Waisenhaus
Ergänzung: Ich werde jetzt nach und nach die Kapitel neu hochladen, die das Problem mit den zusammengeschriebenen Wörtern haben. Also nicht wundern.
------------------------
„Manchmal muss man erst durch die Hölle gehen um auf den Wolken tanzen zu können."
Mika PoV:
Verflucht! Das kann doch nicht wahr sein! Wieso konnte ich meinen verdammten Mund denn nicht einfach halten?! Aber die blöde Kuh hat's ja wirklich drauf angelegt. Niemand könnte sich da noch kontrollieren.
Wütend schritt ich den mir endlos vorkommenden Flur entlang, direkt vor zwei Betreuerinnen, welche mich mit ihren Blicken förmlich erdolchten. Eigentlich hatten sie jetzt Mittagspause genau wie ich, aber irgendwer musste mich ja zur Chefin dieses 'Irrenhauses' bringen nachdem ich eines der anderen Mädchen fertig gemacht hatte.
Wir drei blieben vor der großen Tür am Ende des Flures stehen. Eine der Aufpasserinnen klopfte, während ich wartend an der Wand lehnte.
„Herein!" kam es nach einigen Sekunden aus dem Raum. Sofort wurde ich grob in den Raum geschubst. Ich stolperte noch etwas vorwärts und kam fast direkt vor dem Pult der Direktorin des Waisenhauses zum stehen. Ich bekam gerade so noch mit wie die zwei reizenden Damen die Tür zuknallten und wieder verschwanden. Ich warf einen bösen Blick Richtung Tür, bevor ich das Seufzen der Direktorin bemerkte.
Gereizt tippte sie mit ihren Fingern auf irgendeiner Mappe rum, welche vor ihr lag, und blickte mir gleichgültig entgegen. Man sollte ja meinen dass jeder Mensch irgendwann Emotionen zeigt, aber diese Frau war wie ein Stein. Bis heute hatte ich sie noch nicht einmal lächeln oder gar lachen sehen. In ihren Augen konnte man auch nur endlose Leere erkennen.
„Was hast du nun schon wieder angestellt?" fragte sie nach einigen Minuten der Stille. Nervös verlagerte ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und rieb mir über meine Hände.
„Ich hab mich nur verteidigt! Saskia hat mich die ganze Zeit beleidigt und mich mit Papierschnipseln beworfen, was ich auch eine ganze Weile einfach ignoriert habe, aber sie-" ich wurde von einem dumpfen Geräusch unterbrochen. Die Direktorin hatte mit ihrem Lineal auf den Tisch geschlagen.
„Und ich dachte wir hätten endlich Fortschritte gemacht." sagte sie, während sie sich erschöpft über ihr Gesicht fuhr. „Du weißt ja was deine Strafe sein wird, drei Tage im Keller."
Ich nickte stumm. Es machte keinen Sinn zu diskutieren, hatte ich schon oft genug versucht. Also war der einzige Weg einzulenken, klein bei zu geben und zu hoffen, dass es bald vorbei geht.
Die Direktorin deutete mit ihrem Lineal auf die Tür. Ich verließ ihr Büro und ging schonmal in Richtung Keller, wo auch schon eine weitere Aufpasserin wartete. Mit einem sadistischen Lächeln auf den Lippen öffnete sie dir Tür und schloss sie auch wieder hinter mir. Wir beide hatten schon öfters das Vergnügen miteinander gehabt. Immer wenn ich mich nicht den Regeln entsprechend benahm, landete ich hier und wurde von ihr gepeinigt.
Der Keller war wie eine Zelle, obwohl ... eine Zelle war wahrscheinlich gemütlicher. Es gab hier unten kein Tageslicht, keine Fenster und auch keine Lampen oder ähnliches. Zu dieser unheimlichen Dunkelheit kam auch noch die unangenehme Stille. Selbst wenn im Haus eine Bombe hochgehen würde, würde man es hier unten nicht mitbekommen. Das Einzige was es in diesem feuchten Raum gab, war eine Toilette und eine Matratze.
Hier unten fühlte ich mich immer besonders unwohl und hilflos. Es gab keine Möglichkeit zu fliehen oder sich abzulenken. Man saß hier Stunden – wenn nicht sogar Tage – lang in der Dunkelheit, ohne Essen und ohne Licht. Es gab schon einige Mädchen aus dem Waisenheim, welche sich nach einem Aufenthalt hier unten ermordet hatten. Dieser Keller zerstörte das Wesen und auch den Willen von uns. Und genau das war auch das Ziel. Immerhin konnte man ein gebrochenes Kind besser unter Kontrolle behalten.
Ich hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren als sich die Tür öffnete und die Direktorin mich aus dem Keller zerrte. Sie stellte mich an eine Wand und griff nach ihrer Peitsche. Ich wusste schon was mir nun blühte, auch dies musste ich schon des öfteren durch stehen als mir lieb ist.
„Dreh dich mit dem Gesicht zur Wand und zieh dein T-Shirt aus." Nur äußerst widerwillig folgte ich ihren Anweisungen. Noch bevor sie das erste Mal zuschlagen konnte, sammelten sich einige Tränen in meinen Augen. Ich hatte panische Angst vor dem Schmerz der gleich folgen würde und begann zu zittern.
Ich schloss die Augen und wartete auf den ersten Schlag, welcher einen Moment später folgte. Immer wieder holte sie aus und schlug mit ihrer schwarzen Peitsche auf meinem Rücken, wo sich schon erste Wunden bildeten. Ich schrie mir förmlich die Seele aus dem Leib und konnte schon fühlen wie mein warmes Blut über meinen Rücken floß.
Erst nach zwanzig Minuten wurden die Schläge weniger, bis die Direktorin endlich von mir abließ und ich wieder achtlos in den Keller geschmissen wurde. Ich kauerte mich auf der Matratze zusammen, während mir immer wieder ein Schluchzen entfloh.
Mein Rücken fühlte sich beinahe taub an, und trotzdem spürte ich dieses unerträgliche Brennen. Es dauerte ewig bis ich endlich einschlief und mich in meine Träume flüchten konnte.
Nachdem ich diese Tortur drei Tage lang über mich ergehen ließ, durfte ich zurück in mein Zimmer. Früh am Morgen stand ich völlig erschöpft auf und wollte mich für die Schule fertig machen. In meiner Schule wurden wir Waisenkinder wie Dreck behandelt. Die meisten unserer Mitschüler machten sich über uns lustig oder beschümpften uns auf's übelste. Und vor allem ich, eine der wenigen die sich immer zur wehr setzte und sich nichts gefallen ließ, war eines ihrer lieblings Ziele.
Ein klopfen an der Tür ließ mich aufhören. „Herein" rief ich schnell und wartete darauf wer hinein treten würde. Es war eine der Aufpasserinnen. Sie sah mich streng an und befahl mir ihr schleunigst zu folgen. Erst wollte ich mich wehren und ihr sagen, dass ich doch garnichts getan hatte, aber meine Wunden waren noch lange nicht verheilt, weshalb ich nur stumm nickte.
Mal wieder wurde ich zum Büro der Direktorin geführt. Als ich dann unsicher vor dieser stand, wartete ich förmlich darauf wieder in den Keller geschickt zu werden. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich da grundlos hinein musste.
„Mika, du weißt doch sicher von unseren finanziellen Problemen, nicht wahr?" fragte die Direktorin plötzlich mit ernster Stimme, was mich etwas zusammen zucken ließ. Ich nickte als Antwort und wartete dass sie fortfuhr.
„Nunja, wir werden in etwa einem Monat schließen müssen und das zwingt uns drastische Maßnahmen zu ergreifen. Einige von euch werden in andere Waisenhäuser kommen, aber da diese auch nur eine bestimmte Anzahl an Kindern aufnehmen können, werden die anderen in Adoptivfamilien gesteckt. Du bist eine davon." erklärte sie weiter.
Geschockt sah ich in ihr Gesicht und suchte nach einem Anzeichen für eine Lüge oder einen schlechten Witz. Das konnte doch nicht wirklich ihr ernst sein?! Sie hatte mich schon in so viele Familien gesteckt und trotzdem bin ich immer wieder hier gelandet.
„Ich bitte dich also deine Tasche zu packen. In einer Stunde wirst du von einem Taxi zum Zug gebracht." Und damit war das Gespräch beendet. Ich wusste genau, dass sie meine Meinung dazu nicht im geringsten interessierte. Sie wollte mich nicht länger an der Backe haben und begrüßte es natürlich mich mal wieder abschieben zu können. Und das anscheinend diesmal für immer.
Wieder nickte ich nur stumm und verließ den Raum. Schnell lief ich in mein Zimmer und stopfte wütend alle meine Sachen in meine Reisetasche. Ich besaß nicht wirklich viel, nur ein paar Klamotten und ein Armband.
Das Armband war das einzige was ich bei mir hatte, als ich als Baby hier vor die Tür gelegt wurde. Niemand wusste wer ich war oder woher ich kam. Und natürlich auch nicht wer meine Eltern waren. Aber das wollte ich mittlerweile sowieso nicht mehr wissen. Immerhin hatten sie mich hier einfach zurück gelassen und sich einen Dreck um mich geschert. Dazu sind sie auch Schuld an den ganzen Schmerzen die ich in meinem Leben ertragen musste.
Pünktlich eine Stunde später wurde ich von einer Betreuerin nach draußen geführt, ja förmlich rausgeschmissen, wo schon ein Taxi auf mich wartete. Als ich meine Tasche im Kofferraum verstaut hatte, drehte ich mich nochmal zum Waisenhaus und schrie lautstark:„Auf nimmer Wiedersehen, ihr Irren!" Noch bevor die Betreuerin zu mir kommen konnte, sprang ich ins Auto und fuhr davon.
Irgendwie war es befreiend mal wieder von hier weg zu kommen. Nur leider wusste ich nicht wohin sie mich diesmal schickten, also konnte ich auch noch keine Fluchtpläne schmieden. Aber das stellte kein Problem dar. Immerhin würde ich ja alleine mit dem Zug fahren, also würde niemand bemerken wie ich mich vom Bahnhof schleichen und dann verschwinden würde.
Das erinnerte mich etwas an meine letzte Familie. Ich war noch nichtmal richtig bei ihnen angekommen, da stieg ich schon in das nächst beste Taxi und fuhr so weit ich mit meinem Geld kommen konnte. Weit war es zwar nicht gewesen, aber man konnte ja noch trampen. So war ich fast zwei Monate auf der 'Flucht', bis mich dann die Polizei einsammelte und direkt zurück zum Waisenhaus brachte. Meine Adoptivfamilie wollte mich dann natürlich nicht mehr, aber naja. War ja nicht der Weltuntergang.
Kaum wurde ich vom Taxifahrer in den Zug geführt - diesmal wurde anscheinend vorgesorgt um zu verhindern, dass ich wieder abhaue – lehnte ich meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und schloss die Augen. Der Zug hatte nur einen Stopp und an dem würde mich eine der Zugtanten rausschmeißen. Diesmal hatte sich die Direktorin wirklich selbst übertroffen, so viele Geschütze hatte sie ja noch nie wegen mir aufgefahren.
Normalerweise setzten sie mich in ein Taxi und dann ging ich von selbst ins Flugzeug oder in den Zug. Früher dachte ich noch alles würde gut werden, meine Adoptivfamilie würde mich herzlich willkommen heißen und ich würde ein glücklichen Leben führen. Jedoch wurde ich jedes mal auf's neue enttäuscht. Irgendwann verlierte ich die Hoffnung. Ich hatte bemerkt, dass ich besser dran war, wenn ich mein Leben selbst in die Hand nehme und mich nicht immer von dieser herzlosen Direktorin rumschubsen ließ.
Etwas erschöpft fiel ich nach wenigen Minuten in einen traumlosen Schlaf.
Es fühlte sich so an als hätte ich nur zwei Sekunden die Augen geschlossen gehabt, als mich eine blonde Frau weckte und mir erklärte, dass ich hier raus müsse. Knurrend gehorchte ich und schnappte mir meine Tasche, bevor ich den Zug verließ. Auf dem Bahnsteig waren zahlreiche Menschen, was ich sehr begrüßte. Immerhin würde ich in dieser Menge nicht so schnell auffallen, vor allem nicht mit meinen 1,68m. Mit schnellen Schritten lief ich zwischen den Leuten entlang und kam irgendwann auf dem Parkplatz an. Ich schaute mich um und suchte ein Taxi oder etwas anderes womit ich hier schnell verschwinden konnte.
Plötzlich tauchte vor mir ein riesiger, muskulöser Mann auf. Perplex hob ich meinen Kopf um meinem Gegenüber ins Gesicht sehen zu können. Ich musste mehrmals gegen das Licht der Sonne blintzeln um ihn genauer erkennen zu können.
Also mal ehrlich, was hat dieser Kerl genommen. Der war ja locker zwei Köpfe größer als ich und dazu noch ein halber Schrank.
„Ähm, würden sie mal aus dem Weg gehen?! Ich hab's eilig!" knurrte ich wütend. Von dem würde ich mich doch nicht einschüchtern lassen. Was wollte er hier schon groß machen, um uns herum waren überall Leute.
„Du bist Mika, oder?" fragte eine weitere Person, welche neben Schrank Nummer eins auftauchte. Dieser Typ war ja mindestens genauso aufgepumpt wie der erste. Schluckten die irgendwelche Anabolika oder was?! Ich hatte noch nie solche Muskelprotze gesehen, und dann gleich zwei auf einmal ...
„Wer will das wissen?" fragte ich skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich bin Jared und das ist Embry." erklärte Schrank Nummer eins, alias Jared, und deutete mit seinem Finger erst auf sich und dann auf den anderen Kerl.
„Ja und? Denkst du das interessiert mich?!" fauchte ich schließlich und wollte schon weiter gehen, als sie mich plötzlich Richtung Wagen zogen.
„Was soll das denn werden? Lasst mich gefälligst los!" schrie ich und fing an wie wild zu zappeln, was die beiden aber nicht zu stören schien.
„Hey, ganz Ruhig. Wir sollen dich nur abholen und zu Sam und Emily bringen." erklärte Embry, während er mich auf die Rückbank drückte und die Tür vor meiner Nase zuknallte.
„Und wer soll das bitteschön sein?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und warf den beiden Typen boshafte Blicke zu.
„Hat es dir etwa keiner gesagt? Die beiden haben dich adoptiert." kam es von Jared.
Fu**! Das konnte doch nicht wahr sein! Was sollte den jetzt aus meinem schönen Fluchtplan werden? Ich hatte mir dieses Mal alles so schön zurecht gelegt. Ich wäre für drei Jahre unter getaucht, also bis zu meinem 18ten Geburtstag. Dann hätte mir niemand mehr was vorschreiben können. Wenn mich diese zwei Kerle allerdings zu dieser Familie bringen, würde es viel schwerer werden. Ich musste also so schnell wie möglich aus diesem Auto heraus. Nur wie?
Nachdem ich einige Minuten in meinen Gedanken versunken war, fiel mir wieder etwas ein, was ich noch in erfahrung bringen musste.
„Hey, ihr zwei Vollidioten. Wo fahren wir eigentlich hin?" machte ich auf mich aufmerksam. Ich konnte ein leises warnendes Knurren von Jared hören. Embry hingegen schnaubte genervt und sah weiter aus dem Fenster in die vorbeiziehenden Wälder.
„Hallo?! Seid ihr auf einmal zu dumm zum sprechen oder was habt ihr?" fragte ich gereizt. Mittlerweile hatte ich meine Taktik gefunden. So lange nerven, bis sie es nicht mehr ertragen und mich aus dem Wagen werfen.
Endlich drehte sich Embry zu mir um und sagte:„Nach La Push. Und jetzt halte endlich die Klappe, ich halte deine scheiß Laune nicht zwei Stunden aus." Entrüstet blickte nun ich aus dem Fenster. Die Anabolika-Kerle konnten sich also doch wehren.
Als ich jetzt so über diese Nerven und Abhauen Nummer nachdachte, bemerkte ich meinen Fehler. Die beiden würden mich wohl eher hinten auf der Ladefläche des Pick-up's fest binden. Also entschied ich mich dafür mir erstmal ein Bild über diese 'Familie' zu verschaffen und dann Pläne zu schmieden.
Ich versuchte mich an die Lehne meines Sitzes zu lehnen, zuckte aber kaum merklich zusammen und beugte mich schnell wieder nach vorne. Die Wunden an meinem Rücke brannten nach wie vor. Ich hatte sie nur Notdürftig verarzten können, bevor ich aufgebrochen bin. Nur gut, dass ich einiges an Arztzeug hatte mitgehen lassen.
Also entschied ich mich dazu mich abzuschnallen und für quer auf die komplette Rückbank zu legen. Viel platz hatte ich zwar nicht, aber so konnte ich mich immerhin auf die Seite legen und wieder etwas schlafen.
„Was soll das denn jetzt schon wieder?" motzte Jared, während er mich im Rückspiegel beobachtete. Der sollte seine Augen lieber auf die Straße richten, ich hatte nämlich keine Lust schon so jung zu sterben.
„Ihr wolltet doch das ich ruhig bin. Und da ich kein Bock habe meine ganze Energie sinnlos an euch zu verschwenden, werde ich lieber schlafen." erklärte ich und schloss die Augen. Und wieder sank ich in einen tiefen Schlaf.
---------------------------------------------------------
Armband: http://www.leder-schmuck.de/images/product_images/original_images/armband_damen_braun-gold-silber_2.jpg
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro