen Mord benötige. Ich habe den beiden Geld gegeben und- ", Harry gerät ins stocken.
Mir ist bewusst, dass er ihnen vermutlich nicht nur Geld gegeben hat.
„Du hast ihnen auch Drogen gegeben", führe ich seinen Satz zu Ende.
Beschämt nickt er. Natürlich finde ich sein Handeln nicht richtig, kann ihn allerdings dafür auch nicht verurteilen.
„Erzähl weiter", fordere ich ihn auf.
Über die Tatsache, dass er noch immer die illegalen Substanzen unter die Leute bringt müssen wir nicht mehr reden. Er verabscheut diesen Job mittlerweile und das glaube ich ihm. Leider kann er nicht einfach damit aufhören.
„Ich habe ihnen gesagt, sie sollen erzählen, dass sie mich dabei beobachten hätten, wie ich den Jungen bedrohe. Ich ihm sage, wer mich schickt und als er nicht zahlen konnte, hätte ich ihn erschossen. Ausserdem sollten sie erzählen, wie sie gesehen haben, dass ich die Leiche in dem Kofferraum meines Auto's versteckt habe und weggefahren bin."
Einen Moment herrscht Stille. Ich denke über das Gesagte nach. Natürlich ist das eine schlüßige Erklärung und dass Harry nun diesen Ruf hat, ist ebenso verständlich.
„Glaubst du wirklich, dass sie nicht irgendwann die Wahrheit sagen werden?"
Harry verstärkt seinen Griff um meinen Taille, zieht mich somit noch enger an seinen warmen Körper.
„Ich hoffe es. Sicher kann ich mir nicht sein, aber bisher haben sie nicht geredet. Davon abgesehen kennt sie niemand und sie hätten doch nichts davon."
Seine Worte klingen fast gleichgültig. Resigniert holt er Luft und fügt hinzu: „Abigail, was soll ich darauf antworten? Ich kann dir leider keine Antwort geben, die dich beruhigen wird. Es wird immer das Risiko bestehen, dass alles rauskommt."
Für seine ehrlichen Worte bin ich ihm dankbar. Es hätte mir auch nicht geholfen, wenn er versuchen würde, die Tatsache, das jeder Zeit alles auffliegen kann, runter zuspielen.
Ich beuge mich zu Harry nach oben. Sehe in diese grünen Augen, die immer wieder ein Kribbeln in mir auslösen. Sanft fahre ich seine markanten Gesichtszüge nach, bis runter zu seinen Lippen. Er hat die Augen geschloßen, genießt meine Berührungen.
„Wir müssen mit Ron sprechen. Gemeinsam müssen wir überlegen, wie ihr da raus kommt."
Seufzend öffnet er seine Augen wieder.
„Das müssen wir", bestätigt er ernst.
Ja wie werden sie wohl vorgehen, sowohl was den Job angeht, als auch Olivia?
Anni
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