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Lauren's Sicht
Zuhause kann ich nicht bleiben, weil Mom sonst nur versucht mich umzustimmen, und Olivia's Geständnis muss ich erst einmal verdauen, was nicht geht, wenn ich direkt neben ihr darüber nachdenke. Viele Orte gibt es jetzt nicht mehr, bei denen ich mich den ganzen Tag „verstecken" kann. Ich würde ja gerne zu den Lynches oder zu Shawn gehen, aber ich habe keinen Plan, wo sie wohnen.
Also mache ich mich auf den Weg zum Stadtpark. Normalerweise ist dieser immer voll mit Leuten, doch heute ist überraschenderweise keine Menschenseele zu sehen. Eigentlich gut, um zur Ruhe zu kommen. Und deswegen lege ich mich einfach in das grüne Gras und schließe die Augen.
Es ist alles ruhig und allmählich entspanne ich mich. Ich muss aufpassen, dass ich nicht hier draußen einschlafe.
Auf einmal spüre ich eine Hand auf meinen Schultern, worauf ich sofort erschrocken hochfahre. Denn was kann es sein, wenn kein Mensch in Sicht gewesen ist?
„Hey, alles okay, ich bin's nur!" Da blicke ich ins Gesicht von Riker. „Was machst du da? Wolltest du echt auf der Wiese pennen?" Dabei lacht er, was ich durchaus nachvollziehen kann, weil das um ehrlich zu sein echt eine komische Idee wäre.
Dann antworte ich: „Musste mal ganz für mich sein. Und was hat dich hierher verschlagen? Ich meine, sieh' dich mal um!" „Keine Ahnung, mir war halt langweilig", meint er. „Willst du vielleicht mitkommen? Wenn du dabei bist, werden wir zu Hause möglicherweise mehr Spaß haben." Währenddessen fängt er schon wieder an zu grinsen, und ich muss miteinstimmen. „Klar komme ich mit." Das ist besser als alleine im Park rumzusitzen.
Unterwegs führen wir ein bisschen Smalltalk, was mich auf andere Gedanken bringen lässt.
„Siehst du, das ist unser Haus!", erzählt mir Riker. „Wow, das ist ja riesig!", kann ich nur staunen. Sie besitzen auch einen großen Garten mit Pool. Angeblich ist das normal in den Vereinigten Staaten, aber dies kann ich nicht bestätigen, denn bei uns ist das nicht so.
Riker macht die Tür mit seinem Schlüssel auf, und sobald wir hineingehen, werden wir mit Rufen begrüßt. Oder eher gesagt, wird Riker begrüßt. Sie wissen ja nicht, dass ich ebenfalls dabei bin. Im Wohnzimmer sehe ich Ross und Rocly, die, auf der Couch liegend, PlayStation spielen. Glaube ich zumindest.
Erst nach einigen Sekunden bemerken sie mich. Ross ergreift zuerst das Wort: „Lauren, hey!" „Hi!", grüße ich die beiden. „Schön habt ihr's hier." „Danke", sagt Rocky.
„Ich hab sie im Park gefunden und mitgenommen. Das ist doch okay für euch, oder?", fragt Riker dann. Ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden, nicken seine Brüder.
„Ich hab mich übrigens mega über deine Antwort gefreut", berichtet Ross, worüber ich mich zum einen auch freue, aber zum anderen macht es mich traurig. „Na ja", fange ich an, „das habe ich auch meiner Mutter erzählt, und ich glaube, sie ist so ganz und gar nicht damit einverstanden."
Nun kann er endlich dem Spiel widerstehen, legt die Konsole weg und kommt zu mir hergelaufen. Mit etwas enttäuschtem Blick meint er: „Aber wie? Warum?" Dann erkläre ich ihm, dass meine Mom Shawn lieber hat und so, wobei die Wut in mir wieder aufkocht. „Oh", sagt Ross nur. „Genau! Sie hat eben überhaupt kein Recht zu bestimmen, wen ich lieben soll!", sage ich. Dann fällt mir auf, was ich gerade gesagt habe, und vor allem, vor wem. Scheiße!
„Okay...", meint Ross nur. „Ich tue mal so, als ob ich das nicht gehört hab." „Dafür wäre ich dir sehr dankbar", behaupte ich darauf, aber eigentlich meine ich es doch nicht so. Es hört sich nämlich so an, als ob er gar nicht für mich empfindet. Ich meine, gut, wir kennen uns noch nicht lange, doch das macht mich schon etwas traurig.
Zwar könnte er auch nur zu schüchtern sein, um seine Liebe vor mir zu offenbaren, aber es ist auch möglich, dass er glaubt, ich liebe ihn nur als Fan. Allerdings bin ich kein normaler Fan, denn ich mag ihn wirklich sehr, mit seinen Fehlern und Makeln. Ok, das hört sich echt verrückt an.
„Aber wir treffen uns schon noch, oder?", reißt Ross mich aus meinen Gedanken. Über diese Frage bin ich froh. Das bedeutet nämlich, dass ich ihm nicht ganz egal bin. „Natürlich. Jetzt hab ich doch erst zugestimmt; da kann ich das nicht gleich wieder abblasen", erkläre ich ihm. Lächelnd nickt er darauf.
Endlich schaltet sich Rocky ein, doch über seine Aussage lässt sich streiten, ob diese sinnvoll ist: „Dann bleibt euer Date ja bestehen." Ross wirft ihm deshalb einen bösen, aber auch belustigten Blick zu. Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll. Heißt das jetzt, dass er sich nicht vorstellen kann, mit mir ein richtiges Date zu haben, oder würde er sich sogar darauf freuen? Vielleicht kann er seine Gefühle nicht richtig zeigen, was definitiv süß wäre. Ach, irgendwie ist er schwerer zu deuten, als ich dachte.
Nun höre ich Schritte, die uns immer näherkommen. Ich vermute, es ist Rydel, weil das Klacken ziemlich laut ist, als ob die Schuhe große Absätze hätten. Doch es erscheint Stormie, die Mutter der Jungs und Delly, im Zimmer.
Als sie mich entdeckt, sagt sie: „Oh, hallo, Schätzchen!" Das finde ich niedlich. „Willkommen in unserem Haus! Wie ist dein Name?" „Lauren", antworte ich lächelnd. „Ah, Ross hat mir von dir erzählt", berichtet sie, weswegen meine Mundwinkel automatisch nach oben gehen. Ich kann nichts dagegen tun. „Ich bin übrigens Stormie Lynch." „Ich weiß!", entgegne ich ihr. „Ich bin ein großer Fan Ihrer Kinder und kenne natürlich auch Sie." Sie winkt ab: „Lass doch das Sie sein! Du kannst mich ruhig Du nennen." Ich nicke.
„Ist es okay, wenn ich bis heute Abend hierbleibe? Hab grad ein bisschen Stress mit meiner Mom", erkläre ich. „Natürlich", meint sie. „Und das tut mir leid." Ross, Riker, Rydel, Rocky und Ryland haben echt Glück, Stormie als Mutter zu haben. Sie ist so nett und verständnisvoll. Mit ihr hätte ich sicher nie Probleme.
Zuerst wissen wir nicht, was wir tun wollen, denn ich bin nicht so der Typ für Videospiele wie die Jungs. Doch nach kurzer Zeit kommt nun Rydel ins Zimmer und nimmt mich mit zu ihrer Freundin Courtney. Ich habe gehört, dass Ross auf sie steht, aber sie nicht auf ihn. Deswegen bin ich etwas gespannt, sie kennenzulernen. Tatsächlich verbringen wir den ganzen restlichen Tag bei ihr und ich muss sagen, dass ich sie mag. Trotzdem mache ich mir keine Sorgen, dass sie mit Ross zusammenkommt. Courtney ist einfach nur eine Freundin.
Doch irgendwann ist es wirklich Zeit für mich zu gehen. Mom wird sich sonst mega Sorgen machen. Wahrscheinlich tut sie das eh schon.
„Es tut mir leid, aber ich denke, ich sollte nach Hause", sage ich schließlich. „Ich kann dich gut verstehen", meint Rydel. „Immerhin darfst du nicht zu spät zum Essen kommen!" Darauf Gelächter. Delly immer mit ihrem Essen. Sie ist der festen Überzeugung, dass es das wichtigste auf der Erde ist. Selbstverständlich nach Ellington, der Familie und ihren Freundinnen.
„Ja, stimmt", lache ich dann und verabschiede mich.
Ross' Sicht
Der Tag war heute wirklich schön. Ich fand es nur schade, dass Lauren mit Delly zu Court gegangen ist. Irgendwie war es danach nicht mehr so witzig wie vorher. So langsam glaube ich echt, dass ich sie mag. Aber eigentlich will ich das gar nicht. Ich möchte in Courtney verliebt sein! Sie ist verdammt heiß, teilt dieselben Interessen mit mir und ist mit meiner Schwester befreundet, was bedeutet, dass ich sie öfter sehen würde.
Aber vielleicht ist ja genau das der Grund. Wenn ich versuche, mich nicht in Lauren zu verlieben, mache ich das nur noch mehr. Es ist hoffnungslos. Ich denke, Courtney ist jetzt für eine Weile abgehakt.
Lauren's Sicht
Ich traue mich fast nicht, die Türklingel zu betätigen. Aber eben nur fast, und ich muss.
„Wo warst du denn?!", fragt mich meine Mom sofort, wobei sie etwas lauter wird. Weil sie schon genervt ist, kann ich ihr auch gleich die Wahrheit sagen: „Bei Ross. Es war sehr schön." Gleich wird sie ausrasten, vermute ich. Komischerweise wird sie ein bisschen ruhiger, bis sie dann erzählt: „Während du weg warst, hatte ich Zeit zum Nachdenken. Ich habe meine Meinung über Ross nicht geändert. Doch falls ihr zusammenkommen solltet, werde ich das akzeptieren." „Danke", sage ich meiner Mutter. Darauf lächelt sie mich an und fordert mich auf: „Komm jetzt, dass wir essen können."
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Hey! Ich habe mir überlegt, heute ein Bonuskapitel hochzuladen, weil ja die neue Single "Youth" von Shawn feat. Khalid rausgekommen ist. Ahhh😍🙈 (Auch wenn er in diesem Kapitel gar nicht vorkommt. Dafür kommt er nächstes Mal, also am Montag, wieder.) Ich finde sie jedenfalls total schön, hatte Gänsehaut. Und was denkt ihr?
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