Kapitel 25
Kapitel 25
„Es gibt einen Weg", erklärte Riri und klang stolz. „Aber ich bin nicht ganz sicher, wo er beginnt."
„Gut, dann zeig mir, wo du ihn gefunden hast. Dann suchen wir gemeinsam einen", sagte Travis und informierte die Begleiter, was Riri herausgefunden hatte.
„In Ordnung", sagte sie und blickte zu Boden, während sie die anderen führte.
Mit einer Handbewegung wies Travis die beiden an, ihnen zu folgen.
Ciira und Finn blickten sich um und schienen wachsam, was Travis irgendwie gefiel. Er folgte Riri, die sie wieder hinaus führte. In einen anderen Unterwassergarten, der einem wunderschönem Riff glich.
So gern die drei sich wohl gerne umgesehen hätten, sie hatten besseres zu tun. Travis folgte Riri, die sehr ernst wirkte, dankbar. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, einen Geist zu haben, wenn er zu etwas zu gebrauchen war.
„Ich gehe mich schnell umsehen", bemerkte sie und verschwand im Boden. Es schien, als würde sie versuchen, die Gruppe oberirdisch direkt über dem unterirdischen Gang zu führen.
Travis hingegen versuchte, ruhig zu bleiben. Das Warten und die Unwissenheit nervten ihn, aber er war es gewohnt. Jedenfalls würden die Meerjungfrauen etwas zu hören bekommen. Das war sicher.
Aber erst, wenn Isanami in Sicherheit war.
„Hier entlang", meinte Riri, als sie zurückkehrte, starrte dann aber auf eine Wand.
„Und wie sollen wir da durch?", fragte Travis mit gehobenen Augenbrauen. Gleichzeitig legte er seine Hände an die Wand, um festzustellen, aus was sie geschaffen worden war.
„Ringsherum gehen?", schlug Ciira vor und wirkte nachdenklich.
„Wir müssen sehen, wo wir hineinkommen", bemerkte Finn nachdenklich.
Travis nickte. Solange Isanami nicht da war, war er irgendwie der Anführer der kleinen Gruppe. „Riri, hast du einen Weg gefunden, reinzukommen?", fragte er.
„Der Weg ist lang", meinte sie unruhig. „Ich habe noch einen Eingang nach oben gefunden."
„Egal, wir müssen uns endlich beeilen", sagte Travis langsam weniger gelassen. Er machte sich Sorgen um Isanami.
„Ihr geht es gut. Sie schläft", versicherte Riri und schien ihn beruhigen zu wollen.
Das half nur bedingt, denn sie wussten nicht, wie lange das noch so bleiben würde. „Beeil dich und zeig uns den Weg dort rein, sonst werde ich mir selbst einen schaffen", murmelte der Alpha.
„Immer mit der Ruhe", meinte Ciira sanft. „Es bringt uns nichts, Fehler zu machen, weil wir zu ungeduldig werden", sagte sie, wirkte aber ebenfalls nicht sonderlich ruhig.
Riri zögerte kurz, bevor sie die Gruppe um das Hindernis herum führte.
Dass der Weg lang war, bemerkte die Gruppe sehr schnell, denn Travis' Meinung nach vergeudeten sie eine Menge Zeit. Allerdings hatte Ciira Recht und als sie endlich um die Mauer herum waren, seufzte er. „Warum sind wir nicht darüber geklettert oder geschwommen?", murmelte er.
„Weil das nicht gegangen wäre", meinte Finn. Sie konnten zwar schwimmen, doch seltsamer Weise ohne Isanami nicht so einfach wie zuvor. Als wäre der Zauber dazu gedacht, ihnen das Laufen zu erleichtern.
Ohne auf Finns Kommentar zu achten, wandte Travis sich an Riri und verlangte, ihnen zu zeigen, wohin sie mussten. Hier waren nur sehr wenig Meerjungfrauen unterwegs, was ihnen zugute kam. Er hatte keine Lust, sich mit ihnen anzulegen.
„Ich schau ja schon", meinte Riri, die noch immer ständig in den Boden verschwand und so den Wegen folgte und die gruppe führte.
Mittlerweile waren sie wieder in einem Gebäude und wurden von den Meerjungfrauen seltsam angesehen. Wahrscheinlich, weil das hier die Lagerräume waren und sie hier nicht sein sollten.
Daran störte sich Travis jedoch nicht. Dafür bedachte er die Meerjungfrauen mit einem finsteren Blick, der manche sogar zurückweichen ließ. Die Gänge waren breit genug, um das zuzulassen. Manche von ihnen drückten sich sogar an die Wand, weil Travis furchteinflößend aussah.
„Ich rieche sie deutlicher", sagte er auf einmal und schnupperte ausgiebig mit der Nase in der Luft.
„Wir müssten bald am Eingang sein", meinte Riri unruhig und verschwand durch eine Tür zu einem weiteren Teil des Lagers. Als Travis diese öffnen wollte, war sie jedoch verschlossen.
Isanamis Geruch war stärker und er glaubte, dass sie hinter dieser Tür oder in der Nähe sein musste. „Riri?", rief er unruhig und rüttelte daran. Sie hatten die anderen Türen nicht ausprobiert, aber da aus einigen Räumen Meerjungfrauen gekommen waren, ging er davon aus, dass diese auch nicht verschlossen waren.
Der Geist kam zurück und wirkte irritiert. „Wo bleibt ihr? Dort ist eine Falltür, die hinabführt", sagte sie aufgeregt.
Travis bemerkte, wie die Meerjungfrauen näherkamen und scheinbar unruhig wirkten. Als wüssten sie nicht, was sie tun sollten.
„Sag das doch gleich", grummelte Travis und wandte sich an die Meerjungfrauen. „Dafür werdet ihr büßen", knurrte er sie an und nickte Riri dann zu. „Ich kann nicht durch die Wand gehen. Wir müssen die Tür hier öffnen", bemerkte er.
„Können wir sie einschlagen?", fragte Finn nüchtern, was Travis verwunderte, da der Heiler sonst nicht so auf Gewalt stand. Doch hier schien er eine Ausnahme zu machen. Vielleicht, weil es um Isanami ging.
„Kein Problem", murmelte Travis und ballte seine Hand zur Faust. Er sammelte sich gedanklich und rief nach seinen Kräften, die er mit dem Schlag gegen die Tür weiterleitete. Das Geräusch, was dabei erzeugt wurde, war beängstigend und hallte auf dem Flur wider.
Travis bemerkte, dass die Meerjungfrauen überrascht zurückwichen, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Er schlug noch einmal zu und bemerkte, dass die Tür langsam nachgab.
Schon immer war er sehr stark gewesen. Durch regelmäßige Übungen und Training war er noch besser geworden. Das kam ihm jetzt zugute.
Zweimal musste er noch einschlagen, bevor die Tür quietschend nachgab. „Los jetzt", forderte er Ciira und Finn auf, denn nun konnten sie zu der Falltür, von der Riri gesprochen hatte.
Die Meerjungfrauen schienen sich zu sammeln und Travis konnte aus den Augenwinkeln sogar einige bewaffnete sehen.
Bevor er die Falltür öffnete, drehte er sich zu ihnen um. „Ich sage es nur ein einziges Mal: Lasst Göttin Isanami in Ruhe. Sie braucht das Fragment, um ihre Kräfte wieder zu erlangen und die Welt zu beschützen. Kommt ihr mir in die Quere, mache ich Fischfutter aus euch", drohte er ihnen ohne jegliche Angst. Selbst die Waffen interessierten ihn nicht.
„Spuck nicht so große Töne", rief eine der Meerjungfrauen, die einen Speer trug. „Ohne den Schutz der Göttin würdet ihr hier elendig sterben."
Dank Isanamis Hilfe konnte Travis sich auch schnell genug auf die Meerjungfrau zubewegen. Ehe die sich versah, hatte er ihre Hand, in der sich der Speer befand, genommen und drückte gewaltig zu. „Du hast keine Ahnung, mit wem du es hier zu tun hast. Sollte ihr etwas passieren, seid ihr alle dran."
Ein Stoß erwischte Travis, der jedoch keine physische Ursache hatte. Als wäre das Wasser es gewesen. Zudem so stark, dass er leicht wankte.
„Reize mich nicht", knurrte er und ließ von ihr ab, bevor er auf die Falltür zuging. „Euch wird es noch leidtun, was ihr vorhabt", schwor er und schnaubte verächtlich. Die Völker waren wirklich blind geworden. Blind, dumm und stur.
Bevor Travis die Falltür erreichte, wurde ihnen der Weg von einigen weiteren bewaffneten Meerjungfrauen versperrt.
Seine Augenbraue, die zuckte, verriet, dass er langsam die Geduld verlor. Das war neu, denn er hatte gerade beim Jagen eine Engelsgeduld. Warum also verlor er jetzt die Beherrschung, wenn es um Isanami ging? „Ihr habt die Wahl: Entweder verarbeite ich euch als Fischfutter oder mein Geist kümmert sich um euch", sagte er lässig und warf Riri einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie würde sicherlich helfen können. Wohl auch, weil sie ihm imponieren wollte. Schließlich war sie nicht zufrieden, wenn er sie ignorierte.
Er bemerkte, wie ihre Augen strahlten, bevor sie über die Meerjungfrauen schwebte und dort begann, einige Seile zu lösen, die Vorräte hielten.
„Danke Riri", lächelte er seinem Geist zu. Er war wirklich froh, dass sie helfen konnte. „Also? Welche Methode wollt ihr?", fragte er interessiert und amüsiert an die Meerjungfrauen gewandt. Die nahmen ihn wohl nicht ernst, was ihm gelegen kam.
Sie wirkte allerdings auch unsicher. „Sie ist unsere einzige Möglichkeit zu überleben", sagte eine von ihnen. „Wenn das Fragment verschwindet, geht unsere Stadt unter."
„Wie seid ihr davor zurechtgekommen, als sie noch ihr Fragment gehabt hatte?", fragte Travis spöttisch. „Ist eure Stadt untergegangen? Ach ja richtig, ihr seid Meerjungfrauen", bemerkte er extra betonend. „Hört auf mit dem Unsinn. Eure Stadt wird nicht untergehen. Sie ist schon untergegangen und Finns Feendorf hätte auch untergehen müssen."
„Du verstehst das nicht", fauchte eine der Frauen ihn an. „Früher hat der schwarze Strudel unsere Stadt nicht bedroht."
Beinahe gelangweilt und teilnahmslos sah Travis sie ihn. So, als würde er öfters angefaucht werden. „Ach so? Und ihr glaubt, dass es euch aufsaugt, sobald Isanami das Fragment hat? Macht euch nicht lächerlich. Sobald sie es hat, wird sie stärker und kann euch weitaus mehr helfen als jetzt", schnaubte er und beugte sich hinab, um die Falltür zu öffnen. Gleichzeitig gab er Riri ein Zeichen, dass sie sich an die Arbeit machen sollte.
„Nein, sie hat gegen die Dunkelheit ihres Bruders keine Macht", fauchte die Frau zurück und wollte gerade angreifen, als von oben einige Säcke hinabkrachten.
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