064 - Harry Styles
23.12.2015
Ich beobachte die lachenden Kinder im Park. Sehe zu, wie sie riesige Schneebälle formen, um sich gegenseitig abzuwerfen, wie sie sich in den hellen Schnee werfen und mit dem breitesten Grinsen auf den Lippen Schneemänner machen.
Als ich noch jünger war, habe ich mir vorgestellt, wie es ist, eine eigene Familie zu haben. Meine eigenen Kinder in meiner liebsten Jahreszeit zu beobachten, aber oftmals kommt das Leben anders, als man es plant.
Mein Herz zieht sich sehnsüchtig zusammen, ich habe schon Angst, dass sie meine neidischen Blicke bemerken, die ich jedem Pärchen zuwerfe, das sich an diesem kalten Tag rausgetraut hat.
In Sachen Liebe hat es bei mir einfach noch nie gepasst und mit einem lachenden und einem weinenden Auge, blicke ich auf meine Ex-Partner zurück. Doch schnell verdränge ich die Gedanken an die beiden Männer, bei denen ich glaubte, sie wären die einzigen für mich.
Tja, falsch gedacht.
Ich hänge weiter meinen Gedanken hinterher, lasse sie einfach treiben, als ich im Augenwinkel bemerke, wie sich jemand neben mich auf die Bank niederlässt. Wir beide sagen nichts, blicken einfach nur auf das Treiben im Park.
»Auf die Gefahr hin, dass ich wie ein Verrückter klinge, aber irgendwie kann ich abschalten, wenn ich den ganzen Familien zusehe. Gerade in dieser stressigen Zeit, holt es mich einfach immer wieder zurück ins Hier und Jetzt.«
Ich drehe mich zu der Person neben mir. Ein Mann, der in meinem Alter sein muss, hat sich neben mich gesetzt. Sein freundlicher Blick ruht auf mir, sodass ich nicht anders kann, als zu lächeln. »Auf die Gefahr hin, dass wir beide verrückt sind, muss ich Ihnen zustimmen.«
Er erwidert mein Lächeln, Grübchen entstehen auf seinen Wangen und auf einmal ist mir gar nicht mehr so kalt. Ich mustere den jungen Mann vor mir. Er trägt eine graue Mütze, trotzdem lugen braune, leichte Locken heraus. Seine Augen sind warm und strahlen in einem wunderschönen grau-blau.
»Ich bin Y/N«, stelle ich mich vor und halte ihm meine Hand hin. Verwunderung blitzt in seinen Augen auf, aber schnell ist sie wieder verschwunden.
»Edward«, sagt er nach wenigen Sekunden, während er meine Hand schüttelt.
Wow, ich glaube, noch nie habe ich jemanden die Hand geschüttelt, der so eine weiche Haut hatte.
Ich hebe fragend eine Augenbraue. »Wie Edward Cullen?«, will ich wissen, was ihn wieder lachen lässt.
»Ja, deswegen komme ich nur im Winter raus - Sie wissen sicherlich, was sonst passiert.« Er macht eine kurze dramatische Pause, bevor er Edward Cullen zitiert: »Das ist die Haut eines Killers, Y/N.«
Anders, als ich gedacht habe, wird der heutige Tag doch noch interessant.
23.12.2016
Ein ganzes Jahr ist vergangen, seitdem ich Edward im Park getroffen habe. Seine Augen haben mich in meinen Träumen verfolgt, genauso wie seine melancholische Stimme, die ich mir immer öfter einbilde zu hören. Egal wo ich bin, ob im Supermarkt, in meinem eigenen Auto oder bei meinen Eltern, jedes Mal, wenn das Radio läuft, fühlt es sich an, als würde Edward nur für mich singen.
Oft war ich im Park, habe nach dem brünetten Mann Ausschau gehalten und jedes Mal wurde ich enttäuscht. Mittlerweile glaube ich nicht daran, ihn jemals wiederzusehen und dennoch bin ich genau ein Jahr später wieder im Park, betrachte voller Sehnsucht die Familien mit ihren Kindern.
»Hoa, Hoa, Hoa, Hoa«, ertönt eine mir nur allzu bekannte Stimme.
»Edward!«, keuche ich und halte mir meine Brust, wo mein Herz vor Schreck einen riesigen Sprung gemacht hat.
»Ich hatte gehofft, Sie dieses Jahr wiederzutreffen, Y/N«, eröffnet er mir, mit seinem breiten Lächeln, das mir ein wenig den Kopf verdreht hat. Diesmal macht mein Herz einen Sprung, aber vor Freude; weil es ihm scheinbar genauso geht wie mir.
»Ich auch«, erwidere ich mit roten Wangen.
Einen kurzen Moment schweigen wir uns an, während wir einander anblicken. »Ich muss Ihnen etwas beichten, Y/N«, sagt er nach einer Weile. Nervosität flammt in meiner Brust auf, aber ich nicke.
»Edward ist nur mein Zweitname - ich weiß auch nicht, warum ich nicht von Anfang an ehrlich war, aber es hat mich das gesamte Jahr beschäftigt. Bitte nenne mich Harry«, sagt er und am Ende löst er den Augenkontakt nervös.
»Also Harry Edward?«, grinse ich und bemerke, wie ein riesen Stein von seinem Herzen fällt, während sich eine gewisse Vertrautheit in mir ausbreitet, weil er die persönliche Form weggelassen hat.
»Klingt speziell, ich weiß«, erwidert er.
»Nun ja, wenn ich ehrlich bin, musste ich immer daran denken, wie ein kleines Kind Edward heißt; wie es aussieht. Man lernt doch dann immer eher ältere Leute kennen, die so heißen.«
Gespielt entrüstet schnappt er nach Luft: »Hast du mich gerade alt genannt?«
Empört sieht er mich an, sodass ich nicht anders kann, als auf meine Lippe zu beißen, dass er nicht direkt mein Lächeln sehen kann und mit den Schultern zu zucken.
»Y/N, du verletzt mich«, sagt Harry und sein Blick dabei ist so genial, dass ich nicht anders kann und das Lachen nun aus mir herausbricht. »Das war natürlich nicht mein Plan«, huste ich zwischen zwei Lachern hervor.
Die Zeit vergeht so schnell, ohne dass sich einer lösen kann, dass ich viel zu spät bei meinen Eltern aufkreuze.
23.12.2017
Es stürmt aufs Unerlässliche, sodass keine einzelne Menschenseele sich auf den Weg in den Park gemacht hat - und selbst wenn, dann könnte ich sie nicht sehen.
Ich kann nicht einmal mehr die Hand vor meinen Auge sehen. Es ist ein weiteres Jahr vergangen, ein weiteres Jahr in dem ich mich hasse, dass ich meine Nummer nicht Harry zugesteckt habe. Auf der anderen Seite zerfrisst mich der Gedanke, warum Harry auch nicht daran gedacht hat oder ob er es nicht will.
Ich kann nicht einmal sagen, warum ich bei diesem Wetter rausgegangen bin, aber das Fünkchen Hoffnung in mir hat mich in den kalten Park getrieben.
»Oh Gott, ich bin so blöd«, murmle ich, während die Kälte bis in meine Knochen kriecht. Wenige Minuten stehe ich weiterhin auf der Stelle, direkt vor der Bank, an der ich Harry kennengelernt habe, doch die Realität holt mich ein.
Er wird nicht kommen.
Warum auch? Dass wir beim ersten Mal nichts ausgetauscht haben ist normal, doch nachdem wir uns letztes Jahr über Gott und die Welt unterhalten haben, da...
Ich verbiete mir den Gedanken an den Mann mit den braunen Haaren und den graublauen Augen, der meine Welt in andere Farben getaucht hat. Mit schnellen Schritten kämpfe ich mir einen Weg durch den dichten Schneesturm, bis ich gegen etwas hartes stoße.
»Hmpf?«, murmle ich und ertaste Stoff vor mir.
»Gott sei Dank, Y/N«, höre ich Harrys Stimme dicht vor meinem Ohr. Ich stehe dicht vor Harry, doch es ist mein Verstand, der mir etwas vorspielt.
»Y/N!« Harry rüttelt an mir und erst dann wird mir bewusst, dass er wirklich vor mir steht.
»Harry?«, wispere ich und bin mir dabei sicher, dass meine Stimme durch den Sturm nicht zu hören ist.
Doch Harry ist hier. Steht vor mir, legt seine kühlen Hände auf meine Wangen und zwingt mich mich anzusehen. Ich verliere mich in seinen hellen Augen. Ich verliere mich in seinem Blick und es fühlt sich an, als würden wir nicht inmitten eines Schneesturms stehen, sondern als wären wir ganz alleine. Als gäbe es nur uns beiden.
»Ich vergesse alles um mich herum, wenn ich bei dir bin, vor allem aber, hasse ich es, dass ich ein ganzes Jahr immer warten muss, bis ich dich sehe, nur weil ich zu blöd bin, meine Kontaktdaten dir zu geben-«
»Ich vergesse es auch immer, sobald du bei mir bist und ich hasse mich noch viel mehr«, hauche ich leise. Beinahe muss ich mit meinen Kopf schütteln, weil wir beide uns das Leben viel schwerer gemacht haben.
»Komm mit mir, lass uns was warmes trinken, unsere Nummern austauschen oder am besten nie wieder getrennt voneinander sein«, spricht Harry, was mich lachen lässt.
»Du bist verrückt«, schmunzle ich.
»Ja. Verrückt nach dir. Weil ich dich zwei Jahre kenne und dich nur ganze drei mal gesehen habe und dennoch weiß ich, dass uns was Besonderes verbindet. Bitte, Y/N, lass uns gemeinsam herausfinden, was aus uns was ganz Großes werden kann.«
Harry fleht schon beinahe, genauso wie mein Herz.
»Nichts lieber als das, Harry Edward.«
Dann bricht es aus uns beide heraus, Harry senkt seinen Kopf, legt seine weichen Lippen auf meine und ich kann nicht anders, als mich an ihn zu schmiegen, während wir uns küssen und küssen, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, das wichtiger ist, als das hier mit uns.
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