„Hm, nicht schlecht. Das Bild hast du zumindest nicht schlechter gemacht", bemerkte Taehyung hinter mir auf einmal, sodass ich fast vom Stuhl gefallen wäre, wenn mich sein Kindergartenfreud Jimin nicht festgehalten hätte.

Dankend nahm ich seine Hilfe beim Runterklettern an und trat neben Taehyung, Jimin gesellte sich dazu.

„Du hättest auch einfach dein Gesicht an die Wand drücken können. Wäre genauso viel Farbe an der Wand gewesen", kicherte der Kleinste.

Ich war gerade dabei, die Utensilien aufzusammeln, bei dem mir Jimin wieder geholfen hatte, als ich die wachsende Menschenmasse bemerkte.

Taehyung war losgelaufen und hatte nur noch seine Pinsel im Kopf.

„Nimm es nicht persönlich, Taetae hat sie von seiner Oma bekommen", hatte Jimin kommentiert.

„Hoseok, warst das etwa du? Sonst bist du doch auch nicht so gut in Kunst", plapperte meine gute Freundin sofort.

„Ich hab nur das Blaue dazugemalt. So hat es wenigstens ein wenig Farbe", antwortete ich und begann die Materialien zurückzubringen.

„Das sieht man", lachend nahm mir einer meiner Kumpels eine Kiste ab.

„Wenigstens hat er dafür gesorgt, dass eins dieser schönen Bilder nicht weggemacht wird. Und was machst du? Du spottest nur", wurde ich verteidigt und schon fing die Diskussion zwischen den beiden an.

Nachdem ich alle Sachen wieder an ihren ursprünglichen Platz gebracht hatte, verschwand ich nun auf dem Jungsklo und versuchte mir die Farbe aus dem Gesicht zu schrubben.

„Wenn man dich so sieht, könnte man meinen, du hättest mit deinem Gesicht gemalt", lacht Jimin hinter mir.

„Hör auf zu lachen, Zwerg. Er hat es wenigstens halbwegs geschafft. Du solltest erstmal auf seine Augenhöhe kommen, um hier zu spotten", konterte Taehyung hinter uns, weswegen ich lachen musste und Schläge vom Kleinsten kassierte.

„Können wir jetzt endlich was essen gehen? Ich steeeeerbe vor Hunger!", beschwerte sich Jimin und hielt sich theatralisch den Handrücken an die Stirn.

Damit uns Jimin nicht vor Hunger starb machten wir uns auf den Weg in die Cafeteria, wo man schon von weitem das Gesprächsthema Nummer eins hörte: Der geheimnisvolle Maler und ich, der einfach daran rumkritzelte.

Ich würde gerne wissen, was der eigentliche Künstler dazu sagte, was ich mit seinem Bild angestellt hatte.

„Leuteleuteleute, ich muss euch von meinem Traum erzählen", Tae ließ seinen Burger auf den Teller fallen.

Mit vollem Mund sprach Jimin: „Wasch hascht dwu denn heute getwräumt?"

„Ich habe Musik hörend in einen Sternenhimmel geguckt, zumindest dachte ich es. Aber du, Jimin, hast mir einen Kopfhörer rausgezogen und ich habe so viele Menschen mitsingen hören. Verwirrt habe ich mich umgeschaut und habe festgestellt, dass ich auf einer Bühne stand. Mit euch beiden. Und vier andere, ich weiß aber nicht, wer das war. Aber es war ein so schöner Moment, auf der Bühne zu stehen, Millionen Fans vor mir und mit den liebsten Menschen in meiner Altersklasse einfach nur Lieder zu singen."

„Und mit vier weiteren Fremden", fügte ich hinzu.

„Das tut nichts zur Sache", meinte er und biss genüsslich in seinen Burger.

Ich wollte noch etwas erwidern, aber durch das Rauschen der Lautsprecher wurde ich unterbrochen.

Sobald das Rauschen verschwand war ein leises Klavier zu hören.

„Omo, das Phantom ist wieder da!", schrie Jimin, weswegen ihn fast die ganze Cafeteria anzischte, dass er gefälligst die Klappe halten sollte.

Neugierig und so leise wie möglich stand ich auf und verließ den Raum. Auch auf den Gängen war die Melodie zu hören, sie schien überall zu sein. Na gut, sie war überall, schließlich wurde alles durch die Lautsprecher der Schule abgespielt.

Mein Weg führte zum Büro des Schulleiters, wo ich an die Tür klopfte und hereingebeten worden bin.

„Herr Direktor, wissen Sie, wer das spielt?", fragte ich sofort.

„Ah, Hoseok. Dir auch einen guten Tag. Nein, ich weiß nicht wer es ist, aber ich weiß, dass diese Person mit Absicht unbekannt bleiben will", antwortete er lächelnd.

„Das kann ich ja nachvollziehen, aber Sie müssen doch irgendwas über diese Person wissen oder nicht?", langsam verzweifelte ich an dieser Schule.

Die ständigen Bilder, die die Lehrer bekämpfen und diese Melodien, die glatt aus dem Himmel kommen könnten. Wer war das Phantom?