Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 3

Sechs Stunden bis zum Sonnenaufgang, zwanzig Meilen bis zum Treffpunkt. Nachtschwarze Dunkelheit umgab Kate, doch sie war nicht so düster wie ihre eigenen Gedanken, als sie sich ihren Weg durch den Wald bahnte.

Sie hatten eine feste Marschordnung, und obwohl sie zwei Mann weniger waren als vorher, blieben sie dicht zusammen und konzentriert. „Spooner" ging als Kundschafter voraus, meist sogar einige Meter von der Gruppe entfernt, und sicherte den Pfad vor ihnen. Kate kam direkt an zweiter Stelle – sie hatte den Platz eingenommen, den „Stone-Eater" vorher gehabt hatte, der als guter Anführer grundsätzlich vorne marschiert war. Ihre beiden Spezialisten „Tank" und Jenkins hielten sich in der Mitte des Trupps. „Socke" und „Master" als die beiden kampfkräftigsten Mitglieder sicherten nach hinten ab.

„Sandman" wäre wahrscheinlich neben ihr an der Spitze gelaufen, da er als Neuling noch einiges von ihr hätte lernen können... Kate verzog das Gesicht. Es brachte nichts, darüber nachzudenken, was wohl wäre, wenn sie alle noch da wären. Wenn „Stone-Eater" noch hier wäre, würde sie sich solchen Gedanken gar nicht hingeben, denn das wäre sein Job gewesen. Wichtig waren die Menschen, die in diesem Moment bei ihr waren. Die ganze Gruppe verließ sich auf sie. „Stone-Eater" verließ sich auf sie, wo immer er jetzt war. Und noch hatten sie den Plan.

Doch der Weg war lang, und keiner von ihnen sprach während des Marsches ein Wort. Die Stille bedrückte Kate – sie fühlte sich auf schmerzliche Weise alleine gelassen, fühlte die Last auf ihren Schultern. Nicht nur, dass sie ihren Anführer verloren hatte, der ihr sogar ein guter Freund gewesen war, vielleicht sogar... Sie wollte nicht darüber nachdenken. Still konzentrierte sie sich darauf, schnell voranzukommen und nicht zu stolpern. „Spooner" leistete auf jeden Fall hervorragende Arbeit, indem er ihnen einen Weg vorgab, auf dem kaum Hindernisse waren.

Zumindest beruhigte sie, dass sie aus Richtung ihres letzten Lagerplatzes keine Explosion hörte. Der Feind war wahrscheinlich noch nicht hinter ihnen her. Dies würde sich früh genug ändern.

Die Explosionen... Kate dachte angestrengt darüber nach, spulte diese paar Minuten ihres Einsatzes immer wieder in ihrem :Kopf vor und zurück. Doch sie konnte sich einfach nicht erklären, was dort passiert war. Von einem Augenblick zum anderen war das Chaos ausgebrochen, und ihr Missionsziel – die Kommunikationsanlagen mit dem Sendemast in der Mitte des Lagers – war vollkommen zerstört gewesen. Und so sehr sie sich bemühte, alles zu einer logischen Erklärung zu verknüpfen, sie konnte nicht begreifen, was diese Explosion ausgelöst hatte. War es ein verirrter Schuss gewesen? Eine von „Tanks" Bomben? Ein Unfall? Etwas völlig Anderes?

Und warum war ausgerechnet „Sandman", der unerfahrenste und jüngste Söldner in ihrer Truppe, überhaupt in das Lager gegangen?

Kurz warf Kate einen Blick über ihre Schulter auf die anderen Söldner, die ihr dicht auf den Fersen waren. Die Dunkelheit verbarg zum größten Teil ihre Gesichter, obwohl sich ihre Augen mittlerweile an sie gewöhnten. Jenkins war ihr am Nächsten – er war bemüht, in der Dunkelheit seinen Weg zu finden und nicht zu stolpern, also bewegte er sich die meiste Zeit mit gesenktem Kopf. „Tank" lief neben ihm und atmete schwer aufgrund der Anstrengung, aber er hielt tapfer mit. Weiter hinten bahnten sich „Socke" und „Master" nebeneinander einen Weg durch den Wald, wobei erstere desöfteren gepresst fluchte oder anderweitig ihrem Temperament freien Lauf ließ, wenn ihr ein Ast ins Gesicht schlug.

Wenn jemand wusste, was sich zugetragen hatte, konnten es nur „Spooner" und „Master" sein. Doch „Spooner" hatte bereits gesagt, dass er nichts gesehen hatte. Und „Master"... er war der Frage ausgewichen, da es derzeit keine Rolle spielte. Doch hatte der Scharfschütze etwas gesehen, was alles erklären würde? Kate schüttelte frustriert den Kopf. Je länger sie über die ganze Sache nachdachte, desto mehr Fragen wurden aufgeworfen, bis sie sich schließlich selber völlig verunsicherte. Und „Master" hatte Recht gehabt: Es war momentan vollkommen unwichtig, was geschehen war. Sie konnte es nicht ändern – und sie hatte nun eine ganz andere Verantwortung.

Nach einer Stunde Fußmarsch kamen sie an ein Tal im Wald. Kate erinnerte sich, dass sie auf dem Hinweg zum Lager ebenfalls daran vorbeigekommen waren. Bei Tageslicht betrachtet hatte es gewirkt, als hätte ein gewaltiges Küchenmesser ein kreisrundes Stück aus dem Wald geschnitten und zwanzig Meter tiefer wieder eingesetzt. Der Rand war zwar unregelmäßig geformt, er wirkte eher wie der Krater eines Meteoriteneinschlags, aber talseits des Randes ging es meterweit steil in die Tiefe. Die Wipfel der höchsten Bäume in diesem Tal reichten nicht einmal über den Talrand hinaus.

Jetzt, wo es tiefste Nacht war, wurde ihr bei dem Gedanken mulmig, sich diesem Tal zu nähern. Es gab kaum einen sicheren Weg drumherum, der nicht mindestens eine zusätzliche Stunde Fußmarsch kostete. Mitten durch das Tal kam gar nicht in Frage, weil es höchstens einen halbwegs sicheren Weg hinab gab, der aber auf der von ihnen abgewandten Seite lag – es war eine Sackgasse. Der Pfad, den sie auf ihrem Hinweg genommen hatten, führte direkt am Rand des Tals entlang. Und dieser erschien Kate am Gefährlichsten. Ohne zu sehen, wo der Abgrund anfing, würden sie sich unsicher am Rand entlang tasten müssen.

Das war leider die Entscheidung, die „Spooner" großzügigerweise ihr überließ, als er von der Spitze des Trupps zu ihr kam und ihr Bescheid gab.

„Was schlägst du vor?", fragte sie ihn, in der Hoffnung, dass er davon mehr Ahnung hatte als sie. „Spooner" zuckte die Achseln, was Kate im Dunkeln kaum sehen konnte. Seine Stimme verriet den Rest seiner Skepsis.

„Ich bin mir echt nicht sicher", gestand er. „Der Weg, den wir gekommen sind, würde ich im Dunkeln noch finden, aber der Rest von euch hat es nicht so mit Dunkelheit, fürchte ich. Am Besten wäre ein Weg drumherum, der weit genug vom Rand weg ist. Aber der Wald ist hier so dicht, dass wir dafür mindestens zwei Stunden mehr brauchen."

„Ist mir alles klar", meinte Kate ungeduldig. Soviel zu der einen zusätzlichen Stunde, mit der sie selbst gerechnet hatte... „Was würdest du also vorschlagen?"

Seufzend unterbreitete „Spooner" seinen Vorschlag: „Wir nehmen einen Weg um das Tal herum. Ich werde ein paar Minuten brauchen, um einen Anfang zu finden, und ich hoffe, wir stoßen dabei nicht auf irgendwelche bösen Überraschungen. Aber dass wir Delta 2 vor Sonnenaufgang erreichen, können wir dann ziemlich vergessen. Ich schlage vor, wir suchen uns dann unterwegs einen geeigneten Lagerplatz, wo wir uns ausruhen können."

Der Plan gefiel Kate nicht besonders, aber sie hatten kaum große Wahl. Da Delta 2 als einer ihrer Notlagerplätze auserkoren war, hatten sie zuvor einen Container mit Vorräten und Ausrüstung dort abwerfen lassen. Kate wollte zumindest die Möglichkeit haben, die Gruppe und die Ausrüstung zusammen zu flicken und mit dem Nötigsten auszustatten, falls es notwendig war. Gerade mit Essen und Trinken waren die Söldner nur soweit bestückt, dass sie einige Stunden Fußmarsch durchstehen konnten. Aber wenn die Vorräte aufgebraucht waren...

Na ja, niemand hatte je behauptet, dass das Söldnerleben einfach war, dachte sie sich. Dann nickte sie „Spooner" zu. „In Ordnung, such einen Nebenpfad zum Tal. Wir warten hier solange."

„Ist gut." Pflichtbewusst schlug sich „Spooner" in die Büsche. Es raschelte einmal kurz, als er außer Sicht war, dann schien er wie vom Boden des Planeten verschluckt. Kate machte sich keinerlei Sorgen um ihn. Er wäre nicht der Scout der Gruppe, wenn er nicht in der Lage wäre, sich unbemerkt zu bewegen.

Der Rest der Gruppe war in der Nähe und hatte alles mit angehört. „Zwei weitere Stunden, wie?", fragte „Tank", der bemüht war, seine gute Laune zu behalten.

„Wenn er einen geeigneten Weg findet", gab Jenkins pessimistisch zu bedenken.

Kate erinnerte sich daran, dass es zu den Aufgaben eines Anführers ebenso gehörte, Disziplin zu wahren, wie die Moral der Gruppe aufrecht zu erhalten. Beides hatten die Söldner momentan dringend nötig. „Schnauze, Jenkins!", herrschte sie den Tech-Spezialisten daher an. „Ihr alle, hört auf zu jammern wie kleine Kinder! Spooner findet einen Weg für uns, dafür haben wir ihn schließlich."

„Mit Verlaub, Boss..." „Master" war einen Schritt vorgetreten und klang bei diesen Worten fast erheitert – als hätte Kates Ausbruch ihn amüsiert. „Er mag ein guter Aufklärer sein, aber selbst er hat seine Grenzen."

Es gefiel Kate nicht, wie alle hinter dem Rücken ihres Kameraden über ihn redeten, und sie wollte etwas erwidern, um ihn in Schutz zu nehmen. Doch „Socke" war schneller und überraschte alle mit einem fast zuversichtlichen Tonfall: „Du vergisst etwas. Und zwar, wo wir ihn her haben..."

Hinter „Sockes" rätselhafter Aussage verbarg sich eine simple, aber entscheidende Tatsache: Svandt „Spooner" Swaere war Metaller.

Das betraf nicht nur die Tatsache, dass er voller Stolz die lange Mähne eines Kriegers trug, wie sie im alten Volk der Metaller bei Männern üblich und weit verbreitet war. Es beschränkte sich auch nicht auf seine Leidenschaft für Musik und alkoholische Getränke, und auch die Tatsache, dass er auch abseits der Einsätze der „Unicorn Riders" dunkle Kleidung bevorzugte, erfüllte zwar jedes Klischee, welches Kate von diesem Volk kannte. Aber es steckte noch mehr dahinter.

„Spooners" Heimatwelt war der kalte und recht dunkle Planet New Wacken – in einem Sternensystem mit einer orangeroten Sonne und vierzehn anderen Planeten, die alle zu einem uralten Imperium langhaariger, schwarzgekleideter Kriegergestalten gehörten. Oder jedenfalls das war es, wofür sich dort alle hielten. „Stone-Eater" hatte bei aller Toleranz und allem Respekt, den er für diese Leute aufbringen konnte, doch einen Kommentar, den er sich nie verkneifen konnte: „Wenn man jemals einer so selbstgerechten und konservativ eingestellten Lebensform in diesem Universum begegnet ist, die außer Freund oder Feind nichts Anderes kennt, dann weiß man schon mehr über die Metaller, als einem gut tun kann."

Kate hatte in ihrer Zeit im Zentralius-Sektor öfters mit Metallern zu tun gehabt. Ihrer Meinung nach hatte die von Menschen gerne als „Schwarzmantel-Fraktion" titulierte Gemeinschaft den großen Vorteil, dass sie ihre Frauen mit Respekt behandelten und als gleichberechtigt ansahen. Metaller waren auf den fünf Zentralius-Planeten einzeln oder in kleinen Gruppen anzutreffen, und fast immer waren Frauen und Männer gleichermaßen Teil der Gruppe – in anderen Söldnergruppen wären weibliche Mitglieder in der Unterzahl gewesen. Doch das war tatsächlich die einzige Art von Metallern, denen Kate im normalen Alltag der Zentralius-Welten begegnet war: Söldner. Gerade die Metaller auf Zentralius taten für Geld nahezu alles.

Doch als die Comm-Kriege noch von Soldaten ausgetragen wurden, war Kate auf den Schlachtfeldern nicht einem einzigen Metaller begegnet. Dies hatte sie schon immer verwundert – bis zu dem Tag, an dem sie mit „Stone-Eater" auf New Wacken eintraf, um ein neues Mitglied für die „Unicorn Riders" anzuwerben.

„Das da unten ist eine andere Welt", warnte „Stone-Eater" sie, als sie mit einem Passagierschiff im Landeanflug auf die schneebedeckte Oberfläche des Planeten waren. Kate beobachtete, wie das orangene Licht der Sonne den Planeten wie eine Korona umgab, während sie dem Boden immer näher kamen. „Die Metaller sind ein stolzes Volk. Du kannst mit jedem reden, den du triffst, und du wirst immer freundlich gegrüßt und wie ein guter Freund behandelt. Aber ein Wort oder eine Bewegung zuviel, und du bringst vielleicht den gesamten Planeten gegen dich auf."

Etwas in „Stone-Eaters" Stimme machte Kate stutzig. Es klang fast so, als würde er sie in irgendeiner Form verachten. Fragend sah sie ihn an. „Du hattest schon mal mit ihnen zu tun, oder?"

Die Frage war fast überflüssig. Zwar hatte Kate als Soldatin in den Comm-Kriegen nie mit den Metallern zu tun gehabt, aber „Stone-Eater" war als Söldner deutlich länger im Geschäft gewesen als sie. „Ich bin so vielen von diesen Typen begegnet, aber nie aus ihnen schlau geworden. Die einen waren bereit, ihr Leben für mich zu opfern, obwohl sie mich kaum kannten. Die anderen wollten beim kleinsten Streit mit einem Schwert auf mich losgehen. Und sie reden von ihren Musikern, als wären es Götter. Ich kann dir sagen, diese Götter mögen dir gnädig sein, wenn du nur ein negatives Wort über sie fallen lässt."

Kate zog eine Augenbraue hoch. „Dafür, dass du keine hohe Meinung von ihnen hast, überrascht mich, dass du einen davon anheuern willst", stellte sie fest.

„Ich habe keine hohe Meinung von deren Idealen", gab „Stone-Eater" barsch zurück. In etwas ruhigerem Tonfall fügte er hinzu: „Aber sonst sind es ganz gute Leute. Auf dem Schlachtfeld und abseits davon."

Kate überschlug in Gedanken alles, was sie über New Wacken und die Metaller nachgeforscht hatte. Die Gesetze waren streng, aber recht einfach, und beschränkten sich auf den direkten Umgang miteinander. Drogen waren auf diesem Planeten absolut legal, wurden aber von den Einheimischen verachtet. Gab es Streit, konnte jeder beliebige unbeteiligte Metaller ihn schlichten. Als Fremder auf dem Planeten konnte man gewaltigen Ärger bekommen, wenn man jemanden verletzte oder tötete, aber zumindest unterlag man nicht dem Kodex, dem sich jeder Metaller verschrieben hatte.

Dieser Kodex faszinierte Kate, denn er bestand aus drei völlig simplen Schwüren. Metaller brachen ihr Wort nicht, töteten keine Unschuldigen und kämpften nicht gegeneinander, außer zum Training. Ein Metaller, der gegen diesen Kodex verstieß, wurde zum Abtrünnigen erklärt und gejagt, was in den meisten Fällen mit seinem Tod endete. Ihr kam diese Rechtsprechung bedenklich absolut vor, und für eine ganze Weile hatte sie gerätselt, ob es auf den Planeten der Metaller überhaupt so etwas wie Gefängnisse gab und ob sie dafür überhaupt Verwendung hatten.

Das Raumschiff sank in die untere Atmosphäre des Planeten hinab und näherte sich schnell dem Reiseziel: der Raumhafen der Stadt Scheepers. In einer Randnotiz hatte Kate gelesen, dass die meisten Städte, darunter alle großen, die seit der Kolonisierung gebaut worden waren, nach terranischen Sängern benannt worden waren, die für die Metaller Bedeutung hatten. Die Stadt selbst sah von oben nur wie ein kreisrundes, stahlgraues Gebilde mit vielen Zacken und Türmen aus. Der Raumhafen lag außerhalb der Tore, und auf den schneebedeckten Landefeldern standen nur wenige Schiffe. Ihr eigenes Schiff setzte nach einigen Minuten auf. „Stone-Eater" wartete bereits am Ausstieg auf sie.

Es ging alles sehr schnell und unkompliziert. Als sie das Raumschiff verlassen und bei der Metaller-Form der Einwanderungsbehörde ihre Daten preisgegeben hatten, waren kaum drei Minuten vergang. Zwei weitere später waren sie bereits mit einem Transportfahrzeug auf dem Weg in die Stadt. Und weitere zehn brauchten sie, um die Person ausfindig zu machen, die sie suchten. Wenig überraschend trafen sie den Mann in einer Kneipe.

„Stone!", rief der breitschultrige Mann hinter der Bar erfreut aus, als die beiden hereinkamen. Freundschaftlich hielt er „Stone-Eater" eine gewaltige Pranke zum Gruß hin, und ohne Zögern schüttelte dieser sie. „Lange nicht gesehen, Großer!"

„Freut mich auch, Bob", erwiderte „Stone-Eater" - laut, denn wie üblich in den Kneipen auf diesem Planeten war die Musik auf eine ohrenbetäubende Lautstärke eingestellt. Kate bemühte sich, dem Gespräch der beiden Männer zu folgen, doch die Geräuschkulisse aus gutturalem Grunzen und dumpfem Gitarrengeschrammel ließ kaum ein Wort zu ihr durchdringen. Das merkte aber auch „Stone-Eaters" alter Freund, der sie nach einem kurzen Wortwechsel hinter die Bar und durch die Tür in einen Raum führte, in dem es deutlich ruhiger war.

„Robert Bjarsson", stellte er sich schließlich Kate vor. „Und Sie müssen die Söldnerin sein, von der Stone soviel erzählt hat."

„Kate Lipinsky", antwortete Kate und schüttelte ihm die ausgestreckte Hand. Überraschenderweise beließ es Robert nicht bei einem Händeschütteln – mit einer eleganten Verbeugung, die sie ihm mit dieser muskulösen Gestalt nicht zugetraut hätte, berührte er mit seinen Lippen ihren Handrücken.

„Es ist mir eine Ehre, Mylady", erklärte er mit einem charmanten Lächeln. „Stone-Eater" stand mit verschränkten Armen daneben und betrachtete die Szene mit Kopfschütteln.

„Bilde dir nichts ein, Kate, das macht er mit jeder Frau", meinte er.

Sofort fuhr Robert zurück und stellte sich entrüstet vor den anderen. Kate bemerkte, dass die beiden sich in Körperbau und Muskelmasse recht ähnlich waren, auch wenn Robert ein wenig kleiner war als „Stone-Eater". „Das ist eine ungeheuerliche Behauptung", ereiferte er sich und lief vor Zorn rot an. „Ich bin ein Ehrenmann. Ich behandle Frauen mit dem Respekt, den sie..."

„... bald nicht mehr ertragen können, alter Mann", vollendete „Stone-Eater" den Satz frech für ihn. „Glaub mir einfach, die Masche habe ich schon versagen sehen, noch während du mich ausgebildet hast."

Robert wurde wohl noch wütender. Seine Brust schwoll an, und er holte tief Luft, um eine noch heftigere Erwiderung zu geben. Doch da erkannte Kate, dass er es nicht ernst meinte – er übertrieb es mit voller Absicht. Und lachend gab Robert schließlich klein bei. „Ja, du hast Recht", gab er unumwunden zu. „Also, ihr beide seid geschäftlich hier?" Mit einem Wink bedeutete er den beiden, sich an den kleinen Tisch zu setzen, der in einer Ecke stand. Mit der anderen Hand holte er bereits ein paar Gläser und eine Flasche mit undefinierbarem Inhalt aus einem Regal neben sich.

Als jeder von ihnen am Tisch saß und ein volles Glas vor sich stehen hatte – Kate nippte vorsichtig daran und stellte fest, dass es bei Weitem nicht so stark war, wie sie befürchtet hatte – erzählte „Stone-Eater", was sie genau brauchten. Robert hörte aufmerksam zu, nickte kurz und überlegte nicht lange. Die Vorgaben waren anspruchsvoll – immerhin war der Scout eines ihrer wichtigsten Truppenmitglieder, und sie hatten in den letzten beiden Einsätzen schmerzlich einen talentierten Söldner auf dieser Position vermisst. Kate hatte zudem den Vorschlag gemacht, dass es jemand sein sollte, der nicht unbedingt auf Kampf aus war – von der Sorte hatten sie schon genug. Aber erstaunlicherweise hatte „Stone-Eater" kaum ausgeredet, da griff Robert nach einem Kommunikator an seinem Gürtel und sprach hinein: „Carla, wenn du Svandt gerade in der Nähe sitzen hast, schick ihn doch mal bitte zu mir ins Hinterzimmer!"

Es kam eine Antwort, die Kate aber nicht verstehen konnte. Robert schaltete den Kommunikator wieder ab und verstaute ihn, bevor er sich wieder seinen Gästen zuwandte. „Lasst mich kurz zusammenfassen: Er soll sich auf verschiedenen Arten von Planeten auskennen, soll ein guter Spurenleser und Wegfinder sein, soll seine Probleme eher friedlich und diplomatisch lösen, soll ordentlich was in der Birne haben und soll nach Möglichkeit keine familären Bindungen haben. Soweit alles korrekt?" „Stone-Eater" und Kate nickten. Da hob Robert skeptisch eine Augenbraue. „Ihr wisst, dass Metaller Probleme mit grellem Licht haben, oder? Die meisten von denen taugen deswegen als Scout nicht viel."

„Stone-Eater" lehnte sich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurück. Kate konnte es ihm ansehen, dass er seinen alten Freund durchschaut hatte. „Und doch hast du jemanden, auf den diese Kriterien passen, und der dieses Problem nicht hat." Es war eine Feststellung, keine Frage. Und auch Robert lehnte sich zurück, mit einem Grinsen im Gesicht.

„Das kann er euch selbst erklären, wenn er hier ist", meinte er. Da klopfte es auch schon an der Tür. „Wie aufs Stichwort. Herein!"

Und herein kam Svandt Swaere. Kate erinnerte sich genau an diesen Moment, denn sie tat das, was jeder mit „Spooner" tat, der ihn zum ersten Mal sah: Sie unterschätzte ihn. Auf den ersten Blick war Svandt ein nicht allzu großer, langhaariger, schwarzgekleideter Metaller, ein typischer Bewohner dieses Planeten. Seine Kleidung war für Metaller-Verhältnisse informell – das Emblem einer hiesigen Musikgruppe prangte auf der Vorderseite seines Oberteils, und an seinem linken Handgelenk konnte sie zwei bunte Bändchen sehen, die sie als Orden der Metaller für vorherige Verdienste erkannte. Doch etwas an seiner Aufmachung stimmte nicht, etwas, das sie nur schwer einordnen konnte. Aber irgendwas unterschied ihn von den anderen Metallern, denen sie begegnet war...

Er zeigte sich von den beiden Besuchern relativ unbeeindruckt. Seine Augen waren hell und aufmerksam, und er musterte „Stone-Eater" und Kate mit abschätzenden, aber nicht bewertenden Blicken. Dann legte er seine rechte Hand auf die Brust, Zeigefinger und kleiner Finger gespreizt, während die übrigen Finger zur Faust geballt waren. Damit vollführte er die typische respektvolle Begrüßungsverbeugung der Metaller. Und in diesem Augenblick sah sie es, was sie die ganze Zeit gestört hatte:

Svandt trug kein Schwert. Die Metaller auf diesem Planeten, die sich nicht umsonst zum „Schwertschwinger-Imperium" zugehörig fühlten, waren stolz auf ihre Künste im Schwertkampf. Doch dieser trug keine solche Waffe.

Auch „Stone-Eater" hatte dies bemerkt, und er bemühte sich, sein Erstaunen zu verbergen. „Sie sind Kundschafter?", fragte er in neutralem Tonfall.

Svandt nickte. Ein sehr zackiges Nicken – Kate vermutete, dass er früher zum Militär gehört hatte, oder genauer zur imperialen Garde, zu der alle Soldaten des Imperiums gehörten. Dies bestätigte der Metaller dann auch im näheren Gespräch. Mit ruhigen, sachlichen Schilderungen und einer erstaunlich sanften, tiefen Stimme gab er von sich preis, was „Stone-Eater" wissen wollte. Sein Lebenslauf war umfangreich, und Robert, der ebenfalls seine Erkundigungen eingezogen hatte, bestätigte seine Angaben. Seine Vorgesetzten bei der Garde hatten seine Fähigkeiten zu schätzen gewusst, soviel war klar.

„Und warum kein Schwert?", stellte „Stone-Eater" schließlich die Frage, die schon die ganze Zeit im Raum hing. Svandt stieß bei dieser Frage einen schweren Seufzer aus.

„Ich höre diese Frage nicht zum ersten Mal", erzählte er. „Ich habe mich nie wirklich als Schwertkämpfer gefühlt, obwohl ich dafür ausgebildet wurde. Ich ziehe es vor, Situationen zu vermeiden, in denen Nahkampf nötig ist, und nicht meinen taktischen Vorteil für ein primitives Kräftemessen zu opfern."

„Das klingt aber sehr unorthodox", stellte Kate überrascht fest, und Svandt nickte ihr zustimmend zu.

„Da haben Sie meine Lebensgeschichte in einem Satz", entgegnete er mit einem Hauch Verachtung. „Ich bin kein gläubiger Metaller, ich glaube weder an den ritterlichen Zweikampf noch daran, dass die Musiker der alten Welt Götter waren. Das reicht, um mich zu einem Außenseiter auf einem Planeten voller Außenseiter zu machen."

„Dann werden Sie wohl froh sein, wenn Sie von diesem Planeten wegkommen, oder?", wollte „Stone-Eater" wissen.

Svandt zuckte die Achseln. „Es gibt auch gute Dinge hier. Aber andererseits gibt es auch viele gute Dinge da draußen."

Für „Stone-Eater" war der Fall wohl klar. Er nickte Robert zu, der sich breit grinsend einen weiteren Drink aus der Flasche genehmigte. Doch Kate war damit noch nicht glücklich. „Eine Frage noch, Mr. Swaere!", unterbrach sie energisch die beiden Männer, die sich zuprosteten. „Haben Sie von den Unicorn Riders je gehört?"

Der lauernde Unterton in Kates Stimme war Svandt nicht entgangen. Er spannte sich merklich. „Ja, Ma'am, das habe ich."

„Und was bedeuten sie für Sie?"

Sie ignorierte „Stone-Eaters" überraschten Blick, obwohl sie ihn an dieser Stelle gerne genossen hätte. Svandt hingegen schien nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Er überlegte nur kurz.

„Ehrenhaft", antwortete er dann. „Gewissenhaft. Und deswegen unterlegen. Eine Gruppe, die ganz dringend meine Hilfe braucht."

„Stone-Eaters" Devise war es immer gewesen, nur diejenigen anzuheuern, die ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken einschätzen konnten. Die sich von den Regeln und von Autoritätspersonen nicht einschüchtern ließen, selbst wenn dies mangelnden Respekt bedeutete. Jemand, der einen Job bei einer Söldnerbande suchte und sich ohne Furcht mit dem Anführer Auge in Auge maß, der kannte seinen eigenen Wert.

Doch „Spooners" Selbstvertrauen und Zuversicht waren es nicht alleine gewesen, die ihm den Posten eingebracht hatten. Er hatte es geschafft, als Metaller die Eigenschaften zu vereinen, die „Stone-Eater" als Stärke ansah, aber die anderen Eigenschaften, die dieser zu den Schwächen zählte, zu unterdrücken. Andere Metaller des Imperiums, die ehrgeizig waren, wurden zu oberen Heerführern oder zu Ehrenjägern, die abtrünnige Metaller zur Strecke brachten. „Spooner" hingegen kümmerte so etwas nicht – er ging seinen eigenen Weg, wohin dieser ihn auch führen mochte. Und er strahlte dabei eine Zuversicht aus, die auf alle, die ihn begleiteten, abzufärben schien.

Zugegeben, momentan war die Tatsache, dass er in der Dunkelheit besser sehen konnte als der Rest von ihnen, ebenfalls ein großes Plus. Und so überraschte es Kate nicht, als er nach einigen Minuten ohne Vorwarnung aus dem Dickicht kam und ihnen mitteilte, dass er einen geeigneten Weg gefunden hatte. Die anderen jedoch brauchten einen kurzen Moment, um die Waffen wieder herunterzunehmen und ihren Herzschlag zu beruhigen.

„Spooner" sah sich verständnislos in den Reihen seiner Begleiter um, die er erschreckt hatte. „Was habt ihr denn alle?"

Der Marsch ging weiter. Und der Weg war gut, dies musste Kate neidlos anerkennen. „Spooner" hatte einen Pfad zwischen den Bäumen entdeckt, der einen ausgetrockneten Flussbett glich und der zwischen den Bäumen genug Platz ließ, dass sie eine Weile vor natürlichen Stolperfallen Ruhe hatten. Auf diesem Weg kamen sie in gutem Tempo voran, und Kate machte sich schon Hoffnung, dass sie es doch zu ihrem Rückzugslager schaffen würden, bevor die Sonne aufging.

Das war einige Minuten, bevor „Spooner" plötzlich anhielt und in einer eindeutig befehlenden Geste die Hand hob. Alle stoppten und verstummten. Und in der Ferne hörten sie es: leises mechanisches Dröhnen, das aber lauter wurde. Es schien näher zu kommen. In der Ferne, kaum zu sehen, glühte ein Licht auf.

„Raumschiff", flüsterte „Spooner", und er schien so angespannt wie noch nie. Kate ging neben ihm in die Hocke und sah in die Richtung des Lichts. Bei der Dunkelheit schien dieses eine Licht umso heller zu strahlen. Es schwebte über dem Boden, halb von den Bäumen verdeckt. Doch während das Dröhnen in der Ferne immer mehr anschwoll, sank es immer tiefer und verschwand schließlich. Damit wurde auch das Dröhnen deutlich leiser.

„Das ist doch nicht die Brunhilde, oder?", fragte „Socke" nervös, die ebenfalls nach vorne zu den anderen gekommen war.

„Nein", antwortete Jenkins, der konzentriert nach vorne blickte. „Die Triebwerke klingen anders. Das ist ein fremdes Schiff."

Kate atmete zischend aus. „Dann können das nur andere Söldner sein. Niemand sonst würde mitten in der Nacht auf diesem Planeten mitten im Wald landen." Das war ja eine schöne Bescherung! Andere Söldner... es war unwahrscheinlich, dass ihre Auftraggeber ihnen Hilfe geschickt hatten. Und selbst wenn, sie würde einer anderen Gruppe nicht über den Weg trauen, dafür kannte sie zu viele von denen. Wahrscheinlicher war es jedoch...

„Master" sprach es aus. „Die Magentron-Leute haben sich Verstärkung geholt. Da wette ich drauf."

Aber mitten im Wald, direkt auf ihrem Weg... Wussten die, wohin die „Unicorn Riders" wollten?

„Es liegt nicht auf unserem Weg", murmelte „Spooner", den anscheinend ähnliche Gedanken beschäftigten. Dass er ihre Gedanken gelesen hatte, schloss sie spontan aus. „Ich glaube, sie haben den Ort gewählt, weil dies eine der wenigen Lichtungen in diesem Umkreis ist. Nahe dem Magentron-Lager, das wir zerstört haben, meine ich. Aber sie werden nicht lange bleiben."

„Das stimmt", warf auch Jenkins ein. „Ich kenne die übliche Söldnertaktik. Sie werden vom Schiff nur abgesetzt, dann startet es wieder und wartet in sicherer Entfernung auf Abruf. Seht ihr?" Er wies zur Bekräftigung nach vorne, als das Dröhnen in der Ferne wieder lauter wurde. Das Licht stieg wieder auf, deutlich schneller dieses Mal, und dann verschwand es, als das Dröhnen endgültig verklang. „Wir haben es ja schließlich genauso gemacht."

Und Kate hoffte, dass Captain Terkova so umsichtig gewesen war, das Raumschiff in Sicherheit zu bringen. Wenn es feindliche Söldner waren, dann war die „Brunhilde" entweder in Gefahr oder ganz außer Sicht.

Wenn das nicht mal ihr kleinstes Problem war... Kate erinnerte sich an die verschiedenen Taktiken der diversen Söldnerbanden in der Galaxis, aber es gab einige Vorgehensweisen, die fast alle gemeinsam hatten. Und die erste war... „Sie senden Kundschafter aus", sagte sie. „Wahrscheinlich hauptsächlich in Richtung des Magentron-Lagers. Es wird Zeit, dass wir uns ein sicheres Versteck suchen, Spooner."

„Da finde ich schon was", erklärte „Spooner" entschlossen und verschwand wieder zwischen den Bäumen. Dieses Mal folgten ihm die anderen jedoch. Es war besser, vom offenen Pfad zu verschwinden, wenn es feindliche Söldner in der Region gab.

Dieses Mal jedoch dauerte die Suche länger, denn „Spooner" war wählerisch. Es musste ein Ort sein, den sie leicht verteidigen konnten und der ihnen guten Schutz bot. Aber es musste ein natürlich gewachsenes Versteck sein, damit niemand bemerken konnte, was sich dort verbarg. Eine Verteidigungslinie wie bei ihrem letzten Lagerplatz wäre einem aufmerksamen Späher der Söldner sofort ins Auge gesprungen, selbst wenn er nur halb so gut war wie „Spooner".

Dessen Zuversicht machte sich schließlich doch bezahlt. Es war nicht perfekt, aber es genügte seinen Ansprüchen. Eine Baumgruppe, die etwas dichter zusammenstand und mit tiefhängen blattbehangenen Ästen ein Dach über ihren Köpfen formte. Zwischen den Wurzeln des dicksten Baumes in der Mitte fanden sie eine Kuhle, die gerade groß genug für ihre Gruppe war. Mit herumliegenden Ästen und losem Buschwerk, welches sie möglichst naturgetreu drapierten, bauten sie ihre Deckung etwas aus. Irgendwann war auch „Spooner" endlich zufrieden, der sich das Ganze von Außen ansah. Die Gruppe hatte in dem Versteck genug Platz, um sich etwas auszuruhen, und sie war von draußen nicht zu sehen. Erschöpft teilte Kate die Wachen für ihre Ruhephase ein, dann legte sie sich halb zusammengerollt in die Kuhle und war nach einigen Augenblicken eingeschlafen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro