Kapitel 31 (2/2)
Unser Blickkontakt wird unterbrochen, denn er dreht mich auf die rechte Seite. Dann legt er sich an meinen Rücken, zieht eine Decke über uns und umschlingt mich mit einem Arm. Plötzlich beginn er die roten Stellen an meinem Hals zu küssen, die seine erbarmungslosen Finger hinterlassen haben. Seine freie Hand streichelt meinen Rücken hinab zu meinem Po. Er beginn mich zu massieren. In großen Kreisen bewegt er sich über meinen Hintern und meine Hüfte. Immer wieder vergräbt er seine Finger in meiner Haut. Dann zieht er meine Backen auseinander. Er streicht mit einem einzelnen Finger zwischen sie, beginnt Druck gegen meinen Anus auszuüben.
Ich rolle mich zusammen. »Was tust du...?« Das ist so unangenehm, so intim...
»Du bist sehr hübsch, Jesse...«, flüstert er mir ins Ohr.
Wieso ist er plötzlich von unbarmherzig zu sanft gewechselt? Das macht mich noch wahnsinnig! Das will er doch. Er spielt mir, um mir den Kopf zu verdrehen. Um mich zu Wachs in seinen Händen zu machen.
»Du gehörst mir.« Victor küsst meine Schulter herab, über meinen Arm, bis er seine Lippen mit einem teuflischen Grinsen auf meinen Handrücken legt. »All das ist mein.«
Ich laufe rot an, Presse mein Gesicht ins Kissen. Er ist unglaublich. Er ist ein Dämon, in einem unwiderstehlichen Körper.
Seine Hand an meinem Hintern rutscht in meine Kniekehle und schiebt mein Bein nach vorne. Anschließend positioniert er sein Glied an meinem Po. »Bist du bereit, mein Kleiner?«
Ich wette um alles Geld der Welt, dass sein amüsiertes Lächeln bis über beide Ohren geht. Doch ich kann es nicht bestätigen, weil ihm nicht die Genugtuung geben will, meinen glühenden Kopf zu sehen. Daher kralle ich mich ins Lacken und nicke.
Daraufhin schiebt sich Victor, im Gegensatz zu vorhin, so langsam in mich, als wäre es mein erstes Mal. Währenddessen hauchen seine Lippen zarte Küsse über meinen gesamten Körper. Diesmal sind seine Stöße so langsam, dass ich dafür umso mehr seine Nähe wahrnehme. Die Bewegungen seiner Bauchmuskeln an meinem Rücken... Sein Hüfte, die an mir reibt... Sein starker Arm, der mich entschieden an sich drückt...
»So gut, mein Kleiner?«
»Hm...«, brumme ich.
»Du musst mir schon sagen, ob es dir gefällt.«
»Hm!«
»Du bist süß, wenn du erschöpft bist.« Er streichelt über meine Seite, weshalb mich ein Schauer überkommt. Dann schließt sich seine Hand um mein Glied, ohne sich zu bewegen. Ich seufze. »Hier vorne bist du auch sehr süß.« Er schiebt sich immer wieder in mich – ruhig und gelassen, als will er das die ganze Nacht fortführen. Er nimmt meine Hand und legt sie um mein Glied. Dann umschließt er sie mit seiner eigenen und beginnt gemächlich auf und ab zu fahren. Ich atme tief durch. »Hilf mir ein wenig.« Er küsst meine Wange, meine Stirn. »Ein bisschen musst du noch für mich durchhalten.«
Eine Weile liegen wir so umschlungen, in langsamen Tempo bewegend. Es ist unbefriedigend. Mir wäre es lieber, wenn wir dort fortsetzten, wo Victor vorhin abrupt aufgehört hat. Doch das könnte ich niemals zugeben. Stattdessen muss ich diese quälende Prozedur über mich ergehen lassen. Und Victor weiß genau was er macht. Er setzte genau so viel Kraft und Rhythmus ein, dass ich genug davon habe, um mich zum Höhepunkt zu treiben. Doch wenn er merkt, dass ich bald komme, wird er wieder langsamer und beginnt sein Spiel von vorn.
»Komm schon...«, jammere ich. »Bitte... mach schon...«
»Was soll ich machen?«, stellt er sich dumm, küsst meine Schulter.
»Hast du mich heute nicht genug gequält?«
»Nein.«
Ich grummele enttäuscht. »Bitte Victor...«
»Du musst mir schon sagen, was du willst. Ich kann keine Gedanken lesen.«
»Lass mich einfach kommen...«, spreche ich es schließlich aus.
Als er hat, was er will, beschleunigt er ein letztes Mal und stoppt nicht, bevor ich meinen Orgasmus habe. Keuchend komme ich in meiner Hand, während er ein letztes Mal in mich eindringt, um schließlich auch zu kommen.
Nach Luft schnappend hechele ich: »Ich hoffe, ich hab irgendeine ansteckende Geschlechtskrankheit und du nach dem ganzen Sex jetzt auch.«
»Du denkst doch nicht, ich lasse dich so lange bei mir bleiben, wenn ich nicht vorher geprüft hätte, ob du irgendwelche Krankheiten hast.«
Eigentlich habe ich das aus Frust gesagt, aber jetzt drehe ich mich mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm um. »Willst du mir damit sagen, du hast meinen Arzt bestochen?«
»Mit Geld lässt sich alles regeln.«
Stöhnend falle ich ins Kissen zurück. Dieser Mann ist unglaublich.
Am nächsten Morgen sitzen wir am Frühstückstisch Victors Ferienhauses. Ein Kamin lodert unter einem breiten Fernseher. Zu meiner rechten Seite lässt eine schlichte Tür zur Küche durch. Aus ihr bringen zwei Angestellte Brot, Marmelade, Pfannkuchen und was auch immer das Herz begehrt.
Victor sitzt mir gegenüber. Weil er nicht selbst zu Hause ist, kommen ständig Anrufe herein. Die ganze Zeit über diskutiert er mit jemandem am anderen Ende. Sobald er auflegt, streicht er seine Haare zurück. »Warum hast du noch nichts gegessen?«
Ich schaue zu meinem leeren Teller. »Fürs erste verzichte ich wohl darauf. Das letzte Mal ist es ein wenig ausgeartet.«
»Du isst schon zu wenig. Ich werde es überprüfen lassen, ob du die Woche genug zu dir nimmst«, erklärt Victor, in wenigen Bissen sein Brötchen verschlingend. Ich verziehe das Gesicht. Dann schaut er auf seine Armbanduhr. Er springt auf und schnappt sich seine Aktentasche. »Ich muss jetzt los, Jesse.«
Ich folge ihm zur Haustür, an der seine Wagen warten, um ihren Boss zurück zu eskortieren. Die Eingangshalle ist leer. Ohne Adrian, Elliot, Lessiko und alle anderen fühlt es sich so kalt an. Selbst wenn ich weiß, dass es so das beste ist, wird mein Herz ganz schwer. Ob mich Victor vermissen wird, wenn er weg ist? Oder wird er mich vergessen?
»Jesse.«
Ich hebe meinen Blick an, der an der Pistole in Victors Hand hängen bleibt. Überrascht sehe ich ihm in die Augen.
»Nimm.« Er drückt mir die Waffe in die Hand, dann schließt er seine Aktentasche. »Denk daran, sie zu entsichern. Benutzte sie nur im Notfall. Und erzähle niemandem davon. Verstecke sie in deinem Schlafzimmer.«
Zwar fühle ich mich unwohl solch ein gefährliches Ding in den Händen zu halten, doch nach allem was geschehen ist, fallen mir keine Wiederworte ein. Darum lasse ich die Waffe sinken. »Verstanden.«
Anschließend falle ich meinem Boss um den Hals, der zurücktaumelt. »Ich werde dich vermissen.«
Er stöhnt. »Ich weiß.«
»Ich liebe dich.«
Er stöhnt. »Ich weiß.«
Und als er das Anwesen verlässt, klebe ich mit einer Backe am Fenster, beobachte, wie er in seinen verdunkelten Wagen einsteigt. Ich schmunzele, als seine Augen zu mir nach oben wandern, um sich gleich darauf sofort wieder von mir abzuwenden, als hätte ich ihn erwischt.
Der Tag ist langweilig. Außer Videos zu schauen, Bücher zu lesen und den Schneeflocken beim Fallen zuzusehen, gibt es nichts zu tun. In der Nacht wälze ich mich in meinem leeren Bett. Die Decke über die Ohren, die Decke nur bis zum Bauch, ganz ohne Decke... Auf die rechten Seite... auf die linken Seite... Bauch, Rücken... Alles ist so unbequem.
Einundzwanzig Uhr.
Vierundzwanzig Uhr.
Zwei Uhr.
Vier Uhr.
Ich verfluche die Nacht und diese unheimliche Stille. Als ich doch irgendwann vor Erschöpfung einschlafe, plagen mich wie erwartet Albträume, aus denen Victor mich nicht aufwecken kann...
Am Morgen sitze ich wie eine halbe Leiche am Frühstückstisch. Meine dunklen Augenringe reichen gefühlt bis zum Kinn.
»Guten Morgen, Mr Carter.« Kay betritt das Esszimmer. Ihr Lächeln erstirbt, als sie vor mir hält. »Geht es Ihnen gut, Mr Carter? Soll ich einen Arzt rufen?«
»Ich hab nur schlecht geschlafen.«
»Der Boss fragt noch, wie es Ihnen geht.«
Sofort erhellt sich mein finsterer Blick. »Wirklich?«
»Soll ich ihm ausrichten, dass Sie sich unwohl fühlen?«
»Nein!« Ich räusperte mich. »Sag ihm, dass alles bestens ist.«
»Ja, Sir...« Unbehaglich sieht sie sich im Raum um. »Ähm... also... möchten Sie heute etwas unternehmen? Wie wäre es mit Skifahren? Oder Schlittschuh? Ich durfte einmal Mr Lassini... Ähm... also Hektor Lassini in ein Restaurant in der Nähe begleiten. Möchten Sie dorthin?«
Ich runzele die Stirn, als mir eine Erinnerung durch den Kopf schießt. Hektor... War da nicht was? Ein Treffen... ein Termin. Ja, genau! Er war doch verhindert, sodass ich der Vertragsunterzeichnung beiwohnen sollte. Plötzlich kommt mir eine Idee, für die mir Victor später sicherlich den Kopf abreißen wird.
Durchtrieben lehne ich mich vor, verschränke die Hände unter meinem Kinn. »Kay...«, säusele ich.
»Ja, Sir?«
»Erinnere mich bitte daran, den Vertrag fertigzustellen.«
»Sir?«
»Ich muss nächste Woche der Betriebsübernahme beiwohnen, die Hektor nicht schaffen wird.«
Kays Augen huschen nervös von einer Ecke zur anderen. »Aber Sir... Ich habe den Auftrag, Sie nicht außerhalb der Berge zu lassen. Es tut mir schrecklich leid.«
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Wie war das gerade? Du willst mich hier einsperren? Gehörst du etwa zu denjenigen, die mich lieber tot sehen wollen?«
Kay ist gerade mal siebzehn Jahre alt und noch zu leicht zu manipulieren. Wann habe ich eigentlich gelernt so gut mit den Figuren auf meinem Schachbrett umgehen zu können?
Sie hebt erschrocken die Hände. »Nein, Sir! Wie könnte ich?«
»Dann wirst du mich nächste Woche begleiten.«
»Aber der Boss hat mir befohlen...«
Ich stehe hoch und schlage meine Hand auf den Tisch. »Ich bin dein Boss.«
»A-Aber M-Mr Lassini hat...«
Mit langsamen Schritten enge ich sie zwischen dem Tisch und mir ein. Überfordert zieht sie die Schultern an. »Du wirst meinen Befehlen gehorchen, ist das klar? Hast du eigentlich eine Ahnung, in welcher Beziehung Victor und ich stehen?«
Sie presst ihre Lippen zusammen.
»Denkst du mit deinem törichten Kopf tatsächlich...« Ich schnipse gegen ihre Stirn, sodass sie darüber streicht. »...dass dir der Boss alles erzählt, was er mit mir – seinem engsten Vertrauten – bespricht?«
»N-Nein... Sir...«
»Der Boss hat mir jegliche Befugnis erteilt, auf Eigenverantwortung zu handeln«, lüge ich, dass sich die Balken biegen. »Er will, dass ich mich um alles weitere kümmern. Du wirst mir helfen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Sie nickt hastig. »Ja, Sir! Es tut mir leid.«
»Gut...« Ich schlendere mit einem selbstzufrieden Schmunzeln zurück zu meinem Platz. »Wo genau findet das Treffen statt?«
»In dem Vier-Sterne-Hotel Winstor-Acher.«
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