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Kapitel 8

Einige hundert Meter von der Stelle entfernt, an der sie die bewusstlose „Fire-Ant" zurückgelassen hatten, trafen die „Unicorn Riders" wieder auf ihren Scharfschützen. „Master" hangelte sich gerade mit mehr oder minder eleganten Bewegungen von dem Baum herunter, auf den er zuvor geklettert war.

„Ich habe unsere Söldnerfreunde noch ein wenig überwacht", berichtete er. „Nachdem Socke ihnen noch ein paar Schüsse hinterher gejagt hat, sind sie in den Wald geflohen. So schnell trauen sie sich wahrscheinlich nicht mehr hierher."

Was vielleicht ganz gut war, denn sie hatten die Waffen der Söldner dort zurückgelassen, wo diese sie hingeworfen hatten. Allerdings war Jenkins nochmal zu den Waffen gegangen und hatte einige wichtige Teile entfernt. Wenn die Söldner nun gegen sie antreten sollten, würden die Gewehre ihnen wenig nutzen.

„Gibt es ein Zeichen von diesem Scharfschützen?", fragte Kate vorsichtshalber. Aber sie wusste gleich, dass es darüber nichts zu berichten gab – ansonsten hätte „Master" es längst gemeldet. Dieser schnaubte auch grimmig auf diese Frage.

„Nein, und ich glaube auch immer noch nicht, dass er existiert."

„Spooner" äußerte sich nicht dazu. Er schien ohnehin schon beleidigt zu sein, dass sie die Söldner mit defekten Waffen zurückgelassen hatten. Aber „Socke" hatte eingeworfen, dass sie sich mit den Messern immer noch verteidigen konnten, sollte ein Raubtier sie angreifen.

„Da fällt mir gerade ein", warf „Socke" plötzlich in die Runde. „Was ist, wenn sie Funkkontakt mit der restlichen Truppe aufnehmen und sie auf uns hetzen?"

„Werden sie nicht." Jenkins grinste breit und demontierte das Gerät, welches er für den Hinterhalt gebastelt hatte. „Ich habe mit einem elektronischen Impuls ihre Kommgeräte vorübergehend gestört. Sie werden die nächsten zwei Stunden nur Rauschen hören und empfangen. Bis dahin sind wir sicher."

Die Anerkennung über Jenkins und seine improvisierte Impulsmaschine war verhalten, aber spürbar. Sie waren mit Leroy Jenkins schon länger unterwegs, und nicht zu Unrecht war er der technische Spezialist der Gruppe. So etwas hätten sie von ihm erwarten müssen.

Da „Socke" schon förmlich mit den Hufen scharrte und die anderen ebenfalls einen ungeduldigen Eindruck machten, gab Kate den Befehl zum Abmarsch. Sie folgten jedoch nicht dem breiten Weg, aus Sicherheitsgründen, da sie nicht wussten, was sie am anderen Ende erwartete. Wieder war es „Spooner", der die Richtung vorgab und ihnen einen Pfad durch den Wald suchte, den sie einigermaßen bequem laufen konnten, ohne jedoch aus der Ferne gesehen werden zu können. Von den Söldnern, die sie entwaffnet hatten, fehlte jede Spur.

Jenkins schloss zu Kate auf – da sie relativ dicht zusammen blieben, war das nicht schwer. „Boss?", sprach er sie an. „Das Zeug, das du ihr gegeben hast – wie lange wirkt es?"

Kate rechnete kurz in ihrem Kopf nach. Sie hatte die Dosierung selber eingestellt – ein normales Betäubungsmittel, das allerdings bei alkoholgestärkten Metallern nur geringe Wirkung zeigte, wie sie von „Spooner" wusste. „Ein paar Stunden", schätzte sie. „Warum?"

Jenkins schüttelte missbilligend den Kopf. „Wir hätten sie fesseln sollen", knurrte er. „Sie wird uns alle in Gefahr bringen."

Kate war dieser Gedanke unangenehm. „Sie hilflos zurücklassen? Mitten auf einem Waldplaneten, mit nur geringen Chancen, dass sie jemand findet?"

„Ich mache mir eher Sorgen darum, ob jemand uns findet", gab Jenkins wütend zurück. „Und jetzt mal ehrlich, Kate, wenn du über unsere Situation einmal genauer nachgedacht hättest, bevor du einen neuen Krieg angefangen hast, dann wäre dir dies auch klar gewesen."

Der aufsässige Ton, mit dem er sie ansprach, gefiel Kate ganz und gar nicht. Und ihre erste Reaktion wäre gewesen, ihn dafür zurechtzuweisen – genauer, ihn förmlich zusammenzufalten. Vielleicht hätte „Stone-Eater" das an ihrer Stelle getan. Vielleicht hätte sie selbst das auch mit jedem anderen getan, der ihr gegenüber so gesprochen hätte. Aber als sie Leroy Jenkins streng ins Gesicht sah, kam ihr diese Vorgehensweise einfach falsch vor. Er sprach aus, was wahrscheinlich viele der anderen Söldner insgeheim dachten. Und Kate war sich selber nicht sicher, ob sie hier das Richtige getan hatte.

Nun, dass sie „Fire-Ant" betäubt hatte, war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Sie zu töten oder hilflos gefesselt zurückzulassen, was wahrscheinlich auf das Gleiche hinausgekommen wäre, war weder ihr Weg noch der von „Stone-Eater". Und die Frau hatte sich ihr gegenüber nicht sehr feindselig verhalten – zumindest bis sie gedacht hatte, dass die „Unicorn Riders" mit dem Tod ihres Kameraden zu tun gehabt hatten. Kate war sich nicht sicher, ob sie in ihrer Situation nicht das Gleiche getan hätte. Wenn sie denjenigen gegenüber gestanden hätte, die für den Tod von „Stone-Eater" verantwortlich waren.

Natürlich war das nicht das eigentliche Problem von Jenkins, dessen war sie sich bewusst. Die Idee, die Söldner überhaupt erst anzugreifen, die hatte ihn anscheinend gestört. Aber als es darum ging, den Plan zu entwerfen, da hatte er begeistert mitgewirkt. Warum hatte er zu diesem Zeitpunkt keinen Einwand vorgebracht?

Sie merkte in ihren Gedanken nicht, dass „Master" ebenfalls in ihre Nähe gekommen war. „Leroy, lass gut sein!", beschwichtigte er den anderen. „Übernimm du mal kurz die Rückendeckung für mich, ja?"

Jenkins zögerte kurz, aber dann tat er dem Scharfschützen diesen Gefallen und trollte sich nach hinten. Kate sah ihm nachdenklich hinterher. Irgend etwas war mit ihrem Technikspezialisten nicht in Ordnung, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Er verhielt sich einfach seltsam. „Master" folgte ihrem Blick.

„Schon eigenartig, was in den Köpfen mancher Leute vorgeht", murmelte er.

Kate warf ihm einen überraschten Blick zu. „Weißt du irgendwas, was ich nicht weiß?", fragte sie besorgt.

Das brachte ihr ein schelmisches Grinsen des älteren Söldners ein. „Herrje, wo soll ich nur anfangen?", scherzte er. Dann wurde er jedoch schlagartig ernst. „Die Moral der Gruppe ist nicht unbedingt die Beste. Sie fragt sich langsam, ob du überhaupt fähig bist, die richtigen Entscheidungen für die ganze Gruppe zu treffen."

Die Gruppe... Außer ihr waren es nur fünf Leute. Und da „Spooner" ihr bereits mitgeteilt hatte, wie er darüber dachte, und da sie wusste, dass „Tank" mit seiner positiven Grundeinstellungen die Konflikte eher beilegte, anstatt sie heraufzubeschwören, war schon mal die Hälfte aus dem Schneider. „Socke" hatte sich kaum dazu geäußert, aber sich scheinbar bereits mit der Situation abgefunden. Und Colin Meck war nun derjenige, der es überhaupt ansprach. Wer also außer Jenkins konnte hier ein Problemfall sein?

Sie sah in sein graubärtiges Gesicht mit den tiefen Falten, seine grünen wachen Augen. „Was denkst du über die ganze Sache?", fragte sie ihn schließlich. „Ich meine, als es um den Hinterhalt ging, hast du keinen Ton gesagt. Denkst du auch, es war falsch?"

Colin wich ihrem Blick aus, als er antwortete: „Was ich darüber denke, ist völlig egal. Du bist die Anführerin."

„Das mag sein", räumte Kate ein. „Aber ich will trotzdem deine Meinung hören. Du hast mehr Erfahrung als die meisten hier."

In diesem Moment blieb Colin stehen und sah ihr direkt ins Gesicht. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht einordnen, aber er wirkte in diesem Moment wie ein sehr strenger Lehrer. „Dann solltest du dir einmal folgende Frage stellen: Was hast du mit dieser Aktion gewonnen?"

Darüber musste Kate nicht lange nachdenken. „Wir wissen, dass sie nicht hinter uns her sind. Dass sie keine Feinde von uns sind..."

„Falsch!", unterbrach sie Colin in einem Tonfall, der sie zusammenzucken ließ. „Sie arbeiten nur nicht für Magentron. Wer sagt denn, dass Magentron unser einziger Feind ist? Oder dass sie ihre Meinung nicht ändern, wenn sie wissen, warum wir hier sind?"

„Es spielt keine Rolle, warum wir hier sind", entgegnete Kate herrisch. „Unsere Mission ist gescheitert. Es ist vorbei. Wir wollen nur noch von diesem Planeten runter, und die Dawn Serpents haben keinen Nutzen davon, uns daran zu hindern. Und wenn Fire-Ant wieder aufwacht und bei ihrem Anführer Bericht erstattet, dann..."

Es krachte. Und dieses Mal zuckte Kate wirklich zusammen. Das Echo hallte zwischen den Bäumen wider, ein lauter Knall, wie sie ihn vorher schon gehört hatte. Blitzschnell reagierten die „Unicorn Riders", entsicherten die Waffen und warfen sich mit dem Oberkörper voran aus der möglichen Schussbahn. Kate landete neben Colin hinter einer großen Baumwurzel und machte sich so klein wie möglich. Als das Echo nach einigen Sekunden verklag, hob sie leicht den Kopf und blickte in Richtung ihrer übrigen Leute.

„Spooner" war an der Spitze gewesen und lag nun an einem kleinen Abhang, der ihm zumindest in seiner jetzigen Position etwas Schutz bot. Auf einen Wink Kates hin zeigte er ihr an, aus welcher Richtung er den Schuss gehört hatte. Dazu mit einigen weiteren Handzeichen seine geschätzte Entfernung. Mindestens einen Kilometer. Kate wandte sich in die Richtung, die „Spooner" gezeigt hatte. Es war nicht ganz die Richtung, aus der sie gekommen waren, aber es war nicht weit davon entfernt.

Ein weiterer Schuss krachte. Dieses Mal war er etwas näher als der vorherige. Kate drückte sich tiefer in die Deckung und wartete ab. Sie hatte das Gefühl, dass der Schütze sie zu umrunden versuchte. Alle anderen hatten sich ebenfalls flach und klein gemacht und in ihre Deckungen zurückgezogen.

Alle, außer Colin. Als nach dreißig Sekunden kein weiterer Schuss mehr fiel, stand er auf und kletterte den Baum hoch, hinter dem er gerade noch Deckung gefunden hatte. In angemessener Höhe nahm er sein Gewehr von der Schulter und nahm das Zielfernrohr wieder zur Hilfe. Kate gab mit der Hand ein weiteres Zeichen, und die anderen Söldner gruppierten sich in einer Verteidigungsformation um diesen Baum. All dies geschah, ohne dass einer von ihnen auch nur einen Laut von sich gab. Es war totenstill im Wald. Nur das schwere Atmen von „Tank", das leise Knirschen von „Sockes" Zähnen, das fast unhörbare Summen der Energiekerne in den Raptor-Gewehren ertönten in Kates unmittelbarer Nähe. Es war so still, dass sie ihren eigenen Herzschlag hören konnte.

Es war zu still.

Bange Sekunden wartete Kate, dass sich irgendwas ereignete. Die anderen Söldner waren ebenfalls zum Zerreißen gespannt, die Raptors zielten in alle Richtungen und warteten nur darauf, dass ein Feind vor sie kam. Vorsichtig legte Kate den Kopf in den Nacken und sah zu ihrem Scharfschützen auf. „Master" suchte mit dem Zielfernrohr den ganzen Wald ab, wie es schien. Seine Waffe drehte sich in seinen Händen langsam rundherum in alle Richtungen. Plötzlich stockte er. Hatte er etwas gesehen? Ein paar Sekunden lang blieb sein Blick auf einen Punkt im Wald gerichtet, in ungefährer Richtung ihrer Marschroute. Doch dann drehte er sich weiter.

Schließlich nahm er die Waffe wieder herunter. „Nichts", meldete er. „Kein Feindkontakt."

Es war keine gute Nachricht. Normalerweise hätte Kate es beruhigen müssen, dass „Master" nichts entdeckt hatte. Aber „Spooner" hatte erzählt, wie dieser fremde Scharfschütze es verstand, sich zu tarnen. Dass Colin nichts gesehen hatte, musste nicht unbedingt bedeuten, dass Varjo nicht da war.

Doch es hatte keinen Sinn, sich hier zu verkriechen. Sie konnte nicht einmal sicher sein, ob die beiden Schüsse ihrer Gruppe gegolten hatten. Langsam kam sie hoch und sah sich um. „Ist irgend jemand verletzt?"

Die anderen standen auch langsam auf und sahen an sich herunter. Kein Blut auf den Anzügen, keine klaffenden Wunden... „Tank" stemmte sich grunzend als Letzter hoch. „Ich bin auf meine Schlüssel gefallen, aber ansonsten geht es mir gut."

„Er hat auch nicht auf uns geschossen", erklärte „Master" düster, als er wieder von dem Baum kletterte – deutlich weniger vorsichtig und elegant als vorher. Schließlich stand er mit schussbereitem Scharfschützengewehr wieder inmitten seiner Kameraden. Mit seinem Nicken wies er in Richtung ihrer Marschroute. „Sondern auf jemand anderen."

Kate sah in die Richtung, in die er gewiesen hatte. Ihr fröstelte. „Socke" war neben sie getreten, und Kate sah sie kurz fragend an. Ihr Nicken bestätigte schließlich Kates Verdacht.

„Ja, wir haben die Dawn Serpents in diese Richtung gejagt", erklärte sie. Auch sie blickte sehr besorgt drein, als ihr der gleiche Verdacht kam.

„Tank" sah von einem zum anderen. „Sollten wir nicht vielleicht da hin und uns das ansehen?"

Bevor Kate irgend etwas dazu sagen konnte, schüttelte „Master" bereits energisch den Kopf. „Nein", sagte er. „Das sollten wir lieber nicht. Es ist kein schöner Anblick."

Das wurde Kate dann doch zuviel. „Das mag sein, aber wir sind ja hier keine kleinen Kinder", entgegnete sie entschlossen. „Und wenn da noch jemand übrig ist und Hilfe braucht, dann sollten wir ihnen auch helfen. Also gehen wir!"


„Master" war ein Söldner von der väterlichen, fast großväterlichen Sorte. In der Zeit, in der er nun bei den „Unicorn Riders" tätig war, hatte Kate mehrfach versucht, sein genaues Alter in Erfahrung zu bringen, war aber kläglich gescheitert. Selbst „Stone-Eater", der bislang als Einziger auf die Akten der Söldner Zugriff gehabt hatte, hatte auf diese Frage keine Antwort erhalten. Seitdem „Master" der Gruppe beigetreten war, hielt er sich über Dinge, die sein privates Leben betrafen, stets bedeckt.

Doch auch, wenn niemand wirklich Genaues über ihn wusste, er wusste dafür selbst eine ganze Menge. Bei jeder Mission strahlte er eine Bedachtheit, eine Weisheit aus, die sich Kate von jedem Großvater erträumte. Kaum eine Situation existierte, in der er keinen guten Rat wusste, wie man sie meistern konnte. Und wenn er nicht mit guten Ratschlägen, weisen Worten und einfach nur mit einem vertrauensvollen Blick und einem aufmunternden Nicken weiterhelfen konnte – im Umgang mit seiner speziell modifizierten Raptor war er absolut tödlich. Kate hatte nie einen besseren Schützen im Kampf erlebt als ihn – und sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass dieser Mann das absolute Recht hatte, sich „Master" zu nennen.

Es war überhaupt ein Glück gewesen, dass sie ihn bekommen hatten.

Zu der Zeit war bereits ein Monat vergangen, seitdem ihre Heimatbasis von den Söldnern angegriffen worden war. Sie hatten herbe Rückschläge einstecken müssen, hatten erhebliche Verluste zu beklagen. Die Reihen ihrer Mitstreiter mussten mit fähigem Personal aufgefüllt werden, denn ohne dieses bekamen sie keine lukrativen Aufträge – abgesehen davon, dass die Missionen immer gefährlicher und der Konflikt zwischen den Comm-Konzernen immer brutaler und extremer wurden. So war Kate zum ersten Mal in ihrer Karriere alleine losgeschickt worden, um neue Söldner für die Gruppe zu rekrutieren.

Leichter gesagt, als getan: Kate besuchte vier Planeten in drei Tagen, sprach mit einem Dutzend Leuten, hörte sich ihre Geschichten an. Von diesen Leuten kamen tatsächlich zwei Söldner in Frage, die sowohl interessiert als auch fähig waren: Andrew Handsome, ebenfalls ein Veteran aus den letzten beiden Comm-Kriegen, der sich seine Sporen als Frontsoldat verdient hatte, sowie Hank Bodderias, der die meiste Zeit damit beschäftigt war, jüngeren Söldnern das Kämpfen beizubringen, aber seit langer Zeit wieder auf einen eigenen Einsatz brannte. Die anderen zehn Anwärter kamen entweder nach den ersten Interviews nicht länger in Frage oder zogen ihre Bewerbung zurück, als sie erfuhren, dass Kate für die „Unicorn Riders" rekrutierte – der Angriff auf das Hauptquartier sowie die letzten fehlgeschlagenen Missionen und die Verluste, die sie erlitten hatten, hatten sich bereits herumgesprochen. Keiner dieser Söldner wollte der nächste sein, der für diese Gruppe ins Gras biss. Und die beiden in Frage kommenden Anwärter zogen kurz darauf ihre Bewerbungen zurück: Andrew Handsome gründete sein eigenes Team und stellte sich direkt in die Dienste von Blue Cloud One, und Bodderias bekam von einem Ausbildungszentrum auf Zentralius ein noch lukrativeres Angebot, das ihn dazu brachte, seine bisherige Tätigkeit als Ausbilder fortzusetzen.

Schließlich landete Kate auf dem fünften und letzten Planeten ihrer Reise: Aquatica. Als Soldatin hatte sie diesen Ort zweimal besucht und war jedes Mal fasziniert davon gewesen. Es war ein gewaltiger Wasserplanet, der außer einer sehr lebhaften Tierwelt kein Leben hervorgebracht hatte, dafür aber zur Heimat zahlreicher menschlicher Siedler geworden war. Diese Siedler lebten in riesigen schwimmenden Städten, die aus zahlreichen Booten und Schiffen bestanden, die miteinander durch Kabel, Läufgänge und Magnetstrahlen verbunden waren. Diese Städte fuhren auf dem gesamten Weltmeer herum, um die besten klimatischen Bedingungen für ihre auf den Schiffen angebauten Pflanzen zu erhalten. Sie waren Bauernhöfe, Industriekomplexe, Handelszentren und Anlaufstellen für Reisende, Herumtreiber und verlorene Seelen aller Art.

Und jetzt, da sie diesen Ort ein drittes Mal besuchte, dieses Mal allerdings auf eigene Faust, da würde sie sich nach Söldnern umsehen, die es in diesen schwimmenden Städten eigentlich zu Tausenden geben musste. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht ein paar Kandidaten auftun würde...

Nach acht Stunden hatte sie die Nase voll. Es war wie verhext: Jeder Söldner, den sie fand und mit dem sie sprechen konnte, zog sich bei Erwähnung der „Unicorn Riders" sofort zurück. Selbst die hartgesottetsten Kämpfer, die sie traf, sollten sich auf keinen Fall mit ihrer Gruppe einlassen. Ein einzelner Söldner schien der letzte Hoffnungsschimmer für sie zu sein – sie sprach fast eine halbe Stunde mit ihm, hatte ihn fast überzeugt. Doch dann stand er kurz von dem Tisch in dem Cafe auf, in dem sie sich niedergelassen hatten, und suchte die Toilette auf. Als er nach mehreren Minuten wiederkam, verabschiedete er sich eilig ohne weitere Worte und ließ sie alleine zurück. Sie hatte nie wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.

Erschöpft und frustriert fand sie sich an einer Bar im Touristenviertel wieder, trank irgendein lokales alkoholisches Getränk und musste ihr Essen vor einem kleinen dunkelhaarigen Mädchen verteidigen, das immer wieder versuchte, etwas davon zu ergattern. Es war ein größeres Lokal, in dem sie sich befand, und hier verkehrten viele Einheimische, aber auch Reisende und viele Söldner. Doch die Söldner, die sie als solche erkennen konnten, warfen ihr so abwertende und geringschätzige Blicke zu, dass sie es gar nicht erst versuchen musste. Verbittert wandte sie sich ihrem Getränk zu und leerte es zur Hälfte.

Dann bemerkte sie, dass jemand das kleine Mädchen verscheucht hatte. Und dieser Jemand stand nun neben ihr an der Bar. Graue Strähnen durchzogen einen sorgsam gestutzten Kinnbart; die rechte Hand auf dem Tresen war von Alter und Kampf gezeichnet; der Blick war der eines Mannes, der schon eine Menge gesehen hatte. Dieser Blick streifte Kates Gesicht flüchtig, und auf den Lippen zeigte sich ein sympathisches, weises Lächeln.

„Na, Sie sehen aus, als hätten Sie einen harten Tag hinter sich", stellte der Jemand neben ihr fest. Er musterte sie kurz, schien ihre Profession feststellen zu wollen. „Arbeiten Sie im medizinischen Trakt?"

Kate war wirklich nicht nach Reden zumute. Aber ihre Kleidung sah auch nicht nach Arzthelferin aus – wie kam der Fremde auf so etwas? „Feldsanitäterin", korrigierte sie ihn schließlich. „Außer Dienst", fügte sie nach einem kurzen Moment hinzu.

Der Fremde schien mit der Antwort zufrieden zu sein. „Ja, der Krieg ist ja auch weit genug weg", meinte er und schloss seine Lippen schließlich um die Öffnung einer Bierflasche. Kate sah aus den Augenwinkeln das kleine Mädchen mit den dunklen Haaren, das ihr zuvor soviel Ärger gemacht hatte. Völlig verschüchtert blickte es aus einer Ecke den Fremden an, bevor es sich mit hastigen Bewegungen aus dem Lokal zurückzog.

„Kleiner Tipp, Lady", zog der Fremde dann wieder Kates Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn Sie Ihr Essen alleine genießen wollen, gießen Sie reichlich Spezialsoße darüber. Sie sieht aus wie Säure, was die meisten dieser Racker abschreckt, aber sie schmeckt gar nicht so schlecht."

So viel Hilfsbereitschaft hatte Kate nicht erwartet. Anerkennend blickte sie zu dem Fremden auf. „Danke!", sagte sie.

„Keine große Sache", winkte der Fremde ab. „Aber wo wir uns schon mal unterhalten, würde ich Sie gerne etwas fragen. Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht."

„Fragen Sie!" Es war Kate schon fast gleichgültig, da der Tag für sie eh gelaufen war. Sie konnte auch mal einen ruhigen, normalen Plausch mit einem älteren Herrn an einer Bar auf einem fremden Planeten halten, soviel hatte sie sich bei all der Enttäuschung heute verdient. Doch während er die Frage stellte, nahm sie ihn genauer in Augenschein. Und was ihr auf den ersten Blick nicht aufgefallen war, war seine Kleidung... Was auch immer er war, er war kein Einheimischer.

„Sie sind nicht zufällig die Frau, die hier durch die Stadt rennt und Kämpfer anwerben will, oder?"

Ihr Blick fiel auf seinen Gürtel, in dem eine Laserpistole griffbereit steckte. Ein langer Ledermantel, der den Rest seiner Ausrüstung verbarg. Seine Stiefel aus festem Leder, altmodisch gefertigt. Teile einer Körperpanzerung, die seine wichtigsten Körperteile schützten. Sie sah in sein Gesicht und erwartete fast, einen großen Hut auf seinem Kopf zu entdecken. Doch abgesehen von diesem Detail stimmte alles, was ihr Bild über galaktische Glücksritter hergab.

Abschätzend hob sie eine Augenbraue, als sie dem Fremden ins Gesicht sah. „Wieso? Wüssten Sie jemanden, der in Frage kommt?"

„Ja, ich glaube, ich wüsste da jemanden", antwortete der Fremde. „Colin Meck. Scharfschütze. Hat in den Comm-Kriegen gekämpft. Sehr erfahren."

Sie ahnte, worauf das hinauslief. Aber sie spielte das Spiel mit. „Und wo finde ich diesen Colin Meck?"

Er grinste. „Ungefähr einen halben Meter zu Ihrer Linken, Lady." Schließlich reichte er ihr die Hand. „Man nennt mich im Übrigen auch Master."

Nach einem kurzen Zögern ergriff Kate die ausgestreckte Hand und schüttelte sie. „Kate Lipinsky", stellte sie sich vor. „Angenehm."

„Haben Sie eigentlich auch einen Kampfnamen?", erkundigte sich „Master" neugierig. „Die meisten Söldner, die ich kenne, neigen dazu, sich merkwürdige oder bösartig klingende Spitznamen zu geben."

„Na ja..." Kate nippte kurz an ihrem Getränk. „Habe ich schon. Aber ich ziehe es vor, ihn nicht zu benutzen." Schließlich musterte sie den Fremden erneut, dieses Mal aber mit den aufmerksamen Augen eines Rekrutierers. „Wie kommt es, dass Sie als Einziger hier daran interessiert sind, sich mein Angebot anzuhören?"

„Master" lächelte leise vor sich hin und trank sein Bier. Nach einigen Sekunden gab er ihr Antwort: „Ich bin in den letzten Jahren viel herumgekommen. Irgendwann bin ich hier auf Aquatica gelandet und hing eine Weile hier fest. Einerseits habe ich die See und die Schiffe auf diesem Planeten immer genossen... andererseits vermisse ich es, die Galaxie zu bereisen und immer wieder neue Planeten zu sehen. Ich würde gerne wieder Aquatica verlassen. Aber ich möchte das lieber für ein lukratives Angebot und eine halbwegs passable Zukunftsaussicht machen."

Er sah sie an, und er erkannte, dass sie ihn verstand. Sie konnte ihn gut verstehen – als sie für Zentralius tätig gewesen war, hatte sie im Auftrag des Militärs diverse Planeten besucht, die zur zentralischen Regierung gehörten oder sich zu ihr bekannten. Es hatte sie damals fasziniert, wie viele verschiedene Welten mit verschiedenen Bewohnern, Grundsätzen, gesellschaftlichen Verhältnissen und Ideen sich unter einer einzigen Macht zusammenfinden und in Frieden miteinander leben konnten. Jedenfalls solange, bis die gierigen Comm-Konzerne alles zunichte gemacht hatten.

Sie fuhr mit ihrem Vorstellungsgespräch fort – wobei sie es dieses Mal ziemlich abkürzte: „Sind Sie denn gut?"

„Wenn Sie erwarten, dass ich jetzt behaupte, ich sei der Beste, dann muss ich Sie enttäuschen", erklärte „Master". „Ich halte mich für gut, ja. Und ich war wohl gut genug, um vier Comm-Kriege zu überleben. Sechzig Einsätze, ungefähr zweihundert Abschüsse. Ob das gut genug ist, müssen Sie aber beurteilen."

Kate musste im Stillen zugeben, dass es beeindruckend war – besonders in Hinblick darauf, wie der Krieg normalerweise verlief. Wenn „Master" ein Scharfschütze war, dann war er normalerweise derjenige, den die Gegner als Zweiten zu töten versuchten – der erste war normalerweise der Anführer. Sechzig Einsätze in vier Kriegen zu überleben war keine Kleinigkeit – es dann auch noch mit zweihundert Abschüssen oder mehr zu schaffen... Kate konnte sich vielleicht an zwei Dutzend Soldaten erinnern, die sie in ihrer Karriere beim zentralischen Militär besiegt hatte.

„Wie haben Sie das geschafft?", fragte sie dann. Ihre Neugierde war nicht nur professioneller Natur.

„Master" zuckte die Achseln. „Mit Geduld, Geschick und gutem Timing. Wir Scharfschützen denken meistens von Schuss zu Schuss, von Einsatz zu Einsatz. Es gehört Übung dazu, aber auch die Fähigkeit, Ruhe und einen klaren Kopf zu bewahren." Kurz trank er einen weiteren Schluck Bier, bevor er hinzufügte: „"Außerdem bin ich ziemlich gut, wenn es um Tarnung und Verstecken geht."

„Das klingt vielversprechend." Kates Laune besserte sich, je länger sie mit dem Scharfschützen sprach. Eine Sache jedoch, die ihr bei jedem dieser Gespräche in den Sinn kam, ließ ihr keine Ruhe: „Ist es für Sie wichtig, viele Leute auf Ihren Einsätzen zu töten?"

Es beruhigte sie, dass „Master" zumindest einige Augenblicke über diese Frage nachdachte. Spätestens bei dieser Frage hatten die meisten anderen Bewerber entweder mit ihren Errungenschaften geprahlt oder gemerkt, worauf Kate hinauswollte, und dann offenkundig gelogen. „Master" hingegen – er war nun mal ein Scharfschütze, sein Job war das Ausschalten von Gegnern. Aber er nahm das Töten von Menschen, selbst wenn es Feinde waren, anscheinend nicht auf die leichte Schulter.

„Wissen Sie", begann er schließlich. „Die große Kunst des Kampfes liegt nicht unbedingt darin, den Gegner zu töten. Die große Kunst liegt darin, ihn zu besiegen, ohne ihn töten zu müssen." Grinsend stellte er die Bierflasche auf den Tresen. „Ich habe eine sehr gute Waffe im Gepäck. Sie zeigen mir einen Gegner im Umkreis eines Kilometers, und ich schieße ihm den Teil seines Körpers ab, den Sie bestimmen." Er bemerkte, wie Kates Blick unwillkürlich nach unten ging... „Ja, sogar diesen."

„Das heißt, Sie legen nicht unbedingt Wert darauf, dass Sie viele Leichen zurücklassen?", hakte Kate nach. „Sie hätten auch kein Problem damit, mal jemanden am Leben zu lassen? Den tödlichen Schuss mal nicht abzufeuern?"

„Ich bin ein absoluter Teamspieler", erklärte „Master" entschieden. „Ich stehe für meine Kameraden ein und tue das, was notwendig ist. Ich habe lange genug Befehle befolgt, um zu wissen, wofür eine ordentliche Hierarchie gut ist. Und ich habe reichlich Menschen sterben sehen, von denen viele es wahrscheinlich nicht einmal verdient hatten. Glauben Sie mir, das letzte, womit ich Probleme habe, ist jemand, der mir sagt, ich soll es nicht tun."

Es fehlte nicht viel, um „Master" davon zu überzeugen, sich anzuschließen. Als sie beide das Lokal verließen, hatten sie den Vertrag und die Bedingungen für seinen Beitritt bereits fertig ausgehandelt. Er würde mit dem nächsten Schiff zu ihrer Basis reisen und seinen Platz in den Reihen der „Unicorn Riders" einnehmen. Nicht einmal die Tatsache, dass es die „Unicorn Riders" waren, hatte ihn abgeschreckt... was Kate dann doch etwas merkwürdig vorkam. Aber je länger sie mit ihm reiste und sprach, desto überzeugter wurde sie davon, dass er die perfekte Ergänzung für ihr Team war. Und sie bedauerte, dass es fünf Planeten gebraucht hatte, um einen wie ihn zu finden.

Beim Hinausgehen bemerkte sie jedoch eine Kleinigkeit. Viele der anderen Söldner warfen ihr und „Master" merkwürdige Blicke zu – einige misstrauisch, andere furchtsam. Es waren nicht die gleichen Blicke, die sie erhalten hatte, bevor sie „Master" getroffen hatte. Und irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass diese Blicke nicht ihr, sondern ihrem neuen Begleiter galten.

Einzig das kleine Mädchen mit den dunklen Haaren reagierte eindeutig auf den Scharfschützen. Mit entsetzt aufgerissenen Augen starrte es ihn an, bevor es sich umdrehte und fast in Panik die Laufgänge des Schiffes hinunterrannte. Kate sah „Master" bei diesem Anblick fragend an.

Der hob entschuldigend die Hände. „Ich hatte ihr weisgemacht, ich würde sie fressen", erzählte er. „Diese kleinen Kinder glauben einem alten Mann aber auch alles."


Es war nicht das erste Mal für sie, aber Kate wünschte sich inständig, sie hätte den Ratschlag des alten Mannes befolgt und seine Warnung erhört. „Master" hatte absolut Recht: Es war kein schöner Anblick.

Zwei Schüsse waren gefallen. Zwei Leichen lagen abseits des breiten Waldwegs, in langsam versickernden Lachen aus Blut. Den einen hatte es knapp unterhalb seines linken Schulterblatts erwischt – das Loch hatte gereicht, um ihm die halbe linke Seite inklusive des Herzens wegzureißen. Kate erkannte sein im Tod erstarrtes Gesicht als einen der Söldner, die sich ihrem Hinterhalt ergeben hatten. Bei dem anderen konnte sie es nur noch an der Uniform erkennen – von seinem Kopf war nichts mehr da.

Ihr wurde schwindlig bei dem Anblick, und für einen kurzen Augenblick musste sie darum kämpfen, ihr Essen bei sich zu behalten. Die anderen reagierten so, wie sie es fast erwartet hatte – mit Entsetzen und Ekel. „Tank" wurde es sogar zuviel, und er zog sich hinter einen Baum zurück, hinter dem man die nächste Minute nur noch Würgen hörte. Aber selbst „Socke", die schon Einiges gesehen hatte, war blass geworden.

„Mir wären Plasmawerfer mittlerweile lieber", erklärte sie mit zitternder Stimme. „Ich kann nicht glauben, dass so eine altmodische Waffe etwas derartig Grausames anrichten kann."

„Glaub es lieber", erwiderte Jenkins. Er stand vor der Leiche, deren Gesicht noch da war, und besah sich die Wunde. Die Tatsache, dass er sich so nahe herangetraut hatte, war schon beeindruckend. Doch man konnte ihm ansehen, dass er es um jeden Preis vermied, den toten Körper zu berühren. In stummem Entsetzen schüttelte er den Kopf.

Und „Master" hielt mit verschränkten Armen respektvollen Abstand. „Ich hatte euch gewarnt", meinte er nur leise.

„Was ist mit den anderen?", fragte Kate und sah sich suchend um. „Spooner, kannst du herausfinden, wo die restlichen Söldner hin sind?"

Doch der Metaller reagierte nicht. Er stand dort und starrte die Leichen an, regungslos. Erst als sie seinen Namen erneut rief, schreckte er hoch. „Ich werde sehen, was ich tun kann", antwortete er heiser. Der Anblick der beiden toten Söldner hatte ihm fast die Sprache verschlagen. Er brauchte eine Minute, um sich zu sammeln und dem Befehl nachzukommen.

Damit war er schneller als die meisten anderen. Sie hatten viel gesehen und viel erlebt – hatten Feinde getötet oder verwundet, waren selbst oft nur knapp mit dem Leben davongekommen. Wieder kam Kate der Angriff auf ihr Hauptquartier in den Sinn, und der blutige Kampf ums Überleben, den sie dabei geführt hatten. Doch nichts reichte an das heran, was sie hier sahen. Wehrlose Männer, sinnlos und feige ermordet, und das mit einer so sadistischen wie heimtückischen Waffe. Sie wandte ihren Blick ab und ging zu „Master" hinüber, dessen Miene unbewegt schien, aber dennoch zeigte, wie sehr er diesen Anblick hasste.

„Glaubst du immer noch, er existiert nicht?", fragte sie ihn leise.

Langsam drehte „Master" den Kopf und starrte sie durchdringend an. Eine Antwort blieb er ihr jedoch schuldig.

„Socke" drehte dem Blutbad selbst den Rücken zu – aber langsam schien sie darüber hinweg zu kommen. Auch Jenkins und „Tank" fassten sich, wobei letzterer jedes Mal aschfahl wurde, wenn sein Blick auf die toten Körper am Boden fiel. Auch Kate wagte kaum, dort hinzusehen. Aber als sie es erneut tat, und dabei so gut wie möglich die Übelkeit niederkämpfte, da hörte sie erneut Stimmen in ihrem Hinterkopf. Doch dieses Mal schrien sie nicht in Panik; sie flüsterten ihr eindringlich zu, dass etwas nicht stimmte...

„Aber eine Sache beruhigt mich doch", meinte „Socke" - und schluckte bei diesen Worten mehrfach. „Er muss die Söldner beobachtet haben. Das bedeutet, er weiß von uns... und er hat nicht auf uns geschossen."

„Vielleicht steht er ja sogar auf unserer Seite", schlug „Tank" hoffnungsvoll vor.

Jenkins hatte typischerweise eine weniger optimistische Sichtweise. „Wahrscheinlich sind wir ihm einfach nicht wichtig genug", mutmaßte er düster. „Aber wenn ihm langweilig wird, kann er genauso gut auf uns ein paar Schüsse abgeben."

„Das ist eher unwahrscheinlich", meinte Kate und besann sich auf das, was „Spooner" von dem Scharfschützen erzählt hat. „Wenn das, was allgemein über ihn bekannt ist, auch stimmt, dann tötet Varjo nicht aus reinem Vergnügen. Er setzt sich ein Ziel und bleibt auch dabei. Und wenn er uns bislang nicht angegriffen hat, dann bedeutet das tatsächlich, dass er von uns nichts will."

„Was soll er auch von uns wollen?", pflichtete „Tank" bei. „Wir wollen ja eh verschwinden."

„Genau." Kate nickte. „Wir bleiben bei unserem Plan. Wir ziehen weiter, rüsten uns bei Delta 1 neu aus und gehen zum Landepunkt. Sollen die Dawn Serpents und Varjo die Sache unter sich austragen!"

Ein paar Meter weiter hatte „Spooner" etwas gefunden. „Boss, die Fußspuren der Söldner führen in alle Richtungen – sie sind Hals über Kopf geflohen. Aber da ist noch eine weitere Spur, und die führt zurück."

„Lass gut sein, Svandt!", rief „Socke" ihm zu. Sie drehte sich bereits um, in die Richtung, in die sie weiterziehen sollten. Dabei drehte sie Kate und den anderen den Rücken zu. „Wir gehen weiter. Das hier interessiert uns nicht mehr."

„Nun warte doch mal!", ereiferte sich „Spooner". „Das könnte wichtig..."

Als Kates Blick auf die Rückseite von „Sockes" Jacke fiel, da erkannte sie schlagartig, was sie die ganze Zeit gestört hatte. Sie sah erneut zu den toten Söldnern, aus deren Wunden noch immer das Blut floss...

„Nix warten! Komm endlich!" „Socke" marschierte weiter, und auch die anderen setzten sich in Bewegung. Nur Kate nicht – sie stand dort wie angewurzelt. „Socke" hatte den toten Martin Cook auf ihrem Rücken getragen, der mit der gleichen Waffe getötet worden war wie diese beiden. Und sie sah die Blutspuren auf ihrer Jacke. Es waren viel zu wenige...

Urplötzlich begriff auch „Spooner" die Situation, und sein Gesichtsausdruck wandelte sich von nervöser Vorsicht zu völligem Entsetzen, als er seine Kameradin vorwärts laufen sah. „Socke! Halt!" Er schrie diese Worte panisch und gestikulierte wild mit den Armen. Doch „Socke" ignorierte ihn. Sie machte einen weiteren Schritt...

Und die Falle schnappte zu!

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