Wieder vereint
Müde tigere ich auf und ab, immer und immer wieder. In der letzen Nacht habe ich keinen Schlaf gefunden, immer wieder ist mein Blick zum Horizont gewandert in der Hoffnung dort eine Gestalt zu erspähen, doch nun ist es weit nach Sonnenhoch und noch immer keine Nachricht.
Ich beobachte die Sonne, die langsam ihren Rückzug über die weiten Ebenen antritt, als ich endlich den erlösenden Ruf höre "Nephliman! Er kommt!" wie ein Lauffeuer breitet sich die Nachricht aus. Eilige laufe ich hinaus und tatsächlich, da erscheint seine schmale Gestalt am Horizont, langsam aber stetig ist sein Schritt und ich renne ihm entgegen.
Mir ist egal, ob es unköniglich ist oder nicht, in dem Moment ist mir alles egal, außer ihm. Ich will ihn wieder in meinen Armen halten. Ich will ihm sagen, dass er ein Idiot ist und ihn dann küssen, als würde kein Morgen existieren.
Wenige Meter vor ihm bleibe ich stehen, auch er bleibt stehen und beobachtet mich einfach nur. Seine langen Haare sind zerzaust und schmutzig, an seiner zerrissenen Kleidung klebt Dreck, Blut und wer weiß noch alles. "Hey?" ist alles was er sagt und es klingt wie eine Frage, als würde er Fragen ob ich ihn noch annehme, als Antwort überbrücke ich den Abstand zwischen uns und schließe ihn sanft in meine Arme, vorsichtig um ihm keine Schmerzen zuzufügen. "Es tut mir leid." flüstert er, doch ich schüttle den Kopf. "Es ist alles gut, du musstest es tun. Es ist alles in Ordnung." murmle ich sanft und hebe ihn vorsichtig hoch.
Als ich ihn endlich wieder in den Armen halte, fällt ein Teil der Last von mir, die mich die letzten Tage zu Boden zu drücken schien. "Es war sehr mutig von dir und ich bin stolz auf dich." fahre ich leise fort, während ich ihn so vorsichtig wie möglich in Richtung des Herrnhauses trage.
"Ich habe ein Bad mit heißem Wasser und frische Kleider vorbereitet. Soll ich übernehmen?" fragt Neuphemia mit besorgter Stimme, als wir wieder am Haus ankommen, doch ich schüttle den Kopf. "Ich würde es gern selbst übernehmen." erwidere ich und sie neigt den Kopf.
Sanft setze ich Nephlimian auf dem Steinboden des Badezimmers ab und schließe die Tür. "Ist das auch in Ordnung für dich?" frage ich vorsichtig und streiche ihm eine seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht, als er kaum merklich nickt. Ohne weitere Worte zu wechseln, bedeute ich ihm sanft die Arme zu heben und ziehe ihm das zerschlissene Hemd aus, es folgen seine Hose und seine Unterbekleidung, alles starr vor Schmutz und Blut.
Sanft hebe ich seinen entblößten Körper in die Wanne vor mir und sehe zu, wie er sich im heißen Wasser zusammenkauert. "Sch, es ist alles gut." murmle ich, als ich sanft beginne seinen Rücken mit einem Schwamm zu säubern. Langsam, ganz langsam entspannt sich sein schmaler Körper und ich fahre stumm mit meiner Arbeit fort.
Immer wieder stoppe ich, um eine in meinen Augen schlimme Schnittverletzung oder Blessur genauer zu betrachten und zu säubern. Vorsichtig drücke ich ihn tiefer ins noch immer heiße Wasser und seine Augen weiten sich ängstlich. "Sch, sch...es ist alles gut. Ich möchte nur deine Haare waschen. Sch, ich pass auf dich auf." flüstere ich und sehe ihm in die Augen. Er nickt langsam und lehnt sich so zurück, dass ich sanft seine Haare waschen kann und sie vom Schmutz und Blut befreien kann. Als endlich aller Unrat entfernt ist, fahre ich damit fort langsam mit kreisenden Bewegungen seine Kopfhaut zu massieren und spüre wie seine Anspannung endgültig nachlässt. Er seufzt wohlig und lehnt sich gegen meine Berührungen.
Langsam wandere ich zu seinen Schultern und versuche seine Verspannungen zu lösen. "Geht's dir besser?" frage ich sanft und er nickt erschöpft und sieht mich aus seinen wunderschönen Augen an. "Danke." ist alles was ich als Erwiderung erhalte und ich nicke sanft, bevor ich mich erhebe, um ihn aus dem Wasser zu heben und wieder auf dem Boden abzusetzen.
Nachdem ich ihm geholfen habe sich abzutrocknen und seine Unterkleider anzuziehen, beginne ich die Wunden an seinem Oberkörper und seinen Beinen zu verbinden. Erschüttert streiche ich über die langen blutigen Striemen auf seinem Rücken, er erschaudert unter meinen Berührungen. "Sie wollten wissen wo ihr seid." murmelt er und ich sehe ihn bestürzt an. "Ich habe nichts gesagt." fährt er mit zitternder Stimme fort und ich seufze, während ich meinen Kopf von hinten an seine Schulter lehne. Dann bewege ich meinen Kopf ein Stück weiter seinen Rücken hinunter und beginne sanft jeden der roten, durch Peitschen verursachten Striemen zu küssen und wandere langsam wieder hinauf zu seinen Schultern. Ich spüre wie sich die Härchen an seinem Körper aufstellen und höre, wie er scharf die Luft einzieht.
Behutsam wickle ich den Letzen Verband um seinen Oberkörper und helfe ihm eins meiner Hemde, die Neuphemia bereit gelegt hat, überzustreifen. Liebevoll betrachte ich die schmale Gestalt vor mir, in einem viel zu großen Hemd, mit feuchten Haaren, Verbänden überall am Körper, aber einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
Als er aufstehen will, halte ich ihn zurück, nur um ihn Sekunden später hochzuheben und langsam zur Tür zugehen. "Hey, ich kann selber laufen." beschwert er sich halbherzig. "Weiß ich doch, aber lass mich das jetzt wenigstens für dich tun, nachdem du so viel für mich getan hast." erwidere ich und sehe lächelnd zu ihm hinab. Er nickt sanft und verständnisvoll, bevor er sich kurz aufsetzt und mir einen schnellen Kuss auf die Lippen gibt. Dann setze ich mich in Bewegung, in Richtung des Zimmers, in welches ich die letze Woche gezogen bin. Es ist ein kleines und einfaches Kämmerchen, mit einem Bett und nicht viel mehr, als Einrichtung. Aber es ist ausreichend und ein Bett wird für Neph besser zum Schlafen sein, als der harte Parkettboden des Salons.
Ich öffne die Tür mit der Schulter und lege meinen Gefährten sanft auf dem Bett ab, bevor ich neben ihn klettere und die Decke über uns beide ziehe. Er kuschelt sich eng an meine Seite und ich lege ihm sanft eine Hand auf den Rücken und streiche vorsichtig über die Verbände unter dem Hemd. "Kenneth..." ertönt seine leise Stimme. "Hmhm?" mache ich ohne aufzuhören ihn anzusehen. "Kann ich dich um was bitten?" fragt er. "Alles." erwidere ich und versinke in seinen Augen. "Küss mich, bitte..." drei Worte, die mir in diesem Moment alles bedeuten.
Ich lehne mich zu ihm hinab und unsere Lippen berühren sich, zuerst sanft und zaghaft, kurze Zeit später noch immer sanft, aber voller Leidenschaft und Liebe. Mein Griff um seinen Rücken verstärkt sich, um ihm mehr Halt zu geben. In diesem Moment gibt es nur uns, kein Leid und keinen Kummer.
Nur uns, unsere Verbindung und unsere unbändige Liebe zueinander, denn auch wenn keiner von uns dieses Wort laut ausgesprochen hat, so fühlen wir es beide.
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