Von Herzen
Ich blinzle müde ins Sonnenlicht, das durch die trüben Fensterscheiben hineinfällt. Mein Blick fällt auf Nezryn und Elide, die schon an der Feuerstelle hantieren und mir ein fröhliches Lächeln schenken, als sie bemerken, dass ich wach bin.
In meinen Armen beginnt Nephlimian sich langsam zu regen und setzt sich auf. "Guten Morgen." nuschelt er und lächelt zu mir hoch. Sanft streiche ich ihm eine seiner Haarsträhnen aus der Stirn, während hinter uns mein Bruder freudig quiekt und ich gerade noch sehe, wie Elide ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf verpasst und belustigt den Kopf schüttelt.
Meine Aufmerksamkeit wendet sich wieder meinem Leibwächter zu, als dieser sich sanft aus meinen Armen befreit und sich aufrichtet. Sitzend betrachte ich, wie er vor mir steht und sich streckt, mein Hemd viel zu groß an seinem schmalen Körper und doch wünsche ich mir, dass er nie wieder etwas anderes tragen würde. Meine Augen folgen ihm, als er langsam zu Elide hinüber geht und sich von diesem in eine Umarmung ziehen lässt.
"Du starrst Mal wieder." flüstert mein Bruder mir ins Ohr, als er sich neben mich setzt und ich schrecke zusammen. "Elide und ich werden bald aufbrechen, um den anderen entgegen zu reiten. Du und Nephlimian bleiben ihr und feuert schon Mal die Öfen in den Räumen an und macht etwas zu essen." fährt mein Bruder fort und ich nicke leicht verwirrt, warum reiten Neph und ich ihnen nicht entgegen, doch als sich mein blasser Leibwächter zu uns umdreht, verstehe ich. Er würde keinen so langen Ritt durchhalten und wenn ich reite, würde er mitkommen und deshalb ist es besser, wenn wir hier bleiben.
Ich nicke zustimmend, als mein Bruder mit gesenkter Stimme fortfährt. "Hab ein Auge auf ihn, er ist zwar zäh und stur, aber er ist ich glaube er ist ziemlich am Ende und sobald du merkst, dass er Fieber bekommt, sorg dafür, dass er sich hinlegt und lass dir von ihm sagen, was du machen sollst. Ich hoffe, wir sind am Abend zurück." fährt mein älterer Bruder fort und klopft mir sanft auf die Schultern.
Die Sonne steigt Rot über die Hügel am Horizont, als ich Elide und Nezryn hinterher schaue, die über die Ebene hinweg fliegen.
"So..." ertönt Nephlimians Stimme rechts von mir und ich drehe mich lächelnd zu ihm um. Neben ihm schweben mehrere Kiepen mit Holz in der Luft, die er lässig mit einer Hand zu kontrollieren scheint. "Du sollst dich doch nicht anstrengen." bemerke ich seufzend, doch er lacht nur. "So geht schneller und ist weniger anstarrend." erwidert er und ich schüttle den Kopf.
Doch dann habe ich eine Idee, blitzartig schnelle ich vor und hebe Nephlimian hoch, dieser protestieret lachend, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Holz zuwendet, das neben uns gefährlich zu schwanken beginnt. "Was zum Henker soll das?" flucht der schmale Junge in meinen Armen, versucht allerdings nicht sich zu befreien. "Da du deine Kräfte für Zauberei verbrauchst, werde ich dafür sorgen, dass du wenigstens nicht so viel rumlaufen musst." flüstere ich und trete wieder ins Haus um unsere Runde zu beginnen.
Als die Sonne hoch am Himmel steht, brennen die Feuer in den Zimmern des kleinen Herrenhauses und ein Topf kocht über dem Feuer des Salons. Besorgt sehe ich zu Nephlimian der in meinen Armen schläft, seine Stirn glüht und sein schmaler Körper zittert, trotz der Hitze im Raum. Langsam fahre ich ihm mit der Hand durch die Haare und kämme die Kletten sanft heraus. "Was soll ich nur mit dir tun?" flüstere ich leise vor mich hin und betrachte seinen schmalen Körper. "Halt mich einfach fest und etwas Wasser." ertönt seine schwache Stimme und ich schrecke zurück.
Seine fiebrig glänzenden Augen funkeln belustigt zu mir hoch, als ich ihm einen Becher mit Wasser an die Lippen halte. "Du bist ein Idiot." murmle ich und er lacht leise auf. "Ich sag lieber nicht was ich denke." haucht er leise, bevor ihn ein Hustenanfall unterbricht. "Was denkst du?" frage ich sanft, als ich ihm helfe sich aufzusetzen und ihm sanft mit einer über den Rücken fahre. "Das..." beginnt er, wird allerdings von einem weiteren Hustenkrampf unterbrochen. "Das du wunderschön aussiehst. Was vermutlich zum Teil an meinem Fieber liegt." sagt er und lächelt frech. "Schade, dass es nur am Fieber liegt." murmle ich, als ich ihn wieder zudecke und ihm helfe sich wieder hinzulegen. "Was hast du gesagt?" nuschelt er schläfrig, als ich ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn lege, um das Fieber zu senken. "Nicht so wichtig. Schlaf..." flüstere ich und er nickt müde.
Die Sonne beginnt langsam unterzugehen und von den anderen ist noch nichts zu hören. "Hey, es ist alles gut. Sie werden bald hier sein." flüstert Nephlimian und legt mir sanft eine Hand auf den Oberschenkel. "Oh, du bist wach." erwidere ich und beuge mich tiefer hinab, um seine Stirn zu fühlen. "Dein Fieber ist gesunken." stelle ich erleichtert fest, als er sich ohne Probleme aufsetzt. "Ja, dank deiner Pflege konnte ich meine Kräfte extrem schnell regenerieren." meint er mit einem sanften Grinsen auf den blassen Lippen und streckt sich. Wobei mein, besser gesagt jetzt sein Hemd etwas hochrutscht und den Blick auf seine Bauchmuskeln freigibt. "Hey...Kenneth?" reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken. "Hm? Was?" frage ich und er lacht leise. "Ich wollte fragen, ob ich irgendwelchen Scheiß geredet habe während ich Fieber hatte." murmelt er und schaut beschämt auf seine Finger. "Nein, nein, du warst ziemlich weg und hast nicht viel geredet...du meintest nur, dass ich gut aussehe." erwidere ich mit verlegenem Lächeln. Er lacht und ich sehe ihn verwundert an. "Elide hat Recht, ich bin viel zu ehrlich, wenn ich Fieber habe." erklärt er und ich seufze. "Also hast du das ernst gemeint?" frage ich verlegen. "Hmhm...es mag an unserer Verbindung liegen, aber immer wenn ich mir einen Meister vorgestellt hab, war er so wie du." murmelt er und ich lache. "Das ist irgendwie schon absurd, dass du schon genauso Vorstellungen von mir hattest und mich schon so lange unauffällig beschützt hast. Ich fühl mich so dumm, dass ich bis vor zwei Monaten noch nicht Mal von dir wusste, doch jetzt kann ich mir schon nach so kurzer Zeit nicht mehr von dir getrennt zu sein. Ich fühle mich so unglaublich dumm." sage ich und lasse zum ersten Mal meine Gefühle ans Tageslicht. "Das ist nicht dumm, sondern zeigt wie stark das Band zwischen uns ist." erwidert er mit funkelnden Augen und hebt sanft mein Kinn. "Hab keine Angst vor deinen Gefühlen." setze er leise nach und ich sehe ihn an. Seine blaugoldenen Augen funkeln hell und ziehen mich in ihren Bann.
"Würde es dich stören, wenn ich dich jetzt küsse?" flüstere ich und Nephlimian schüttelt den Kopf. Langsam lehne ich mich vor und küsse ihn, seine Lippen sind warm, weich und etwas rissig. Doch ihn zu küssen, ist das erste Mal seit langem, dass ich mich fühle, als wäre ich Zuhause. "Wow." ist alles was ich sage, als wir uns schwer atmend voneinander lösen. "Ja, du bist wow..." sagt Neph leise und lehnt sich näher an mich. "Du weißt, dass Nezryn uns nie wieder in Ruhe lassen wird..." flüstere ich und lege meinen Kopf an seinen. "Hm, dass ist es wert." nuschelt er und kuschelt sich näher an mich heran. "Da hast du auch wieder recht." gebe sanft ich zurück und lache, als mir auffällt, dass Nephlimian schon wieder eingeschlafen ist.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro