Antworten
Kenneths Sicht
Langsam schlage ich meine Augen auf. Was ist passiert? Wo bin ich? Wo ist Nephlimian? Stöhnend versuche ich mich aufzusetzen, doch sanfte Hände halten mich zurück. "Bleibt liegen junge Hoheit. Euer Arm ist zwar dank Nephlimian gut verheilt, aber ihr habt trotzdem sehr viel Blut verloren."
Etwas verwirrt nicke ich und schließe erneut die Augen, doch bevor ich wieder ins Nichts drifte, fällt mir etwas ein. "Wo...wo ist Nephlimian?" frage ich matt. "Sch...sch...ruht euch aus eure Hoheit. Er ist beim Trainieren, doch ich werde ihn rufen lassen, wenn ihr es wünscht." antwortet die junge Frau mit sanfter Stimme und ich nicke erschöpft, bevor ich wieder in die Dunkelheit falle.
Als ich wieder aufwache und meinen Kopf zur Seite drehe, fällt mein Blick auf Nephlimian, der neben mir kniet und auf einem Pergament herum kritzelt. "Neph..." setze ich an, der Jüngere wendet sich zu mir und lächelt. "Du bist aufgewacht." stellt er fest und lächelt schief. "Warum seid Ihr uns gefolgt? Ihr hättet getötet werden können." fragt er streng, wobei er mich zum ersten Mal so anspricht, dass unser Standesunterschied deutlich wird.
Erstaunt sehe ich ihn an. "Du warst doch nicht besorgt?" frage ich verschmitzt und versuche zu lächeln. Er zuckt nur die Schulter und lehnt sich zurück, so dass er neben mir liegt und ich sein Profil betrachten kann. Auch heute sind seine Haare in einem Zopf zusammen gebunden, so dass man einen guten Blick auf seine Augen erhaschen kann. Aber was tue ich hier?
"Ihr starrt eure Majestät." ertönt sein Lachen. "Tut mir leid. Ich fragte mich nur warum du mich rettetest." seufze ich und setze mich leicht schwankend auf. "Vielleicht weil es meine Aufgabe ist, vielleicht weil ich nicht will, dass Nezryn seine Familie verliert." erwidert er scheinbar gleichgültig und ich sehe überrascht zu ihm hinab.
Er lächelt belustigt zu mir hinauf. "Seid ihr überrascht meine Majestät?" Doch ich schüttle den Kopf. "Ich...ich weiß es nicht. Ich fühle mich nur so müde." Auch wenn ich schon oft im Krieg war, so schlecht habe ich mich selten nach einer Verletzung gefühlt. "Das liegt an dem Blutverlust, aber auch an dem Gift, welches die Angreifer benutzt haben." sagt Nephlimian und blickt mitfühlend zu mir hoch. "Wir müssen nur mit Rowan reden, dann könnt ihr euch weiter ausruhen. Okay?" fährt er fort und legt mir eine Hand auf den Arm.
Ich nicke erschöpft und lasse mir von ihm aufhelfen.
Nephlimian hilft mir in das große Zelt in der Mitte des kleinen Dorfes, wo wir bereits von einem schmalen hochgewachsenen Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren erwartet werden. "Ach Neph, wie schön dich und den jungen Prinzen zu sehen. Ich bin Rowan der Anführer." stellt er sich vor und streckt mir die Hand entgegen und ich ergreife sie mit müdem Lächeln. "Ich bin Prinz Kenneth, aber ich denke das weißt du schon." erwidere ich matt und er nickt. "Setzt euch, Ihr seid noch etwas blass und wir haben einiges zu klären." meint der junge Mann und geleitet mich und Nephlimian zu einem der Schlafplätze.
"Ich denke wir haben euch einiges zu erklären." wiederholt Rowan und setzt sich uns gegenüber. "Ich kenne euren Bruder schon seit meiner Kindheit, mein Vater war ein hochrangiger Offizier und deshalb war ich ein akzeptierter Umgang bei Hofe. Nach dem Tode meines Vaters auf den königlichen Schlachtfeldern änderte sich das allerdings und man verstieß mich und ich floh in die Wälder. Dort traf ich auf einige Geächteter und Verstoßener, wir schlossen uns zusammen und wurden mehr. Dann schlossen wir ein Bündnis mit eurem Bruder, dem Kronprinzen, dem eine wichtige Rolle in diesem Spiel zuteilwerde soll, als euer Berater und Unterstützer." erzählt Rowan und macht eine kurze Pause, um mich zu beobachten.
Ich nicke verwundert, was das direkt mit mir zu tun hat und Stütze erschöpft den Kopf in die Häne, als der Anführer fortfährt. "Nun eure Rolle ist es das Königreich in eine neue Zeit zu führen, dafür werden wir ihnen alle Mittel zur Verfügung stellen. Unter anderem wird Nephlimian ab heute eure direkt unterstellte Leibwache sein und euch mit seinem Leben schützen. Er wird euch alles Lehren, was ihr braucht, um ein guter König zu sein, alles über die leiden eures Volkes, über Kraft und Güte. Seine Befehle wird er nur direkt von euch empfangen, aber auch nach seinem freien Willen und Gewissen, das Beste tun." sagt Rowan und lächelt mir zu, ich nicke, wenn ich auch nur mit halbem Ohr zugehört habe und versuche das Sirren in meinen Ohren zu ignorieren.
Doch Rowans nächste Worte gehen in dem Rauschen unter, deshalb einfach erneut nicke ich und zusehe, wie Nephlimian und der Anführer einen langen Blick wechseln, bevor mein neuer Leibwächter mir aufhilft und mich aus dem Zelt stützt.
Ich stöhne erschöpft auf, als Nephlimian mir hilft mich hinzulegen und mich zudeckt. "Ruht euch aus eure Hoheit, Ihr müsst zu Kräften kommen, damit wir in den nächsten Tagen alles weitere in die Wege leiten können." sagt er und lächelt zu mir hinab. "Männchen machen steht dir nicht." erwidere ich und lache. "Wenn es sein muss, passe ich mir der Situation an." meint der Schmalere sanft und legt mir eine Hand auf die Stirn.
Instinktiv lehne ich mich gegen die kühle Berührung. "Eure Temperatur ist noch hoch, das Gift scheint noch Einfluss auf euren Körper zu haben, deshalb solltet Ihr jetzt Schlafen. Ich passe auf euch auf." murmelte er und wischt mir eine meiner kurzen Haarsträhnen aus der Stirn. Ich nicke, viel zu erschöpft um über das Gesagte nachzudenken und schieße die Augen.
"Nephlimian..." flüstere ich und blinzle zu ihm hoch, seine blaugoldenen Augen und sein schales Gesicht füllen meinen ganzen Himmel. "Danke, danke für alles." "Nicht der Rede wert mein Herr. Ich werde immer auf euch aufpassen und nun schlaft, schlaft mein Prinz." murmelt er und beginnt leise vor sich hinzusummen. Seine leise Stimme und seine kühle Hand auf meiner warmen Stirn, lassen mich schnell in die Dunkelheit zurückgleiten.
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