Die andere Seite
Louis POV
Wie immer war es, wenn ich von meiner Schicht heim kam, auch zu Hause hektisch. Meine Mom tat zwar alles, um mich von der Arbeit auch dort fernzuhaltend, aber wie konnte ich sie mit all den Kids allein lassen, wenn das Chaos tobte.
"Na?", Lottie stand neben mir, als ich gerade abwusch, schlug ihre Hüfte gegen meine. "Wie war dein Arbeitstag mit dem Doc des anderen Rudels?", sie wackelte mit den Augenbrauen, zog mich bereits seit dem Abend den ich hatte mitmachen müssen auf.
"Es war ok.", gab ich nur zurück, versuchte ihr damit klar zu machen, dass ich nicht reden wollte, doch es war klar, dass die älteste meiner Geschwister mich nicht vom Haken lassen wollte.
"Lou, mal ehrlich. Ich kenne dich, lange.", bei den Worten musste ich grinsen, nickte. "Und ich habe gemerkt, dass du dich verändert hast, seit dem Abend und dein Geruch, der verändert sich auch immer mehr."
Ich hob die Augenbrauen, drehe meinen Kopf zu ihr um und sah sie an. "Du riechst das auch?"
Sie schmunzelte, nickte. "Das wird jeder riechen, der zu unserer Art gehört. Du bist ein geschlechtsreifer Omega, der scheinbar seinen Gegenpart gefunden hat. Du willst es halt nur noch nicht wahrhaben, aber wenn man sich mit unserer Art beschäftigt hat, ist es genau der Hinweis, dass der Omega seinen Platz gefunden hat, wenn der Geruch sich verändert."
Ich schnaubte, ließ den Teller in die Spüle fallen und drehte mich zu ihr um. "Hör zu, er macht mir auf Station schon Stress genug, weil er meine Anwesenheit nicht ertragen kann, meinen Geruch schon Eifersucht zeigt. Lass mich damit wenigstens hier in Frieden. Und nein! Ich will diesen Alpha nicht, damit das klar ist. Ich will jemanden, der verantwortungsvoll zu seinem Rudel steht, alles für die Menschen dort tut. Sicher ist er kein schlechter Mensch, schließlich ist er Arzt. Dennoch. Nein, Lottie. Da muss das Schicksal noch einmal schauen und mir einen anderen Alpha an die Seite geben, den möchte ich wirklich nicht."
In dem Moment betrat meine Mutter mit den zwei Jüngsten auf dem Arm die Küche, schüttelte den Kopf. "Das Schicksal gibt keine zweite Chance, Lou. Es ist vorgesehen, wer wessen Partner wird und scheinbar seid ihr zwei die, die zusammengehören. Vielleicht schaffst du es ja, mit deiner Art, ihn davon zu überzeugen, dass man zu seinem Rudel stehen muss."
Vollkommen genervt, müde und resigniert zuckte ich nur mit den Schultern, murmelte ein. "Ich will aber nicht.", bevor ich die Arme meiner Schwester um mich fühlte.
"Wir sind doch da Lou. Wenn er blöd wird, dann helfen wir dir. Glaube mir, der will es nicht mit so einem Haufen Tomlinson aufnehmen. Und du, du könntest auch glücklich werden.", sie sah mich von unten an und ich seufzte.
"Ach Lotts. Wie soll mich so einer glücklich machen, der andere für seine Lust ausnutzt? Ich wette heute ist er auch wieder zu Brad gefahren, der ihn anhimmelt. Klar sagt der zu Harry, dass er nicht mehr als Spaß will, aber ich habs in seinen Augen gesehen. Er ist und bleibt ein Omega, der sich eine Bindung wünscht und er wird ihm weh tun, nur damit seine Gelüste befriedigt werden."
XXX
Ich lag oben im Bett, sah an die Decke, ging wieder und wieder alle Begegnungen mit dem Alpha durch, die ich gehabt hatte und ja, wenn ich ehrlich zu mir war, spürte auch ich die Anziehung.
Doch ich hatte Prinzipien, Prinzipien, die ich nicht über den Haufen werfen wollte. Ich war sehr traditionell aufgewachsen. Unser Rudel stand zusammen, jeder für jeden. Unser Alpha wachte über uns und wenn etwas war, konnte man Tag und Nacht um seine Hilfe ersuchen. Niemand war allein, niemand musste durch Probleme allein durch und das war, was ich auch von dem Alpha an meiner Seite erwartete.
Allerdings war Harry nach wie vor zu egoistisch, diesen Platz bei sich einzunehmen. Er wollte Karriere machen, wollte selbstsüchtig die Dinge durchziehen, die für ihn gut waren, nicht für die Allgemeinheit.
Ich sah gerade auf den Wecker, die Uhr zeigte eine 18 an, als mein Handy vibrierte. Bevor ich abnahm, sah ich auf die fremde Nummer und meldete mich dann vorsichtig.
"Louis Tomlinson."
"Hallo Louis, hier ist Anne Styles, die Mutter von Harry Styles.", hörte ich die weibliche Stimme am anderen Ende und schluckte hart. Was wollte sie von mir?
Panik stieg in mir auf. Wollte sie mich nun auch noch in die Richtung ihres Sohnes drängen, mich dazu kriegen mich mit ihm zu binden?
"Hallo Mrs. Styles.", gab ich unsicher zurück und sie lachte warm. Entgegen ihres Sohnes, war ihre Mutter mir sofort sympathisch gewesen, genau wie seine Schwester.
"Sag doch bitte Anne, Louis. Ich, ich habe etwas, was ich gern mit dir besprechen würde, allerdings nicht am Telefon.", kam es und ich runzelte die Stirn.
"Um was genau geht es denn?", fragte ich und hörte sie tief durchatmen.
"Wie gesagt, das würde ich gern persönlich mit dir erörtern. Keine Angst, ich will dich zu nichts drängen, es ist eher, ein Jobangebot.", nun war ich noch irritierter.
"Louis. Hast Du eine Stunde Zeit? Dann würde ich zu Euch kommen. Mit deiner Mom habe ich schon gesprochen. Sie hatte mir auch deine Nummer gegeben."
In dem Moment spürte ich, wie Ärger in mir aufwallte. Wie konnte meine Mutter nur? Ohne mich zu fragen? Ich war erwachsen und sie wusste wie sehr ich es hasste, wenn sie Dinge über meinen Kopf hinweg entschied.
Da aber Anne nichts dafür konnte, willigte ich schließlich ein und erleichtert und mit fröhlichem Klang sagte sie, sie würde dann in einer Stunde da sein und für alle Pizza mitbringen, allerdings ohne meine Mom vorher zu fragen.
Ich grinste, da hatte Harry wohl berichtet und meine Wut war ein wenig verraucht.
XXX
Nachdem ich meine Mutter zur Rede gestellt hatte und sie kleinlaut grinsend meinte, dass es ja nur zu meinem Besten wäre und wir ja nur reden würden mit Anne, hatte ich nur geschnaubt. Sie war einfach unverbesserlich, aber lieben tat ich sie deshalb nicht weniger.
"Machst du auf?", rief sie, als es klingelte und ich nickte, ging zur Tür.
"Hallo Anne, komm doch rein.", ich lächelte ein wenig nervös, deutete ins Haus und sie sah zu ihrem Auto.
"Holst du bitte noch kurz die Pizzakartons mit mir aus dem Auto?", sie zwinkerte mir zu und ich kam nicht umhin festzustellen, dass Harry viel von seiner Mutter zu haben schien.
"Natürlich.", nickte ich zustimmend, holte erschrocken die Pizzakartons mit ins Haus, für jede Person einen, selbst für die Kleinen.
"Ist das nicht ein bisschen viel?", fragte ich leicht unwohl, weil sie dafür richtig viel Geld ausgegeben haben musste.
"Das passt schon. Ich habe rund durch Karte gekauft. Ich hoffe es ist für jeden was dabei."
Die Kids waren ausser sich, meine Mutter kurz etwas angefressen, ließ sich dann aber auch vom Pizzaduft benebeln und so aßen wir zunächst zusammen, bis Anne dann sagte: "Können wir irgendwo ungestört reden?"
Ich nickte, deutete auf die Treppe. Am besten würden wir das oben im Dachboden, in meinem Zimmer können.
"Soll ich mitkommen?", fragte meine Mom, doch ich schüttelte den Kopf. Wie gesagt, ich war erwachsen und konnte Dinge vollkommen für mich allein regeln und entscheiden.
"Nett hast du es hier.", Anne sah sich in dem Zimmer um, was sehr spartanisch eingerichtet war. Alles Geld was ich verdiente floss in die Familienkasse und ich war auch nicht anspruchsvoll.
"Danke. Nimm doch auf dem Schreibtischstuhlplatz.", bot ich an, während ich mich ihr gegenüber auf den Bettrand setzte.
"Also, weshalb ich hier bin.", sie räusperte sich kurz, fuhr sich durch ihre Haare. "Du weißt ja, dass Harry ein ganz besonders stures Alphamodell ist, nicht wahr?", sie zwinkerte mir zu und ich musste schmunzeln.
"Durchaus.", gab ich zurück und sie lachte.
"Na ja, der Beta von Harrys verstorbenem Vater und ich überlegen seit Monaten, wie wir ihn mehr an die Arbeit im Rudel gewöhnen können, ihn motivieren, mehr fürs Rudel da zu sein."
Ich nickte verständnisvoll, sicher keine einfache Aufgabe, oft frustrierend, so wie ich Harry bisher kennengelernt hatte.
"Jedenfalls hatten wir jetzt eine Idee, die ihn zumindest teilweise aus der Klinik holen würde, in der er oftmals tagelang bleibt, gar nicht zurück kommt.", sie sah zum Fenster, schüttelte langsam den Kopf.
"Er kommt nicht nach Hause?", fragte ich nach und sie nickte.
"Wann immer es geht, schläft er dort. Nimmt Dienste an, die er gar nicht machen müsste, nur um weit weg vom Rudel und seiner Verantwortung zu sein. Ich weiß wirklich nicht, was ich in seiner Erziehung falsch gemacht habe.", ihre Stimme klang traurig und ich sah sie mitfühlend an.
"Er übernimmt sehr viel Verantwortung, Anne. Im Krankenhaus. Eigentlich sogar zu viel.", verteidigte ich ihn und wunderte mich über mich selbst, dass ich ihn quasi verteidigte. "Aber das ist eben die falsche Stelle, für einen Lykantrophen."
"Genau, genau so ist es.", sie drehte sich einmal mit dem Bürostuhl im Kreis, lächelte. Etwas was sie mir noch sympathischer machte.
"Deshalb, also... es ist nur eine Idee, ein Angebot. Weißt du, wir haben alle gemerkt und wir hören es auch von Harry, wenn er über dich spricht..."
Erstaunt sah ich sie an und da schmunzelte sie. "Ja, er redet viel über dich, auch wenn er sich am liebsten dann wieder selbst in den Hintern beissen würde, dafür."
Nun musste ich lachen, merkte wie ich leicht rot wurde.
"Auf alle Fälle denken wir alle, dass Harry und du, na ja, ihr Bindungspartner seid. Und du verständlicherweise mit dem wie du das Rudel siehst, ihn als Alpha ablehnst. Er dagegen würde dich sicher nicht ablehnen, lehnt sich aber gegen die Bindung an sich auf."
Ich nickte, fand es gut, dass sie verstand wie es bei uns beiden stand.
"Die Idee war nun, dass wir ihn zu mehr Verantwortung bekommen, wenn wir ihm bei uns eine Praxis einrichten, die nicht nur Rudelmitglieder behandelt, sondern für alle freigegeben ist. Und da er so eine Praxis nicht allein führen könnte, hatten wir in Erwägung gezogen, dich als Praxismanager zu engagieren.", sie sah mich mit ihren warmen Augen an und mir klappte der Mund auf.
"Erstmal nur an zwei oder drei Tagen die Woche, sodass ihr euch auch weiter in der Klinik verwirklichen könnt, aber ich habe die Hoffnung, dass er so mehr zu den Menschen zurückfindet, dass er durch die Zeit die er dann mehr hat, auch mehr andere Aufgaben bei uns übernehmen könnte.", sie stoppte kurz, bevor sie weitersprach.
"Natürlich würden wir mehr zahlen, als es das Krankenhaus tut, denn du sollst ja auch einen Benefit davon haben, wenn du dich darauf einlässt. Du wärst auch vollkommen frei, bei der Gestaltung mit ihm zusammen. Ihr bekommt alle Mittel die ihr braucht. Was hältst du von der Idee?"
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