051 - Johnny Depp
‧͙⁺˚*・༓☾schicksal☽༓・*˚⁺‧͙
˚ ༘✶ ⋆。˚ ⁀➷Godwink: Ein neues Wort in der Sprache für diese kleinen Zufälle, die kein Zufall sind, sondern göttlichen Ursprungs sind. Godwinks sind immer ein Zeichen der Hoffnung.
Es ist Mitte Dezember und mir ist unendlich kalt. Dennoch kann ich meinen Blick nicht von den Kindern lösen, die freudestrahlend durch den Schnee im Central Park tollen.
Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als ich noch ein Kind war. Diese Unbeschwertheit, die nur Kinder verspüren... Es gibt oft Tage, an denen ich es vermisse, ein Kind zu sein. An denen ich es mir wünsche, noch einmal alles aus naiven Kinderaugen zu betrachten.
Aber mit Anfang 30 steht man mitten im Leben. Oder zumindest versucht jeder es einem einzureden. Nur ist es schwer, wenn die Standards der anderen, nicht den eigenen sprechen. Meine Mutter hängt mir in den Ohren, dass ich endlich einen Mann finden soll, eine Familie gründen, so wie meine Schwester, die ihre Jugendliebe geheiratet hat und drei wundervolle Kinder hat.
Doch nur, weil es für sie funktioniert, muss es doch nicht das sein, was ich will?
Ich sollte wissen, was ich will. Aber ich weiß es nicht. Ich liebe meinen Job im Buchladen. Es ist nichts Großes, aber es erfüllt mich. Bücher erfüllen mich, doch auch das passt meiner Mutter nicht. Meine Schwester ist eine großartige Buchhalterin, hat Karriere gemacht, während ich im ältesten Buchladen New Yorks arbeite, mir abends meist Pizza bestelle, weil ich zu faul zum kochen bin und dann gemeinsam mit meiner schneeweißem Katze Flocke, auf der Couch sitze und mir irgendwelche Serien auf Netflix reinziehe.
Seufzend blicke ich auf meine Armbanduhr, die älter ist als ich. Als ich feststelle, dass ich in fünf Minuten wieder im Buchladen sein muss, springe ich hektisch auf. Ich verliere mich oft in meinen Gedanken, in Fantasien, die niemals der Wahrheit entsprechen. Ich schnappe mir meine Handtasche und hechte nach vorne, ohne dabei den Mann zu bemerken, der gerade an der Bank vorbeigeht.
»Oh, es tut mir so leid!« Ich kollidiere mit dem brünetten Mann, wodurch wir beide ins Straucheln geraten. Geistesgegenwärtig kralle ich mich an dem dunklen Mantel des Mannes fest, während er auch seine Hände um meine Arme legt, sodass wir gemeinsam Halt finden und nicht ausrutschen.
Mein Herz schlägt mir bis zu meinem Hals, als ich meinen Blick vom Boden nach oben schweifen lasse. »Ist alles okay bei Ihnen, Miss?«, die tiefe, raue Stimme des Mannes trifft mich so unerwartet, dass ich ihn nur langsam blinzelnd ansehen kann.
Immer noch kralle ich mich an seinem schwarzen Mantel fest, während er seine Hände um meine Unterarme geschlungen hat. Ohne ein Wort zu sagen, starre ich ihn an. Aber beim besten Willen will kein einziges Wort meine Lippen verlassen.
Seine dunklen Augen brennen sich freundlich in meine. Lachfalten zieren sie, bis ich langsam meinen Blick zu seinem dunklen Ziegenbart gleiten lasse. Seine Lippen bewegen sich... Seine Lippen bewegen sich! Ich reiße meinen Blick wieder in seine Augen, doch seine Worte kommen nicht mehr bei mir an. Fragend sieht er mich an und wartet wahrscheinlich auf eine Antwort.
»Verzeihung, ich habe gerade nicht zugehört«, gebe ich zerknirscht zu und wieder lacht er leise. »Ich wollte nur wissen, ob alles okay ist?«, wiederholt er seine Frage. Im selben Moment spüre ich, wie mein Handy in meiner hinteren Hosentasche vibriert, was mich daran erinnert, dass meine Pause um ist.
»Fuck!«, ich reiße mich von dem Mann los. »Ich muss zur Arbeit! Es tut mir wirklich sehr leid!«, rufe ich über meine Schulter, während ich schon aus dem Central Park zur Buchhandlung stürme.
~
Die Tage vor Weihnachten sind besonders stressig. Wobei es in einer Stadt wie New York immer stressig zu geht. Wenn man aus einer eher kleineren Stadt kommt, ist es Anfangs ziemlich befremdlich, doch ehe man es sich versieht, ist man ein Teil der Stadt.
»Ich gehe kurz rüber«, teilt mir mein Kollege mit. Ich räume gerade ein paar neue Bücher um und brumme nur. Gerade ist niemand mehr im Laden, weswegen ich entspanne. Die Klingel der Tür ertönt und verkündet, dass ein neuer Kunde den Laden betritt.
Schnell packe ich die letzten Bücher ins Regal, als ich mich umdrehe und den Rücken von einem Mann sehe, der interessiert vor unserem Regal mit alten Klassikern steht.
»Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich freundlich und trete mit etwas Abstand neben ihn. Langsam hebt er seinen Kopf und als seine Augen auf meine treffen, stockt kurz mein Atem.
»Sie?«, keuche ich.
»Das nenne ich Zufall«, schmunzelt der Mann, den ich vor wenigen Tagen im Central Park umgerannt habe. Er fährt sich mit seinen tätowierten Händen durch seine braunen Haare und wieder kann ich ihn nur anstarren. Doch dieser Mann hat etwas an sich, das mich magisch anzieht.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich so schnell weg musste, aber meine Pause war vorbei und ich war sowieso schon zu spät«, rechtfertige ich mich wieder und rede so schnell, dass es mich wundert, dass meine Stimme sich nicht überschlägt.
»Holen Sie mal Luft«, er legt seine Hand vorsichtig auf meinen Arm und tatsächlich verstummen meine Worte. Seine Stimme ist warm und wieder lächelt er mich so vorsichtig und freundlich an, als hätte er Angst, er würde mich ansonsten vertreiben.
»Es tut mir leid.« Ich beiße mir auf die Lippe, als er leicht eine Augenbraue hebt.
»Und hören Sie bitte auf, sich die ganze Zeit zu entschuldigen. Sie sind nicht die erste Frau, die mich über den Haufen rennt«, er klingt, als würde es bei ihm normal sein, dass er von irgendwelchen verrückten Frauen über den Haufen gerannt wird.
»Oh, das-«, bevor ich weiter sprechen kann, presse ich meine Lippen aufeinander. »Sie arbeiten also hier...«, murmelt er leise, schenkt mir einen letzten Blick, bevor er seine Hand von meinem Arm nimmt und sich in dem Buchladen umsieht.
»Suchen Sie ein Weihnachtsgeschenk?«, frage ich, nachdem ich meinen schnellen Herzschlag beruhigt habe.
»Nein. Ich nehme dieses Jahr eine Auszeit«, antwortet er mir und wie ein Reh im Scheinwerferlicht kann ich ihn nur anstarren.
Eine Auszeit? Von Weihnachten?
»Man kann sich keine Auszeit von Weihnachten nehmen!«, protestiere ich.
»Es ist die schönste Zeit im Jahr – die Kälte, der Schnee, die vielen glücklichen Gesichter und die Zeit mit seinen Liebsten!« Es ist für mich unvorstellbar, meine Zeit nicht mit meiner Familie zu verbringen. So oft sie mich auch zur Weißglut bringen.
»Aus ihrem Mund klingt es wirklich wunderschön«, der Mann streicht über einen Buchrücken, bevor er sich wieder zu mir dreht. »Weihnachten ist wunderschön«, widerspreche ich, doch auf seinen Lippen breitet sich nur ein trauriges Lächeln aus.
Mein Herz schmerzt bei dem Anblick, ich kann zu der Weihnachtszeit keine traurigen Menschen sehen. Jeder sollte die Freude spüren, die ich verspüre, wenn die ersten Weihnachtslieder im Radio laufen.
»Ich glaube, ich habe etwas für Sie.« Ich lasse ihn im vorderen Bereich alleine und steuere ein kleines Regal mit alten Weihnachtsklassikern an. Sofort ergreife ich eine kleine Weihnachtsgeschichte, die kaum einer kennt, aber die schönste ist, die ich kenne.
Mit einem Lächeln auf den Lippen gehe ich zurück und drücke dem brünetten Mann das Buch in die Hand. »Lesen Sie es«, spreche ich sanft. Unsere Hände berühren sich leicht und schnell ziehe ich meine Hand zurück.
»Wie heißen Sie?«, will er wissen und sieht mich mit leicht schief gelegtem Kopf an, was mich an einen Hund erinnert.
»Ich bin Y/N und sie?«, ich strecke ihm meine Hand hin. Für einen Augenblick macht sich Verwunderung in seinen Augen breit, dann ergreift er meine Hand und drückt sie leicht. »Ich bin Johnny.«
Für einen Moment lächeln wir uns beide an, während wir immer noch die Hand des anderen halten. »Oh«, murmle ich, als mir das auffällt und lasse meine Hand locker meinen Körper herunterhängen.
Johnny will gerade zu seinem Portmonee greifen, als ich abwinke. »Sehen Sie es als Entschuldigung, dass ich Sie angerempelt habe und einfach abgehauen bin«, erwidere ich. »Sie sollen sich doch nicht immer entschuldigen«, schmunzelt er. »Oh stimmt, es tut mir – nicht leid«, rette ich mich schnell, was Johnny grinsen lässt.
Ein Handy vibriert und leise seufzt er auf. »Ich muss los, aber es war schön, Sie wiederzusehen, Y/N.« »Ja, das fand ich auch, Johnny«, erwidere ich. Er sieht mich an, als wollte er noch etwas sagen. Seine Mundwinkel zucken, dann dreht er sich um und lässt mich alleine.
»Es war mehr als schön...«, murmle ich leise, doch die einzige Antwort, die ich kriege, ist die Klingel, die verkündet, dass Johnny nach draußen getreten ist.
~
Weihnachten rückt immer näher. Die Tage werden immer stressiger, aber nichts kann meine Laune trüben. Naja... Bis auf Johnny, der sich in den letzten Tagen immer wieder in meine Gedanken geschlichen hat. Aber kein Mensch sollte an Weihnachten alleine sein oder es nicht feiern.
Ich kenne Johnny nicht und dennoch lassen mich seine braunen Augen nicht los. Die Traurigkeit in seinem Blick hat sich in meine Seele gebrannt und irgendwie will ich ihm helfen. Aber ich werde ihn nie wiedersehen. Unsere Wege haben sich kurz getroffen. Nicht mehr und nicht weniger.
»Danke, Mary«, bedanke ich mich bei meiner Bedienerin, bevor ich mich abseits zu dem Tisch stelle und mir etwas Zucker in mein Kaffee schütte.
»Wäre es nicht einfacher, den Kaffee in den Zucker zu kippen?«, ertönt es amüsiert neben mir. Ich verharre in meiner Bewegungen bveor ich mich lanhsam nach rechts drehe.
»Johnny?« Ungläubig sehe ich ihn an.
»Kann es so viele Zufälle geben?«, fragt er mich grinsend. In seiner Hand hält er selbst einen To Go Becher, den er zu seinen Lippen führt und einen Schluck von seinem Kaffee nimmt.
»Ich glaube nicht an Zufälle«, erwidere ich und interessiert sieht Johnny mich an. »Warum nicht?«
Ich zucke mit meinen Schultern, bevor ich selbst etwas von meinem Kaffee nehme. »Alles im Leben geschieht aus einem Grund«, meine ich. »Also Schicksal?«, hakt er nach.
Während ich nachdenke, schlucke ich die heiße Flüssigkeit hinunter. »Schon eher«, murmle ich.
»Das Buch ist übrigens toll«, wechselt Johnny das Thema und mit großen Augen sehe ich ihn an. »Du hast es schon durch?« »Wenn ich ein Buch anfange, dann kann ich es nicht so schnell aus meinen Händen legen«, beichtet er. »Mir geht es genauso«, langsam schüttle ich meinen Kopf.
War es Schicksal, diesen Mann zu treffen?
»So sehr ich diese schicksalhaften Begegnungen auch mag, jedes Mal, wenn wir uns verabschieden, denke ich, dass es das letzte Mal sein kann – und das will ich nicht. Ich will nicht immer darauf hoffen, dass unsere Wege sich zufällig kreuzen, Y/N«, am Ende kratzt er sich nervös an seinem Nacken.
Nervös sieht er zwischen meinen Augen hin und her. »Normalerweise bin ich nie so nervös«, beichtet er, doch das ist es gerade, was diesen Moment so liebenswert macht.
»Ich würde gerne mit Ihnen ausgehen, Johnny«, unterbreche ich ihn sanft. Sein Lächeln wird breiter und für den Augenblick verschwindet der traurige Ausdruck in seinen Augen. »Es würde mich sogar sehr freuen.«
Manchmal dauert es, bis man sein Glück trifft. Manchmal gibt man die Hoffnung fast auf. Doch sie ist es, die uns am Leben erhält und irgendwann dann trifft man auf seine Hoffnung und alles wird gut.
A/N: Teil zwei kommt am 25.12.22 und falls ihr mehr von Johnny Depp lesen wollt, dann schaut doch auf meinem Account bei 'Dezember in Island' meinen Johnny Depp Adventskalender vorbei! <3
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