Vergangenheit
„Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein."
(Dalai Lama)
Ein paar Wochen später, wir waren mittlerweile alle wieder zu unseren üblichen Tagesabläufen zurückgekehrt, tauchte jemand vor meiner Haustür auf, der mein Leben nochmal gewaltig auf den Kopf stellte. Er konfrontierte mich mit Gedanken und Gefühlen, die ich eigentlich niemals in mir wiederfinden wollte.
Früher als kleines Mädchen hatte ich diesen Tag immer herbeigesehnt, aber nun ... wäre ich am liebsten schreiend davongelaufen. Ich hatte mit diesem Teil meines Lebens abgeschlossen und ihn tief in mir begraben, mit der Hoffnung ihn nie wieder ans Tageslicht zu lassen.
Am besten fangen wir nochmal am Anfang an, der Moment als jemand an der Tür klopfte und ich sie ihm öffnete ...
„Ähm ... Hallo.", kam es etwas irritiert von mir, während ich den großen, schlaksigen Mann vor mir skeptisch musterte. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, hatte eine Art Aktentasche dabei und hatte einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt. War das etwa einer dieser Futzis, die immer an Türen klingelten und anderen Leuten sinnlosen Schrott aufquatschten?
„Guten Tag, ich bin auf der Suche nach einer gewissen Mika Uley.", erwiderte der Mann in einem höflichen Ton und musterte mich nun ebenfalls kurz. Ich zögerte einen Moment, weil ich mir nicht sicher war, ob dieser Typ Ärger bedeutete, aber da kam auch schon Paul um die Ecke und stellte sich an meine Seite. Er hatte wahrscheinlich gelauscht oder sich einfach nur gewundert, warum ich so lange brauchte.
„Die bin ich.", sagte ich kurz und drückte mich etwas an Paul, der auch gleich seinen Arm um meine Schultern legte, um mich zu beruhigen. Er hatte seine Muskeln etwas angespannt und sich zu seiner vollen Größe aufgebaut, um seine Überlegenheit dem Anzug-Futzi zu demonstrieren.
„Könnten Sie mir dies vielleicht mit einem Ausweis oder anderen offiziellen Papieren beweisen?", fragte er immer noch die Höflichkeit in Person und lächelte nun sogar leicht. Ich nickte nur und verschwand für ein paar Sekunden im Haus, bevor ich mit meinem Personalausweis wieder kam. Der Fremde betrachtete ihn einen Moment, dann nickte er und gab ihn mir zurück.
„Da das geklärt wäre, kann ich Ihnen ja nun verraten wofür ich hier bin. Könnten wir dazu vielleicht nach drinnen gehen?", wandte er sich ruhig an mich. Ich konnte wieder nur nicken.
Ich ging voran, während Paul hinter dem Schlipsträger blieb, um ihn im Auge zu behalten. Im Wohnzimmer bot ich ihm schließlich etwas zu Trinken an, aber er lehnte ab. Also setzte ich mich ihm einfach gegenüber, direkt neben Paul.
„Also, was wollen Sie?", fragte Paul ungeduldig. Ich konnte nur allzu deutlich spüren, dass er ihn nicht mochte. Aber der Mann ließ sich davon nicht beirren.
„Miss Uley, ich bin - war der Anwalt Ihrer leiblichen Eltern und bin hier, um Ihnen ihr Testament zu verlesen.", kam er endlich zum Punkt. Mir musste der Schock und der Unglaube ins Gesicht geschrieben sein, denn er machte eine Pause, um mir die Möglichkeit zu geben, mich wieder zu fangen.
Aber da konnte er lange warten. In meinem Kopf brach mit einem Mal komplettes Chaos aus, mein Herz zog sich zusammen und mir fehlten die Worte. Meine leiblichen Eltern ... hatte er gesagt. Er ist ihr Anwalt. Nein, er war es. Sie waren tot, anscheinend alle beide. Die Menschen, die mich nicht wollten, die mich weg gaben in diese Hölle, diese Menschen waren tot.
„Warten Sie mal. Was? Ihre Eltern ... Die haben sie weggegeben. Wie konnten sie Mika dann überhaupt finden?", meldete sich Paul wieder zu Wort. Er hatte als erstes seine Stimme wieder gefunden, aber seine Verwirrung war immer noch deutlich zu hören. Aber was er sagte, machte trotzdem irgendwie Sinn. Ich wurde zur Adoption freigegeben und eigentlich hätte es dann unmöglich für meine leiblichen Eltern sein müssen, mich hier aufzuspüren.
„Nunja, dazu müsste ich Ihnen die Geschichte von Anfang an erzählen. Wünschen Sie das, Miss Uley?", fragte er nun mitfühlend nach und suchte meinen Blick. Ich nickte schwach, da ich immer noch kein Wort heraus brachte.
Er räusperte sich kurz, bevor er zu erzählen begann: „Ihr Vater entstammte einer wohlhabenden Familie, der eine Reihe von großen Konzernen gehörte, während Ihre Mutter eine bodenständige Bäckerstochter war. Sie lernten sich im College kennen und es war Liebe auf den ersten Blick. Sie kamen in kürzester Zeit zusammen und waren glücklich miteinander. Aber die Familie Ihres Vaters wollte dies nicht anerkennen, weil sie ja 'nicht gut genug für ihn sei', hatte seine Mutter gemeint. Aber Ihr Vater ließ sich davon nicht beirren und entschied sich für die Liebe und gegen die Familie. Eigentlich wollten sich die beiden gemeinsam eine Zukunft aufbauen, aber dann wurde ihre Mutter mitten im vorletzten Semester schwanger. Ihr Vater war noch nicht bereit für ein Kind, aber ihre Mutter wünschte es sich so sehr, dass er nicht nein sagen konnte. Also behielten sie das Kind. Aber bei der Entbindung verstarb Ihre Mutter tragisch und ließ ihren Vater mit Ihnen zurück. Er war so niedergeschlagen und mit Ihnen als Baby überfordert, dass er es für das Beste hielt, Sie in ein Waisenhaus und so in eine glückliche Familie zu geben."
Ich brauchte eine Weile, um all das zu verarbeiten. Meine Mutter war also schon vor Jahren gestorben. Sie hatte mich gewollt, aber mein Vater nicht.
„Oh ja, es war wirklich das Beste, was ihr hätte passieren können!", knurrte Paul ironisch, während er mir beruhigend über den Rücken strich. Paul war gerade das einzige, woran ich mich klammern konnte, um nicht zusammenzubrechen.
„Ihr Vater wusste nicht, was dort vor sich ging, bis das Waisenhaus geschlossen wurde und einige Kinder zu reden begannen. Nach dem Gerichtsprozess gab es keinen Zweifel mehr an den grauenhaften Taten der Erzieher, die nun allesamt im Gefängnis sitzen. Und als -", erklärte er, aber innerlich drückte ich kurz auf den Pause-Knopf. Von diesem Gerichtsprozess hatte ich überhaupt nichts mitbekommen! Ich wusste ja, dass es geschlossen werden sollte, aber das sich dann einige der anderen Kinder wirklich getraut hatten ... Früher hatte ich es auch einmal versucht, aber man hat mir nicht geglaubt und ich hatte wieder nur eine Nacht im Keller verbringen müssen, als die Erzieher von meiner Aktion erfuhren.
„- Ihr Vater davon erfuhr, setzte er alles daran Sie zu finden. Er wollte sehen, ob es Ihnen gut geht, und vor allem wollte er sich entschuldigen. Aber dann wurde er krank und verstarb schließlich an einem Gehirntumor.", endete er und wirkte nun selbst etwas bedrückt. Er musste meinem Vater nahe gestanden haben.
Ich wusste nicht, ob ich wegen diesen Worten lachen oder weinen sollte. Diese Geschichte kam einerseits mir so lächerlich vor, dass man denken konnte sie wäre nur ausgedacht, um meine Eltern in ein besseres Licht zu rücken, aber andererseits war das alles einfach eine Verknüpfung von tragischen Geschehnissen.
Wäre meine Mutter nicht verstorben, hätte ich bei meinen leiblichen Eltern aufwachsen können. Hätte mein Vater mich nicht weggegeben oder wenigstens direkt adoptieren lassen, dann hätte ich vielleicht auch eine glückliche Kindheit gehabt. Aber so war es nunmal nicht gekommen. Ich hatte mich durchs Leben kämpfen müssen und erst hier in La Push eine Art Frieden gefunden.
„Ihre Mutter hatte zu dem Zeitpunkt ihres Todes kein Testament, wer hätte denn auch vermutet, dass sie so jung verstirbt, aber sie hatte alles so eingerichtet, dass es an ihren Vater ging. Er nutzte schließlich ihrer beider Gelder und baute selbstständig ein riesiges Unternehmen auf. Ab da an lebte er nur noch für seinen Job. Er hatte nach ihrer Mutter auch keine weitere Frau, oder Kinder.", redete er einfach immer und immer weiter. Und ich bekam so langsam wirklich Probleme da mitzukommen.
„Und als er sich schließlich auf die Suche nach Ihnen machte, hatte er einen Privatdetektiv angeheuert. Der schaffte es Ihre letzte Familie, die Uleys, ausfindig zu machen. Aber es war nicht sicher, ob Sie immer noch hier waren, da Sie ja nun schon über 18 sind. Aber als er dann vor einigen Wochen die Anzeige zur Geburt Ihrer Tochter in der Zeitung fand, wäre er am liebsten sofort hergekommen. Aber zu diesem Zeitpunkt blieben ihm nur noch wenige Tage, bis er verstarb. Und nun bin ich an seiner Stelle hier.", kam er nun endlich zum Ende der Geschichte. Als er sich etwas vorbeugte, sah er mir fest in die Augen. Mittlerweile flossen aus meinen schon Tränen.
„Er hat Ihnen alles vererbt: sein Geld, seine Besitztümer, selbst seine Firma. Er wollte, dass Ihnen all die gehört, als eine Art Wiedergutmachung."
„Wiedergutmachung? Dafür ist es ein bisschen spät, finden Sie nicht.", kam es etwas spöttisch von mir, nachdem es einige Minuten still geblieben war, „Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich will sein Geld nicht. Ich hab es aus eigener Kraft bis hierher geschafft, ohne seine oder Ihre Hilfe." Paul neben mir nickte zustimmend und griff nach meiner Hand. Er stand voll und ganz hinter mir.
„Nehmen Sie es doch bitte an, er hatte es sich so gewünscht.", versuchte mich der Anwalt umzustimmen, aber ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte das Geld meines Erzeugers nicht zum Leben.
„Ich kannte ihn doch nicht einmal! Und nur weil er sich schuldig gefühlt hat, muss ich dieses Geld noch lange nicht annehmen. Von mir aus können Sie es in irgendwelche Stiftungen geben, die dieses Geld gebrauchen können, aber ich will es nicht.", stellte ich nochmal klar. Ich hätte es auch nicht angenommen, wenn mein Vater hier persönlich aufgekreuzt wäre.
„Wenn Sie es so wünschen.", gab er sich geschlagen und nickte knapp. Dann nahm er sich seine Aktentasche und kramte daraus einen großen Umschlag und einen kleinen Briefumschlag heraus. Als erstes öffnete er den großen, in dem sich das Testament meines Vaters befand. Er notierte meinen Wunsch, das Geld zu spenden und die Firme dem geeignetsten Mitarbeiter zu übergeben. Dann musste ich nur noch unterschreiben und diese Sache war geklärt. Aber dann überreichte er mir noch den Briefumschlag.
„Den hat Ihr Vater geschrieben, als ihm bewusst wurde, dass er Sie wohl nicht mehr persönlich treffen würde. Ich habe auch noch einen kleinen Zettel beigelegt, wo der Friedhof und der genaue Standort der Gräber Ihrer Eltern beschrieben sind. Nur für den Fall, dass Sie es sich mal anschauen wollen.", erklärte er schlussendlich und stand auf. Er wollte gehen, dafür brauchte keiner von uns etwas sagen.
Aber der Blick des Mannes ruhte noch einen Moment auf meinem Gesicht.
„Sie haben die Schönheit ihrer Mutter geerbt und anscheinend auch den Kampfeswillen und die Sturheit ihres Vaters.", mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und ließ sich von Paul zu Tür begleiten.
Und kaum waren die beiden aus dem Wohnzimmer verschwunden, brachen bei mir alle Dämme. Ich begann heftig zu schluchzen und hatte das Gefühl zu ersticken. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während die Tränen in Strömen flossen. Ich krümmte mich zusammen und wollte am liebsten alles wieder vergessen. Wollte diesen ganzen Tag einfach wieder auf Null setzten, nur um nichts über meine leiblichen Eltern erfahren zu müssen.
Es ging mir doch gut, ohne zu wissen, wer sie waren oder wie ihre gemeinsame Geschichte aussah. Ich hatte jetzt großartige Eltern, einen traumhaften Mann und eine wunderschöne Tochter. Mein Leben lief gerade so gut. Wieso also musste mir das Universum dann jetzt nochmal sowas reinwürgen?!
Paul schien meinen Heulkrampf gehört zu haben, denn er stürmte kurz darauf wieder ins Wohnzimmer und zog mich in seine Arme. Er strich mir beruhigend über den Rücken, während er murmelte: „Mika, hey, beruhig dich wieder."
Ich klammerte mich an ihn, befürchtete ohne ihn mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können, und weinte immer weiter.
Es hatte beinahe eine ganze Stunde gedauert, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Aber dann fühlte ich mich so schwach und ausgelaugt, dass mich Paul ins Bett trug und ich schon in seinen Armen eingeschlafen war.
Als ich wieder zu mir kam, lag Paul schlafend neben mir. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es mitten in der Nacht sein musste, denn es war dunkel draußen und der Vollmond war schon durch unser Fenster zu erkennen.
Ich drehte mich nochmal um und versuchte wieder einzuschlafen, aber keine Chance. Ich war zu aufgewühlt. Meine Gedanken kreisten immer noch um meine Eltern und um den Brief meines Vaters.
Sollte ich ihn lesen? Würde ich mich danach besser fühlen? Oder noch schlechter? Gab es überhaupt etwas, dass er schreiben konnte, dass mich besänftigen würde? Selbst nach all den Jahren der Verachtung, die ich ihnen gegenüber empfunden habe?
Mittlerweile wusste ich ja, dass meine Mutter keine Schuld an all dem trifft,und deshalb hatte ich ihr auch verziehen, aber bei meinem Vater sah das ganz anders aus. Er war noch am Leben gewesen! Er hatte 18 Jahre Zeit mich zu suchen und Kontakt aufzubauen, aber er hatte es nie versucht. Erst kurz vor seinem Tod, erst als das mit dem Waisenhaus publik wurde.
Wahrscheinlich wollte er nur sein Gewissen beruhigen, indem er um Vergebung bat. Aber vielleicht bereute er es wirklich mich in die Obhut dieser Monster gegeben zu haben.
„Ach scheiß drauf.", murmelte ich leise und ging nach unten, um mir diesen Brief durchzulesen. Ich würde ihm eine Chance geben, nur diese eine.
Im Wohnzimmer riss ich den Brief auf und nahm die Zettel hinaus. Auf dem kleinen las ich die Namen meiner Eltern: Rose Stevens und David Morgan. Für einen Moment starrte ich die Namen einfach nur an, versuchte meinen Namen mit ihren Nachnamen zu kombinieren. Mika Morgan, wie bescheuert klang das denn bitte?
Ich legte den kleinen Zettel wieder weg und nahm mir stattdessen den größeren. Dann begann ich mir die Zeilen durchzulesen:
Meine liebe Mika,
als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch so klein und hilflos. Du hattest ein bezauberndes Lächeln und strahlende Augen, in die sich jeder sofort verlieben musste. Zu gerne hätte ich dich bei mir behalten, aber mir war bewusst, dass ich dir nichts hätte bieten können.
Deine Mutter war gerade erst gestorben und du als ihr Ebenbild hättest mich nur immer wieder an den Schmerz erinnert. Damit hätte ich vielleicht noch leben können, es irgendwann vergessen, aber wie hätte ich dich alleine großziehen sollen? Ich war noch Student, mein Geld reichte ja gerade so aus, um mich über Wasser zu halten. Und von meiner Familie hatte ich mich abgewandt und sie mich verstoßen. Sie hätten mir nicht geholfen, egal ob du ihre Enkeltochter warst oder nicht. Und auch die Familie deiner Mutter hatte nicht die Mittel uns beide mit zu versorgen, da sie selbst noch einige Kinder hatten.
Also entschied ich mich dazu, dich in ein Kinderheim zu geben. Ich wollte dir so die Möglichkeit bieten, in einer glückliche Familie aufzuwachsen. Aber hätte ich vorher gewusst, was das für eine Anstalt war, dann hätte ich dich niemals weggegeben oder dich sofort zurückgeholt. Ich kann nun nur hoffen, dass dir dort nicht all diese schrecklichen Dinge widerfahren sind, über die die anderen Kinder berichtet haben. Und wenn du das alles doch durchstehen musstest, dann tut es mir unendlich Leid.
Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, all meine Entscheidungen rückgängig machen und dich selbst aufziehen.
Aber schlussendlich scheinst du ja in eine nette Familie gekommen zu sein, oder? Sonst wärst du sicherlich nicht dort geblieben. Aber vielleicht lag das ja auch an einem gewissen Mann, von dem du dein Kind hast. Diesbezüglich: Herzlichen Glückwunsch!
Ich hoffe, du hast in diesem Mann genau dieselbe Liebe gefunden, wie ich in deiner Mutter damals. Sag ihm, dass ich will, dass er gut auf dich und euer Kind aufpasst, euch beschützt und euch niemals allein lässt.
Und deiner Tochter, Namida, wünsche ich all das Glück dieser Welt. Zu gerne hätte ich meine Enkeltochter einmal kennengelernt, genauso wie dich, aber dafür ist es nun leider zu spät.
Aber dennoch möchte ich mich hiermit noch einmal für alles entschuldigen. Für all den Schmerz, den du die letzten Jahre erleiden musstest, und auch dafür, dass du nicht bei deiner eigenen Familie aufwachsen konntest. Nichts auf der Welt könnte entschädigen, was dir wegen meiner Entscheidung wiederfahren ist, das ist mir bewusst, aber dennoch hoffe ich, du kannst mir irgendwann einmal verzeihen.
In Liebe, dein Vater.
Wieder liefen mir einzelne Tränen über die Wangen, aber dieses Mal ohne einen Zusammenbruch zur Folge zu haben. Ich saß nur ruhig da und las mir die letzten Zeilen wieder und wieder durch. Ich hatte das Gefühl, dass all diese Worte aufrichtig waren. Es tat ihm wirklich Leid, wie mein Leben verlaufen war. Er bereute es zutiefst.
Und wenn ich mir das hier so durchlaß, konnte ich seine Gründe sogar irgendwie verstehen. In seiner damaligen Situation war es für ihn wirklich die beste Aussicht, seine Tochter glücklich zu machen, indem er sie weg gab.
Vielleicht konnte ich ihm ja wirklich vergeben, aber noch war ich dazu nicht bereit. Der Hass in meinem Herzen, den ich über Jahre geschürt hatte, konnte nicht einfach so über Nacht wieder verschwinden. Es würde dauern, aber ich würde es zumindest versuchen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro