Treffen
Meine Mitmenschen bemerkten meinen seelischen Zustand nicht. Natürlich, solange es sie nicht persönlich betraf. Da musste man garnicht nachhacken, warum man plötzlich sich so seltsam verhielt. Klar, irgendwo war es nervig, andererseits war es auch gut so. So wurde ich nicht mit diesen Standartfragen belästigt und mir wurden die Worte auch nicht im Mund umgedreht.
Zwei Wochen waren mittlerweile schon vergangen. Ich fühlte ich immer schlechter. Am Sonntag legte ich vor dem Schlafengehen eine alte CD ein, die ich früher als kleines Kind immer zum Einschlafen gehört hatte. Damit wollte ich mich beruhigen, damit ich wenigstens einmal ausschlafen konnte. Der Schlafmangel ging mir nämlich echt auf den Senkel. Ich legte also die CD ein, die erste CD von ,,Harry Potter und der Stein der Weisen'' und ging ins Bett. Und tatsächlich schlief ich in dieses Nacht zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder ruhig. Als dann am Morgen der Wecker klingelte lag ich eingekuschelt in meiner Bettdecke. Ich hatte sogar kurz meine Sorgen vergessen..bis ich auf meinen Nachttisch schaute. Denn dort lag ein Zettel. Sofort breitete sich dieses flaue Gefühl wieder in meiner Magengrube aus. Zögernd nahm ich den Zettel. Er war mit roter Tinte, jedenfalls hoffte ich, dass es nur Tinte war, beschrieben. Auf ihm stand:
Nettes Hörspiel. Hätte nicht gedacht, dass du auf sowas stehst. Solltest dich allerdings im Schlaf zudecken. Wäre doch unschön, wenn du krank werden würdest.
:)
P.S.: Viel Glück bei deiner Politikarbeit heute.
Ich zitterte.
ER war wieder da. Und das anscheinend schon bevor ich ins Bett gegangen war. Entweder das, oder auch er war beziehungsweise ist ein Harry Potter Fan. Sonst hätte er das nicht erkannt. Und noch dazu kannte er meinen Terminplaner.
In diesem Moment beschlich mich ein noch schlimmerer Gedanke.
Was, wenn nicht ich mich so zugedeckt hatte, sondern er? Und ich hab nichts bemerkt!
Leicht durcheinander ging ich nach unten und frühstückte, oder wohl eher würgte mein Toast herunter. Hätte ich danach noch die Möglichkeit gehabt ohne dabei aufzufallen, dann hätte ich es gleich wieder ausgekotzt. May schob diesen Zustand auf die Pubertät und meine anstehende Arbeit. Denn tatsächlich schrieben wir an diesem Tag eine Klassenarbeit in Politik. Eine entscheidende noch dazu. Mir war das jedoch egal. Politik war simpel. Man musste nur die größten Lügen auswendig lernen, die einen erzählt wurden, damit man glaubte, dass man an einem gerechtem Ort lebte, und diesen Mist aufs Papier klatschen. Noch ein bisschen um den heißen Brei labern..und tadaa! Schon hatte man eine 1 auf dem Zeugnis stehen. Nach dem Essen verließ ich schnell das Haus mit einem 'Chiao!' und ging zu meinem Fahrrad und fuhr los. Gierig sog ich den Fahrtwind ein. Ich fühlte die frische Luft deutlich durch meine Lungen strömen und von dort aus in meinen Körper und beim Ausatmen spürte ich einen Teil dieser unguten Flauheit aus meinen Körper fließen, meinen Kopf klarer werden. Herrlich. Wegen etwas. Bei der Schule angekommen wurde ich dann auch von JoJo und Rose in Empfang genommen. Diese bedrängten mich wie üblich mit ihren Banalitäten..und ausnahmsweise ließ ich mich von ihnen mitreißen. Denn witzigerweise lieferte dieser Schwachsinn eine angenehme Ablenkung. Das musste auch der Grund sein, weshalb die Leute auch so gerne RTL schauten. Gemeinsam gingen wir ins Schulgebäude, direkt auf die jammernde Menge, alias meine Klassenkameraden, die mal wieder nicht gelernt hatten, zu.
Die Arbeit war genauso wie erwartet. Nach zwanzig Minuten war ich deshalb schon fertig. Gelangweilt schaute ich auf meinen Tisch und ließ meine Gedanken auf Wanderschaft gehen. Warum ich nicht sofort abgab? Es kam einfach schlecht beim Lehrer an, wenn man zu früh abgab. Dann neigten sie dazu, kritischer über die Arbeit von einem zu schauen. Zu spät durfte man aber auch nicht abgeben. Diese Arbeiten wurden tendenziell immer als erstes kontrolliert, dann, wenn der Lehrer, oder in diesem Fall die Lehrerin, noch einen großen Erwartungshorizont hat. Nach den ersten fünf bis zehn Arbeiten ist dieser aber gesunken. Daher ist die ideale Zeit zum Abgeben so zehn Minuten vor Schluss. Diese Arbeit war auf 45 Minuten konzipiert. Daher musste ich noch um die 15 Minuten warten. In der Zeit dachte ich hauptsächlich darüber nach, wie es weitergehen sollte. Was konnte ich tun, damit mich der Kerl endlich in Ruhe ließ?..Wollte ich das überhaupt?
Natürlich! Er ist ein Psychopath, verdammt nochmal!
Da meldete sich eine ganz kleine Stimme in meinem Kopf zu Wort:
Ach, und du etwa nicht?
Letzendlich entschied ich mich dafür, weiterhin abzuwarten. Es war nutzlos, von verschiedenen Szenarien auszugehen, wo es in der Realität doch komplett anders laufen konnte. Auch, wenn mich diese Lösung nur noch mehr in den Wahnsinn trieb.
Heute hatte ich sturmfrei. Als ich zu Hause ankam, schloss ich deshalb auch als erstes die Haustür und die Hintertür ab. Dann machte ich mir eine 5-Minuten-Terrine von Maggie fertig. Ich hatte halt keinen großen Hunger. Nach dem Essen widmete ich mich dann auch den so sehr verhassten Abwasch. Unsere Spülmaschine war schon seit einem halben Jahr kaputt, weshalb ich jeden Tag den Abwasch machte. May war halt etwas zu geizig, um eine Neue kaufen. Und ich war die Leidtragende. Naja, mit der Zeit hatte ich mir angewöhnt, dabei Musik zu hören und leise, vorausgesetzt, ich war nicht alleine zuhause, dabei mitzusingen. Während ich die dreckigen Teller schrubbte, hörte ich 'Like a Virgin' von Madonna. Beim Abtrocknen wurde mir das allerdings zu langweilig, weshalb ich zu 'Living on a Prayer' von Jon Bovi. Als ich also mit dem Küchenhandtuch das Geschirr abtrocknete und es in die Schränke einräumte, sang ich leise mit:
,,Tommy used to work on the docks
Union's been on strike
He's down on his luck
It's tough, so tough."
Die Musik hatte ich voll aufgedreht, weshalb ich auch nicht mitbekam, wie eine schwarz-behandschuhte Hand die kleine Zierscheibe der Hintertür einschlug und langsam die Tür öffnete. Stattdessen griff ich zum nächsten Geschirrstück und trocknete auch das ab.
,,Gina works the diner all day
Working for her man
She brings home her pay for love
For love"
Ich stellte es weg und widmete mich dem nächsten Teil. Die Gestalt hingegen trat ein und schloss die Hintertür leise wieder.
,,She says: We've got to hold on to what we've got
'Cause it doesn't make a difference if we make it or not
We've got each other and that's a lot for love -
We'll give it a shot"
Nun war das Besteck dran. Meine Tante hatte heute Gäste gehabt. Sie hatten Kuchen gegessen. Um es dort nicht ewig liegen zu haben, griff ich deshalb zum großen Küchenmesser und begann es abzutrocknen. Die Gestalt betrat im selben Moment die Küche.
,,Wooah
We're half way there
Woah-oh
Livin' on a prayer
Take my hand and we'll make it
I swear, livin' on a prayer."
Ich wischte gerade über die Klinge, als ich endlich die Gestalt im Spiegelbild des glänzendem Metalls sah. Er hatte eine blaue Jacke mit einem gelben Smiley-Button an, trug schwarze Handschuhe, eine weiße Maske ohne Nase und mit einem Grinsen aus Blut drauf und stand mit einem großen Messer bewaffnet hinter mir, bereit, es mir mit voller Wucht in den Rücken zu rammen.
Es war, als hätte etwas 'Klick' in meinem Kopf gemacht. Ohne zu zögernd drehte ich mich zielsicher um und blockerte mit meinem Messer seinen Angriff ab. Das Geräusch von scharfen Metall auf Metall ließ mir eine Gänsehaut über die Arme kriechen. Ob sie positiv oder negativ war, mochte ich nicht zu beurteilen. Unverwandt schaute ich ihn an.Er hingegen schien leicht verdattert zu sein. Ich persönlich wusste nicht, woher ich plötzlich diese Sicherheit nahm. Das flaue Gefühl war verschwunden. Es hatte zwei neuen Gefühl, Entschlossenheit und Trotz, Platz gemacht.
,,Schön dir auch mal auf so kurzer Distanz direkt in die Augen zu schauen'', sagte er mit einer erstaunlich samtigen und tiefen Stimme. Ich hatte, zugegebenermaßen, eine eher kratzigere Stimme erwartet. Kalt war sie aber dennoch.
,,Die Freude liegt ganz auf meiner Seite'', entgegnete ich nüchternd.
Er wollte gerade etwas sagen, keine Ahnung, woher ich das wusste, ich wusste es einfach. Doch da traf mich plötzlich etwas am Hinterkopf. Sofort wurde mir schwarz vor Augen und das letzte, was ich wahrnahm, war, wie ich fiel und ganz leise zwei erzürnte Stimmen, die miteinander redeten. Was sie sagten, verstand ich nicht mehr.
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Yeay, endlich wieder ein Update!^^ Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los war, eigentlich wollte ich nur ein bisschen anfangen und dann an meinem langen Wochenende das Kapitel zuende schreiben und hochladen, doch da war ich dann schon plötzlich durch xD. Naja, ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wennich hin und wieder mal etwas hin und her gesprungen bin.^^' Und wuhuu, Bloody Painter ist endlich richtig ins Spiel gekommen! Keine Sorge, bald folgen auch noch die anderen Creeps.^^ Ich kann einfach nicht ohne sie xD.
Bis dene!
Eure BBFreaky
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