Kapitel 15
Kapitel 15
Es dauerte gefühlte Stunden, bis Ciira endlich zurückkehrte. An ihrer Seite seltsamer Weise ein Mann mit großen, prächtigen Flügeln.
Isanami starrte ihn mit großen Augen an. Männliche Feen waren überaus selten und somit hoch angesehen. Das ein Solcher ein Heiler war, war ungewöhnlich.
Er wirkte auf den ersten Blick herablassend und arrogant. Sein längliches, weißes Haar war fein säuberlich geglättet und er trug eine Tasche bei sich, wo er wohl Medizin aufbewahrte.
Als die beiden bei ihr ankamen, verneigte sich der Heiler und grüßte mit einer heiseren Stimme, die sich anhörte, als würde man zwei Eisen aneinander reiben. Sie passte irgendwie nicht zu ihm.
"Ich bin Finn, der Feenheiler. Was ist passiert?", wollte er wissen und kniete sich auf die Wiese.
"Wir sind Mumien begegnet", erklärte Isanami mit erschöpfter Stimme. "Travis wurde entweder gebissen oder hat Teile von ihnen verschluckt."
"Braucht Ihr zuerst Hilfe, Göttin Isanami?", fragte er. Anscheinend hatte Ciira ihm gesagt, wer sie war. Nicht wie die Elfen schien er daran zu zweifeln.
Isanami schüttelte den Kopf. "Danke, aber er braucht die Hilfe, damit wir weiter nach den Fragmenten suchen können."
Ohne sich aufzudrängen, widmete Finn sich dem Alpha. "Er ist ein Werwolf? Sollte er sich nicht selbst heilen können?", fragte er, während er den bebenden Körper des Mannes untersuchte.
"Ja. Aber das zählt nicht für diese Art von Vergiftungen", meinte Insamai besorgt. Sie wollte nicht, dass Travis starb.
"Er wird wieder in Ordnung werden. Ich habe eine Medizin", sagte er und warf Isanami einen Blick zu. "Allerdings kann sie sehr starke Nebenwirkungen haben, daher brauche ich zuerst ein bestimmtes Kraut", fuhr er fort.
"Was für ein Kraut?", fragte Isanami unsicher. Sie war irgendwie erleichtert, dass er eine Medizin kannte, doch sie war auch misstrauisch.
"Das Kraut nennt sich Geisterträne und wächst dort, wo ein Wesen gestorben ist, das später zum Geist geworden ist. Meist ist dieses Kraut von Geistern bewacht", erklärte er und fügte hinzu, dass es dieses auf dem Pfad der Verdammten gab.
Isanami wirkte nachdenklich. "Ich denke ... Wir können es beschaffen."
Mit einem Blick auf Travis war ihr klar, dass ihr nichts anderes übrigblieb. Wie es aussah, war das auch die Bezahlung für Finn. Er schien Travis nur behandeln zu wollen, wenn sie ihnen das Kraut brachten. "Solange kann er bei uns bleiben", erklärte der Heiler, doch plötzlich hob Travis den Kopf und meinte mit brüchiger Stimme, dass er mitgehen würde.
Isanami war sofort an seiner Seite. "Du bist zu geschwächt", flüsterte Isanami und fuhr ihm über die Haare.
"Ich lasse dich nicht allein, Isanami!", beharrte er und schaffte es irgendwie, sich aufzurichten. Dass es ihm nicht gut ging, war deutlich, doch sein Wille, ihr zu helfen, schien ungebrochen zu sein. Schließlich stand auch für ihn und sein Rudel eine Menge auf dem Spiel.
Nachdenklich betrachtete Finn den Alpha und nickte schließlich. "Also gut. Ich gebe ihm einen Trank, damit er wenigstens mitgehen kann", gab er sich geschlagen.
"Aber das ist gefährlich", meinte Isanami besorgt. Sie selbst hatte kaum Probleme mit den Giften. Sie würde eine Weile lang unter Schmerzen leiden, doch nicht sterben.
"Ich gehe mit", sagte Travis stur und warf dem Feenheiler einen auffordernden Blick zu. "Gib mir den Trank, damit ich Isanami beschützen kann", forderte er ernst.
Finn musterte ihn nachdenklich und Isanami hoffte, dass er es ablehnen würde, doch stattdessen nickte er, was ihr gar nicht gefiel.
"Sehr gut", meinte Travis. Ihm schien es egal zu sein, dass er vergiftet war.
Isanami gab sich geschlagen. "Na gut, aber du musst sagen, wenn es nicht mehr geht."
"Werde ich", sagte er mit einem Ton, der ihr genau verriet, dass er es nicht tun würde. Mit einer Handbewegung wies Travis den Heiler an, den Trank zu machen.
"Schon gut. Ich beeile mich", grummelte dieser.
Isanami beugte sich zu Travis. "Männliche Feen sind sehr hochrangig", erklärte sie ihm leise flüsternd und beobachtet Finn. "Sei bitte etwas ... höflicher."
Travis hob eine Augenbraue und seufzte. Seine Arme verschränkte er vor sich und wartete scheinbar ungeduldig auf den Trank.
Isanami blieb an seiner Seite, um ihn notfalls zu halten. Dass er überhaupt stehen konnte, zeugte von seiner Kraft.
Ciira beobachtete den Heiler und schien sehr daran interessiert zu sein, zu wissen, wie man so einen Trank herstellte.
Der Heiler war sehr sorgsam bei der Herstellung des Tranks und er ließ sich daher Zeit.
In seiner Tasche war alles, was er brauchte. Von Mörser über Kräuter und Flüssigkeiten in kleinen Phiolen.
Isanami erkannte die Kräuter, die er benutzte. Sie waren selten und nicht einfach zu bekommen, aber dafür wirksam.
Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, reichte der Heiler den Trank an Travis weiter. Dieser nahm das Getränk zu sich. Wie der Trank schmeckte, ließ er sich nicht anmerken, aber er schien schnell zu wirken. Travis' gelbe Augen wurden wieder klarer und sein Körper hörte zu schwitzen auf.
Isanami atmete erleichtert aus. "So siehst du schon viel besser aus, aber das nicht nur von kurzer Dauer", sagte sie, da sie sich erinnerte.
"Danke für das Kompliment", erwiderte Travis trocken. Er wusste scheinbar genau, dass es keines war. Sein seltsamer Sinn für Humor brachte Ciira sogar zum Lächeln. So, als wäre sie erleichtert, dass er einigermaßen in Ordnung war.
"Wir sollten uns auf die Suche machen", meinte Isanami, denn sie wusste, dass die Zeit drängte.
"Gut, ich erwarte euch im Dorf zurück", sagte Finn zustimmend und stand auf. Mit einem kurzen, aber eindringlichen Blick sah er noch einmal auf Travis. "Braucht Ihr etwas, Göttin Isanami?", fragte Finn, bevor er sich auf den Weg zurück machte.
Isanami zögerte nur kurz. "Gibt es ein magisches Artefakt in eurem Dorf?", fragte sie, denn das konnte eines ihrer Fragmente sein.
Finn nickte zustimmend. "Ja, das gibt es. Nun geht und holt die Geisterträne. Der Trank wird nicht lange halten", sagte er fast schon bestimmend.
Ob sie sich zuerst das Artefakt ansehen sollte?
Nein, Travis war wichtiger. Sie würden zuerst die Geisterträne holen. Daher nickte sie und machte sich auf den Weg.
Ciira und Travis folgten ihr. Zurück zum Pfad der Verdammten. Hoffentlich begegneten sie dort nicht noch mehr Mumien. Es war fraglich, ob Travis sie noch beschützen konnte.
Zum Glück wusste Isanami in etwa, wo sie lang mussten. Der Geistersumpf war schon damals an dieser Stelle, nur noch nicht vom Pfad der Verdammten umgeben.
Es zeigte ihr, wie sehr sich die Welt, die sie liebte, geändert hatte. Der Pfad der Verdammten hatte sich stark ausgebreitet.
Das Gebiet war schon immer sehr gefährlich gewesen, doch jetzt mussten sie auch mit Ghulen, Widergängern und wohl auch Mumien rechnen.
Während sie auf dem Weg zum Geistersumpf waren, warf Isanami immer wieder einen besorgten Blick zu Travis. Ob es ihm besser ging? Sie konnte keine Anzeichen sehen, dass es ihm schlecht ging.
Trotzdem durften sie nicht zu lange brauchen. Gift war trügerisch und Finn hatte nur für Aufschub gesorgt, nicht aber für Heilung.
"Dort", flüsterte Isanami und blickte direkt auf den Geistersumpf.
Dieser lag dunkel und gruselig vor ihnen. Hinzu kamen die merkwürdigen Geräusche, die irgendwie von überall und nirgendwo her kamen. Das Sumpfwasser war trüb, sodass sie nicht erkennen konnte, was sich darunter verbarg. Überall gab es schwarze Pflanzen, die aussahen, als wäre ihn das Leben entzogen worden. Der Pfad, der sich durch den Sumpf schlängelte, wirkte nicht sehr sicher.
"Das kann ja was werden", murmelte Isanami und hoffte, dass sie nicht vom Weg abkamen.
"Kein angenehmer Ort", rümpfte Travis die Nase und Ciira nickte. Auch ihr schien der Ort nicht ganz geheuer zu sein. "Wie sieht die Geisterträne aus und wo können wir sie genau finden?", fragte er.
"Im Sumpf. Sie ist hellblau und ihre Blüte sieht aus wie eine Träne", erklärte Isanami und war die Erste, die den Weg testete. Dabei war sie sehr vorsichtig, da sie nicht wusste, was passieren konnte.
Sofort ging Ciira vor sie. "Bitte lasst mich das machen. Es ist nicht gut, wenn Euch etwas passiert", sagte sie, da sie die Einzige war, der es gut ging.
Nur widerwillig ließ Isanami es zu. "Pass aber bitte auf", bat sie und fragte sich, ob Ciira Ahnung von Mooren hatte.
Zumindest war sie sehr vorsichtig und passte mit ihren Schritten auf. Travis und Isanami blieben ein paar Schritte hinter ihr, damit sie genug Zeit hatte, den Weg zu testen.
Eine Weile kamen sie gut voran. Da sie langsam waren, konnten sie sich gründlich umsehen.
"Ich mag Moore nicht", murmelte Isanami und hatte die ganze Zeit Angst, dass aus dem Wasser Untote kamen. Das wäre bei der Gabe von Chaos kein Wunder.
Als der Weg uneben wurde, bot Travis ihr an, sie zu tragen. Es war sicherer, wenn er lief, so konnte sie sich darauf konzentrieren, die Blume zu entdecken. Bisher hatten sie kein Glück gehabt und Isanami fragte sich, wo sie diese endlich finden würden.
"Ich möchte nicht, dass du mich in deinem Zustand noch trägst", sagte sie ernst. Travis war krank. Er musste geschont werden.
Der Alpha winkte ab. "Ich bin nicht schwerkrank und fühle mich gut", behauptete er.
Auch Ciira war der Meinung, dass es besser wäre, wenn Isanami getragen wurde. Der Sumpf war nicht mehr einfach zu durchqueren und sie blieben ab und zu stecken. Isanami würde sich allein nicht befreien können.
"Na gut", gab sie sich hörbar widerwillig geschlagen. "Aber passt mir bloß auf euch auf."
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