Entscheidungsschlacht
Keine Woche später sind wir gerüstet für den Kampf. Nach so vielen Jahren der Vorbereitung ist es jetzt soweit. Wir werden unsere Bestimmung erfüllen, danach werden wir endlich unseren Frieden finden können. "Bist du bereit?" ertönt neben mir die Stimme unseres Anführers, der gefolgt von meiner Schwester neben mich tritt und ich nicke. "Gut, ich werde deine Hilfe im Lazarett brachen." sagt Neuphemia und ich nicke erneut. So gerne ich auch in den Kampf ziehen würde, ich war noch nie ein Kämpfer und das ist auch immer gut so gewesen. "Wir sehen uns dann später." flüstert Rowan und gibt meiner großen Schwester einen sanften Kuss und ich spüre einen dumpfen Stich in meinem Herzen und drehe mich um, um den Sattel meines Pferdes nochmals zu prüfen.
Über den Rücken meiner Stute erblicke ich Neph, seine Augen funkeln im hellen Licht der Sonne, als er neben seinem Gefährten her reitet, doch das Lächeln auf seinen Lippen ist aufgesetzt.
Ich erinnere mich an etwas was Neuphemia uns vor vielen Jahren erzählt hat, sie erzählte uns das der Krieger des zukünftigen Königs in der Nacht fallen würde, eine letzte Prüfung auf dem Weg zum Thron.
"Du hast beschlossen den Lauf der Geschichte zu ändern, hab ich nicht Recht?" flüstert mir meine Schwester ins Ohr und reißt mich so aus meinen Gedanken. Ich nicke und drehe mich zu ihr um. "Ich muss es wenigstens versuchen, versuchen sie beide zu retten." erkläre ich mich und diesmal ist sie es, die nickt. "Weiß ich doch, aber was wenn er euch dadurch beide verliert?" fragt sie und streicht mir durchs kurze Haar. "Dann wirst du diesmal verhindern, dass er stirbt. Du hast mir früher immer erklärt, dass man die Zukunft selbst ändern kann, wenn man es nur oft genug versucht. Nezryn wusste das, deshalb...deshalb hat er uns nicht gesagt, dass er krank ist. Er wollte nicht gerettet werden, dabei hätten wir ihn retten können. Hätte er allerdings bis zur Schlacht gelebt...." ich breche im Satz ab und wische mir die Tränen von der Wange. "Ich weiß, ich weiß. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun. Aber dafür musst du mir helfen." flüstert meine Schwester und zieht mich in eine Umarmung, ihre silbernen Haare hüllen mich ein wie ein Vorhang aus Liebe und Geborgenheit.
Das Lager ist mittlerweile aufgeschlagen und die Reihen unserer Legionen stehen bereit. Wir erhalten Unterstützung aus dem Ausland, die an die Bedingung des Schließens eines Friedenvertrages geknüpft sind, dem Kenneth nur zu gern zugestimmt hat.
"Bald geht es los." murmelt Neuphemia, die gerade zwischen den Zelten auftaucht, vermutlich hat sie sich von Rowan verabschiedet. Ich nicke, als auch schon die Fanfare ertönt und Kenneths Stimme über das Schlachtfeld donnert. Er fordert die friedliche Übergabe des Schlosses, doch unsere einzige Antwort ist das Echo.
"Bogenschützen vor!" ertönt der Befehl. Vor meinem inneren Auge sehe ich Nephlimian am der Spitze der Schützen, mit ruhigen Worten hält er seine feurige Stute zurück, den Bogen gespannt, die Pfeile lässig auf der Sehne, zwei wenn nicht sogar drei. In seinen Augen ein dunkles Feuer, das jeden zerstören kann und doch jene denen es wohlgesonnen ist, schützt und wärmt. Ich sehe das schiefe Lächeln auf seinen Lippen, wie immer etwas frech und herausfordernd. Ich bewundere ihn, ich habe ihn schon immer bewundert, nicht nur für seine starken Kräfte, sondern auch seine Art zu leben, als gäbe es kein Morgen. Dann höre ich das Sirren der tausend Pfeile und folge Neuphemia ins Zelt.
Es hat begonnen.
Ein lauter Knall ertönt und die kleinen Flaschen mit Tinkturen klirren leise. Meine Schwester guckt von ihrem Patienten auf. "Sie scheinen das Stadttor gesprengt zu haben, das heißt es ist bald vorbei." sagt sie momoton und sieht zu mir. "Nun lauf schon." Ich kann eine Träne in ihrem Augenwinkel funkeln sehen. "Danke. Leb wohl." erwidere ich leise und sie schenkt mir ein letztes trauriges Lächeln, bevor sie sich wieder den Verletzen zuwendet. Es ist eine Verabschiedung auf ungewisse Zeit, das wissen wir beide.
Schnell laufe ich aus dem Zelt, über das Schlachtfeld. Überall brennen keine Feuer, Tote und Verletzte tränken den Boden rot mit ihrem Lebenssaft. Kleiner Gefechte werde noch ausgefochten, aber der Hauptkampf scheint in oder unmittelbar vorm Schloss statt zu finden.Ich laufe quer über die verwüstete Ebene und weiche immer wieder den Letzen verstreuten Kämpfen aus, bis ich endlich am Tor ankomme. Es ist aus seinen Angeln gesprengt worden und die Ränder qualmen noch immer. Hastig eile ich durch das Tor, lasse meinen Blick über die Kämpfenden schweifen.
Wo sind sie? Da, da sehe ich Kenneths roten Umhang und Nephlimian ist direkt neben ihm. Ich laufe los, ich werde rechtzeitig sein. Ich werde sie retten. Von meiner Postion aus kann ich einen Bogenschützen auf der Mauer erkennen und ich weiß mein bester Freund sieht ihn auch.
Ich kenne seinen Plan, er will ihn ausschalten, soweit gehe ich mit, doch sich vor seinen Meister zu werfen, um den Pfeil abzufangen, das werde ich nicht zulassen. Er wird heute nicht sterben. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich, wie sich der Pfeil von Nephlimians Sehne löst, ich sehe wie der andere Pfeil auf die Beiden zu fliegt.
Ich laufe schneller und ich werde es schaffen.
Dann spüre ich den Schmerz in meinem Rücken, ich sehe Nephlimians erschrockenes Gesicht. Ich stürze auf die harten Steinfliesen auf der Treppe, als er auch schon an meiner Seite ist. Verschwommen kann ich sehen wie seine Lippen Worte formen, wie nasse Tränen auf mein Gesicht tropfen. Doch ich fühle keinen Schmerz mehr, ich höre keinen Kampflärm mehr, die Luft ist nicht mehr schwer vom eisenhaltigen Geruch von Blut.
Alles ist friedlich.
Ich blinzle in das kalte Licht der Wintersonne und lächle, ich spüre wie meine Lider schwer werden und dann höre ich seine sanfte Stimme. "Das hast du toll gemacht, ich bin so stolz auf dich." "Nezryn..." flüstere ich, doch meine Lippen scheinen keine Worte mehr Formen zu wollen.
Unwillkürlich strecke ich meine Hand nach ihm aus und seine warmen Finger schließen sich um meine eiskalte Hand. "Komm mit Eli, wir wollten heute doch an den Strand." flüstert er und ich lächle, dann wird alles schwarz um mich.
Ein letztes Mal spüre ich den Schmerz dieser Welt, ich höre einen lauten Schrei, der nicht von dieser Welt zu stammen scheint. Dann ist es still um mich herum.
Nur das Rauschen der See ist zu hören und Nezryns gleichmäßige Atemzüge neben mir.
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