[4] Billardtournier und seine Folgen
Abends fand in der West Glacier Bar, direkt angrenzend an das West Glacier Restaurant ein Billardabend statt. Dean versuchte Sam dazu zu kriegen mit ihm hinzugehen, doch Sam wollte nicht. Er wolle lieber lesen gab er bekannt, wünschte Dean viel Spaß und schob ihn aus der Hütte. Sein geplanter Recherche-Abend kam somit schneller als gedacht. Den ganzen Abend las er von Schwangerschaftsanzeichen, Tipps gegen die Übelkeit, notwendige Nährstoffe wie Folsäure (er nahm sich vor, gleich morgen Tabletten zu besorgen), Eisenmangel, Gewichtszunahme, Untersuchungen, Entwicklung des Fötus in den 40 Schwangerschaftswochen usw.
Er war ganz erschlagen von der Flut die auf ihn ein prasselte, doch er war dankbar im Internet so viele Informationen zu bekommen. Er hatte schon immer gerne gewusst was ihn erwartete, und das hier war so abgedreht, dass er jede Information gebrauchen konnte, und sei sie noch so unbedeutend.
Gewissenhaft löschte er anschließen die Cookies, schloss alle Taps und legte den Laptop zur Seite. Als Dean schließlich nach 1 Uhr in die Hütte kam, war Sam immer noch in seinen Roman vertieft. Dieser neigte sich schon bald dem Ende zu, er würde also bald Nachschub brauchen.
„Hey, noch wach?", begrüßte ihn Dean besorgt, als er das Licht im Schlafzimmer sah und herein kam. „Ich dachte du schläfst schon längst."
„Ach, es war so spannend." Sam legte das Buch auf den Nachttisch. „Und, wie war's?"
„Ich habe gewonnen beim Tournier. Hast du je daran gezweifelt?"
„Nein, aber ich wusste ja auch nicht, dass es ein Tournier geben würde."
„Ja okay, ich auch nicht. Zuerst wurde sich warm gespielt und dann hieß es jeder gegen jeden." Dean zuckte mit den Achseln. „Das waren alles Loser. Haben wahrscheinlich gedacht sie könnten was, musste sie dann eines Besseren belehren."
Sam lächelte. „Ich bin stolz auf dich. Und, gab es was zu gewinnen?"
Dean verzog das Gesicht. „Klar, gab es das. Eine geführte Wanderung durch die Berge mit romantischem Picknick und anschließenden Wellnessbesuch einer Sauna hier ganz in der Nähe."
Sam strahlte ihn an. „Klingt doch gut."
„Gut?" Dean sah wirklich entsetzt aus. „Gut, nennst du das? Das ist einfach nur Mist, Sam. Ein romantisches Picknick. Mit wem denn, bitteschön? Ich wusste ja nicht, dass da nur Pärchen sein würden. Gut, dass du nicht mitgegangen bist. Sonst hätten die nur wieder gedacht..."
„Was gedacht? Das wir ein Paar sind? Dean, das glauben wahrscheinlich die meisten der Leute, denen wir in dem Park begegnen. Zwei erwachsene Männer die sich eine Blockhütte teilen. Also komm schon."
„Was, Sam. Immerhin gibt es getrennte Betten, oder nicht? Warum meinst du also, dass alle annehmen das wir schwul sind?"
„Wieso diskutieren wir eigentlich darüber?", wunderte sich Sam. „Such dir doch für das Picknick einfach 'ne scharfe Braut aus. Das fällt dir doch nicht schwer."
„Doch Sam, diesmal schon. Hier gibt es nur Paare, sagte ich doch gerade. Paare oder ganze Familien. Ich habe bis jetzt nicht eine scharfe Schnitte gesehen bei der ich es versuchen könnte. Zumindest keine, die über achtzehn wäre." Dean blickte geknickt zu Boden.
Sam war belustigt, zeigte aber auch Verständnis. „Dean, du musst diese Wanderung nicht machen wenn du nicht willst."
„Spinnst du? Die habe ich rechtmäßig gewonnen. Kein Betrug, kein übers Ohr hauen. Nur meine einfach göttliche Spielkunst hat mich zum Sieg gebracht. Also gehe ich auf diese verdammte Wanderung und werde sie genießen. Und wenn ich dich dazu mitnehmen muss."
„Na danke." Sam verschränkte die Arme. „Klingt ja nicht so, als ob du wollen würdest dass ich mitkomme."
„Doch klar, aber eines steht fest. Dieser Wanderführer bekommt sofort eins aufs Maul wenn er uns für schwul halten sollte."
***
Die nächsten zwei Tage gewöhnte sich Sam langsam an den Gedanken wirklich in anderen Umständen zu sein. Am Tag nach Castiels Eröffnung war er aufgewacht und hatte das Ganze für einen absolut bekloppten Traum gehalten, bis ihm wieder so übel wurde, dass er es gerade noch ins Badezimmer schaffte um sich ins Klo zu übergeben. Schnell nahm er danach eine der Tabletten die ihm Dean geholt hatte und war froh, dass Dean noch schlief. Er hockte einige Zeit im Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel. Noch sah man nichts aber laut dem was er gelesen hatte, war das vollkommen normal. Nur die ständige Übelkeit und Geruchsempfindlichkeit waren ein Indiz dafür, dass sich sein Körper veränderte. Ob er auch Milch produzieren würde? Obwohl, dafür bräuchte er Milchdrüsen und dass sich sein Körper so extrem verändern würde, das konnte er sich dann doch nicht vorstellen. Glücklicherweise gab es ja auch künstliche Babynahrung ab dem Moment der Geburt. Er schüttelte lächelnd den Kopf über sich selbst. Über was er sich schon alles Gedanken machte, dabei war er ja anscheinend noch ganz am Anfang der Schwangerschaft. Sechste Woche, gerade mal 1 ½ Monate, blieben noch 34 weitere Wochen in denen er garantiert aufgehen würde wie eine Hefekugel.
Ab wann man bei ihm wohl etwas sah? Schließlich war er sehr groß und durchtrainiert und hatte natürlich eine ganz andere Anatomie als eine Frau. Würde es also schneller gehen oder langsamer? Würden sich auch seine Bauchmuskeln zur Seite wegschieben um Platz für das Baby zu machen, würde das sein Körper leisten? Und würde er auch diese Linea Nigra bekommen, eine dunkle Linie die sich vertikal vom Bauchnabel nach unten zum Schritt hin abzeichnete? Eines wusste er zumindest mit Bestimmtheit: Er würde nicht auf natürlichem Wege gebären können, er hatte schließlich da unten keine Körperöffnung für den Zweck wie eine Frau, sondern einen Schwanz. Kurz erschien ein merkwürdiges Bild vor seinen Augen, wie sich ein Baby versuchte den Weg durch seinen Penis vorzukämpfen. Bei dem Gedanken wurde ihm allerdings schlecht und er spuckte noch einmal in die Toilette. Nein, solche abstrusen Vorstellungen sollte er sich tunlichst verkneifen.
An diesem und auch am nächsten Tag blühte Sam regelrecht auf. Dean sah ihn oft mit einem Lächeln auf dem Gesicht, wenn sie sich unterhielten, kleine Spaziergänge unternahmen oder einfach einvernehmlich auf der Bank am Wasser saßen. Es tat gut seinen Bruder so entspannt zu sehen und klopfte sich selbst innerlich auf die Schulter, dass er die Idee mit dem Urlaub in den Bergen gehabt hatte. Die Erholung schien Sam sichtlich gut zu tun. Dennoch machte er sich immer noch Sorgen. Sams Übelkeit war nicht normal und mittlerweile schloss er einen Magen-Darm-Infekt aus, dafür dauerte es schon zu lange und Sam hatte auch keine anderen Symptome wie zum Beispiel Fieber bekommen. Denn auch wenn die Tabletten anscheinend halfen, bemerkte er dennoch wie Sam oft bei starken Gerüchen das Gesicht verzog.
Die Wanderung fand zwei Tage später statt. Dean war begeistert, dass es Sam wieder gutging und die Tabletten anscheinend wirklich halfen. Dennoch sprach immer wieder davon, dass sich Sam nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus durchchecken sollte, so wie es Peter empfohlen hatte. Das musste Sam auf jeden Fall unterbinden. Er durfte in den nächsten Monaten auf keinen Fall von einem Arzt untersucht werden. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn jemand herausfand, was da gerade mit ihm passierte. Er würde bekannt werden wie ein bunter Hund. Keine erfreulichen Zukunftsaussichten. Also musste er Dean zeigen dass es ihm auch ohne Tabletten gut ging und dafür würde er Castiels Hilfe benötigen. Wenn er seine Übelkeit dämpfte, konnte er wahrscheinlich auch ohne Tabletten auskommen. Er hoffte sehr, dass nach den meist üblichen drei Monaten der Spaß vorbei wäre. Danach würden dann neue Probleme hinzukommen wie zum Beispiel die Gewichtszunahme, aber darüber würde er sich später noch den Kopf zerbrechen.
Er fühlte sich also wieder fit und durch seine stetige Nahrungsaufnahme war sein Körper auch nicht mehr so geschwächt. Leider regnete es leicht an dem Morgen und als er in Deans missmutiges Gesicht sah, wusste er, was ihn heute erwarten würde.
„Es regnet Sam", war das erste was er von Dean hörte als er die Augen aufschlug. „Es regnet, obwohl doch heute diese Wanderung ist. Wie scheiße ist das denn?"
„Ach komm." Sam streckte sich und gähnte ausgiebig. „Wird bestimmt trotzdem schön. Du hast dich doch so drauf gefreut. Jetzt mach nicht so ein Gesicht."
„Ich habe mich nicht drauf gefreut", stellte Dean klar. „Ich will nur nicht meinen Preis verschwenden. Wenn ich schon mal was auf legalem Wege gewinne..."
„Ja, schon klar. Verstehe ich doch. Komm lass uns mal fertig machen. Wenn es zu stark regnen sollte, können wir das Ganze immer noch abblasen."
Es stellte sich heraus dass der Regen wirklich eine Stunde später aufhörte, gerade als sie fertig waren und die Tür öffneten. Ihren Wanderführer würden sie an der Rezeption treffen.
„Bin ja mal gespannt was das für einer ist", gab Dean an als sie nebenher den Weg entlang gingen. „Wer als Parkranger arbeitet, muss sich zumindest mit Bären und anderen wilden Tieren auskennen. Ist bestimmt ein harter Hund."
Der harte Hund stellte sich als hübsche, schwarzhaarige Asiatin heraus, die die beiden begeistert musterte.
„Wow, sie machen bestimmt viel Sport, oder?"
Dean, sofort in Flirtlaune setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Täglich, Miss. Wir sind gut in Form."
„Und, wie lange sind Sie schon zusammen? Entschuldigen Sie wenn ich frage, aber ich finde es ja so romantisch wenn sich auch Männer trauen Gefühle zu zeigen. Dass Sie ihren Freund mit auf die Wanderung nehmen, zeigt ja, was Sie für ihn empfinden."
Dean sackte das gesamte Blut aus seinem Gesicht ab. Er wollte empört auffahren als sich Sam einschaltete.
„Wir sind Brüder. Das hier ist Dean und ich bin Sam. Dean hat die Wanderung gewonnen und in Ermanglung geeigneter Kandidatinnen nimmt er eben mich mit."
„Oh." Die Parkrangerin schien peinlich berührt zu sein. „Das tut mir leid. Ich wollte nicht... ich bin Emily."
„Was für ein schöner Name, er passt zu ihnen", legte Dean sogleich los und Sam verdrehte die Augen. Das konnte ja was werden.
Emily führte sie zunächst zu einem Jeep der neben der Rezeption stand. Wie selbstverständlich stieg Dean vorne bei ihr ein, also musste Sam nach hinten. War er ja schon gewohnt. Früher als ihr Dad noch den Impala gefahren war, hatte er auch immer hinten sitzen müssen.
Während der Fahrt unterhielten sich die beiden vorne angeregt. Durch den Fahrtwind und die Geräusche die von dem Geröll ausgingen über das sie fuhren, verstand Sam nicht ein Wort von der Unterhaltung. Die Fahrt dauerte bestimmt eine Stunde und Sam bedauerte schon sich darauf eingelassen zu haben. Denn die ständige Schaukelei tat ihm gar nicht gut und durch die Erschütterungen machte er sich auch langsam Sorgen um sein Baby. Er hatte aber ja nicht ahnen können, dass sie zunächst mit einem Geländewagen in die Berge fuhren. Wenn er es gewusst hätte, wäre er lieber in der Hütte geblieben. Er war sichtlich blass als sie endlich anhielten. Dean sprang aus dem Wagen und hielt der Rangerin die Tür auf. Ganz der Gentleman. Sam würgte, ob von der Geste oder dem Geruckel, wusste er selbst nicht so genau.
Dean beugte sich mit der Rangerin über eine Karte als Sam langsam aus dem Jeep gekrochen kam. Kurz dachte er, er müsse sich wieder übergeben. Irgendwie tat ihm auch der Bauch weh. Scheiße. Seine Beine zitterten ein wenig und er setzte sich auf einen Baumstumpf neben dem Jeep.
Emily sah von der Karte auf. „Ist alles in Ordnung?"
Nun blickte auch Dean hoch und als er Sam ansah, schalte er sich sofort einen Idioten. Die Fahrt war bestimmt zu viel für Sam gewesen. „Sam? Ist dir wieder schlecht?"
Sam ahnte wie er im Moment aussah, daher brachte es nichts es zu leugnen. „Ein wenig. Geht bestimmt gleich wieder."
„Hier." Dean hielt ihm eine Flasche Wasser hin. Dankbar nahm Sam sie und trank vorsichtig ein paar Schlucke. Davon wurde ihm aber erst Recht schlecht und schaffte es noch gerade sich umzudrehen, als sich auch schon sein Mageninhalt auf den Waldboden entleerte. „Sammy!" Dean war sofort bei ihm und hielt ihm die Haare aus dem Gesicht. Dankbar spuckte Sam alles aus und richtete sich dann mühsam auf.
„War wohl doch keine so gute Idee, was?", krächzte er matt. Er nahm ein Taschentuch aus seiner Jacke und wischte sich den Mund ab bevor er sich umdrehte.
Emily sah ihn besorgt an und kramte ein Bonbon aus ihrer Tasche. „Hier, gegen den schlechten Geschmack."
„Danke." Erfreut nahm es Sam entgegen und grinste dann schief.
„Emily, kannst du uns bitte zurück fahren?", fragte Dean.
„Natürlich."
„Ne, kommt nicht in Frage", mischte sich Sam ein. „Wir ziehen das jetzt durch. Du hast das hier gewonnen und ich will es dir nicht kaputt machen."
„Bitte? Du hast gerade schon wieder gekotzt."
„Ja, weil die da wie 'ne Irre gefahren ist." Sam sah wie Emily zusammen zuckte. „Sorry, aber dein Fahrstil..."
Emily nickte verstehend. „Schon gut. Mir tut es leid. Ich wusste ja nicht dass du so empfindlich bist."
„Ist er auch normalerweise nicht, außer wenn er sich schon seit Tagen übergibt."
„Oh, aber warum bist du dann mitgekommen? Ich hätte dir gleich sagen können, das das hier anstrengend wird."
„Es klang nicht anstrengend. Wandern, romantisch picknicken und danach noch in die Sauna. Das klang nicht nach einem Horrortrip durch die Wälder mit Kotzfahrt."
Sie musste lachen. „Okay, gebe ich zu. Aber nun gehen wir es ganz ruhig an, versprochen. Die Wege sind nicht schwer. Wenn du aber lieber zurück möchtest..."
„Ne, lieber laufe ich den Weg zurück. Ist mir lieber als noch einmal da einzusteigen." Er zeigte anklagend auf den Jeep.
Emily lächelte. „Okay. Wenn ihr wollt lassen wir den Wagen stehen und laufen wirklich zurück, dann nehmen wir eine andere Wanderroute als geplant, diese ist aber auch ganz schön. Ich kann mich nachher von einem Kollegen herauf fahren lassen um den Jeep wieder abzuholen.
„Wirklich?" Sam war wirklich erleichtert. „Das klingt toll, bist du einverstanden Dean?"
Dean hatte ein schlechtes Gewissen, Sam dem hier ausgesetzt zu haben und stimmte daher schnell zu. Sie schulterten ihre Rucksäcke und Emily gab ein mildes Tempo vor damit sich die beiden Jäger daran gewöhnen konnten. Sams Bauch tat immer noch weh und er hätte sich am liebsten ein wenig hingelegt, doch er wollte auf keinen Fall jetzt noch Schwäche zeigen. Er wollte, dass Dean das hier genießen konnte. Doch er machte sich auch ein wenig Sorgen. Dieses Gerüttel war bestimmt nicht gut gewesen für das Baby. Für sein Baby. Sam konnte es immer noch nicht fassen was er da unter dem Herzen trug.
Trotz des holprigen Starts, wurde es doch ein schöner Tag. Es nieselte zwar hin und wieder aber es war nicht so schlimm, dass sie sich unterstellen mussten. Dean flirtete mit Emily was das Zeug hielt und diese schien auch nicht abgeneigt zu sein. Sam fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Er war sich sicher, wenn er nicht gewesen wäre, dass die beiden schon längst übereinander her gefallen wären. So aber stapfte er stoisch hinter den beiden her, versuchte die Schmerzen in seinem Bauch zu ignorieren und betete immer wieder, dass mit dem Kind alles in Ordnung war. Später würde er heimlich Castiel rufen und ihn bitten, kurz nachzuprüfen ob dem wirklich so war.
Nach zwei Stunden machten sie endlich eine Pause und Sam ließ sich dankbar auf die unten beschichtete Decke sinken, die Emily auf dem kühlen und nassen Waldboden ausbreitete. Dank der Beschichtung war sie oben trocken, egal wie nass der Boden auch war.
„Und, geht's dir gut?", wollte sie von ihm wissen.
„Ja, alles klar. Danke." Er lächelte sie an um seine Worte zu unterstreichen und sie lächelte zurück.
„Okay. Aber sag bitte Bescheid wenn dem nicht so ist. Du warst recht schweigsam auf dem Weg."
„Hm, mach ich." Sam fragte sich, wie sie das festgestellt hatte, denn sie und Dean hatten pausenlos miteinander geredet. Natürlich war er daher schweigsam gewesen. Wäre ja gar nicht zu Wort gekommen.
Sie aßen und tranken etwas und Sam streckte sich danach ein wenig auf der Decke aus. Er fühlte sich matt und schläfrig und Emily und Dean waren sowieso miteinander beschäftigt. Diese hatten nämlich vor ein paar Minuten damit begonnen sich die Zunge gegenseitig in den Hals zu stecken. Er machte die Augen zu und atmete tief durch. Er versuchte in sich hinein zu horchen. Sein Bauch tat ihm seit der Pause nur noch minimal weh und das war doch ein gutes Zeichen, oder? Er drehte sich ein wenig zur Seite um bequemer zu liegen und driftete dann weg.
„Sammy", rief ihm Deans ins Ohr. „Komm schon, Sam. Wach auf, wir müssen weiter."
Er schlug seine Augen auf und sah sich verwirrt um. Nun erst merkte er wie kalt ihm war. Er setzte sich langsam auf.
„Na, gut geschlafen?", fragte ihn Dean und grinste ihn vielsagend an. Was er und Emily in der Zeit getrieben hatten, konnte sich Sam ja denken. Er nickt bloß und stand auf. Kurz war ihm schwindelig, doch das verging schnell wieder.
„Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte er und gähnte.
Dean sah auf seine Armbanduhr.
„Fast zwei Stunden. Wir dachten wir lassen dich schlafen, scheinst ja doch recht kaputt zu sein. Meinst du, du schaffst den Weg?"
Sam war sich da nicht so sicher, dennoch nickte er tapfer. „Klar, kein Problem. Es geht mir wieder gut. Das Nickerchen hat gut getan."
Emily faltete die Decke zusammen und verstaute sie außen an ihrem Rucksack.
„Okay, dann auf zur nächsten Etappe. Vom nächsten Haltepunkt aus haben wir einen phantastischen Blick auf die Schneebedeckten Hänge. Also los."
Sie schritt voller Elan los und Dean machte dass er an ihre Seite kam. Sie lächelte ihn an und Sam verdrehte erneut die Augen. Dean ließ aber auch nichts aus. Aber gut, er hatte wahrscheinlich noch keine Parkrangerin gehabt. Fehlte wohl noch auf seiner Liste.
Die Aussicht war wirklich grandios. Sam saß wieder auf der Decke und ließ den Anblick der sich ihm bot auf sich wirken. Emily und Dean waren eher mit sich beschäftigt als mit der Aussicht und so blieb sie ganz Sam überlassen. Ein wenig Eifersucht regte sich allerdings doch in ihm. Er hatte gedacht, dass Dean und er sich auf dieser Wanderung gut amüsieren würden, stattdessen machte dieser nun mit Emily rum und ließ ihn, außer der ständigen Nachfrage wie es ihm ging, links liegen. Sam fühlte sich erneut fehl am Platze und wünschte, er könne nun einfach in die Hütte gehen und sein Buch weiterlesen. Stattdessen saß er hier im Wald mit einem wildknutschenden Pärchen fest, die sich gerade erst kennen gelernt hatten. Super.
Sams Frustgrenze war im Moment besonders niedrig und so war er mehr als genervt, als er eindeutige Geräusche hinter sich hörte. Dass die beiden nicht auch noch Sex vor ihm hatten, war noch alles. War ja klar gewesen dass sich der Parkranger als hübsche Frau entpuppte die natürlich sofort Deans Charme erlag und sich dann auch nicht zu schade war, mit ihm auf einer Wanderung rumzumachen.
Nach einer halben Stunde reichte es Sam. Er hatte keine Ahnung wie weit es noch war und angesichts seines Zustands wollte er lieber schnell in der Hütte ankommen, um sich hinlegen zu können. Das hier war 'ne Scheißidee gewesen. Er hätte wissen müssen, dass eine Wanderung im Moment zu anstrengend war. Aber nachdem die Tabletten gewirkt hatten, hatte er sich ja wieder so gesund und fit gefühlt, dass er Dean begleiten wollte. Das hatte er nun davon.
„Können wir los?" Er war aufgestanden und wandte sich den beiden zu, die mehr oder weniger übereinander lagen. Meine Güte, mit seiner Annahme, dass sie sich bald die Kleider vom Leibe rissen wenn er es nicht stoppte, war gar nicht so falsch. Dean der mit seinem Oberkörper quer auf Emily lag, hob verdattert den Kopf.
„Jetzt schon?"
„Ja, jetzt. Mir ist kalt, ich bin müde und ihr beide nervt. Also können wir das bitte hinter uns bringen? Dann gehe ich in die Hütte und ihr könnt machen was ihr wollt. Nur nicht vor mir, klar?"
Peinlich berührt schob Emily Dean von sich und richtete sich auf.
„Sorry", murmelte sie und stand dann auf. „Klar können wir weiter. Dadurch dass wir keine Umwege laufen müssen wie mit dem Auto, können wir in ca. zwei Stunden da sein."
„Na, das ist doch ein Wort", entschied Sam und nahm entschlossen seinen Rucksack auf. „Dann los."
Diesmal stapfte er voran. Er wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen und hatte das Gefühl schon den Stallduft in der Nase zu haben- metaphorisch gesprochen. Dean und Emily hielten sich für den Rest des Weges zurück und folgten Sam der entschlossen voranschritt. Nach zwei Stunden und zehn Minuten standen sie endlich wieder vor der Rezeption.
„Danke Emily, das war eine interessante Erfahrung", meinte Sam trocken und wandte sich zum Gehen.
„Sam", hielt ihn Emily zurück. „Tut mir leid wenn es dir nicht gut geht und dir mein Fahrstil nicht zugesagt. Und auch, dass es für dich langweilig war."
Sam drehte sich noch einmal um. „Schon gut, kann's ja verstehen." Er nickte leicht zu Dean hinüber. „Er ist halt unwiderstehlich."
Dean wusste nicht genau ob es Sam als Kompliment oder Witz meinte, er beschloss aber sich geschmeichelt zu fühlen und strahlte ihn an. „Wie geht es dir denn jetzt, Sam? Ist dir immer noch schlecht? Soll ich dich begleiten?"
Sam wusste genau dass Dean immer sein Wohl über das eigene stellen würde, aber er wollte ja sowieso Dean loswerden, damit er den Engel rufen konnte. „Nein, ist wieder gut. Du kannst also ruhig mit Emily in die Sauna gehen. Ich gehe in die Hütte und lese ein wenig."
„Willst du nicht auch in die Sauna?", wollte Emily wissen.
„Nein, wirklich nicht. Habt viel Spaß, ich rechne dann mal heute nicht mehr mit dir, Dean."
Diesmal wandte er sich erneut ab und schritt davon. Die beiden sahen ihm nach.
„Ist er wirklich in Ordnung?", fragte Emily besorgt?
„Ich glaube er ist angepisst weil wir ihn wenig beachtet haben. Und die Kotzerei vorhin hat wohl auch nicht zu seiner guten Laune beigetragen. Ich glaube, er braucht jetzt einen Moment alleine, sonst streiten wir uns nur."
Emily nickte verstehend. „Und, sollen wir dann zusammen in die Sauna? Eigentlich ist es ja nicht vorgesehen dass ich mitgehe und ich habe auch nichts dabei, aber man kann sich dort Handtücher leihen."
Dean zog die Augenbrauen hoch und grinste verführerisch. „Okay, worauf warten wir dann noch?"
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