25 - Im Zaubereiministerium (Teil 1)
Es tut mir leid, dass sich dieses Kapitel so verspätet hat, aber ich hatte schulisch einiges zu tun und recht wenig Motivation zum Schreiben. Nicht zu vergessen die Recherche, deren Ausmaß diesmal wirklich nervraubend war... Dafür ist das Kapitel ein Stück länger als sonst.
Die Updates finden ab jetzt circa alle drei Wochen statt, außer ich habe sie tatsächlich früher fertig. Ich weiß, dadurch verlängert sich mein Projekt um geschätzt ein dreiviertel bis ganzes Jahr, aber was soll ich machen?
Ich hoffe, es sind noch alle Leser dabei. :)
Liebe Grüße,
Merope
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Der Eingang zum Zaubereiministerium stellte sich als eine dieser altmodischen Telefonzellen heraus, von denen sich die meisten wohl in London verteilt befinden müssten. Lily beschloss, das nicht zu hinterfragen, und trat hinter ihrem Vater hinein.
Eine blechern-freundliche Stimme tönte durch einen nicht sichtbaren Lautsprecher: „Seien Sie willkommen im Zaubereiministerium, Standort London, England!"
Harry runzelte die Stirn. „Hermine hat also endlich die alte Besucherbegrüßung umgeschrieben. Interessant."
Die Stimme schepperte: „Nennen Sie Ihren Namen und den Grund des Besuches, Mr Harry Potter und Tochter."
Während Lily das sehr amüsant fand, wirkte Harry dagegen eher genervt von diesem Programmierfehler. „Wie gesagt, Harry James Potter und Lily Luna Potter. Der Besuch soll nur einen ersten Eindruck verschaffen."
Ein Ticket kam aus dem Wechselgeldschlitz geschossen und wurde von Harry aus der Luft geschnappt. Er drückte es seinem Kind in die Hand. „Das ist praktisch dein Ausweis hier", erklärte er, während die Telefonzelle einem Fahrstuhl gleich im Boden versank. „Pass gut darauf auf, ich brauch keinen Ärger mit irgendeinem wichtigtuerischen Abteilungsleiter. Es gibt da so ein paar, die kein gutes Haar an mir lassen können. Solltest du Miss Grant irgendwo begegnen, renn, was das Zeug hält!"
Lily hatte einmal ein Bild von dieser Frau im Tagespropheten gesehen. Sie war eine eher korpulente, dunkelhäutige Aurorin um die Fünfzig und mit deutlich mehr Falten zwischen den Augenbrauen als um den Mund.
„Sie macht ihren Job echt gut", gab Harry zu, „nur leider hat sie mich ganz am Anfang, als ich neu hier war, beim Herumblödeln erwischt und dann war ich den Heldenbonus los..." Er grinste schief.
Ein helles Pling machte die beiden Potters darauf aufmerksam, dass sie unten angekommen waren.
Und Lily konnte nur noch staunen.
Vor ihr erhob sich eine riesige Halle mit hoher Decke. Wände, Säulen und Boden waren schwarzgrün gefliest. Die Kamine an den Seiten der Halle flammten immer wieder neongrün auf, als andere Ministeriumsangestellte aus ihnen hinaustraten. Ein riesiges Plakat mit Hermines Kopf darauf lächelte von über ihren Köpfen auf die hastige Menge herab.
„Mine kann dieses Bild nicht leiden, aber es wurde darauf bestanden", erklärte Harry, als er Lilys verdutzten Blick bemerkte. Seine Erklärung machte die Existenz dieses Plakats verständlicher, denn eigentlich hatte Lily ihre Tante eher als bescheiden und nicht so selbstverliebt eingeschätzt.
Auf einmal stolperte ein junger Zauberer in weiten, violetten Roben an ihnen vorbei, strauchelte und schleuderte die Flugblätter in die Luft, die er Harry Gesichtsausdruck nach zu urteilen noch nicht hier hatte verteilen sollen.
„Teddy!", schrie Lily und lief zu dem blauhaarigen Mann.
Er sah auf, als er ihre Kinderstimme hörte. Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er breitete seine Arme aus, in die sie sich hineinwarf. „Lils!"
Sie beschloss, den verhassten Spitznamen dieses eine Mal zu ignorieren und ließ sich von ihm drücken.
Harry seufzte mit Blick auf das Chaos, das innerhalb von ein paar Sekunden angerichtet worden war. „Das ist schon das dritte Missgeschick dieser Woche. Und wir haben Dienstag, Ted." Mahnend sah er seinen Patensohn an.
Dieser schien unter seinem Blick förmlich zu schrumpfen. Kleinlaut murmelte er: „'Tschuldige. Aber ich muss diese Flugblätter wirklich eiligst an Miss Selwyn geben!"
„Dann helfen wir dir grad beim Einsammeln", bot Lily an und hob sofort ein paar Blätter auf, ohne auf eine Antwort zu warten.
Harry legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu stoppen. Als sie verwirrt zu ihm hinaufschielte, zog er seinen Zauberstab und levitierte alles zurück in Teddys Arme.
Dessen Ohren liefen rot an, weil er nicht selbst auf die doch sehr naheliegende Idee gekommen war.
Lily dagegen starrte schockiert auf die Pergamente. An diese Möglichkeit hatte sie nicht eine Sekunde gedacht. Selbst wenn sie hier zaubern dürfte, wäre es ihr nicht in den Sinn gekommen. Sie verkam zu einem Muggel, fand sie.
Erschreckend.
Sie zwang sich dazu, aus dem melodramatischen Denken herauszukommen. So würde das heute nichts mehr werden, wenn sie im Selbstmitleid versank. Im selben Moment merkte sie, wie oft sie sich auf diese Weise zur Ordnung rufen musste. Hatte sie also schon Zwangsgedanken entwickelt.
„Dad, gehen wir durch alle Abteilungen?", wollte sie unvermittelt wissen und überraschte sich damit selbst. Aber es war eine berechtigte Frage.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das würde zu lange dauern. Wir werden hauptsächlich in Ebene Zwei unterwegs sein, ansonsten statten wir Ebene Zehn noch einen Besuch ab. Dabei lassen wir die alten Gerichtssäle aus, da die sowieso nicht mehr in Verwendung sind. Aber der ganz hinten wurde leider erhalten." Dann wandte er sich an Teddy. „Beeil dich mal lieber. Keira wird dir zwar nicht den Kopf abreißen, wenn du noch ein bisschen wartest, aber befördert wirst du so auch nicht." Er verabschiedete sich von Teddy, indem er ihm kurz die Schulter drückte.
Der junge Zauberer nickte zerstreut und eilte dann davon.
„Er wechselt nicht die Etage", bemerkte Lily, die sich bereits erfolgreich nach den von ihren Brüdern als rasant geschilderten Aufzügen umgesehen hatte.
„Nein, die Chefbüros sind hier unten. Da kommt man mit einer Treppe hin", erklärte Harry. „Keira Selwyn ist Hermines Erste Untersekretärin. Super verlässlich und sogar noch entspannt. Sie lässt sich von unserer Zaubereiministerin keinen Druck machen. Ihr Büro ist gleich neben Hermines."
Lily hatte sofort an Keiras Verlässlichkeit gezweifelt, als sie den Nachnamen gehört hatte. Sie vermied es aber aus gegebenen Gründen, Harry auf etwas hinzuweisen, was er scheinbar glücklicherweise noch nicht bemerkt hatte.
„Lass uns dann mal zu Hermine gehen", sagte Harry. „Sie hat ein Quiz erwähnt, das sie für dich vorbereitet hat."
Das wird ja immer besser, dachte die kleine Potter in sich hineingrinsend. Wurde sie also tatsächlich dazu angehalten, mehr über die Abläufe hier herauszufinden! Ihre Tante wusste gar nicht, wie sehr sie ihr damit in die Hände spielte.
~*~
„Viel Spaß, Lil", wünschte ihr Hermine strahlend und reichte ihr ein grünes Klemmbrett. „Aber vergiss nicht: Keine Abteilungen, die ich nicht auf das Blatt geschrieben habe!" Sie wollte sich wieder ihren Unterlagen widmen, in die sie vertieft gewesen war, als ihr bester Freund und dessen Tochter angeklopft hatten.
„Warum?", fragte Lily bemüht arglos, obwohl sie eine gute Vorstellung davon hatte, weshalb sie einige Bereiche des Regierungssitzes nicht aufsuchen durfte. Es gab Abteilungen voller verfluchter Gegenstände. Einige Forschungsprojekte oder Verhandlungen durften nicht an die Öffentlichkeit geraten. Aber daran war Lily auch gar nicht interessiert. Es ging ihr darum, zu verstehen, wie dieses System funktionierte. Sie musste alles herausfinden, was ihr später einmal nützlich werden konnte. So eine Gelegenheit kam nicht so bald wieder, also musste sie nun alles aus dieser Chance herausholen. Und insgeheim bewunderte sie diesen Ort mit seinen dunklen verschlungenen Gängen und Geheimnissen hinter den massiven Türen; sie hatte ihn geliebt, bevor sie ihn überhaupt gesehen hatte. Und gleichzeitig hasste sie ihn nicht minder, weil er eine reale Gefahr für sie darstellte.
„Du darfst nicht überall hin, weil es den rahmen sprengen würde", wich Hermine genau wie Harry der Frage aus und bemerkte nicht den verschlagenen Ausdruck, der bei diesen Worten über das Gesicht ihrer Nichte huschte.
„Dann sollten wir mal anfangen, schließlich muss ich um zehn ja selbst noch arbeiten", sagte Harry Mitleid heischend zu seiner besten Freundin, die ihre Besucher daraufhin lachend herausscheuchte.
~*~
Die erste Unterabteilung der Magischen Strafverfolgung, die sie besuchten, war die Aurorenzentrale.
Nicht besonders freundlich empfangen wurden sie von der Frau, vor der Harry sie gewarnt hatte.
„Was soll die Kleine hier?", schnauzte die Aurorin.
Harry richtete sich unwillkürlich ein wenig auf, als er antwortete: „Meine Tochter hat die offizielle Erlaubnis, hier zu sein!"
Grant zog zweifelnd eine Augenbraue hoch, was ihre Stirn in tiefe Falten legte, die selbst das krause Haar nicht kaschieren konnte.
Trotz schlich sich in Harrys Stimme, als er hinzufügte: „Wenn Ihnen das nicht passt, dann bereden Sie das doch mit der Ministerin!" Er hatte sich innerhalb dieser zwei Sätze in Rage geredet und gestikulierte nun wild mit der rechten Hand.
Lily stand daneben und wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn ihr Vater so wurde, waren Ginny und James die Einzigen, die ihn beruhigen konnten. Ginny liebevoll, James mit einem gelangweilten „Reg dich ab, Dad". Die beiden jüngeren Geschwister dagegen verfielen in solchen Situationen bloß in ratloses Schweigen.
„Wissen Sie was, Potter?", knurrte Miss Grant. „Es geht mir dermaßen am Arsch vorbei, dass sie mit der Ministerin befreundet sind, aber das müssen Sie nicht auch noch so auf der Stirn tragen wie Ihre Narbe! Führen Sie Ihre brave Tochter nur hier spazieren und sehen Sie dann, was sie davon haben! Und seien Sie wenigstens so höflich, als Abteilungsleiter pünktlich um zehn wieder hier zu sein, ich habe keine Lust, hier alles alleine machen zu müssen! Die verdammte Nokturngasse ist immer noch unauffindbar und scheinbar verschwinden da alle gesuchten Verbrecher Großbritanniens hin!" Sie nahm einen Schluck aus dem Wasserglas auf einem penibel aufgeräumten Schreibtisch, um ihre nun leicht krächzende Stimme wiederherzustellen, um Lily mehr oder weniger angemessen zu begrüßen: „Delilah Grant, Assistentin und Co-Abteilungsleiterin der Aurorenzentrale." Ihr Händedruck erwies sich als noch schmerzhafter als Molly Weasley seniors Umarmungen. „Sollten wir uns jemals wiedersehen, wünsche ich Ihnen, dass ich einen guten Tag habe."
Lily erschrak ob der geflüsterten Drohung und konnte nicht anders, als – leider nicht unbemerkt von Delilah Grant – zu ihrem Hosenbund zu sehen, wo sie ihren Dolch neuerdings befestigte. Das Beweisstück dafür, dass sie keine gewöhnliche Zwölfjährige war.
„Was erlauben Sie sich?", rief Harry aufgebracht, der die Worte seiner Assistentin mitbekommen hatte. „So reden Sie nicht mit ihr!"
Die kleine Potter merkte, dass niemand den beiden Streitenden Aufmerksamkeit schenkte. Offensichtlich waren solche Auseinandersetzungen zwischen dem Helden der Zaubererwelt und dessen Sekretärin keine Seltenheit. Schließlich entschied sie sich dazu, doch etwas zu sagen: „Dad, ist gut. Wir müssen uns hier diese Abteilung nicht ansehen. Das macht nichts."
„Doch", schnauzte Harry, mehr an seine Kollegin gewandt. „Macht es. Und weil ich der Chef bin, hat das Grant eigentlich nicht zu entscheiden!"
Lily nahm sich somit vor, künftig nichts mehr einzuwenden, wenn Harry wieder in solch einer miserablen Stimmung war.
Letztendlich erhielt sie doch noch einen Einblick in die Abläufe im Aurorenbüro, wie es Harry versprochen hatte. Sie erfuhr, wie die Karte sortiert war, bekam zu ihrem Missfallen auch ihren eigenen Vermerk vom Halloweenfest letzten Jahres zu sehen und durfte einigen Angestellten Fragen stellen. Anscheinend gab es nicht einfach nur Auroren, nein, diese schienen sich in Eingreifzauberer, Hexenwächter und die Leute, die immer wieder in der Untersuchungsabteilung nebenan verschwanden, aufzuteilen. Eingreifzauberer waren für Barprügeleien, Kleinkriminelle und dergleichen zuständig, Hexenwächter fürs Fangen und Bewachen ‚echter' Verbrecher, während die aus der Untersuchungsabteilung beunruhigenderweise Schwarzmagier aufspürten und deren Machenschaften untersuchten. Bei letzteren blieb Lily nicht allzu lange.
An nützlichen Informationen hatte sie nun, dass sie wusste, wie sie was am schnellsten in der Kartei fand, und wer ihr am gefährlichsten werden konnte.
Danach besuchte sie die Administrative Registrier-Abteilung inklusive dem Animagus-Registrierungsbüro, wo sie scherzhaft gefragt wurde, ob sie ein Unregistrierter sei, was sie guten Gewissens verneinen konnte.
Ein wenig befangen fühlte sie sich im Koboldverbindungsbüro, weil ein schlecht gelaunter Goblin sie in Grund und Boden starrte. Nur minimal besser wurde es im Zentauren-Verbindungsbüro, denn dort wurde sie permanent als „Fohlen" bezeichnet, wozu niemand der wenigen menschlichen Angestellten etwas zu sagen hatte.
Interessant fand sie dagegen die Abteilung für Internationale Zusammenarbeit, wo man sich gerade darüber aufregte, dass Irlands Zaubereiministerium nichts von einer Kooperation mit dem diesländigen hielt. Heimlich schielte sie immer wieder auf die mit Post-Its zugepflasterten Landkarten und kam zu dem Schluss, dass Irland der beste Staat wäre, um unterzutauchen.
Aber während alldem hatte sie eigentlich nur auf einen Moment gewartet: den, wo ihre persönliche Pause begann. Harry musste sie versprechen, das Ministerium nicht zu verlassen, während er ein Meeting abhielt. Später sollte sie die verbliebenen Quizfragen selbstständig beantworten. Dazu hatte sie netterweise eine Karte des Regierungssitzes in die Hand gedrückt bekommen. Den Gerichtssaal sollte sie erst später mit Harry besuchen, wenn dieser selbst seine Mittagspause hatte. Danach würde sie per Flohnetzwerk nach Hause geschickt werden.
Doch noch war sie hier. Und sie kannte ihr Ziel: die Mysteriumsabteilung.
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