Am nächsten Tag wachte Jin auf und sah sich verwirrt um.

Sein Wecker hatte nicht einmal geklingelt.

Er nahm sein Handy und sah, dass es gerade erst sechs Uhr früh war.

Seufzend setzte Jin sich auf und fuhr sich durch die Haare.

Er war wacher als sonst, doch trotzdem fehlte ihm wie immer die Motivation. Da er aber wusste, dass seine Mutter erst in einer halben Stunde aufstehen würde, machte er sich schonmal auf den Weg ins Bad, damit er ihr nicht über den Weg laufen musste.

Jin verließ gestern den ganzen restlichen Tag sein Zimmer kein einziges Mal.

Er wollte seine Mutter nicht mehr sehen. Wie konnte sie ihn nur so hintergehen? Wie konnte sie ihm sowas schreckliches antun?

Er wusste doch überhaupt nicht, wie man sich auf einem Bauernhof verhält oder was man dort anzieht. Er hatte nur Markenklamotten, welche dort nur dreckig werden würden.

Tief in Gedanken nahm er eine längere Dusche als sonst und trocknete sich danach ab.

Wie immer putzte er seine Zähne, föhnte seine Haare und zog sich dann seine Uniform an. Nachdem er seine Haare perfekt gestylt hatte, lief er nach unten.

Dort fand er Yiseo, welche bereits in der Küche stand.

"Seokjin...guten Morgen. Was machst du denn schon hier?"

Überrascht sah sie ihn an, denn es war das erste Mal, dass sie ihn so früh und dann auch noch vor seiner Mutter zu Gesicht bekam.

"Nicht wichtig. Ich muss vor der Schule noch wo hin. Ich bin also schon weg."

Schnell zog er sich seine Schuhe an und schnappte sich seinen Rucksack.

"Aber es ist doch noch viel zu früh!"

Besorgt lief Yiseo ihm hinterher, doch Jin ignorierte es. Er wollte seiner Mutter auf keinem Fall begegnen.

Mit schnellen Schritten lief er aus dem Haus und machte sich auf den Weg in Richtung Innenstadt. Es war zwar ein etwas weiterer Weg, da die Reichen eher außerhalb lebten, doch das war Jin so ziemlich egal.

Nach einer Weile kam er an einem Park an, in dem bereits ein paar Leute mit ihrem Hund unterwegs waren.

Jin lief unter den großen Bäumen entlang und versuchte, diesen blöden Bauernhof endlich zu vergessen.

Als er einen kleinen süßen Hund sah, geschah dass auch sehr schnell.

"Aww wie süß, darf ich den streicheln?"

Mit begeistertem Blick sah Jin den jungen Hundebesitzer an, welcher nur freudig nickte.

Sofort ging Jin in die Hocke und streichelte den Hund, welcher aufgeregt mit dem Schwanz wedelte.

"Du bist Kim Seokjin, richtig?"

Sofort hielt Jin inne und sah langsam zu dem Kerl hoch. Dabei entdeckte er die Schuluniform, welche er ebenfalls trug. Er musste also von seiner Schule sein.

Sofort stand Jin auf, brachte sich in Pose und setzte das beste Lächeln auf, welches er zur Verfügung hatte.

"Richtig, der Echte, live und in Farbe. Und wer bist du wenn ich fragen darf?"

Abschätzend sah Jin den etwas Kleineren von unten bis oben an. Er war nicht hässlich, aber kein Typ zum Verlieben, zumindest für Jin.

"Min Yoongi."

Jin fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er den Namen hörte. Das war Jimins Neuer?

Sofort stellte Jin sich wieder normal hin und lächelte freundlich. Er wollte nicht, dass Yoongi einen schlechten Eindruck von Jimins Freunden hatte.

"Achso, nett dich kennenzulernen. Du kennst Park Jimin, richtig?"

Die zwei gingen langsam los und liefen nebeneinander her, während Yoongi seinen Hund an der Leine führte.

"Ja, wir...daten uns."

Etwas beschämt sah Yoongi auf den Boden, worauf Jin nur grinste.

"Ich bin sein bester Freund weißt du. Er hat mir schonmal von dir erzählt."

Jin war ziemlich direkt und behielt auch nichts für sich. Nur die Tatsache, dass Jimin schon so einiges über Yoongi erzählt hatte.

"Ach wirklich? Hoffentlich nichts schlechtes..."

Jin musste grinsen und schüttelte nur den Kopf.

Er musste daran denken, dass Jimin von Yoongi bereits ein Nacktbild geschickt bekommen hat. Doch das würde er nie im Leben sagen.

"Ähm, ich muss Holly noch nach Hause bringen. Wir sehen uns vielleicht mal in der Schule?"

Fragend sah Yoongi den Älteren an, worauf dieser nur freundlich nickte.

"Gut, also bis dann."

Yoongi winkte ihm nochmal kurz zu, bevor er sich auf den Weg zu sich nach Hause machte.

Jin sah ihm kurz hinterher und machte sich dann ebenfalls auf den Weg, doch schon in Richtung Schule.

Auf dem Weg dorthin, dachte er über einige Sachen nach.

Nicht nur über seine Mutter und den Bauernhof, sondern auch über Jimin, Yoongi und sogar Jungkook.

Der Junge hatte es ihm irgendwie angetan, doch tief im Inneren wusste Jin, dass es nur Mitleid war. Aber sollten sie ihn wirklich mit nach Daegu nehmen?

Dabei fiel ihm wieder ein, dass er ja zu diesem blöden Bauernhof gehen sollte.

Genervt stöhnte er auf und wollte über die Straße gehen, als er plötzlich ein lautes Hupen hörte und Reifen quietschten.

Mit großen Augen sah Jin in die Lichter des Autos, welche immer näher auf ihn zu kamen.

Er kniff bereits fest die Augen zu und wartete auf den Schmerz, doch er spürte nur, wie ihn jemand am Arm griff und von der Straße zog.

Langsam öffnete Jin seine Augen und blickte in das Gesicht von Jungkook, welcher ihn besorgt ansah.

"Sag mal bist du lebensmüde? Siehst du denn nicht, dass die Ampel rot ist? Haben dir deine Eltern das denn nie beigebracht!? Willst du dich verdammt nochmal umbringen!?"

Jungkook wurde immer lauter, während er Jins Schulter fest im Griff hatte und ständig an ihm rüttelte.

Die Passanten sahen sie besorgt und entsetzt an, doch liefen schlussendlich nur an ihnen vorbei.

Jin wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er war so unter Schock, dass er immer noch nicht ganz wusste, was da gerade passiert war.

Er sah Jungkook nur mit großen Augen an und bewegte sich keinen Zentimeter.

"Jin, hörst du mich? Bist du da?"

Besorgt sah Jungkook in seine Augen und rüttelte weiterhin an ihm.

So langsam wachte Jin aus seiner Trance auf und realisierte, dass er gerade beinahe gestorben wär.

"Jungkook..."

Es war nur ein leises Hauchen, was über seine Lippen kam. Zu mehr fehlte ihm die Kraft.

Doch er konnte es nicht verhindern, dem Jüngeren im nächsten Moment weinend in die Arme zu fallen und sich schluchzend an seiner Schulter auszuheulen.

Danke für fast 100 Reads, ily😔💜