Hast du mich gesehen, so wie ich dich?
Das Schulgelände war kaum wiederzuerkennen: Wo sonst Schülergruppen rumstanden oder herumliefen, standen jetzt Stände mit Verpflegung oder Spielen.
Auch die große Bühne wurde auf dem Schulhof aufgebaut und ich spürte die Anspannung meiner Jungs, die sich leider auch so langsam in mir aufbaute.
„Hey Leute, schaut mich an. Ich weiß, jeder von uns wird alleine da raufgehen, aber jeder von uns wird auf seine eigene Art die Bühne zerstören, okay? Taehyung, du wirst die Gläser da hinten zum Klirren bringen. Jimin, du wirst die männlichen Anwesenden über ihre Sexualität nachdenken lassen. Jetzt mal ehrlich: Warum siehst du so gut aus, ist das legal?", fragte ich ihn und beiden konnte ich damit ein Lächeln auf die Lippen zaubern, was mich im Inneren unglaublich beruhigte.
„Und du Hoseok, du wirst endlich das Phantom um den Finger wickeln", grinste Jimin.
„Und deine Musiklehrerin von deinem unmenschlichem Können überzeugen", fügte Taehyung hinzu.
Er hatte Recht, beide hatten Recht. Es war meine Chance, um das Phantom von mir zu überzeugen und ich werde alles geben. Wobei nein, nicht alles. Ich werde noch mehr als alles geben!
Ich hielt meine Hand in die Mitte unseres Kreises, beide legten ihre Hand darauf. „Fighting", meinte ich bestimmt. „Fighting!", wiederholten beide mindestens genauso stark und schon trennten sich unsere Wege.
Taehyung war gleich direkt dran, Jimin wollte es aufnehmen und ich musste unbedingt noch ein wenig üben, also verschwand ich in den dafür vorgesehenen Räumen.
„Du, hier? Das hätte ich nicht erwartet", begrüßte mich Jungkook, welcher sich gerade mit einer Gruppe aufwärmte.
„Ich habe mich eingetragen, man erwartet mich hier und ich habe unbedingt eine Botschaft, die ich austragen muss. Danach kann ich gerne wieder gehen, aber ich muss auf diese Bühne", erklärte ich und wärmte mich auch auf.
Kurz darauf war Taehyungs Gesang zu hören und es klang wie der Himmel auf Erden.
„I still wander wander next story. I want to make you mine", sang er, als Jungkook sich scheinbar in seine Stimme verliebt hatte.
„Hope, hörst du das? Ist das wirklich echt? Das kann doch nicht echt sein!", stammelte er und schüttelte leicht meine Schultern.
„Ja, ich höre es und ja, es ist echt. Er ist einer meiner besten Freunde und legt gerade so ziemlich alle seine Gefühle in dieses Lied", erklärte ich.
„Hast du das gehört? Noch nie habe ich habe ich ein langgezogenes ‚Ah' so wunderschön gehört. Ich habe eine Gänsehaut bekommen", ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte Tränen in seinen Augen zu sehen.
Ich werde ihn dir bei Gelegenheit vorstellen, versprach ich ihm in Gedanken.
Jungkook stürmte auf einmal raus und hinterließ ein „Mein Kumpel ist dran".
Nun konnte ich mich endlich auf meine Choreo konzentrieren und ich habe das Gefühl, dass ich immer schlechter werde. Immer verzweifelter ging ich meine Schritte durch, bis mich Jimin von meinem geplanten Sprung abhielt.
„Hoseok, hör auf. Du bist völlig überanstrengt. Wenn du so weitermachst, schaffst du es gar nicht mehr auf die Bühne!"
Er machte sich Sorgen, aber um mich brauchte er sich doch gar keine Sorgen zu machen, mir ging es doch gut.
Zusätzlich wurde mir etwas zu Essen in den Mund gestopft, was ich nur widerwillig kaute. Sie sollten sich keine Sorgen um mich machen, ich hab mich unter Kontrolle, erst recht, da das Phantom gerade zu spielen schien.
Mit einem „Du bist dran" wurde ich aus dem Raum geschoben und nachdem ich mein Handy angeschlossen hatte, ging ich auf die Bühne und atmete einmal tief durch.
Unbewusst suchten meine Augen die Menschenmasse nach auffälligen Personen, doch sie fanden niemanden.
Die ersten Takte kamen, meine Augen schloss ich und überließ allein meinem Körper und der Musik die Kontrolle.
Während ich gerade noch vor Fehlern hätte weinen können, schwebte ich jetzt über die Bühne und ich hatte mich noch nie so wohl gefühlt, obwohl es gerade meine Stimme war, zu der ich tanzte.
„Sprung, tack tack tack tack tack brrrr. Bodyroll bei ‚It's too sweet'", ging ich im Kopf durch. „Über die Lippe, über das Gesicht",ging ich weiter durch.
„Finger und Drehung", und bei der Drehung biss ich mir auf die Lippe, sie war nie perfekt.
Doch jetzt klappte sie und ich wünschte mir nur einen Zuschauer. Gerade als ich mich zum Ende auf die Knie fallen ließ, wurde mir schwarz vor Augen.
Hast du mich gesehen, so wie ich dich?
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