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Also ich weiß ja nicht was du nach machst aber ich warte!" Er sah mich wütend an. ,,Ich habe gesagt, dass ihr um 11 Uhr fertig sein müsst! Also schließ jetzt dein Heft und gib es mir."
Naja, nett war er ja noch nie.
Ich schloss mein Heft und gab es ihm, damit er endlich still war.
Boah, Lehrer waren echt nervig. Aber letztendlich war ich doch zufrieden. Ich hatte jetzt Schluss und konnte nach hause. Doch das hatte ich mir auch verdient! Heute gab es nämlich Frühsport, das heißt, dass jeder Schüler um 6 Uhr an der schule sein muss. Der Frühsport fand das einmal alle drei Wochen statt. Er begann um 6 aber die schule hörte dafür schon um 11 auf. Eigentlich ne gute Sache. Der Frühsport verlief immer gleich: 30 Minuten aufwärmen mit Dehnübungen und danach eine Stunde Lauftraining. Da ich ziemlich sportlich war ging das alles. Aber Ich ging ja auch nicht umsonst an eine Schule für sportlich begabte Schüler.
Obwohl man das nicht ganz zählen konnte. Meine Eltern hatten die Entscheidung für mich getroffen. Es sei "besser für mich". Also die schule an sich war ja ganz gut. Meine Lehrer dagegen... So ganz konnte man die nicht beschreiben. Die einen liebten mich, die anderen hasste mich. Ein Mittelding gab es nicht. Ich glaube ich hasste sie. Bin mir aber nicht mehr sicher.
Jedenfalls bin ich an den Tag wie an jedem anderen nach Hause gegangen, ohne zu wissen, was mich dort erwarten würde. Ich brachte meine Schulsachen in mein Zimmer und ging wieder runter zu meinen Eltern. Sie saßen zusammen im Wohnzimmer und sahen traurig aus. Ich hatte keinen Plan wieso. "Hey Mom, hey Dad. Was ist los?" Ich setzte mich neben meine Mutter und sah sie neugierig an. "Deine Oma ist mittlerweile im Endstadium. Die Ärzte geben ihr nicht mehr viel Zeit, deshalb wollen sie die Geräte nur noch auf halbe Leistung stellen. Wir fahren morgen zusammen hin um diese Entscheidung rückgängig zu machen. Die können das nicht einfach so machen. Sie ist immer noch ein Mensch und das wäre kontrolliertes Töten. Das wäre Mord!" Ich zog sie in meine Arme und hielt sie einfach fest, während sie sich an meiner Schulter ausweinte. Oma hatte seit 4 Monaten Krebs und es ging wohl langsam auf ein Ende zu. Ich konnte meine Mom auf der einen Seite verstehen, auf der anderen Seite wollte sie vor den Fakten fliehen. Meine Wut auf die Regierung verstärkte sich wieder einmal. Sie hielten die Forschung an Krankheiten wie Krebs durch ihre ständigen Kriegsgelder unnötig auf. Oma hätte eine Chance gehabt, hätte dieser verdammter Kaiser mal früher etwas unternommen. Doch ich versuchte meinen Zorn im Griff zu halten, immerhin gab es auch trotz geringer finanzieller Unterstützung seit 5 Jahren keinen Fortschritt in der medizinischen Forschung mehr. Allein die Finanzen können also nicht Schuld daran sein, dass die Wissenschaftler nicht voran kommen. "Wenn das Krankenhaus sich so entschieden hat, dann kannst auch du da nichts mehr dran ändern. So sehr ich mir auch meine gesunde Oma zurück wünsche, dadurch würdest du sie nur noch weiter foltern. Sie hat Schmerzen, von denen wir sie eh nicht mehr befreien können. Demnach wäre es nur eine Erlösung für sie, auch wenn es für uns nur noch schwerer wird. Wir stehen das zusammen durch. Also bitte mom, reiß dich zusammen. Wir können zwar gerne morgen dahin fahren doch ich bitte dich, mach keinen Aufstand. Es ist okay, verstanden?" Bei den letzten Worten nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und sah ihr tief in die Augen. Sie war schon immer sehr emotional und anhänglich gewesen, vor allem wenn es ihre Mutter betraf. Ich stand auf und ging in die Küche. Auf dem Herd standen zwei Töpfe, wobei der eine schon zum wiederholten Male überkochte. Fluchen hob ich den Deckel an und beseitigte die Sauerei. Meine Mutter hatte leider keine besondere Gabe in der Küche. Da das bei und sonst auch keiner machte musste ich häufig eingreifen. Ich goss die Nudeln ab in machte die Soße fertig. Der Tisch war noch nicht gedeckt, also erledigte ich das als nächstes. Mein Bruder war heute krank geschrieben und demnach irgendwo hier im Haus meine Schwester würde heute nicht mehr auftauchen. Nach der Schule traf sie sich immer mit ihren Freundinnen und Freitag endete das immer in einer Party von der sie den Weg nicht mehr zurück fand. Schon traurig, wenn man nur dann Freude hat, wenn man sich jedes Wochenende den Schädel weg ballert. Aber ich habe es aufgegeben mit ihr zu streiten. Ich verlor sowieso jedes Mal. Außerdem hatte ich dringenderes zu tun als meine Schwester darauf hinzuweisen, dass sie ihren Körper zerstörte. Vor allem, da mein bei ihr eh immer gegen eine Wand redete.
Also vier Teller. "Es gibt Essen!", rief ich durchs ganze Haus, damit mich jeder hören konnte. Das weitere Essen verlief wie immer, alles saßen schweigend vor ihrem Teller und stocherten in ihrem Essen herum. Klingt bei uns wie bei einer richtig glücklichen Familie oder? Wir waren nie die beste und zufriedenste, doch wenn es drauf ankam, dann haben wir zusammengehalten. Und das ist alles was zählt.
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