2. die Eintönigkeit von Besprechungen
z w e i
Warum die heutige Besprechung in meinem Büro statt in einem der zahlreichen Besprechungsräumen tagte, war mir ein Rätsel.
Andererseits freute es mich, denn in meinem Büro waren die Stühle bequemer und ich fühlte mich wohl.
Oder zumindest wohler.
Francis, Mister Lewis, Mister Franklin und Mister Harper befanden sich bereits in meinen vier Wänden und blätterten, jeder für sich, durch seine Unterlagen, während wir noch auf die letzte Person - Charles - warteten.
Gelangweilt saß ich an meinem Schreibtisch, hatte die Füße auf dem Tisch und nippte ab und an an einem Whisky.
Francis verdammter Bericht hatte mir heute schon sämtliche Nerven geraubt und mich schon viel zu früh an die Whiskybar gelockt. Es war gerade mal vierzehn Uhr und ich fühlte mich erbärmlich, dass ich tatsächlich schon um so eine Uhrzeit Alkohol benötigte.
Nach Außen hin ließ ich mir davon nichts anmerken und auch die Herren in meinem Büro störte es nicht. Es war hier mehr oder weniger Gang und Gebe, schon früh am Tag zum Alkohol zu greifen.
Zumindest war das eine Beobachtung, die ich mit der Zeit gemacht hatte. Ob es dabei um den Geschmack ging oder vielmehr die Wirkung des Alkohol, das war von Person zu Person unterschiedlich.
"Entschuldigen Sie meine Verspätung." Charles betrat etwas außer Atem mein Büro und schloss die nur für ihn noch offen stehende Tür hinter sich.
Sein Hemd war unordentlich in seine Anzughose gestopft und seine Krawatte nicht anständig nach oben gezogen. Seine Haare standen etwas wild von seinem Kopf ab und spätestens an den geschwollenen Lippen konnte man erkennen, weshalb er zu spät kam.
Das miese Gefühl in meinem Bauch ignorierend, versuchte ich ihn nicht zu beachten. Es sollte mir egal sein mit wem oder wie er seine freie Zeit verbrachte.
Leider hatte mein Körper das noch nicht verstanden, denn meine körperliche Reaktion auf das Offensichtliche, bereitete mir Kopfweh. Es sollte mir egal sein.
Die Anwesenden begrüßten ihn und keiner ging weiter auf seinen Verspätung oder den Grund dafür ein. Entweder es war ihnen bereits klar oder es interessierte sie nicht.
Der intensive Blick den Charles mir zuwarf, während er sich neben seinen Vater auf das graue Sofa setzte, brachte mich kurz etwas aus dem Konzept. In dem Augenblick war ich dann doch froh das Glas mit Alkohol in meiner Hand zu halten.
Ohne den Blickkontakt zu Johns großen Bruder abzubrechen, exte ich das Glas und stellte es geräuschvoll auf den Mahagonitisch. Der Blickkontakt brach weiterhin nicht ab.
Seine grauen Augen, die identisch zu Johns waren, raubten mir jegliche Beherrschungskraft und am liebsten würde ich mich ihm sofort in die Arme werfen und ihn küssen.
Halt stopp.
Diese Gedanken hatte ich nur, weil er John äußerlich so sehr ähnelte. Nur deswegen zog er mich so an. Charakterlich war er das komplette Gegenteil seines kleinen Bruders und mir damals wie heute extrem unsympathisch.
Dieses gestellte Lächeln und die arschkriecherische Freundlichkeit, die er Geschäftspartnern gegenüber immer an den Tag legte, allein, waren Grund genug ihn abstoßend zu finden. Er hatte ein Talent dafür zu erkennen was genau sein Gegenüber hören wollte und konnte einem dahingehend unverblümt ins Gesicht lügen.
Und trotz seinem perfekten Auftreten und seiner Gabe Menschen ohne weiteres um den Finger winkeln zu können, war doch John immer Francis Lieblingssohn gewesen, der bei allem bevorzugt wurde. Selbst als es um den Posten der Geschäftsleitung ging, wurde John seinem älteren Bruder vorgezogen.
John war einfach natürlich und sagte nicht immer das was man hören wollte, doch dadurch schaffte er es jedem im Gedächtnis zu bleiben.
John war nie auf den Mund gefallen und sprach seine Gedanken ungehalten aus. Bei ihm wusste man woran man bei ihm war. Das war eine Eigenschaft, die ich an ihm sehr schätzte.
Doch sein Bruder Charles, bei ihm wusste ich bis heute nicht wo ich stand.
Als John und ich noch zusammen waren, waren wir uns zwar das ein oder andere Mal begegnet und im Gegensatz zu Francis wusste er von unserer Beziehung und hatte sich John gegenüber dahingehend nie negativ geäußert, aber wirklich warm sind wir nie geworden.
Ob es nun daran lag, dass ich einfach nur der Freund seines kleinen Bruders war oder an etwas anderem, konnte ich bis heute nicht genau festmachen.
Fakt ist jedoch, dass er sich seit ich in der Firma war, täglich anders mir gegenüber verhielt, wodurch ich immer noch nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob es sich bei Charles nun um einen Freund oder einen Feind handelte.
Tatsächlich wollte ich ihn eher als Freund zählen können, denn ein Mann aus der Familie Johnson - Francis - reichte mir vollkommen als Feind aus.
Erst als Francis das Wort an sich nahm, löste Charles den Blickkontakt.
Erleichtert atmete ich ein und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Wieso musste er John auch so verdammt ähnlich sehen?
"Ich würde es sehr begrüßen, Shepperd, wenn Sie sich zu uns setzen würden." Francis genervter Blick und eine Handbewegung seinerseits zeigten mir an mich neben Charles auf das Sofa zu setzen, aber keine hundert Pferde würden mich dahin bringen.
"Nein, danke. Ich bevorzuge meinen Platz an meinem Schreibtisch."
Ich wusste, dass ich Francis damit sehr provozierte, aber eigentlich war mir das ziemlich egal.
Um den Bogen jedoch nicht zu überspannen, nahm ich meine Füße von Tisch und stellte sie dem höflichen Knigge befolgend unter diesen.
Ich nahm Stift und Zettel zur Hand um mitschreiben zu können, da ich im Gegensatz zu den anderen Herren hier im Raum nicht die Gabe besaß mir das gesamte Gespräch bis ins kleinste Detail zu merken. Außerdem fielen oft Fachbegriffe, deren Bedeutung ich im Nachhinein recherchieren musste, welche ich ebenfalls zur Gedankenstütze mitschrieb.
Das bereits zwanzig minütige Gespräch wurde noch langweiliger als erwartet, weshalb es mich schon zum zweiten Mal an diesem Tag zur Whiskybar zog.
Nur mit einem Ohr zuhörend, schüttete ich vielleicht für diese Tageszeit etwas zu viel Alkohol in das Glas. Schulterzuckend tat ich es ab, trank ich einige Schlucke und drehte mich dann wieder dem Gespräch zu.
Abermals schenkte mir Charles einen so intensiven Blick, dass ich mich mit einer Hand an der Whiskybar abstützen musste damit meine weichen Knie nicht unter meinem Gewicht nachgaben.
"Was sagen Sie dazu, Mister Shepperd?" Mister Harper, der mit dem Rücken zu mir saß, drehte sich zu mir um.
Ich hatte keine Ahnung von was sie gerade geredet hatten, viel zu sehr hatte Charles mich aus der Bahn geworfen. Und selbst wenn ich zugehört hätte, könnte ich wahrscheinlich keine plausible Antwort geben.
"Klingt plausibel.", hörte ich mich selbst sagen und nahm sofort einen weiteren Schluck vom Alkohol.
Mit skeptischen Blick zog Harper eine Augenbraue nach oben und wand sich den anderen wieder zu. "Ich finde nicht, dass das plausibel klingt, aber wenn der Chef das sagt, dann ist es wohl so."
Den Spott in seiner Stimme konnte ich eindeutig heraushören.
Genervt rollte ich mit den Augen.
Ich war keine Bereicherung für diese Gespräche. Das wusste jeder in diesem Raum und keiner ließ auch nur eine Möglichkeit aus um mir das zu zeigen. Unterm Strich jedoch versuchten sie sich trotzdem zusammen zu reisen, denn Sticheleien gegen mich würden die Firma auch nicht weiterbringen.
Deshalb wurde ich in diesen Besprechungen meistens ignoriert und meine Anwesenheit wurde nur toleriert, weil ich nun mal der Geschäftsführer dieses Ladens war. Außerdem könnte ich jede der sich im Raum befindenden Personen, mit Ausnahme von Francis, auf der Stelle kündigen. Dabei würde ich mir jedoch nur selber ins Bein schneiden, denn so wenig ich diese Männer mochte, brachten sie doch sehr viel in die Firma ein und ohne ihnen würde es nicht so gut laufen wie es momentan lief.
Ich seufzte leise und versuchte mich jetzt doch aktiv am Gespräch zu beteiligen, leider driftete ich immer wieder in meinen Gedanken ab.
"Diese ganzen Besprechungen müssen doch schrecklich langweilig sein oder nicht?" Kauend sehe ich meinen Freund an, welcher nur mit den Schultern zuckt. "Meistens schon irgendwie." "Wieso gehst du dann hin?", frage ich neugierig nach. Wenn er nicht so viele Besprechungen hätte, dann hätte er mehr Zeit für mich.
Schwer seufzt John.
"Ich muss. Ich bin der Juniorchef und wenn ich irgendwann mal der Geschäftsführer sein möchte, muss ich mich bei diesen Besprechungen blicken lassen. Das wird dann als Geschäftsführer auch von mir erwartet."
Entkräftet schnaube ich. "Also wird es nicht besser, wenn du Geschäftsführer bist. Dann hast du immer noch genauso wenig Zeit."
Ich konnte nicht anders als beleidigt meinen Blick von ihm abzuwenden.
"Zachy, mein Schatz. Ich werde meine Termine und die Besprechungen legen können wie ich möchte. Das bedeutet, dass ich sehr wohl mehr Zeit für dich haben werde. Und glaub mir, ich werde jede freie Sekunde mit dir verbringen." Sein ernster und gleichzeitig erotischer Tonfall, ließ mich lächeln. Vorsichtig legt er seine größere Hand auf meine und streicht sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Du verbringst doch jetzt auch schon jeder freie Sekunde mit mir."
Leise muss ich kichern als er mir nun sanft über die Wange streicht.
"Und das werde ich auch mein restliches Leben tun."
Durch Francis verärgerte Stimme wurde ich wieder ins Hier und Jetzt geholt.
Meine Güte, warum regt er sich so auf. Was kann ich dafür, dass diese Gespräche immer so langweilig waren, dass es tatsächlich mehr Arbeit war zuzuhören als mir alleine alles zu erarbeiten.
"Shepperd ist das für Sie ein Witz?! Wenn es Sie so wenig interessiert, dann können Sie die Besprechung gerne verlassen." Mit empörter Stimme und vor Wut pulsierender Stirnader sieht Francis mich provozierend an.
Langsam geht mir der Alte echt auf den Keks.
"Das würde ich durchaus gerne, Francis. Leider tagt diese Besprechung jedoch in meinem Büro und ich bin nicht gewillt meine eigenen vier Wände zu verlassen." Mit ruhigem Ton lehne ich mich gegen die Whiskybar und nippe erneut an meinem Glas.
"Zach! Setzt dich verdammt noch mal eins her und beteilige dich am Gespräch wie es sich für einen Geschäftsführer gehört."
Charles wütender Tonfall klang ähnlich dem Francis, zeigte jedoch eine bessere Wirkung als bei seinem Vater.
Arrogant rümpfte ich die Nase und ging mit erhobenem Haupt auf die Sitzgruppe zu und setze mich mit gutem Abstand neben Charles auf das Sofa.
Er sollte ja nicht denken, dass er mich herumkommandieren konnte. Das teilte ich ihm so auch mit.
Er warf mir daraufhin nur einen abschätzigen Blick zu und machte sich dann wieder daran das Gespräch weiter zu führen.
Er nahm mich als Geschäftsführer genauso wenig ernst wie seine Kollegen. Es wunderte mich nicht, aber ärgern tat es mich durchaus.
Entrüstet strafte ich die Schultern und versuchte mich auf Mister Lewis zu konzentrieren, welcher gerade ein Din A4 Blatt mit einem Grafen zeigte, der beinahe senkrecht nach oben ging.
Die Nähe zu Charles jedoch brachte meine Gedanken wieder in Hochtouren und immer weiter weg von der Besprechung.
Wieso hatte er eine solche Wirkung auf mich?
Weil er John so ähnlich sah?
Ja. Das muss es sein. Anders konnte es nicht sein.
Seine raue Bassstimme jagte mir bei jedem Wort einen Schauer über den Rücken und sein männlicher Duft raubte mir beinahe die Sinne.
Johns Stimme war nie rau. Sie war sanft und fiel viel mehr unter die Bartionstimmen. Und John hatte nie nach Sandelholz gerochen was Charles jedoch tat.
Rein mechanisch führte ich das Whiskyglas erneut an meine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Hoffentlich würde diese Besprechung bald zu Ende gehen.
"... so weiter machen, dann verdoppeln sich die Zahlen im nächsten Quartal."
Verdammt ich war tatsächlich schon wieder abgedriftet.
Begeistert nickte Mister Franklin und blätterte durch seine Unterlagen. "Hier. Das ist der Bericht von letzter Woche."
Er drückte das dünne Geheft Charles in die Hand, welcher begann es grob durchzublättern. Durch jede Seite, die er umblätterte wachelte er mir seinen zugegebenermaßen sehr verführerischen Duft zu.
"Was sagst du dazu?", fragend sah Charles mich an und hielt mir den Bericht entgegen.
Zögerlich griff ich danach, mied Augenkontakt zu Charles, stellte das Glas auf den kleinen Beistelltisch und überflog den Bericht ebenfalls grob.
Dank meiner mittlerweile zahlreichen eigenen Berichte, die ich ausfertigen musste, konnte ich diesen hier sogar einigermaßen bewerten.
Er hörte sich ziemlich vielversprechend an und keinesfalls negativ. Einige Punkte jedoch sprachen mich nicht so an, welche ich kurzerhand den Besprechungsteilnehmern mitteilte.
Lewis, der mir gegenüber saß, nickte mir zu. "Ja, das ist mir auch aufgefallen und hat mir etwas Kopfschmerzen bereitet."
Lewis ist wie Charles etwa Anfang vierzig und zählte somit zu den jüngeren im Raum.
Während Francis und Harper etwa Mittsechziger waren, hatte Franklin die siebziger Marke bestimmt schon geknackt. Oft dachte ich über den Greis nach, denn immerhin hatte er seit Jahrzehnten einen ansehnlichen Job und damit bestimmt kein schlechtes Sümmchen für die Altersvorsorge beiseite schaffen können, und dennoch verbrachte er noch immer Tag für Tag von früh bis spät in der Firma anstatt seinen Lebensabend zu genießen.
Zugegebenermaßen würde ich es beglückwünschen, wenn der Alte uns endlich verlassen würde, denn bei ihm war ich allein durch meine Sexualität schon unten durch. Dieser Mann war im letzten Jahrhundert zur Welt gekommen und war noch immer der festen Meinung, dass Menschen wie ich verbrannt gehörten, da wir aus der Hölle kamen um Schlechtes über die Menschen zu bringen.
Papperlapapp.
Wenn ich Schlechtes über die Menschen bringen würde, warum sah ich dann so gut aus? Ich wusste, dass ich kein Kind von schlechten Eltern war und, ohne mich dabei der Prahlerei zu bezichtigen, konnte ich sagen, dass die Männer tatsächlich Schlange standen.
Doch außer John hatte mich in meinem Leben noch kein Mann und auch keine Frau wirklich interessiert.
Charles nahm mir den Bericht, den ich noch immer in den Händen hielt ab um ihn Franklin wieder zurück zu geben. Dabei streiften seine Finger dezent meine. Aus Reflex zog ich meine Hand ruckartig zurück.
Ich wollte nicht von ihm berührt werden aus Angst es würde Wirkung zeigen.
Denn genau das tat diese kleine Berührung. Die Stelle, die er berührt hatte, brannte angenehm und gerne wollte ich ihn überall spüren.
Sofort ermahnte ich mein Gehirn.
Charles ist absolut tabu. Dieser Mann hatte kein Recht dazu mich so aus der Bahn werfen zu können. Diese Albernheiten mussten aufhören. Ich durfte diesem Mann nicht so viel Kontrolle über mich geben.
Erneut griff ich nach dem Whiskyglas und trank es auf einen Schluck aus.
Wenn es so weiter ging musste ich die Whiskybar heute zum dritten Mal aufsuchen und dass noch vor der Dämmerung.
"Ich würde sagen das Nötigste ist besprochen. Dienstag, selber Ort, selbe Zeit?" Mister Harper sah zwischen allen Beteiligten hin und her.
Zustimmend nickte jeder. "Nach Möglichkeit vielleicht nicht wieder in meinem Büro.", fügte ich meinem Nicken bei.
Mit hochgezogener Augenbrauen stimme Harper mir zu und informierte alle darüber, dass wir uns nächstes Mal im Besprechungsraum C treffen würden.
Die Verabschiedung verlief wortkarg und schnell. Innerhalb weniger Minuten hatten alle mein Büro verlassen und während die Anspannung von meinen Schultern fiel, seufzte ich entspannt auf und ließ mich in die Polster des Sofas fallen. Dabei stieg mir Charles Duft wieder in die Nase und veranlasste mich dazu mich sofort wieder von der Couch zu erheben und auf meinen Schreibtisch zuzusteuern.
Kurzerhand wählte ich die Durchwahl meiner Assistentin. "Klara, tragen Sie bitte einen Besprechungstermin für Dienstag, 14 Uhr, Besprechungsraum C mit Harper, Franklin, Lewis und den beiden Johnsons ein."
"Mach ich."
"Und bitte bringen Sie mir eine Tasse Tee. Pfefferminz mit einem Schuss Honig."
"Ist notiert." Ein zartes Lachen drang durch den Hörer und abermals wurde mir bewusst, wie sehr ich ohne Klara aufgeschmissen wäre.
"Danke Klara." Ich legte den Hörer wieder aufs Telefon wodurch das Gespräch beendet war.
Meine Gedanken fuhren Achterbahn und ich konnte mich nur schwer konzentrieren. Viel zu sehr schwirrten John und sein Bruder durch meinen Kopf. Die Ähnlichkeiten, die sie besaßen und die zahlreichen Gegensätze, die unterm Strich die Gemeinsamkeiten eindeutig übermannten.
John, der gefühlvolle Charmeur, der genau wusste, wie er meinen Körper in Wallungen bringen konnte. Und Charles, der ätzende Arschkriecher, der ohne es zu wissen, mir so dermaßen den Kopf verdrehen konnte, dass selbst mir davon schlecht wurde.
Es war gut, dass wir so auf Abstand arbeiteten und mich immer nur Francis mit seiner Anwesenheit beglückte. Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich mich alleine mit Charles in einem Raum befinden würde.
Selbstverständlich würde ich mich ihm nie hingeben, geschweige denn auch nur ansatzweise darüber nachdenken so etwa wie eine Freundschaft mit ihm zu führen, denn das ist es offensichtlich was er zur Zeit anstrebte. Eine Freundschaft mit dem großen Bruder meines verstorbenen Ex-Freundes? Nein, danke.
Vor allem nicht, nachdem mein Körper meint so sehr auf minimale Gesten seinerseits reagieren zu müssen. Ich konnte mich selber nicht verstehen.
Charles sprach mich ja eindeutig nur an, weil er seinem Bruder zum verwechseln ähnlich sah und seine Mimik und Gestik mich viel zu sehr an meinen Liebsten erinnerten. Nur daran lag es.
Ein Klopfen riss mich aus meinen verwirrenden Gedanken und dankbar erhob ich mich von meinem Schreibtischstuhl um dem Klopfenden die Tür zu öffnen.
"Hallo Zachary." Klara, eine zierliche Mittvierzigerin, lächelte mich sanft an und betrat mit einem Tablett auf dem mein bestellter Tee stand mein Büro. Sie trug ein schickes blassblaues Kostüm und trotz ihrer farblich passenden hohen Schuhe, war sie immer noch um einiges kleiner als ich. Ihre blonden, heute zu einem strengen Dutt gebundenen, Haare sind teilweise von dünnen grauen Strähnen durchzogen, was ihr bildhübsches Erscheinungsbild jedoch genauso wenig trübte, wie die vereinzelten Falten, die ihr schmales Gesicht zierten.
"Vielen Dank, Klara." Ich schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln.
"Lisette hat heute Schokoladen- und Zitronenmuffins mitgebracht. Sie stehen in der Kaffeeküche und jeder darf sich bedienen. Leider wusste ich nicht was davon Sie bevorzugen, sonst hätte ich Ihnen gleich einen mitgebracht."
"Ich lehne weder Schokolade noch Zitrone ab.", ließ ich sie wissen und nahm die Tasse vom Tablett. "Aber heute steht mir nicht der Sinn nach süßem Gebäck. Trotzdem vielen Dank."
Sie lächelte mich wieder sanft an und wollte anscheinend noch etwas sagen, nahm jedoch wortlos das Tablett und ging wieder zurück zur Tür.
"Paul kommt heute." Beim aus der Tür gehen lächelte sie mich noch einmal an. Diesmal jedoch mit einem Schwung Mitleid.
Paul. Johns vier jähriger Sohn.
"Ich möchte drei Kinder.", Johns nachdenklicher Blick, während er das sagt, bringt mich zum lachen. "Wieso lachst du?" Gespielt empört sieht mich mein Liebster an.
"Du und drei Kinder? Wer kümmert sich denn um die?" "Na, du. Immerhin wirst du ihre Mutter sein. Beziehungsweise den Mutterpart übernehmen." Seine Worte zaubern mir ein verliebtes Lächeln auf die Lippen.
"Du willst mit mir drei Kinder?", frage ich zaghaft nach. Das wäre mein größter Traum. "Natürlich. Ich möchte eine Familie mit dir gründen. Die Johnsons." Mit einem sanften Lächeln wischt er mit der Handfläche durch die Luft und stellt damit imaginär den Schriftzug Johnson dar. Diese Worte lassen mein Herz augenblicklich schneller schlagen.
"Ich soll also deinen Nachnamen annehmen?", frage ich ihn mit leicht erotischer Stimme. "Oh ja. Zachary Johnson. Wenn sich das nicht mal geil anhört.", schnurrt John und fährt mir sanft durch die Haare.
"Und wie werden unsere Kinder heißen?", frage ich weiter nach, nachdem wir uns aus einem kurzen Kuss gelöst haben. Ich liebe es mit ihm über unsere Zukunft zu sprechen.
Und ich kann es kaum abwarten bis es endlich so weit ist.
"Das Mädchen wird Emmi heißen und die zwei Jungs Nick und Paul.", stellt John sofort klar und hört sich dabei an als wäre die Sache schon beschlossen. Ich habe auch tatsächlich nichts zu widersprechen. Ich liebe die Namen jetzt schon.
"Zumindest werden das ihre Rufnamen. Du kennst meinen Vater und mit solchen Standardnamen wird er sich nicht zufrieden geben. Also werden es Emerenz, Nicklas und Paulus werden." Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn an. "Paulus?" Mit einem kecken Lächeln auf den Lippen sieht er mich aus seinen perfekten grauen Augen an.
"Ja, Paulus. Tatsächlich gefällt mir der Name sehr gut."
Erneut kann ich nicht anders als ihn verliebt anzulächeln. "Mir auch irgendwie. Dann wird unser Erstgeborener Paulus heißen.", versichere ich ihm und im selben Augenblick spüre ich wieder seine weichen, vollen Lippen auf meinen.
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