beschissener Tag
„Manchmal werden Gedanken von so viel Unsicherheit gestützt, dass sie Lügen kreieren, denen wir Glauben schenken."
Und da war er, der beschissenste Tag im Jahr, mein persönlicher Tiefpunkt. Der Tag den ich liebend gern überspringen würde. Aber leider war das nicht möglich. Also versuchte ich einfach den Tag so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.
Angesäuert knurrend drehte ich mich von einer Seite auf die andere. Ich hatte letzte Nacht vergessen mein Rollo runter zu machen, damit mich die Sonne am nächsten Morgen nicht stören würde. Nun strahlte sie mir leider direkt ins Gesicht. Der Tag ging ja schon gut los.
„Mika, es ist schon 12 Uhr. Willst du nicht langsam mal aufstehen?", hörte ich Sams Stimme, als er vorsichtig meine Tür öffnete. Er trat nicht ein, sondern lehnte sich einfach gegen den Türrahmen und beobachtete mich.
Ich knurrte etwas lauter und schmiss mit dem nächstbesten Gegenstand nach ihm. Er wich natürlich mit Leichtigkeit aus und sah mich dann fragend an. Anscheinend hatte ihn meine Reaktion doch etwas überrascht.
„Hey du Morgenmuffel, wenn du nicht in zehn Minuten unten beim Mittagessen auftauchst, schicke ich Jared hoch, um dich aus dem Bett zu holen.", drohte er mir und versuchte mit aller Kraft ernsthaft zu klingen. Aber sein Grinsen konnte ich trotzdem genau heraushören.
„Jaja, ist ja schon gut! Bin gleich unten.", gab ich wütend zurück und schlug meine Decke zur Seite. Langsam krabbelte ich aus meinem warmen Bett und schleppte mich ins Badezimmer.
Als ich dann in den Spiegel schaute, erschreckte ich mich. Meine Haare standen in alle Richtungen, die Reste meines gestrigen Make-ups waren quer über mein Gesicht verschmiert und ich hatte einige Druckstellen auf meiner linken Gesichtshälfte vom Schlafen. Ich wusch mir erstmal das Gesicht und putzte mir die Zähne. Meine Sturmmähne band ich in einem lockeren Zopf zusammen und besah mich nochmal im Spiegel. Sah immer noch scheiße aus.
Da ich es sowieso nicht besser hinbekommen würde, ging ich einfach so wie ich jetzt aussah runter. Anstatt wie sonst ins Wohnzimmer zu gehen und mit den Jungs auf's Essen zu warten, beschloss ich lieber erstmal zu Emily in die Küche zu gehen um noch etwas Ruhe vor den Chaoten zu haben.
Wie zu erwarten stand Emily gut gelaunt am Herd. Als sie mich sah, kam sie lächelnd auf mich zu und umarmte mich.
„Guten Morgen Süße.", sagte sie und ging dann schnell wieder zum Herd. Ich stellte mich neben sie und sah in die Töpfe. Emily hatte Kartoffeln, Mischgemüse und Schnitzel gemacht.
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich mit kratziger Stimme. Nach dem Aufstehen redete ich normalerweise eine Weile nicht, da meine Stimmbänder sich sträubten.
„Wenn du willst, kannst du den Tisch drüben decken.", antwortete sie mir.
Sofort machte ich mich ans Werk. Ich trug alles nacheinander ins Wohnzimmer. Paul bot mir natürlich gleich seine Hilfe an, die ich nicht ausschlagen konnte. Er war wirklich lieb, so wie immer. Nur heute konnte nicht mal er mir ein Lächeln entlocken.
„Essen ist fertig!", rief Emily, woraufhin Sam aufsprang und zu ihr in die Küche lief. Er wollte, genau wie Paul vorhin bei mir, seiner Prägung helfen. Schon süß wie die Jungs sich uns gegenüber verhalten. Ich konnte da wirklich nichts negatives dran entdecken.
„Und, was ist heute so geplant?", fragte Jared, als wir mit dem Essen fertig waren. Ich hatte mir noch einen Tee gemacht, damit meine Stimme sich etwas normalisierte, denn auch die verweigerte heute ihren Dienst.
„Wir wollten eigentlich zum Strand runter, heute ist ja ausnahmsweise mal schönes Wetter.", meldete sich Embry. Die anderen klinkten sich sofort ein, auch Emily. Sie redeten von Fußball spielen, Lagerfeuer und sogar von schwimmen. Beim Letzteren stutzte ich, immerhin war das Wasser hier eisig. Aber dann fiel mir wieder ein, dass die Jungs nicht so schnell frierten wie wir Normalos.
„Ich komm nicht mit.", unterbrach ich ihre angeregte Unterhaltung. Paul blickte mich enttäuscht an. Er hatte sich wahrscheinlich schon gefreut den Tag mit mir zu verbringen, aber heute hatte ich einfach keine Lust.
„Ach komm, jetzt sei keine Spaßbremse. Wenn du nicht mitkommst, ist Paul die ganze Zeit depri.", nörgelte Jared, woraufhin er Pauls Ellbogen in die Seite bekam.
„Wieso willst du denn nicht? Hast du 'ne Verabredung oder so?", fragte Jacob und sah mich herausfordernd an. Normalerweise würden wir uns jetzt einen kleinen Kampf liefern, aber auch dazu fehlte mir heute die Energie. Also zuckte ich nur teilnahmslos mit den Schultern und rührte meinen Apfeltee um. Ich merkte wie sich Paul bei dem Wort 'Verabredung' und auch bei meiner Reaktion darauf versteifte.
„Oh, ich hab also recht?", wieder Jacob, er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
„Ja, ich hab eine Verabredung. Mit meinem BETT, du Vollidiot.", gab ich zurück und stand auf. Mit meinem Teller, Besteck und der Teetasse ging ich in die Küche und stellte alles in die Spülmaschine. Danach verkroch ich mich wieder in meinem Zimmer. Ich hörte noch wie Jared fragte: „Wieso ist die denn plötzlich so mies gelaunt?" Dann knallte allerdings auch schon die Tür meines Zimmers zu und ich schmiss mich auf mein Bett.
Kaum fünf Minuten später klopfte Paul an der Tür. Er wartete allerdings nicht auf irgendeine Antwort von mir, sondern kam gleich rein und legte sich neben mich. Unwillkürlich kuschelte ich mich etwas näher an ihn.
„Ist irgendwas passiert?", fragte er gerade heraus. Dabei sah er mich nicht an, sondern starrte an die Decke.
„Nein", murmelte ich und versuchte einzuschlafen. Mit Paul neben mir würde es mir sicherlich noch leichter fallen.
„Was ist denn dann mit dir los? Du hast doch sonst nie miese Laune.", redete er weiter.
„Ist einfach nicht mein Tag.", flüsterte ich. Es war nicht gelogen, aber auch nicht die ganze Wahrheit.
„Aber, wenn du mit an den Strand kommen würdest, wäre deine Laune wesentlich besser, da bin ich mir sicher.", versuchte er mich zu überzeugen, aber ich reagierte nicht.
„Ach komm schon! Was muss ich tun, um dich aus deinem Zimmer zu holen?", er ließ einfach nicht locker. Ich zuckte mit den Schultern und drehte Paul den Rücken zu. Diesem gefiel das gar nicht, weshalb er aufstand und mich aus dem Bett zog. Ich versuchte mich noch irgendwo festzukrallen, aber Paul war einfach viel zu schnell und so landete ich auf dem Boden.
Paul lächelte von oben auf mich hinab. Es sah wahrscheinlich ziemlich witzig aus wie ich hier auf dem Boden saß und dabei noch meine halbe Bettdecke auf meinem Kopf hatte. Dann noch mein wütender Gesichtsausdruck und schon war das Bild komplett. Ein kleines bockiges Kind, das nicht aufstehen wollte.
„Was soll das denn?!", fauchte ich, aber er lachte nur und beugte sich zu mir hinunter.
„Entweder du kommst freiwillig mit oder ich schmeiß dich über meine Schulter und nehm dich einfach mit.", sagte er. Ich wusste, dass er es ohne zu zögern tun würde. Ich würde also so oder so zum Strand müssen, nur konnte ich jetzt entscheiden ob ICH selbst dahin laufen musste oder mich von PAUL tragen lasse. Und ich glaube, da fällt mir die Entscheidung nicht wirklich schwer.
Ich sah ihn also herausfordernd an und setzte mein bestes Grinsen auf.
„Ich nehme dann wohl Option zwei.", meinte ich und streckte ihm meine Arme entgegen als Aufforderung mich endlich hochzuheben. Er stutzte einen Moment lang und schüttelte dann lachend den Kopf.
„Na dann mal los.", sagte er und ging mit mir auf den Armen zum Auto. Bei ihm wirkte es als würde ich überhaupt nichts wiegen.
Die anderen waren schon voraus gefahren, weshalb wir laufen mussten. Paul trug mich zwar noch eine ganze Weile, aber irgendwann bekam ich ein schlechtes Gewissen und bat ihn mich runter zu lassen. Ihn hätte es zwar nicht wirklich gestört mich noch bis zum Strand zu tragen, stark genug war er ja, aber trotzdem.
„Da seid ihr ja endlich!", rief uns Seth entgegen, als Paul und ich den Strand erreichten. Ein paar der Jungs sah ich im Wasser, andere mal wieder mit einem Fußball. Emily lag mit Sam an der Lagerfeuerstelle auf einer Decke und sonnte sich etwas.
„Ich hab doch gesagt, dass Paul sie aus ihrem Zimmer bekommt.", sagte er dann noch zu Jacob, welcher ihm gerade den Fußball zukickte. Beide lachten, beachteten Paul und mich aber nicht weiter. Ich lief zu Emily rüber. Sie hatte einen großen Picknickkorb bei sich und daneben lagen noch ein paar Decken.
„Schön, dass du doch noch gekommen bist.", murmelte Emily etwas verschlafen. Ich nickte nur kurz und schnappte mir eine Decke, bevor ich mich etwas entfernt von ihnen ebenfalls hinlegte. Der Abstand zwischen den anderen und mir war bestimmt mindesten 15 Meter, so hatte ich wenigstens meine Ruhe.
Während ich seelenruhig auf meiner Decke lag, gesellte Paul sich zu den anderen Fußballspielern. Ich beobachtete sie nicht weiter, sondern versuchte einzuschlafen. Ich lauschte den Wellen und den weit entfernten Stimmen der Jungs.
Wahrscheinlich war ich wirklich eingeschlafen. Doch auf einmal überströmte meinen Körper eine eisige Kälte und kurz darauf klebte meine Kleidung an meinem Körper. Um mich herum war alles nass.
„JARED!!!", brüllte ich wütend, als ich mich langsam aufrichtete und mir das Wasser aus dem Gesicht und notdürftig von der Kleidung wischte. Jenen Vollidioten hörte ich lauthals lachen, aber es stimmte keiner mit ein. Stattdessen kamen sie mit besorgten Gesichtern auf uns zu. Sam und Jacob schnappten sich Jared und verfrachteten ihn im hohen Bogen ins Wasser. Embry und Seth blieben etwas abseits und genossen Jareds panische Schreie. Emily stellte sich neben mich und wickelte mich in ein trockenes Handtuch und versuchte mich trocken zu rubbeln. Paul kam gleich nach ihr neben mir zum Stehen. Er riss mich an sich und schloss fest seine Arme um meinen Körper, um mich so aufzuwärmen. Dabei hielt er auch das Handtuch fest.
„I-Ich b-b-bring ihn u-um!", murmelte ich zitternd. Meine Zähne klapperten wegen der Kälte und mein Gesicht wurde total blass. Mit meinen nun blauen Lippen sah ich sicherlich aus wie eine Leiche.
„Wenn ich dir nicht zuvorkomme.", knurrte Paul mit bedrohlich leiser Stimme.
„Wir bringen dich besser nach Hause, damit du dir was anderes anziehen kannst. Wir wollen ja nicht, dass du dich erkältest.", schlug Emily vor. Ich nickte sofort eifrig. Emily lächelte und ging schon mal zum Auto. Paul und ich folgten ihr etwas langsamer, da meine Jeans an meinen zittrigen Beinen klebten und schon etwas steif wurden.
„Soll ich dich wieder tragen?", fragte Paul ehrlich besorgt und ohne Hintergedanken.
„Nein, geht schon. Aber danke."
Als wir endlich ins Auto stiegen, setzte ich mich neben Paul auf die Rückbank. Er legte mir eine flauschige Decke, die im Kofferraum gelegen hatte, über und teilte seine Wärme wieder mit mir.
„Ich hab doch gewusst, dass der Tag scheiße wird!", murrte ich kaum hörbar. Ich hätte doch lieber im Bett bleiben sollen.
„Tut mir leid, Süße. Eigentlich wollten wir nachher ein schönes Lagerfeuer machen und dann ein kleines Feuerwerk für dich veranstalten, immerhin ist heute dein Geburtstag. Aber aus der Überraschung wird wohl nichts mehr.", Emily klang etwas niedergeschlagen, ließ es sich aber kaum anmerken. Ich hingegen vesteifte mich und starrte sie fassungslos über den Rückspiegel an.
„Woher wusstet ihr ...?"
„Dachtest du wir wären darüber nicht von der Direktorin deines Waisenhauses informiert worden?", gab sie meine Frage mit einem leichten Lächeln zurück. Ich nickte verstehend.
„Wieso hast du es uns eigentlich nicht selbst erzählt?", mischte sich nun Paul ins Gespräch mit ein, aber ich antwortete nicht. Ich drehte mein Gesicht weg und starrte stumm aus dem Fenster. Lange konnte ich das allerdings nicht, da Paul seine Hand unter mein Kinn legte und mich zwang ihm in die Augen zu sehen.
„Mika?", bohrte er weiter.
„Ich mag diesen Tag einfach nicht.", gab ich schließlich nach.
„Du magst deinen Geburtstag nicht? Das soll ein Scherz sein, oder?", Paul sah mir tief in die Augen und damit direkt in meine Seele.
„Ihr versteht das nicht, selbst wenn ich es euch erklären würde. Also versucht es garnicht erst!", ich konnte meine miese Laune einfach nicht mehr unterdrücken. Selbst Paul gegenüber ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf.
Paul wollte gerade etwas erwidern, da kam das Auto zum Stehen und ich stieg blitzartig aus.
Mit schnellen Schritten eilte ich auf das Haus zu und rannte dann hoch in mein Zimmer. Als erstes zog ich meine klatschnassen Sachen aus und schlich dann ins Badezimmer. Das Wasser der Dusche brauchte etwas, bis es endlich warm wurde.
Nachdem ich mit duschen fertig war und mich umgezogen hatte, wollte ich eigentlich nur noch in mein Bett und hoffen, dass der Tag schnellstmöglich vorüber geht. Aber Paul und Emily wollten mir da anscheinend wieder einen Strich durch die Rechnung machen und kamen in mein Zimmer.
Ich saß auf dem Fensterbrett, während sich Emily auf mein Bett setzte und Paul sich neben mir an die Wand lehnte.
„Was wollt ihr denn jetzt noch?", fragte ich genervt.
„Deinen Geburtstag feiern.", strahlte Emily.
„Habt ihr denn immer noch nicht verstanden, dass ich meinen Geburtstag hasse? Ihr mögt solche Tage vielleicht, aber bei Waisenkindern ist das was anderes! Wir werden jedes Jahr daran erinnert, dass unsere Eltern uns nicht wollten und uns lieber in ein Waisenhaus gesteckt haben, anstatt uns bei sich zu behalten!", erklärte ich. Meine Stimme wurde zum Ende hin immer wütender.
„Aber du bist jetzt kein Waisenkind mehr. Du bist ein Teil unserer Familie.", sprach Paul mit ruhiger Stimme. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und lächelte mir aufmunternd zu. Es dauerte eine Weile bis seine Worte bei mir ankamen. Ich bemerkte, wie sich langsam Tränen in meinen Augen sammelten und meine Sicht verschwamm. Paul drückte sich von der Wand weg und schloss mich in seine starken Arme. Sofort schlang auch ich meine Arme um ihn und drückte mich mit aller Kraft an ihn.
„Hast du etwa etwas anderes gedacht? Für uns warst du schon die ganze Zeit über ein Familienmitglied.", meldete sich Emily zu Wort, während sie Paul und mich liebevoll lächelnd beobachtete. „Und Pauls Gefühle dir gegenüber sollten dir eigentlich schon versichern, dass du hier nicht mehr raus kommst.", fügte sie noch hinzu und brachte mich so wieder zum Lächeln.
„Okay, hab's verstanden.", flüsterte ich und drehte meinen Kopf so, dass ich Emily ansehen konnte. Paul lockerte seinen Griff etwas, um mir mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen.
„Also gut, was habt ihr geplant?", fragte ich noch schnell, um mich zu vergewissern worauf ich mich hier gerade einließ.
„Der ursprüngliche Plan hat sich eigentlich nicht verändert. Wir fahren zurück zum Strand, machen ein schönes Lagerfeuer und danach ein kleines Feuerwerk.", erklärte Paul, woraufhin ich nickte. Solange Jared mir nicht nochmal so einen dummen Scherz spielte, würde es sicher ganz cool werden.
„Worauf warten wir dann noch?", fragte ich mit einem breiten Grinsen. Keine Minute später saßen wir wieder im Auto und fuhren zum Strand. Paul schrieb den anderen noch schnell, dass wir auf den Weg zu ihnen waren.
„Da seid ihr ja endlich.", kam es freudig von Seth, welcher uns als erster erblickte. Emily rannte schon fast zu Sam hinüber, während ich gemächlich neben Paul in Richtung Feuerstelle lief. Jared kam uns mit gesenktem Kopf entgegen und blieb vor uns stehen.
„Mika, das vorhin war scheiße von mir. Entschuldige.", seine Stimme klang ungewohnt ernst und aufrichtig. Normalerweise scherzte und lachte er unentwegt, aber anscheinend hatte er noch eine andere Seite.
„Jared, keine Sorge, ich werde mich revanchieren und dann sind wir quitt.", sagte ich mit bedrohlicher Stimme. An seinen Augen konnte ich ablesen, dass ich ihn etwas verängstigt hatte. Paul neben mir lachte leise und legte dann einen Arm um meine Schultern.
„Und ich werde ihr dabei auf jeden Fall helfen.", mischte sich Paul ein. Jared zuckte daraufhin zurück und schaffte dann schnellstmöglich eine große Distanz zwischen uns.
Paul und ich sahen uns kurz in die Augen und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, gingen wir zu Sam und Emily. Ein paar der Jungs gingen Feuerholz sammeln, andere kümmerten sich schon mal um die Vorbereitungen für das Feuerwerk. Mich wollte allerdings niemand helfen lassen, weshalb ich allein am Wasser saß.
Irgendwann begann ich leise vor mich hin zu singen, aber als ich merkte, dass Paul auf mich zu kam, verstummte ich allerdings sofort. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, als er sich neben mich setzte und dabei – natürlich nur rein zufällig – meinen Arm streifte.
„Ich hab noch ein kleines Geburtstagsgeschenk für dich. Eigentlich wollte ich es dir schon eher geben, aber der richtige Moment kam einfach nicht.", begann Paul und kramte in seiner Hosentasche rum. Dann reichte er mir eine kleine Schachtel. Vorsichtig öffnete ich diese und betrachtete dann die wünderschöne Kette. Der Anhänger war ein kleiner Traumfänger mit einer Feder daneben.
Erstaunt sah ich zwischen der Kette und Paul hin und her. Ich hätte ihm niemals zugetraut, dass er genau meinen Geschmack treffen würde. Vor allem weil ich kaum Schmuck trug.
„Ich war mir nicht sicher was dir so gefällt, also hab ich Emily um ihre Hilfe gebeten.", erklärte Paul.
„Die ist wirklich ... perfekt! Danke.", sprach ich beeindruckt. Ich beugte mich zu Paul hinüber und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Wie beim letzten mal kribbelten meine Lippen bei der Berührung. Allerdings zog ich mich dieses mal nicht so schnell zurück.
Unsere Gesichter trennten nur wenige Zentimeter und seine Blicke brannten sich in meine. Mein Herz schlug immer schneller und auch meine Atmung ging unregelmäßig. Langsam näherte er sich mir und ich wusste, was nun folgen würde, allerdings wurden wir genau in diesem Moment von Sam zum Essen gerufen. Wie vom Blitz getroffen fuhren wir auseinander.
„Wir- ... Wir sollten gehen.", versuchte Paul die peinliche Situation zu überspielen. Ich nickte zustimmend und folgte ihm zu den anderen.
Wir grillten zum Abendbrot und entzündeten danach das Lagerfeuer. Erst rösteten wir Marshmallows und begannen dann Gruselgeschichten zu erzählen. Die Meisten waren zwar mehr belustigend als angsteinflössend, aber alle fesselten mich. Anscheinend lag Geschichten erzählen in den Indianergenen. Als dann tatsächlich eine brilliante Gruselgeschichte von Sam kam, versetzte es sogar mich in Angst und Schrecken. Wie von selbst rückte ich etwas näher an Paul, während ich immer wieder mal ängstlich über meine Schulter schaute.
Nachdem das Lagerfeuer ausging, begannen wir mit dem Feuerwerk. Natürlich sangen sie mir dann noch 'Happy Birthday', wobei sie leider total schief sangen, aber der Gedanke zählt.
Als auch dieser Punkt abgehakt war, fuhren wir nach Hause. Sam, Emily und ich fuhren mit dem Auto, während die Jungs als Wölfe durch den Wald jagten. Bevor Paul sich verwandelt hatte, kam er nochmal kurz zu mir.
„Und wie war dein Geburtstag nun?", fragte er und grinste dabei leicht. Ich konnte nicht anders als es zu erwidern.
„Wahrscheinlich der beste Geburtstag meines Lebens.", gab ich zurück. Paul wirkte mit dieser Antwort mehr als zufrieden. Er umarmte mich noch zum Abschied und verschwand dann zwischen den Bäumen des Waldes.
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