Noch immer lag ich wach auf der Couch, Taehyung, der in meinen Armen eingeschlafen war, hatte sich längst wieder an Jimin gekuschelt.

Besorgt setzte ich mich auf und schaute mir meine beiden Freunde an.

Sie schliefen so brav, als gäbe es nichts Böses, keine Krankheit, keine Lügen, keine Probleme. Doch jeden Tag wurden sie wach und wurden mit der harten Realität konfrontiert und ich verdammter Idiot habe nicht einmal bemerkt, dass Jimin sich selbst belügt. So sehr war ich mit meinem eigenen Problem, dem Phantom, beschäftigt gewesen und habe nicht erkannt, dass einer der wichtigsten Menschen meines Lebens still leidet.

Erst als sie mir auf die Hand fielen, bemerkte ich die Tränen, die an meinen Wangen herunterliefen. War es Verzweiflung, weil ich nicht wusste, wie ich ihm helfen könnte oder Wut, weil ich nichts gemerkt und getan habe oder doch eher Frust, weil wir alle zu kämpfen hatten und doch mir halfen, bei dem wohl leichtesten Problem?

Noch immer mich selbst fertigmachend legte ich mich noch einmal hin und versuchte zu schlafen, was mir irgendwann auch gelang. Doch so wirklich tief schlafen konnte ich nicht, es fühlte sich an, als hätte ich gerade erst meine Augen zugemacht, als ich Gewicht auf meinem Körper spürte.

Verwirrt und unglaublich müde öffnete ich meine Augen und konnte in Jimins strahlendes Gesicht sehen, der knallrote Fleck an seiner Wange fiel mir sofort auf.

„Jimin, was ist denn mit di-", er unterbrach mich.

„Taehyung hat mich wachgebissen. Er wollte wissen, ob ich nach Mochi schmecke, musste ihn aber leider enttäuschen", lachte der noch immer auf mir sitzende und auch ich setzte mich auf, meine Arme stützten meinen Oberkörper.

Als ich mich halbwach umschaute, konnte ich unser Alien nicht finden wahrscheinlich war er gerade im Badezimmer.

Plötzlich schlang Jimin seine Arme um meinen nackten Oberkörper und kuschelte sich an mich. Mehr reflexartig legte ich auch meine Arme um ihn und strich über seinen Rücken.

„Ich hab dich lieb, Hoseokie-Hyung", flüsterte er mir leise in mein Ohr und legte dann seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

„Ich hab dich auch lieb, Jiminie", antwortete ich und musste lächeln, doch war es kein fröhliches Lachen  Ich versuchte mich selbst mit diesem Lächeln aufzumuntern.

„Jimin, du kannst dusch- Oh fuck, entschuldige. Ich wollte nicht stören", sofort hörte ich eine Tür zuknallen, woraufhin Jimin hochschreckte.

„Ich wollte dich nicht in.. eine solche Situation bringen, mianhae", verlegen kratzte sich der Kleinste am Kopf, nachdem er von der Couch aufgestanden war. Kurz darauf verschwand er zu Taehyung ins Badezimmer, woraufhin ich schon eine Diskussion mitbekam.

Auch wenn es mich schon interessieren würde, worüber sie diskutierten, ging ich in die Küche, um mir einen Tee zu machen.

Während ich am Tisch saß und ein wenig auf Socialmedia unterwegs war, kam Taehyung in die Küche und seufzte einmal tief. Schnell legte ich mein Handy weg und fragte, was ihn bedrückte.

„Dieser Typ macht mich nur wahnsinnig. Er lügt sich immer wieder selbst an und dann wickelt er mich wieder um den Finger", atmete er schwer aus und strich sich einmal durch seine Haare.

„Irgendwann werden wir ihn aus seinem Lügennetz rauskriegen, aber wir müssen ihn erstmal so weit kriegen, dass er es selbst will. Wir dürfen ihn nicht zwingen, sonst wird er nur auf Durchzug schalten und wir verlieren ihn vielleicht sogar komplett", erklärte ich ihm und er stimmte mir zu.

„Mh, Taehyung? Darf ich dir jemanden vorstellen? Er hat sich gestern Hals über Kopf in deine Stimme verliebt und ich würde ihn dir gerne vorstellen oder anders herum, wie man es sehen mag. Wärst du damit einverstanden?", ich setzte mein bestes Lachen auf. Er schien zu überlegen und ich hoffte auf das Beste.

„Ich vertraue dir, Hoseok-Hyung. Ich weiß nicht, worauf ich mich hier einlasse, aber wenn du mir versichern kannst, dass diese Person vertrauenswürdig ist, dann werde ich mitkommen", auch er lächelte mir zu, es war ein echtes, aufrichtiges Lächeln.

Zart und leicht zerstörbar, aber es kam von Herzen und solange es vom Herzen kommt, darf es noch so klein sein.

„Leute, seid ihr mir böse, wenn ich mich mit jemandem treffen gehe? Ich wurde gerade gefragt, ob ich gleich Zeit hätte", kam Jimin in die Küche und ich bekam einen Blick von Taehyung zugeworfen und ich wusste, er will, dass ich es entscheide und ich erlaubte es Jimin.

Schnell schrieb ich Jungkook, ob er heute Zeit hätte und er hatte sie, was ich weiterleitete.

Sofort sprang der Jüngere auf und ging sich höchstwahrscheinlich nochmal im Badezimmer abchecken.

War das wirklich eine so gute Idee?