Kapitel 30 (3/3)
Drei Tage später will ich mich wie gewöhnlich mit meinen Untergebenen in der 19ten treffen. Doch Victor fängt mich zu Hause ab und verfrachtet mich in einen schwarzen Van, mit dem wir jetzt seit einer halben Stunde fahren.
»Wo liegt unser Ziel?«
Mein Boss ist im Handy versunken. Nach zwei weiteren SMS schaltet er es aus und fährt die Trennscheibe zum Fahrer hoch. »Wir werden uns trennen.«
»Trennen?«, entflieht mir intuitiv eine Oktave zu hoch. Nach einem Räuspern hake ich nach: »Wie meinst du das?«
»Du bist in dieser Stadt nicht mehr sicher. Deshalb wirst du für eine Weile in meinem Ferienhaus in den Bergen leben.«
Seine Worte begreifend, blinzele ich mehrmals. »Du meinst, wir ziehen um?«
»Du ziehst um.« Victors Handy vibriert unter den massigen SMS, die wie bei einer Poststelle einlaufen. Stöhnend entsperrt er sein Handy und geht die Anliegen durch. »Ich bleibe in der Stadt und rotte jeden meiner Feinde aus.«
»Heißt das, wir werden getrennt leben? Wir sehen uns nicht mehr jeden Tag?«, frage ich hastig.
»An den Wochenenden werde ich dich besuchen kommen.«
»Wie jetzt? Was heißt Wochenenden? Wie lange willst du mich abschieben?« Ich ruckele energisch an der Türklinke, die nicht nachgibt. »Lass mich raus! Ich mach da nicht mit!«
»Benimm dich nicht wie ein Baby!«, befiehlt Victor, schlägt meine Hände von der Tür.
Daraufhin reiße ich mich los und hämmere mit der Faust gegen die schusssicheren Scheiben. Der Fahrer muss den Krawall gewöhnt sein, denn es kommt keine Reaktion von ihm. Damit habe ich das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Boss nutzt seine Krawatte, um mir meine Arme wie einem Gefangenen hinter dem Rücken zu fesseln. Nicht nur der Gurt und meine gefesselten Arme halten mich an Ort und Stelle, Victor drückt mich mühelos an der Schulter in den Sitz.
»Ist das dein Ernst?«, brülle ich. Mein wildes Ruckeln hinterlässt gerade mal zerknitterte Kleidung. »Warum sperrst du mich jetzt weg? Hast du keine Lust mehr auf mich? Willst du mich deshalb loswerden?«
Über mein stures Verhalten seufzend, wischt mein großer Boss mir die Ansätze meiner bockigen Tränen aus den Augen. »Reiß dich zusammen. Du bist kein Kind mehr.«
»Das sage ich doch! Ich bin zweiundzwanzig! Ich kann sehr gut auf mich allein aufpassen!«
Als ich daraufhin keine Antwort mehr vom Victor bekomme, entscheide ich mich, den Rest der Fahr zu schmollen. Ich schmolle die Landstraße an, über die wir fahren. Die Rapsfelder. Und erstrecht schmolle ich den Berg an, der unser Ziel ist. Bald sind die Wege von Schnee eingehüllt, der ebenfalls meine Schmolllippe zu sehen bekommt.
Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kommen wir an einer einsamen Villa am Gipfel des Schneeberges an. Die Fassade aus dunklem Holz sticht im Weiß des Schnees hervor. Durch die weitläufigen Fenster erkenne ich auf der zweiten Etage einen Kamin, in dem Feuer brennt. Das gemütliche Äußere wird von Kameras gestört, die an allen Ecken des Gebäudes befestigt sind. Ich zweifle nicht daran, dass es noch weitaus mehr unsichtbare gibt.
Widerwillig werde ich von Victor ins Haus gezogen. Drinnen begrüßt uns ein Anlauf aus Haushältern, die ihren Boss begeistert aufzeigen, wie großartig sie sich um das Haus in seiner Abwesenheit gekümmert haben. Der Parkettboden glänzt, auf den Fenstern ist kein Fingerabdruck zu erkennen und überall stehen kleine Aufmerksamkeiten wie Gebäck oder frisches Obst.
Im Eingangsbereich befreit mich Victor endlich von den Fesseln. Kaum sind sie ab, versuche ich weglaufen. Doch er hat keine Mühe, einen Arm um meinen Bauch zu schlingen und mich zurückzuziehen.
Ich seufze resigniert, sehe mich um. Im Eingangsbereich führt eine Glastreppe in den zweiten Stock. Daneben befinden sich zwei Türen zu weiteren Zimmern. In der Mitte steht ein dunkles Ecksofa um einen Designertisch. Die Möbel wirken minimalistisch, beinahe steril. Sie beschränken sich auf simple Formen. Vor der Villa befinden sich ein Skilift und eine Rodelbahn. Der Ausblick auf das verschneite Gebirge verschafft mir Gänsehaut. Eine Mischung aus samtigem Grün der naturbelassenen Wiesen, der Berghütten und des pluderigerem Schnees.
»Es gefällt dir?«
»Es ist schrecklich hässlich«, lüge ich.
Inzwischen beginnen Victors Leute damit, meine Koffer aus den Autos zu holen, um sie ins Innere zu tragen. Wann wurden sie zu Hause überhaupt gepackt? Kay und ihr Team helfen ebenfalls. Mir fehlen jedoch zwei vertraute Gesichter.
»Wo sind Adrian und Elliot? Sie kleben doch sonst an dir.«
Victor senkt seine Stimme. »Sie halten die Stellung, während ich die Nacht hier verbringe. Sobald ich weg bin, wird Kay sich um deine Sicherheit bemühen. Sie kommt frisch vom Ausbildungslager. Sie kann nicht der Maulwurf sein. Du wirst mit niemandem über all das sprechen, was du weißt.«
Trotz meiner Versuche, Victor zu überzeugen, mit ihm zurückzukehren, bleibt er streng. Er führt mich durch das Ferienhaus. Es umfasst drei Schlafzimmer, vier Bäder und den Eingangsbereich als Wohnzimmer. Die Villa ist nicht ganz so groß wie sein Hauptsitz, aber trotzdem gewaltiger als alles, was ich jemals in meinem Leben verdient hätte.
Als Victor mich in mein neues Schlafzimmer führt, überkommt mich trotz des Kamins Gänsehaut. Bald muss ich ohne ihn in dem Himmelbett zu schlafen. Links neben dem Schreibtisch steht ein schlichter Kleiderschrank im Raum - alles in schwarz gehalten. Im Schrank hängen bereits Klamotten. Als ich durch sie streife, stelle ich fest, dass sie alle in meiner Größe sind. Hat Victor dieses Szenario schon lange geplant? Auf dem Schreibtisch ist ein PC aufgebaut, darüber ein schmales Bücherregal. An den Wänden hängen Gemälde mit schlichten Formen. Neben dem Fernseher führt ein Durchgang ins Marmor-geflieste Badezimmer mit der Eckbadewanne. Das Ambiente rundet der phänomenale Ausblick auf die Berglandschaft ab.
»Hier soll ich schlafen?«, jammere ich im Kreis drehend.
»Du hast die Auswahl zwischen drei Schlafzimmern.« Victor legt seine Aktentasche auf dem Schreibtisch ab. Anschließend kramt er seinen Laptop heraus und beginnt seine E-Mails zu prüfen. »Aber sie sind alle gleich.«
Ich plumpse aufs Bett. »Kommst du überhaupt wieder?«
»Nein, Jesse. Ich lade dich hier ab und spring dann von der nächsten Klippe«, stellt er sarkastisch fest. Seine Augen fliegen über seinen Posteingang, seine Finger über die Tastatur.
»Kannst du wenigsten mit mir knuddeln?« Ich strecke meine Arme nach ihm aus.
»Nein«, entgegnet er entschieden.
Seufzend schlendere ich zu ihm. »Kannst du mich dann küssen?« Seine Schultern sind verspannt. Darum massiere ich sie ein wenig... ein wenig tiefer... über seine Brust.
»Nein.«
Meine Finger streicheln unbeholfen über den Schritt meines Bosses. Er stoppt mitten im Schreiben. Meine Lippen, die nur ihm gehören, näherten sich seinem Ohr. »Kannst du mich dann nehmen? Hart... oder sanft. Wie auch immer du willst?«
Ohne auf meine Worte einzugehen, lässt mich Victor stehen und läuft zum Kleiderschrank. Er öffnet die Türen und zieht eine der unteren Schubladen heraus. Anschließend wirft er zwei Fesseln aufs Bett. »Ausziehen.«
Über meine trockenen Lippen leckend, komme ich dem Befehl meines Bosses nach. Ein Lage Stoff nach der anderen lasse ich zu Boden fallen, bis ausschließlich das Halsband an meiner Haut liegt.
Das Geräusch, wenn Holz aufeinander reibt ertönt, als er das Schubfach schließt. Seine dominanten Schritte zu mir, lassen mich den Kopf senken. Direkt vor mir haltend, reißt er mich am Halsband heran.
Plötzlich lässt mich ein kitzliges Vibrieren an meinen Seiten zusammenzucken. Es ertönt ein konstantes Surren, das mich zu meiner Hüfte schauen lässt. Das Ding, das Victor an meine Haut hält, schickt wonnige Schauer über meinen Rücken. Am Plastikgriff sind zwei Knöpfe angebracht. Darauf sitzt ein runde, Silikonspitze. Er führt die Kuppel meinen Bauch hinauf. Als sie meine Brustwarzen berühren, weiche ich zurück. Das bestraft Victor sofort mit einem Schlag auf meinen Po. Grob zieht er mich zurück in seine Arme. Ich muss meine eigenen auf seiner Schulter ablegen, weil kein Platz mehr zwischen uns bleibt.
»Was ist das?« Meine wackelige Stimme klingt voller Neugier und Aufregung. »Ein... Vibrator...?«
Über meine Haut jagt erneutes Kitzeln. Diesmal direkt an meinem Hintern. Victor lässt das zweite Ding durch meine Spalte gleiten. Ich beiße mir bei dem unbekannten Gefühl auf die Lippe, was er mit einem amüsierten Schnauben kommentiert. »Das ist ein Vibrator.«
»Probieren wir das aus...?« Ich verfluche mich innerlich dafür, dass meine Stimme viel zu euphorisch klingt. Dabei sollte das eine rein praktische Frage werden.
»Bisher haben wir meistens auf den Einsatz von Spielzeugen verzichtet. Sex ist gut. Aber weißt du, was wahre Erotik ist? Das Betteln meiner Subs, wenn ich ihnen verbiete zu kommen... hilflos und gefesselt vor mir liegend... Stunden um Stunden purer Überstimulation...« Victor dirigiert mich Richtung Bett, auf das er mich dominant stößt. Mein paralysierter Körper steht völlig unter seiner Kontrolle. »Da du solche Angst hast, von mir getrennt zu sein, sollten wir dieses Bett mit ein paar einprägsamen Erinnerungen einweihen, findest du nicht?
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