Offenes Geheimnis
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Der glänzende Lack des roten Cabrios würde dieses Abenteuer wahrscheinlich nicht überleben, so bretterte Jughead mit dem Wagen durch den Pfad aus Büschen und hohen Sträuchern, umringt von alten knorrigen Bäumen, die ihre Äste nach ihnen auszustrecken schienen.
"Fahr langsamer", hielt FP seinen Sohn an. Nicht weil ihm das rasante Fahren etwas ausmacht, ganz im Gegenteil, aber umso tiefer sie in den Wald kommen würden umso mehr hatte er Angst frühzeitig entdeckt zu werden. Außerdem scannte er den gesamten Weg nach Hinweisen ab, die ihnen weiterhelfen könnten. Doch bis jetzt hatte er nicht mehr als morsche Bäume und undefinierbare Pflanzen gesehen.
Jughead drosselte die Geschwindigkeit auf Schritttempo herunter und versuchte ebenfalls in diesem Dickicht um ihn herum etwas Hilfreiches erkennen zu können. Innerlich war er am Durchdrehen. Er musste rechtzeitig an diesem verfluchten Haus ankommen um Betty und Gladys von etwas Dummen abzuhalten und um seine kleine Schwester zu befreien. Während er in Gedanken alle möglichen Szenarien durchspielte, vom edlen Helden bis hin zum völlig überrumpelten Vollidioten, der in eine Falle nur so hineinstolpert, schrie Archie plötzlich auf,
"Dort, seht! Ronnies Auto!" Sein Zeigefinger deutete auf einen Urwald aus Sträuchern und Blättern, doch man erkannte deutlich den Wagen darin.
FP wusste nun mit Sicherheit wo Gladys hin gewollt hatte, er kannte das Haus aus seiner Jugend und wusste genau wo es sich befand. "Lass den Wagen hier stehen! Wir müssen zu Fuß weiter", forderte er die zwei sichtlich nervösen und gehetzten Jungs auf.
Kaum stand das Auto sprang Jughead auch schon aus seinem Sitz auf und wollte loslaufen, unwissend wo er eigentlich hin sollte, doch sein Vater hielt ihn an einem Ärmel der Kutte zurück. "Wir müssen uns ran schleichen, sie dürfen uns auf keinen Fall entdecken!"Jughead und auch Archie nickten ihm zustimmend zu und so machten sich die drei auf den Weg durch Gestrüpp und hochgewachsenes Gras.
Nach einigen Minuten konnten sie in weiter Ferne zwischen den Büschen ein heruntergekommenes Haus sehen. FP erinnerte sich daran wie er in seiner Jugend hier öfter mit ein paar anderen Freunden Bier getrunken hatte und sie ihren Vandalismus dort in dem verlassenen Gebäude frei herausließen. Er trat bis zu den löchrig wachsenden Büschen vor um auf die andere Seite dazwischen durchsehen zu können. Allerdings konnten sie bis auf den baufälligen Verfall des Hauses und des Grundstückes nichts erkennen. Die Fenster waren zum Großteil dunkel, bis auf ein schwaches Licht im oberen Stock des Hauses, eine Reflektion eines Fernsehers im Untergeschoss und ein spärliches Leuchten aus einem Kellerfenster, dass jedoch vom hohen Gras bedeckt wurde. Jughead war der Erste der drei, der sich auf alle Viere fallen ließ und anfing sich wie ein Soldat bei einer Militärübung durch das Gebüsch zu schlängeln. Archie blickte ihn etwas verwirrt an, tat es ihm jedoch gleich. FP allerdings sah sich weiter um, nur um sicherzugehen. Es war eindeutig zu ruhig und es machte ihn verrückt, nichts von den beiden Frauen zu sehen.
Der Rotschopf war gleichauf mit Jughead als dieser im zu zischte "Wir versuchen ums Haus herum zu sehen. Die Zwei müssen hier irgendwo sein!" Sie waren den beiden näher als sie dachten, doch keiner von ihnen vermutete was sie erwarten würde, wenn sie sie sehen sollten.
Stöhnend kam Gladys zu sich. Ihr Kopf pochte und schmerzte, dass es kaum auszuhalten war. Nur schwerfällig brachte sie die Augen auf und erkannte sich in einer schmuddeligen Küche wieder. Etwas schnitt in ihre Handgelenke und sie versuchte sich ein wenig aufzusetzen, zuckte jedoch zusammen. Die Bewegung schickte ihr einen stechenden Schmerz durch den Körper. "Guten Morgen Sonnenschein!", hörte sie eine nur allzu bekannte Stimme an ihrem Ohr. Noch immer benommen drehte sie sich, um der Person ins Gesicht zu sehen. Penny stand zu ihr hinab gebeugt und grinste sie teuflisch an. "Ein kleines Powernapping gemacht? Das wirst du brauchen meine Liebste, immerhin haben wir einiges vor. Ein Mädelsabend sozusagen!", lachte sie laut in das Gesicht der verletzen Gladys.
Doch die hatte immer noch ihren Schneid behalten und erwiderte so kühl wie möglich "Fahr zur Hölle, Peabody!" Völlig unerwartet klatschte ihr diese wieder hart ins Gesicht und Gladys Kopf knallte gegen das Metall des Herdes. Ihr wurde kurzzeitig schwarz vor Augen, ehe sie laut aufschrie. "Behalt dir dein freches Mundwerk ruhig, so macht es noch mehr Spaß für mich!"
Gladys spuckte Blut aus von dem harten Schlag in ihr Gesicht und versuchte einen Blick in die nähere Umgebung zu machen. Wo war Betty? So abgelenkt, bemerkte sie nicht das Pennys Hände etwas aus einer der Küchenschubladen zogen. Erst als sie ihr das kalte, glänzende Metall vor die Nase hielt, wusste Gladys das es nun richtig, richtig übel werden würde. "Wir zwei haben noch eine kleine Rechnung zu begleichen", Penny spielte genüsslich mit dem Messer in ihrer Hand und sah ihr Opfer dabei aus ihren erbarmungslosen Augen an. "Auge um Auge, heißt es doch immer!" Und die scharfe Klinge streifte Gladys Oberarm, eine tiefe Blutspur folgte sogleich.
Jughead stutzte als er den Schrei seiner Mutter aus dem Haus dringen hörte. Die zwei waren doch nicht ernsthaft IN dem Haus? Er vergaß sein militärisches Rollenspiel und stürzte in Richtung des unteren Fensters, doch er sah nur einen eingeschalteten Fernseher. FP gelangte neben seine Seite und so auch Archie, doch keiner konnte etwas Genaues erkennen. Wieder ertönte ein Schrei und nun hielten es die drei nicht mehr aus. Sie mussten in dieses Haus gelangen, am besten unbemerkt. Sie schlichen seitlich an die Hinterseite des Hauses und auch dort brannte in einem der Fenster Licht. Das erkannten sie an dem schmalen Lichtstreifen, der über die Gräser hinwegleuchtete. Langsam vortastend versuchten sie einen Blick zu erhaschen. FP beute sich am Rand des Fensters vor und sah hinein, doch was er dort sah ließ ihn zusammenzucken. Penny stand vor Gladys, die offensichtlich an den Herd gekettet war und malträtierte jede freie Stelle ihres Körpers mit einem Messer. "
"Diese feige ..", hielt er an, wurde aber von Jughead angestupst leise zu sein.
Archie allerdings sah etwas völlig anderes. Es gab eine Hintertür, eine alte Fliegentür die leicht geöffnet war.
"Psst..hier lang". Schleichend gingen sie in Richtung Tür. Keiner von ihnen wusste was sie tun sollten, alles, was sie wussten war, dass sie sich beeilen mussten. Bei dem Anblick seiner gefolterten Mutter wurde Jughead schon übel er wollte sich gar nicht ausmalen was wohl mit Betty gerade geschah.
***
💀
Wie wild versuchte Betty sich zu befreien, doch sie hatte keine Chance. Ihr musste etwas einfallen, und zwar schleunigst. Immer wieder riss sie an ihren Fesseln. Ihr Vater war einfach aus dem Zimmer spaziert, sie hatte gedacht er würde sie sofort bestrafen aber dem war nicht so. Ihre Erleichterung darüber hielt allerdings nicht lange an, als er auch schon zurückkam, die Hände hinterm Rücken verschränkt und ein undefinierbarer Ausdruck legte sich über sein Gesicht.
Betty bekam es mit der Angst zu tun. Was hatte er vor?
"Betty...Betty...Betty...ich verstehe einfach nicht warum du nicht auf mich gehört hast? Das hätte soviel erleichtert!"
Er zog seine Hand hinter dem Rücken hervor und richtete eine Waffe auf sie. Das war es nun also, so würde es enden. Jellybean keuchte auf bei dem Anblick der Waffe und fing an ihn um Gnade anzuflehen. Mit langen Schritten war er bei dem armen Mädchen und knallte ihr die Faust ins Gesicht.
"Ruhe!", schrie er mit irrem Ausdruck in den kalten grünen Augen. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn bei seinen Lektionen störte und Betty würde nun die ihre schmerzhaft lernen müssen.
Jughead und FP ließen ihre Messer hervorschießen während sie sich langsam herantasteten. Archie ging voraus und schob die Tür leicht ein wenig weiter auf. Sie quietschte leise und alle drei hielten den Atem an. Ihre Schuhe berührten den staubigen alten Holzboden und nach wenigen Schritten befanden sie sich mitten im Flur. Nur einige Zentimeter weiter vorne gab es einen kleinen Durchgang, der in die Küche führte, ansonsten ging der Flur bis zur vorderen Haustür weiter. Vorne bog er in zwei Richtungen ab und eine Treppe war zu erkennen, die nach oben in das Obergeschoss verlief. Ihre Schritte wurden von dem lauten Schmerzensgeschrei Gladys übertönt somit bekam Penny nichts mit von ihren neuen Besuchern. Sie war völlig in ihrem Element und genoss es ihrer Erzfeindin endlich ihre verdiente Strafe zu geben. FP deutete den Jungs an, dass er sich auf den Weg in die Küche machte und die beiden sich oben umsehen sollten. Black Hood lief immer noch frei herum in diesem gottlosen Haus, doch zuerst musste er Penny ausknocken.
Jughead nickte eifrig und machte sich auf den Weg die Treppe rauf. Von oben hörte er schon eine tiefe Stimme die Bettys Namen sagte. Jede Stufe nahm er mit Bedacht, sie durften auf keinen Fall entdeckt werden. Ein lautes Wimmern ertönte und er erkannte Jellybean, seine kleine Schwester die den Mörder um Gnade anflehte. Die nächste Stufe nahm er noch vorsichtig doch kaum hörte er das verdächtige Klatschen und Black Hoods Stimme die zur Ruhe aufforderte, wollte er schon losrennen, wenn Archie ihn nicht zurückgerissen hätte. Wild schüttelte der Rotschopf sein Haar. Jughead durfte sich auf keinen Fall jetzt schon zeigen, sonst wären sie verloren.
Die Jungs kamen gerade an der letzten Treppenstufe an als sie wieder Jellybeans klägliche Stimme hörten. "Bitte, bitte lass Betty und das Baby in Ruhe!" Jugheads Herz setzte einen Schlag lang aus. Woher wusste seine Schwester davon? Es war doch noch nicht lange her, dass Betty den Test gemacht hatte. Augenblicklich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Niemand von ihnen hatte aufgepasst und die Testpäckchen verschwinden lassen, sie lagen offen im Müll des Badezimmers in ihrem Trailer. Dass ihre Mutter mit Sicherheit nicht schwanger war, davon war Jellybean wohl von sich aus ausgegangen, blieb nur noch Betty. Und an dem Tag, an dem sie sich übergeben hatte, war Jellybean wohl noch nicht weit genug entfernt gewesen, um nicht doch ein Fetzchen der Unterhaltung mitzubekommen. Jellybean war die Neugierde in Person, sie schnüffelte schon immer überall herum. Warum hatte er nicht gleich daran gedacht, dass sie sicher eine der ersten sein würde, die es rausbekommen ohne das er es lang und breit erklären musste.
Nur jetzt war nicht gerade der günstigste Zeitpunkt es laut auszusprechen.
"Welches ... welches Baby? Betty?", hörte er die Stimme von Hal Cooper und sie klang nicht gerade erfreut. Gerade als Betty ansetzten wollte, um sich rauszureden ertönte von unten ein lautes Geschrei und Gepolter. Von diesem Lärm alarmiert, wandte sich Black Hood von Betty und Jellybean ab und trampelte durch das Zimmer. Die Schritte hallten laut von den Wänden wieder und Archie ahnte, dass er gleich aus der Tür heraus kommen würde. Ohne näher darüber nachzudenken, riss er Jughead an seiner Jacke mit sich und stieß ihn in das erste Zimmer, das nach dem Treppenaufgang zu finden war. Es war ein kleines Badezimmer und die Tür war angelehnt. Hastig versuchte Archie die Tür wieder in die ursprüngliche Form zu bringen als er auch schon die näherkommenden Schritte vernahm die Black Hoods Vorbeirauschen ankündigten. Beide hielten für einen Moment die Luft an. Das Trampeln auf der Treppe wurde leiser und prompt stieß Jughead Archie von sich und stürmte aus dem muffigen Badezimmer.
Er musste zu Betty und seiner Schwester, so schnell wie möglich.
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