Kämpferherz
Cathrine Tate ließ Dumbledore den Vortritt, als sie die Tür zu ihrem Büro öffnete.
»Setzen Sie sich bitte!«, sagte sie dann und wies auf einen der Stühle, die vor einem Schreibtisch aus dunklem Holz standen. Der Direktor nahm Platz und sah die Frau vor sich erwartungsvoll an.
»Ich muss sagen, dass dies der schlimmste Fall von Missbrauch in all meinen Jahren hier im Gamot war. Von der Tat mal abgesehen, war ich wirklich geschockt davon, was besonders Sie für Fehler gemacht haben«, Dumbledore setzte an, die Frau zu unterbrechen, aber diese schüttelte vehement den Kopf.
»Nein Professor, Sie hören sich das bis zum Ende an. Sie haben diesen Jungen im Stich gelassen, anders kann ich es nicht ausdrücken. Nicht nur, dass Sie ihn zu Menschen gaben, die Sie selbst kaum kannte, nein Sie haben auch nie wieder nach ihm gesehen und sich vergewissert, dass es ihm gut geht. Das Ministerium hat Ihnen die volle Verantwortung für Harry übertragen und Sie haben versagt. Ganz davon abgesehen, dass Sie einen potenziellen Kinderschänder nicht sofort gemeldet haben. Sie können sich sicher sein, dass wir sehr bedacht mit dieser Information umgegangen wären, auch um den Jungen zu schützen, aber auf keinen Fall hätten wir ihm eine Anstellung gegeben. Dumbledore, was wäre gewesen, wenn er sich in seinem Umfeld an einem weiteren Kind vergangen hätte? Er hätte diesen Jungen um ein Haar umgebracht und sie ignorieren es erst mal?«, nun schien Cathrine wirklich wütend zu sein, die sonst so ruhige Vorsitzenden konnte das Zittern in ihrer Stimme kaum verbergen.
»Es gab ... es gab keine eindeutigen Beweise. Harry war ohne Bewusstsein...«
»Es gab Beweise ... genug, um Quirrell zu melden«, fiel ihm Cathrine Tate ins Wort. Wie dem auch sei, Sie haben Schuld auf sich geladen und ich gebe zu, das Ministerium ebenso, weil wir uns auf Ihr Wort verließen. Wir werden Sie heute nicht Ihres Amtes entheben, denn Hogwarts ist unter Ihrer Führung stärker und besser geworden, aber ab sofort stehen Sie unter Beobachtung. Sie treffen keine Entscheidungen, Schüler betreffend, die momentan in Obhut sind. Alle Entscheidungen, die das private Umfeld von Schülern betreffen müssen mit dem Ministerium abgesprochen werden. Außerdem obliegt es ab sofort dem Ministerium, Lehrer einzustellen oder zu entlassen. Ich hoffen, wir haben uns verstanden?«, fragend sah die Frau auf. Dumbledores Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Er nickte steif.
»Sicher. Ich denke, das war alles?«, Cathrine nickte.
»Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann unter angenehmeren Umständen wieder«, sagte sie, erhob sich und reichte dem Direktor die Hand. Dieser griff zögernd danach und verließ das Büro ohne ein weiteres Wort.
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Tom und Sirius hatten inzwischen den Park des Manors erreicht und liefen schweigend in Richtung des kleinen Sees, der sich genau in der Mitte befand. Er war umgeben von Trauerweiden und zahllose Seerosen schwammen auf der Oberfläche. Tom trat an das Wasser und ließ den Blick schweifen.
»Es war ein Fehler«, sagte er. Sirius trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»War es nicht. Es war das Richtige!«
»Wie kann es das?«, sagte Tom lauter, als er gewollt hatte und entfernte sich einige Schritte von Sirius, der ihm bedrückt hinterher sah.
»Es tut mir leid«, sagte Tom und fuhr sich durch die Haare. Kopfschüttelnd kam Sirius wieder näher.
»Schon gut, wollen wir uns kurz setzen?«, fragte er und wies auf die Bank, welche nahe dem Ufer stand.
»Hör zu, ich weiß es ist furchtbar Harry zu leiden zu sehen, glaub mir bitte«, begann er, als sie saßen. Toms Blick ging wieder in die Ferne.
»Aber glaubst du nicht, dass es ihm auch irgendwie hilft zu heilen?«, wollte Sirius schließlich wissen. Tom sah ihn an und seufzte.
»Ja, vielleicht, aber was wenn nicht? Was, wenn es das alles nur schlimmer gemacht hat?«
»Auch dann wird er es schaffen. Er war schon immer ein Kämpfer, schon als er noch ein Baby war. Hat dir Severus nie davon erzählt?«, wollte Sirius nun wissen. Irritiert sah Tom zu ihm und schüttelte den Kopf.
»Er war erst ein paar Monate alt, da wurde er sehr krank...«, begann Sirius zu erzählen.
Rückblick
Godric's Hollow – November 1980
Es war stürmisch und kalt geworden in den letzten Wochen. Die Bäume hatten beinahe alles Laub verloren und die Sonne ließ sich nur selten blicken. Der dunkle Mann mit dem blassen Gesicht glitt beinahe lautlos durch den Ort. Es dämmerte bereits und kein Mensch begegnete ihm. Seine Hand krampfte sich um den Brief in seiner Umhangtasche. Was tat er hier überhaupt? Er hatte nur Lily zu Liebe überhaupt überlegt zu kommen, aber ehe er es richtig realisierte, hatte er seine Tasche gepackt und war appariert. Severus Snape sah sich um, ehe er die Augen schloss und vor ihm auf dem eben noch leeren verlassenen Grundstück ein Haus erschien. In den Fenstern brannte Licht und aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Seufzend trat der junge Mann durch das Gartentor und betätigte den altmodischen Türklopfer. Es dauerte nur Augenblicke und es wurde ihm geöffnet. Severus rollte mit den Augen.
»Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte Sirius Black sarkastisch.
»Was machst du hier?«, wollte Severus kalt wissen.
»Ich sorge mich um mein Patenkind, was dagegen Schniefelus?«, höhnte Black zurück.
»Sirius!«, kam es streng von hinter dem Mann, der Snape noch immer wütend anstarrte. James Potter schob seinen besten Freund auf die Seite.
»Severus, d-danke, dass du da bist!«, sagte er sichtlich besorgt und ließ den anderen eintreten.
»Nicht für dich«, sagte er und sah sich um. Das Haus war wirklich gemütlich, es roch nach Kaminfeuer und Kaffee.
»Ich weiß, trotzdem«, sagte James schnell und nahm Snape den Mantel ab.
»Also Potter, wo ist Lily und ... und das Kind?«
»Sie sind oben in Harrys Zimmer. Komm!«, sagte James schnell, warf Sirius einen warnenden Blick zu und stieg die Treppe nach oben, darauf bedacht, dass Severus ihm folgte. Dieser drückte sich an Sirius vorbei und folgte James.
Im Kinderzimmer saß Lily in einem Sessel und wiegte ein Baby in ihren Armen. Sie sah auf, als die beiden Männer in den Raum traten.
»Sev, du bist gekommen«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
»Sicher Lily, also was ist mit ihm?«, sagte dieser und trat zu der jungen Frau. Der kleine Junge in ihren Armen war blass und schwitzte stark. Er wimmerte und atmete schwer.
»D-Die Heiler im Mungos wissen es nicht. Er ist seit einigen Tag so. Er hat immer wieder hohes Fieber, will nichts trinken. Er schläft viel, aber wenn er wach ist, scheint er starke Scherzen zu haben und wir wissen nicht weiter. Ich dachte ... ich dachte, du könntest ihn dir vielleicht noch mal ansehen. Deine Ausbildung ist doch viel umfassender, oder?«, flehte Lily. Severus sah in ihre grünen Augen und nickte.
»Darf ich«, fragte er und streckte die Hände aus. Lily nickte und legte das Baby vorsichtig in Severus' Arme. Dieser wiegte den wimmernden Jungen und legte ihn dann sanft auf den Wickeltisch. Vorsichtig zog er ihm den Strampler aus und strich über die blasse Haut. Am Bauch, an den Oberschenkeln und Armen hatte er seltsame Flecken. Severus hob seinen Zauberstab und ließ ihn über das Kind wandern. Sanft legte er dann beide Hände an den Kopf des Babys und bewegte den Hals, sofort schrie Harry auf.
»Was machst du da?«, rief James und auch Sirius stand nun im Raum. Severus hatte Harry inzwischen an seine Brust gedrückt und schaukelte ihn sacht.
»Keine Angst Potter, ich tue deinem Sohn nichts«, sagte er und legte das inzwischen wieder ruhige Baby in Lilys Arme.
»W-Weißt du, was er hat?«, wollte diese hoffnungsvoll wissen.
»Ja, er leidet an einer Muggelkrankheit. Euer Sohn hat eine Hirnhautentzündung. Es ist sehr ernst, aber nicht hoffnungslos«, sagte Severus und sah zu James, der bleich in der Tür stand.
»W-Was können wir tun?«, wollte er wissen.
»Du gar nichts! Ich hole Medizin, ich habe kenne einen Trank, der genau wie die Muggel-Medizin wirkt, nur schneller eben«, sagte Severus und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Haus. Er apparierte in die Winkelgasse, in welcher er in einer Apotheke arbeitete, während er zum Heiler und Tränkemeister ausgebildet wurde. So spät am Abend war niemand mehr da. Severus griff schnell einige Zutaten, während er nebenbei Feuer unter dem Kessel machte. Er hoffte, dass Mr. Mortimer es ihm nachsah, er würde alles ersetzen. Eile war geboten, aber er durfte jetzt nicht hektisch werden. Routiniert bereitete er die Zutaten vor und warf eine nach dem anderen in de Kessel. Es dauerte nicht lange, da hat der Trank die richtige Farbe. Severus reduzierte das Feuer und rührte ein letztes Mal, dann füllte er den noch warmen Trank in eine Phiole. Er steckte die Medizin ein und eilte aus dem Geschäft. Es war tiefe Nacht, als er wieder in Godric's Hollow ankam. Er klopfte wieder an der Tür und wieder war es Sirius, der sie aufriss.
»Da bist du wieder! Schnell, bitte Harry geht es immer schlechter!«, sagte der Black mit zitternder Stimme. Severus nickte und eilte in den ersten Stock. Lily saß auf dem Sessel und schien zu schlafen, während James mit wippenden Bewegungen im Zimmer auf und ab lief und seinen wimmernden Sohn versuchte zu beruhigen.
»Severus, bitte hilf ihm. Das Fieber steigt immer weiter und ... Lily ist vor Erschöpfung eingeschlafen und ich will ... ich will ihr nicht sagen müssen, dass Harry tot ist, wenn sie erwacht«, sagte James schluchzend. Severus nahm ihm das glühende Kind wortlos aus dem Arm. Dann holte er die Phiole hervor. Mit einem leichten Druck auf Harrys Kiefer, öffnete er den Mund des Babys und ließ die Flüssigkeit in Selbigen laufen.
»Schön schlucken, Kleiner«, sagte er und massierte Harrys Hals, damit dieser schluckte. Das Baby wand sich in seinen Armen, aber schließlich hatte er alles hinuntergeschluckt. Es dauerte nicht lange, da beruhigte sich Harry, man konnte beinahe zusehen, wie das Fieber sank und der Kind wieder mehr Farbe bekam. Severus legte Harry wieder James in die Arme.
»Er wird eine Weile schlafen. In ein paar Stunden ist alles wieder normal. Er muss sich erholen und wieder an Gewicht zulegen, wenn er nicht richtig trinken will, dann geht noch mal ins Mungos, was das angeht, können sie sicher helfen. Es war mehr als knapp, ein paar Stunden später, hätte auch ich nichts tun können. Er hat ohnehin schon länger überlebt, als es normal wäre. Er scheint ein Kämpfer zu sein. Nur Harry ist ein Halbblut, ihr solltet nicht nur auf die Heiler im Mungos setzen, wenn er krank ist, sondern auch auf Muggelärzte. Sie hätten es erkannt«, sagte Severus und sah nun auch zu Sirius, der in der Tür stand.
»D-Danke, ich weiß gar nicht ...«, sagte James und wiegte den ruhig schlafenden Harry. Severus hob die Hand.
»Nein nicht, damit sind wir quitt«, sagte er und sah wieder zu Sirius, der nun schuldbewusst aussah.
»Du rettetest mein Leben und ich das deines Sohnes«, sagte er und ging auf den Flur.
»Willst du nicht warten, bis Lily wach wird?«, fragte James. Severus sah noch einmal in das Zimmer und schüttelte dann den Kopf.
»Sag ihr ... sag ihr, sie soll gut auf ihn achten. Ich muss gehen«, er drückte sich wieder an dem Black vorbei. Der ihm folgte während James, Harry in dessen Bettchen legte.
»Snape, warte doch!«, rief Sirius, aber Severus griff nach seinem Mantel und hatte die Hand an der Türklinke, als Sirius ihn an der Schulter packte.
»Was willst du, Black?«
»Du hast ihn gerettet, ich...«
»Nein Black, ich kann nicht so einfach verzeihen. Lass mich gehen, aber einen Rat habe ich noch, lasst euch nicht weiter auf Dumbledore ein, er hat sich verrannt und bringt euch alle in Gefahr!«, nun verengte Sirius die Augen zu Schlitzen.
»Was weißt du schon?«
»Mehr als du Black, mehr als du!«, sagte Severus wütend und im nächsten Moment eilte er aus dem Haus, ohne sich noch einmal umzusehen.
Rückblick Ende
»Was war es, was Severus, James Potter schuldete?«, wollte Tom wissen. Nun sah Sirius ehrlich verlegen aus.
»James ... James rettete Severus einmal das Leben. Es war ein dummer Strich, den ich Severus spielte, der ihn aber, was ich erst später erkannte, das Leben hätte kosten können. James griff rechtzeitig ein«, sagte er zerknirscht.
»Harry wäre damals gestorben«, sagte Tom seufzend und sah wieder auf das Wasser.
»Ja, wäre er wohl. Du siehst, er war schon immer stark, er schafft auch das«, sagte Sirius und griff ohne darüber nachzudenken nach der Hand des anderen. Tom, dessen Körper wieder angenehm prickelte, wandte den Kopf zu ihm.
»Ja, du hast recht, aber ... aber es ist verdammt schwer, nicht jede Minute durchzudrehen, weil man sich um sein Kind sorgt. Wie machen andere Eltern das?«, Sirius lachte auf.
»Keine Ahnung, aber wahrscheinlich machen sie es einfach. Wahrscheinlich gehört es dazu, sich Sorgen zu machen, sich zu fragen, wie man aus Kindern, starke Erwachsene macht. Das ist ... ich weiß nicht auch so eine Art Reifeprozess«, sagte er grinsend.
»Na danke, ich bin 66 Jahre alt, ich dachte, das Reifen wäre abgeschlossen«, sagte Tom nun lächelnd.
»Ach komm, du siehst aus wie Mitte dreißig und somit kannst du noch verdammt lange reifen«, nun lachten sie beide und für einen Moment war jede Sorge vergessen. Tom verlor sich in den leuchtenden Augen von Sirius, die schon so viel gesehen hatten und doch so voller Zuversicht waren. Genau in diesem Augenblick warf der Mann alle Bedenken über Bord, zog Sirius zu sich und senkte seine Lippen auf die des anderen. Fast schon erwartete er, weggestoßen zu werden, aber der Jüngere intensivierte den Kuss sogar noch, lehnte sich ihn und legte seine Hände um Toms Nacken. Er hatte nicht damit gerechnete und doch war es alles, was er je gewollt hatte, seit er Tom das erste Mal begegnet war. Sirius hatte erwartet, dass Toms Lippen kalt waren, aber das Gegenteil war der Fall. Der Kuss nahm ihm den Atem, er war warm und voller Zuneigung und Sirius wünschte sich, dass er nie enden würde.
Regulus stand am Fenster des Salons und sah hinunter in den Park. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als Severus neben ihn trat und mit den Augen rollte.
»Scheint, als würden wir deinen Bruder nicht so schnell los«, sagte er und in seiner Stimme war fast kein Groll zu hören. Regulus drehte sich zu ihm und verband ihrer beider Lippen.
»Wäre das ein Problem?«, wollte er wissen, nachdem er den Kuss gelöst hatte.
»Solange er nicht in die Ecken pinkelt oder die Möbel ankaut, nicht«, sagte Severus und grinste, als plötzlich sein Zauberstab vibrierte.
»Harry!«, sagte er schnell und rannte aus dem Raum.
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