
Kapitel 71
Sanft, aber bestimmend zog mich eine Schwester aus dem Zimmer, weg von Jay und ich wollte nur schreien, aber ich brachte keinen Laut über die Lippen. Ich war wie gelähmt. Als wäre das alles nur ein schrecklicher Alptraum und ich musste dabei zusehen und konnte nichts dagegen tun. Obwohl...das war es ja auch.
"Mr. Styles?" Widerwillig und langsam drehte ich mich zu dem Arzt um. "Wir brauchen sie noch hier. Falls irgendetwas mit ihrer Tochter passiert..." Ich nickte und setzte mich auf einen der Stühle.
Jay war nur wenige Minuten nach Mitternacht eingeschlafen, so als hätte sie nicht gewollt, dass ihr Todestag der selbe Tag wie der Geburtstag der Kleinen war. Den Papierkram musste ich nicht unbedingt jetzt ausfüllen und da war ich extrem dankbar deswegen. Ihre Eltern habe ich angerufen damit sie herkamen und wie erwartet hassten sie mich jetzt.
Sie haben mich noch nie gemocht, mich immer als reichen Schnösel gesehen, der ihrer Tochter den Kopf verdreht hat. Aber was das Schlimmste war, war der Satz, den Jays Mutter mir am Schluss sagte: "Du hast sie umgebracht!"
Das Grauenvolle an diesem Satz war nicht, dass sie das so sah, sondern dass es stimmte. Wenn ich nicht wäre, wäre sie noch am Leben.
Niall ist immer noch nicht gekommen und da es mittlerweile schon nach 1 Uhr war, wartete ich auch nicht mehr auf ihn. Ich faltete meine Jacke und legte sie wie ein Kissen auf einen der Stühle und legte mich dann quer wie auf eine Bank über diese Stühle und schloss die Augen. Doch wie kann man einschlafen, wissend, dass man alles verloren hat und verlieren wird, was einem bedeutet hat und das Leben jetzt absolut scheiße sein wird?
Ich weiß nicht, wie lange ich da lag, bis ich endlich eine vertraute Stimme hörte. "Ich hätte echt alles geglaubt, aber nicht, dass du bei ihrer geburt einpennst." lachte Niall und ich öffnete langsam meine Augen. Dieses Lachen war falsch in dieser Situation. Es klang wie eins der schlimmsten Geräusche der Welt.
Ich stand nicht auf, ich war zu faul und zu schwach dazu. "Hey, du bist ja wach, wie gut. Es tut mir leid, dass ich so spät komme, aber es war eine Katastrophe. Ich bin erst spät losgekommen, weil die mich einfach nicht gehen haben lassen. Dann bin ich etwas zu schnell gefahren und die Polizei hat mich aufgehalten. Also musste ich mir ein Taxi nehmen, aber es gab einen riesigen Stau, da ging nichts mehr!"
Er seufzte und setzte sich gegenüber auf einen Stuhl und bemerkte offenbar erst jetzt, dass ich nicht aussah, wie ein glücklicher Vater. "Ist was passiert? Du hast...ganz rote Augen, hast du...hast du geweint?"
Ich nickte und setzte mich auf. Abgesehen davon, dass meine Augen brannten, war ich total müde und mir fielen die ganze Zeit die Augen zu, doch schlafen konnte ich nicht.
"Jay ist..." Ich räusperte mich und holte tief Luft. "Sie ist..." Nein, ich konnte es nicht aussprechen, konnte nicht einmal daran denken. Stattdessen schluchzte ich wieder und das sprach für sich.
"Fuck, das ist nicht wahr, oder?" Ich nickte und wischte die blöden Tränen mit meinem Ärmel weg. Seitdem wir zusammen war ich nicht mehr traurig gewesen, Tränen in den Augen hatte ich allerhöchstens beim Zwiebeln schneiden, aber jetzt kam es mir so vor, als würde das ganze Wasser, dass ich aufgespart hatte, herauskommen.
"Harry, das ist...das tut mir so leid. Ich..." Der Arzt, der gerade raus kam, unterbrach ihn. "Hier sind ihre persönlichen Sachen." sagte er und überreichte sie mir in einer Plastiktüte. "Danke." sagte ich mit kratziger Stimme und er verschwand wieder.
"Oh mann, du bist wirklich fertig." stellte Niall fest. "Ich wünsche mir die ganze Zeit, dass ich aufwache und das alles nur ein bescheuerter Traum ist. Aber das ist kein Traum, denn dann wäre ich nicht so verdammt müde."
"Wieso gehst du dann nicht nach Hause?" "Sie brauchen mich hier noch. Unsere... meine Tochter braucht mich, falls sie es auch nicht schaffen sollte." erklärte ich.
"Das ist doch Unsinn! Fahr du nach Hause und schlaf dich mal aus, dein Tag war schlimm genug. Ich halte hier für dich die Stellung." "Meinst du wirklich?" Er nickte. "Wenn du kommen sollst, dann rufe ich dich an. Nimm ein Taxi, der Stau ist längst vorbei und wenn etwas Wichtiges ist, rufe ich dich an."
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