Shopping
„Bedenke, ein Ende bietet uns oft die Chance auf einen wunderbaren Neuanfang."
Das Lagerfeuer wurde am Ende noch ziemlich witzig. Auch wenn ich mich noch nicht so richtig mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass meine 'Familie' größtenteils aus Wölfen bestand. Es verunsicherte mich etwas, da ich ja nicht wusste, ob sie sich unter Kontrolle hatten. Aber Sam versicherte mir, dass sie keine Gefahr für mich und die anderen Menschen darstellten. Sie beschützten uns sogar, aber natürlich wollte mir Sam zu meiner eigenen Sicherheit nicht verraten vor was genau. Aber bei den Geheimnissen, die ich bis jetzt aufgedeckt hatte, fragte ich lieber nicht weiter nach. Also tat ich es mit einem Nicken ab.
Und nochmal zum witzigen Teil. Wir haben Würstchen über dem Lagerfeuer gegrillt. Natürlich brauchte man dafür etwas Geschick, was Jared anscheinend total fehlte. Immer wieder brach ein Ast oder die Wurst daran verbrannte. Nicht mal eine einzige konnte überleben. Komischerweise schafften es alle anderen. Kim war am Ende so gnädig ihm zu helfen, aber selbstverständlich erst, nachdem sich alle über ihn kaputt gelacht hatten.
Etwa eine Stunde nach dem Essen wurde es viel zu kalt, um noch länger draußen zu sitzen, Wölfe ausgenommen, aber es konnte ja nicht jeder 'ne wandelnde Heizung sein. Wir entschlossen uns also wieder nach Hause zu fahren. Sam kam allerdings nicht mit uns mit, da er zusammen mit Embry Patrouille hatte. Das Problem war nur, dass weder Emily noch ich Auto fahren konnten. Also Emily hatte zwar den Führerschein gemacht, aber sie hatte etwas getrunken, weshalb sie es nicht verantworten konnte noch Auto zu fahren. Eigentlich war ja schon klar wer seine Hilfe anbieten würde, Paul.
Er fuhr uns schließlich zurück. Wieder saß ich hinten und starrte aus dem Fenster in die Finsternis. Ich weiß nicht warum, aber ich liebte es bei Nacht mit dem Auto zu fahren. Es fühlte sich so entspannend an die dürftig beleuchtete vorbeiziehende Landschaft zu beobachten. Nebenbei auch noch das Radio laufen zu lassen. Am liebsten hätte ich auch wieder leise mitgesungen, aber mit Paul im Wagen traute ich mich nicht.
Als wir endlich Zuhause ankamen, ging Emily schon mal vor. Ich blieb noch kurz bei Paul stehen. Jener zog mich zum Abschied in seine Arme. Er drückte mich fest an sich, aber er achtete wie immer darauf, dass ich noch genügend Luft bekam.
„Du weißt garnicht wie froh ich bin, dass du jetzt Bescheid weißt.", murmelte er in mein dunkelblondes Haar, während er seinen Kopf darin vergrub.
„Mh", kommentierte ich müde. Ich fühlte mich ziemlich erschöpft und wollte nur noch ins Bett.
„Du solltest lieber reingehen, sonst schläfst du hier noch in meinen Armen ein. Stören würde es mich zwar nicht, aber nach einer Weile würde es sicherlich unbequem werden."
„Das glaube ich nicht, immerhin strahlst du so eine angenehme Wärme aus. Aber okay, ich geh rein.", sagte ich ruhig und gähnte zum Ende hin herzhaft. Zufrieden lächelnd verschwand er im Wald, natürlich erst, als ich auf der Veranda des Hauses stand. Ich hörte ein leises Reißen, was mir zeigte, dass Paul sich verwandelt hatte. Also drehte ich mich um und ging ins Haus.
Im Wohnzimmer saß Emily schon auf der Couch mit einer kuscheligen Decke auf den Beinen und einer Tasse Tee in der Hand. Auf dem Tisch vor ihr stand noch eine weitere Tasse. Ich gesellte mich zu ihr und schlüpfte mit unter die große Decke, bevor ich mir den Tee schnappte. Emily schaltete den Fernseher an und suchte einen Film aus. Wie immer kam größtenteils nur Mist, aber wir fanden trotzdem etwas.
„Mika, hast du schon alles, was du für die Schule benötigst?", fragte Emily, als Werbung kam.
„Nein. Ich wollte eigentlich noch fragen, ob ich etwas shoppen gehen könnte. Neben Schulzeug fehlt mir nämlich auch einiges an Kleidung.", antwortete ich und nahm einen letzten Schluck von meinem mittlerweile lauwarmen Tee.
„Na dann weiß ich, was wir beide morgen machen werden.", sagte Emily glücklich und stand auf, um die leeren Tassen wegzuräumen. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, Emilys Fröhlichkeit war einfach ansteckend.
Wie immer saßen am nächsten Morgen ein paar der Jungs unten und warteten darauf, dass Emily mal wieder ihre Kochkünste unter Beweis stellte. Sie war wirklich eine Meisterköchin, niemand den ich kenne, könnte ihr auch nur ansatzweise das Wasser reichen.
„Guten Morgen", begrüßte ich die Bande und setzte mich fröhlich pfeifend auf einen freien Platz neben Paul. Normalerweise war ich ein Morgenmuffel, aber ich freute mich schon auf den Einkaufsbummel mit Emily. Auch wenn sie den größten Teil bezahlen musste, da ich kaum Geld besaß, aber sie meinte als meine Adoptivmutter übernehme sie das gerne.
„Was hat die denn bitteschön genommen?!", fragte Jared überrascht über meinen Gemütszustand. Die anderen sahen mich genauso fragend an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Genau in diesem Moment kam Emily durch die Tür, mit einem riesigen Berg an Pfannkuchen bewaffnet. Sie stellte den Teller in der Mitte des Tisches ab und die Jungs griffen sofort gierig danach. Auch ich rettete mir drei Stück.
„Sam, ich brauche heute den Wagen. Okay?", fragte Emily, nachdem sie sich ebenfalls setzte. Sam hatte nichts dagegen, wollte aber wissen, wofür genau. Seine Frau erklärte es ihm kurz.
Sam machte sich natürlich gleich wieder Sorgen um uns, da wir alleine, ohne einen der Jungs als Beschützer, unterwegs wären. Auch Paul gefiel der Gedanken nicht mich schutzlos in einer großen gefährlichen Stadt zu wissen. Aber ich versicherte ihnen, dass nichts passieren würde. Wobei mir Emily beipflichtete.
Nach dem Mittag machten wir uns auf den Weg nach Port Angeles. Dort gab es ein großes Einkaufszentrum, wo man wirklich alles finden konnte. Von Kleidung über Möbel bis hin zu kleinen Schnickschnack.
Als erstes suchten wir mein Schulzeug zusammen,was nicht lange dauerte. Danach kauften wir haufenweise Klamotten, hauptsächlich für mich aber auch einiges für Emily. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben so viel Geld für Kleidung ausgegeben. Aber Emily wollte überhaupt nicht mehr damit aufhören und schliff mich einfach weiter von Laden zu Laden. Zwischendurch mussten wir immer mal wieder zum Auto und die Tüten in den Kofferraum verstauen.
Ungefähr gegen 17 Uhr beschlossen wir nur noch kurz in den Buchladen zu gehen und dann endlich nach Hause zu fahren. Emily wollte sich ein paar neue Kochbücher kaufen, während ich lieber in der Mystik und Fantasy Abteilung verschwand. Ich fand schnell zwei Bücher die mein Interesse geweckt hatten.
„Findest du nicht, dass wir etwas zu viel eingekauft haben?", fragte ich skeptisch, als ich einen Blick nach hinten auf die Rückbank warf. Da der Kofferraum schon überfüllt war, mussten wir dort noch die letzten Tüten abstellen.
„Ach was! Man geht ja nicht so oft shoppen, da ist das schon mal okay.", meinte sie lächelnd und spielte etwas am Radio. Erst suchte sie einen Sender der ein schönes Lied spielte und stellte es dann lauter. Und wenn ich sage lauter, dann meine ich auch lauter. Ich hätte wetten können, dass man uns schon aus einer Meile Entfernung hören konnte. Aber es störte mich nicht sonderlich, da Emily lauthals mit sang. Ich beobachtete sie dabei amüsiert. Wie sie an manchen Stellen auf dem Lenkrad trommelte, sah wirklich genial aus.
Nach einer Weile sah sie mich auffordernd an. Sie wollte, dass ich mit machte. Ich zögerte zwar etwas, aber gab schließlich nach. So sangen wir den restlichen Weg nach Hause und lachten uns nebenbei schlapp.
Kaum waren wir Zuhause angekommen, stürmten Sam und Paul aus dem Haus und liefen auf uns zu.
„Da seid ihr ja endlich! Wieso hat das denn so lange gedauert?", Sam klang ziemlich aufgebracht, aber auch besorgt. Als er vor Emily zum Stehen kam, zog er sie in eine innige Umarmung.
Paul wirkte auch ziemlich besorgt, war sich aber nicht sicher, ob er auch seine Arme um mich schlingen und mich an sich ziehen durfte. Ich schenkte ihm mein glücklichstes Lächeln und umarmte ihn. Keine Sekunde später erwiderte er meine Umarmung.
„Du machst dir immer viel zu viele Sorgen. Shoppen braucht nunmal seine Zeit, vor allem, wenn man es nicht jeden Tag machen kann.", sagte Emily mit ruhiger Stimmer und entfernte sich etwas von Sam, um erst den Kofferraum und dann die linke hintere Tür des Wagens zu öffnen. So konnte man die ganzen Ausmaße unseres Shoppingwahns erkennen.
Mit Schwung drehte sich Emily zu den beiden Männer um und setzte einen liebevollen Blick auf. Ich war mittlerweile zu Emily rüber gegangen, da ich wusste was sie vorhatte. Das hatten wir vorhin schon auf der Heimfahrt abgesprochen.
Ich setzte ebenfalls meinen besten Hundeblick auf und übernahm das Sprechen:„Tragt ihr uns die Tüten ins Haus?". Meine Stimme klang zuckersüß dabei. Ich konnte an Pauls Augen ablesen, dass er mir so den Wunsch nicht abschlagen konnte. Und auch von Sam kam keinerlei Widerstand. Die beiden Männer nickten synchron und liefen, leicht geknickt, auf den Wagen zu.
„Ihr seid die Besten!", bedankten wir uns. Ich hakte mich bei Emily unter und ging mit ihr gemeinsam ins Haus. Ein Kichern konnten wir uns dabei nicht verkneifen.
Nachdem die Jungs alles rein getragen hatten, setzten sie sich zu uns auf die Couch. Sam kuschelte sich sofort an Emily. Paul hingegen blieb auf Abstand, auch wenn ich an seinem Blick erkennen konnte, dass er mich am liebsten auf seinen Schoß gezogen und dann geküsst hätte. Aber soweit war ich noch lange nicht und das wusste er auch.
Wir schauten noch eine Weile einen Film, bevor Emily und ich in die Küche gingen. Wir hatten keine sonderlich große Lust zu kochen, also entschieden wir uns für Pizza. Aber keine Tiefkühlpizza, sondern selbst belegte. Davon mussten wir allerdings vier Stück machen, eine für uns Mädchen und drei für die beiden Kerle, sonst würden die ja nicht satt werden.
Als die Pizzen fertig waren, gingen wir zurück ins Wohnzimmer und aßen gemeinsam. Wobei die Jungs natürlich mal wieder schneller aufgegessen hatten als wir Mädels und das, obwohl wir weniger hatten.
Als Emily abwaschen ging, folgte ihr Sam, um ihr zu helfen. Ich blieb also mit Paul allein im Wohnzimmer zurück.
„Sam hat mir erzählt, dass du ab Montag auf unsere Schule gehst.", durchbrach er die Stille.
„Jap", gab ich zurück, da ich nicht wusste, worauf er hinaus wollte.
„Schon aufgeregt?", fragte er und drehte sich zu mir.
„Etwas, immerhin kenne ich dort außer euch niemanden. Aber es kann nur besser werden als in meiner alten Schule.", antwortete ich ehrlich. In meiner alten Schule hatte ich keine Freunde, sondern nur 'Feinde'. Während ich ständig niedergemacht wurde, kam mir niemand zu Hilfe. Aber hier würde mir Paul helfen und die anderen auch. Sie würden mich beschützen und mich verteidigen. Auch wenn ich das mittlerweile gut allein konnte, fühlte ich mich trotzdem durch diese Gewissheit besser.
„Wie meinst du das? Was ist in deiner alten Schule passiert?", knurrte er verärgert. Seine Augenbrauen verengten sich dabei etwas.
„Keine Sorge, ich hab's doch überlebt.", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch es funktionierte nicht.
„Mika!", seine Stimme wurde fordernder, was mich schließlich zum Einknicken brachte.
„Die Waisenkinder wurden von den anderen gemobbt. Ich war die einzige, die sich zur Wehr setzte, weshalb es bei mir immer schlimmer wurde. Aber es ist schon okay.", erklärte ich. Pauls Knurren ertönte abermals, nur dieses Mal lauter und bedrohlicher. Sein Körper begann dazu auch noch zu zittern, was mich etwas beunruhigte. Ich versuchte ihn zu beruhigen, indem ich meine Hand auf seine legte.
„So etwas wird nie wieder passieren, nicht solange du in meiner Nähe bist. Ich werde dich beschützen, vor allem was dir weh tut, egal was es ist.", versprach er mir und beruhigte sich tatsächlich. Ich lächelte liebevoll und beugte mich zu Paul rüber, um ihm einen kleinen Kuss auf die Wange zu drücken. Danach zog ich mich sofort wieder zurück. Meine Lippen kribbelten leicht von der Berührung.
Paul sah mich überrascht an, aber dann grinst er breit. „Wofür war das denn?", fragte er.
„Für meinen mich beschützenden und liebenden Wolf.", erklärte ich, was sein Grinsen nur noch verstärkte.
Kurz darauf kamen Emily und Sam durch die Tür und wir machten uns noch einen schönen Abend. Irgendwann muss ich eingeschlafen und dann mit dem Kopf auf Pauls Schoß gelandet sein. Denn, als die anderen ins Bett gehen wollten, wurde ich wach. Allerdings zeigte ich keine Regung, damit sie es nicht bemerkten, denn ich war viel zu faul mich in mein Zimmer zu schleppen.
Ich spürte Pauls Hand, die die ganze Zeit über meine Haare fuhr und seine angenehme Wärme. Nebenbei hörte ich noch wie Emily sich verabschiedete und hoch ging. Sam schlug vor, mich hoch in mein Bett zu tragen, aber Paul wollte das lieber selbst übernehmen. Also hob mich Paul im Brautstil an und ging mit mir in mein Zimmer. Ganz vorsichtig legte er mich dann auf meinem Bett ab und deckte mich noch zu. Nachdem er mir einen kleinen Kuss auf die Schläfe gedrückt hatte, verließ er mein Zimmer und machte noch das Licht aus. Kaum eine Sekunde später schlief ich wieder ein und träumte zum ersten Mal von Paul.
Ich stand an den Klippen am Strand. Der kühle Wind bließ mir um die Ohren und ließ meine Haare in der Luft schweben. Die Sonne ging am Horizont unter und tauchte den Himmel in eine schöne Mischung aus Rot- und Gelbtönen. Ausnahmsweise waren nur wenige Wolken am Himmel, weshalb ich die letzten Sonnenstrahlen genießen konnte.
„Mika?", fragte eine mir bekannte Stimme und seufzte zum Ende hin erleichtert. Ich drehte mich zu ihm um und sah in seine wunderschönen braunen Augen. Ich lächelte ihm zu, was er erwiderte. Er kam mir immer näher, bis uns nur noch wenige Schritte trennten.
„Hab ich dir nicht gesagt, dass du nicht alleine hier her kommen sollst? Du weißt, dass ich mich um dich sorge.", sprach er weiter und sah mich tadelnd an.
„Entschuldige, aber ich wollte die Sonne genießen.", entschuldigte ich mich und überwand die letzten Meter zwischen uns. Er legte seine Arme um meine Hüfte und zog mich an sich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und schloss für einen Moment die Augen.
„Sag mir nächstes Mal einfach vorher Bescheid, ja?"
„Versprochen.", murmelte ich an seinem Shirt und bekam von ihm einen Kuss auf den Haaransatz.
Eine Weile genossen wir einfach die Nähe zueinander.
„Ich liebe dich.", unterbrach ich unser Schweigen und sah zu ihm auf. Pauls Blick wirkte wie immer so liebevoll und ein kleines Lächeln zierte seine Lippen. Sein Gesicht näherte sich meinem.
„Ich liebe dich auch.", haucht er gegen meine Lippen und verwickelt mich in einen leidenschaftlichen Kuss, welchen ich nur allzu gern erwiderte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro