4. Kapitel - Teil I
Hallo zusammen
Wieder einmal ein neues Kapitel. Da es etwas sehr lang geworden ist (mehr als 7000 Wörter) habe ich beschlossen, es hier auf Wattpad auseinander zu nehmen, deshalb Teil I.
Soviel damit ihr nicht verwirrt seid.
Jetzt viel Spass beim Lesen :)
LG Eure Daydream-Fantasy
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Die Ferien neigten sich dem Ende zu. Für Kaspar und mich wurde es Zeit, unsere Hogwartskoffer zu packen und für Joanne ging es bald wieder auf ihre Schule in Oxford, wo sie in ihrer Freizeit fleissig weiter Magie üben würde. Nebst der Beschwörung von Licht und Feuer, hatte Gawain Joanne auch beigebracht, wie sie kleine Feuerzungen aus der Flamme entfernen und auf etwas zuschiessen lassen konnte, zudem hatte er ihr gezeigt, wie sie Gegenstände bewegen und einen simplen, aber sehr instabilen Schutzschild erzeugen konnte. Immer und immer wieder hatte er Joanne dabei aufgefordert, den Zauber zu visualisieren.
Den letzten Abend vor unserer Rückkehr nach Hogwarts verbrachten wir im Hauptquartier des Phönixordens. Offenbar hatten mein Bruder, Hermine und die Weasleys ihre Hogwartsbriefe erst an diesem Morgen bekommen und Mrs Weasley hatte in einer Last-Minute-Aktion noch ihre ganzen Schulsachen besorgen müssen, denn am Grimmauldplatz Nummer zwölf herrschte ein hoffnungsloses Durcheinander. Andererseits waren die Weasleys noch nie sehr früh dran gewesen, wenn es ums Packen ging, wie ich aus eigener Erfahrung wusste. Um den anderen nicht im Weg herumzustehen, verfrachteten Kaspar und ich unsere Koffer in ein kleines, ungenutztes Zimmer im ersten Stock, in das jemand zwei Matratzen gelegt hatte. Vermutlich für Ma und Gawain, denn ich würde bei Ginny und Hermine schlafen und Kaspar bei den Zwillingen. Danach verzogen wir uns in die Küche.
Über dem grossen, schwerbeladenen Küchentisch war ein scharlachrotes Banner aufgespannt worden, auf dem stand: 'Herzlichen Glückwunsch den neuen Vertrauensschülern Ron und Hermine'.
Am Ende des Tisches sassen Jake, Remus und Sirius. Frech wie immer bediente Sirius sich bereits an den Häppchen, bevor Mrs Weasley auch nur die Chance hatte, das Abendessen zu eröffnen. Die drei Freunde steckten die Köpfe zusammen und lachten, soweit ich es mitbekam ging es hauptsächlich auf Remus kosten.
«Aber es würde allen zeigen, dass Dumbledore Harry vertraut und ihn schätzt», hörte ich Remus sagen, als ich mich, Kaspar im Schlepptau, den dreien näherte. «Es wäre ein klares Zeichen. Weshalb also nutzt Dumbledore diese Chance nicht?»
«Ach komm schon, Moony, so abwegig ist das nicht», erklärte Jake fröhlich. «Weshalb hat er dich zum Vertrauensschüler gemacht und nicht Tatze oder mich? Oder Wurmschwanz ...»
«Nun ja ...», machte Remus.
«Weil Wurmschwanz ein feiger Idiot war und Krone und ich viel zu viel Ärger gemacht haben, Moony. Genau wie unsere Iris hier», sagte Sirius und grinste mich breit an.
Auch Jake und Remus drehten sich nun zu mir und Kaspar um und begrüssten uns. Jake umarmte mich sogar; eine fremde und gleichzeitig vertraute Geste.
«Und das ist dann deiner Meinung nach auch der Grund, weshalb Kaspar Vertrauensschüler ist, Tatze?», kam es von Remus. «Weil die Zwillinge und ihr Freund Lee Jordan ebenfalls zu viel ausgefressen haben?»
Sirius lachte schallend und Jake gluckste amüsiert.
Nach und nach trudelten die Weasleykinder, Harry und Hermine sowie weitere Mitglieder des Phönixordens ein. Mrs Weasley verkündete, dass es heute Abend zu Ehren der beiden neuen Vertrauensschüler eine Party geben würden, und nun griffen auch wir anderen nach den Häppchen. Flaschen mit Butterbier wurden herumgereicht und die Anwesenden gesellten sich zu lachenden, schwatzenden Grüppchen.
Ein Klirren durchbrach das Stimmengewirr und wir verstummten und sahen alle zu Mr Weasley hinüber, der eine Gabel gegen seine Flasche Butterbier geschlagen hatte.
«Nun, ich denke, ein Toast wäre angebracht», sagte Mr Weasley und hob sein Butterbier. «Auf Ron und Hermine, die neuen Vertrauensschüler von Gryffindor!»
Die beiden strahlten bis über beide Ohren, während wir auf ihr Wohl tranken und danach applaudierten.
«Dass das unserem Roni-Spatz nur nicht zu Kopfe steigt», grummelte Fred, der mit seinem Bruder neben mir auftauchte. «Am Ende verwandelt er sich noch in einen Percy.»
«Da würde ich mir keine Sorgen machen», meinte ich und folgte Freds Blick. «Er geniesst es einfach, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen.»
«Percy geniesst das auch», sagte George unheilvoll.
«Ach, und was ist mit dir und Fred?», gab ich zurück.
Verlegen sah George weg.
«Und du, Adrienne? Wie stehts bei dir?», fragte Fred.
Nachdenklich beobachtete ich Ron und Hermine, die sich von allen Seiten gratulieren liessen. Dann schweifte mein Blick zu Harry, der bei Jake, Sirius und Remus stand, Ginny und Tonks, deren Haare heute so lang und feuerrot waren, dass sie als Ginnys – oder auch meine – Schwester durchgehen konnte, waren ebenfalls zu den drei Rumtreibern gestossen. Mein Bruder zog ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Es war ganz klar, dass er beleidigt war, dass Ron Vertrauensschüler geworden war und nicht er. Ja, Harry stand auf jeden Fall gerne im Zentrum, auch wenn er das nie zugeben würde, vermutlich nicht einmal sich selbst gegenüber.
Und ich? Noch immer hatte ich keine Antwort gefunden. Obwohl ... vermutlich doch. Ich war unter meinen Freunden immer die Anführerin gewesen, besonders bei gefährlichen Aktionen wie der Jagd nach dem Grimm oder einem Einbruch in Dumbledores Büro oder die Verbotene Abteilung.
«Vermutlich stehe ich auch gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit», gab ich zu. «Zumindest manchmal ... aber wahrscheinlich ist das ganz natürlich, dass wir von Zeit zu Zeit im Mittelpunkt stehen wollen.»
«Und was ist dann mit Kaspar?», fragte Fred mit hochgezogener Augenbraue.
Es stimmte, Kaspar hasste es, im Mittelpunkt zu stehen.
«He, Fred, da kommt Dung», sagte George und stiess seinen Bruder in die Seite. «Tut uns leid, Adrienne, wir müssen dann mal los.» Mit diesen Worten lotste George seinen Bruder von mir weg und ich stand allein da.
Ich gesellte mich zu Hermine und Remus, die am Tisch standen und damit ganz in der Nähe der Häppchen.
Hermine diskutierte mit Remus über Elfenrechte: «Das ist doch der gleiche Unsinn wie die Ausgrenzung der Werwölfe, oder? Das kommt alles von dieser schrecklichen Neigung der Zauberer zu denken, dass sie anderen Geschöpfen überlegen sind ...»
«Du solltest dich dem AZMGUK anschliessen, Hermine», schlug ich vor, während ich nach einem Häppchen griff.
Hermine sah mich irritiert an.
«Ma hat mich während der Ferien ein paar Mal mitgenommen. Da gibt es eine Abteilung, die sich um das Zusammenleben der verschiedenen magischen Gemeinschaften kümmert, sie vertreten genau deine Ansichten, Hermine. Momentan haben sie zwar keinen Einfluss auf die Zauberergemeinschaft, soweit ich das verstanden habe, aber das kann sich ja ändern.»
Hermines Augen funkelten begeistert, während sie über meinen Vorschlag nachdachte.
«Und was ist mit dir, Adrienne?», fragte Remus. «Wirst du dich dem AZMGUK anschliessen?»
«Vielleicht ... momentan: wahrscheinlich. Als Angehörige des AZMGUK kann ich da draussen mehr bewirken denn als Fluchbrecherin. Das wäre nämlich meine zweite Wahl.»
Remus lächelte wehmütig. «Vielleicht wird es eines Tages wieder einen grösseren Bedarf an Fluchbrechern geben als an Kämpfern ... zum Beispiel, wenn es darum geht, das Chaos, dass zweifellos kommen wird, aufzuräumen.»
«Irgendwann wird es soweit sein», sagte Kingsley, der Remus Worte mitbekommen hatte.
«Bist du sicher?», fragte ich.
«Natürlich», sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. «Wer den Glauben und die Hoffnung verliert, der hat bereits verloren. Ich glaube daran, dass die dunklen Zeiten auch dieses Mal vorübergehen werden. Ich weiss nicht wie, ich weiss nicht wann, aber sie werden vorübergehen.»
Irgendwann war es an der Zeit, ins Bett zu gehen und ich stieg mit einer immer noch strahlenden, euphorischen Hermine und einer kichernden Ginny, die bis zuletzt Sirius, Jake und den Zwillingen zugehört hatten, die sich mit ihren Streichen zu übertrumpfen versucht hatten.
Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, legte ich mich müde aber zufrieden auf die Matratze, die jemand zwischen die Betten von Ginny und Hermine gelegt hatte, kuschelte mich in die flauschige Bettdecke und war beinahe sofort eingeschlafen.
... in den Himmel strebende Hecken ragten links und rechts auf und liessen den ohnehin schon schmalen Pfad noch schmaler erscheinen. Ich hastete den Pfad entlang, gelangte zu einem Abzweiger, folgte einem weiteren, genau gleich aussehenden Pfad.
«Adrienne! Adrienne! Hilf mir!», hörte ich immer wieder Hilferufe. Cedrics Hilferufe. Ich musste ihm helfen, diesmal durfte ich nicht zu spät kommen. Diesmal würde ich es schaffen, ich würde es schaffen ... ich würde die Hoffnung nicht aufgeben, denn wenn ich das tat, hatte ich bereits verloren.
«Cedric! Wo bist du Cedric? Ich komme!», rief ich und hastete weiter durch die schmalen Korridore zwischen den Hecken, nahm eine Abzweigung links, eine rechts, durch die Mitte, links, links, Mitte, rechts, dann war da eine Sackgasse und ich kehrte um.
«Adrienne! Hilf mir!», schrie Cedric.
Er musste irgendwo hier sein, irgendwo ganz in meiner Nähe. Ich hastete weiter, rannte. Wo war er? Wo war Cedric? Ich musste ihn finden!
Dann war da dieses Lachen. Grausam und vertraut und es liess mich erstarren, mir das Blut in den Adern gefrieren. Er war da. Ich musste Cedric finden! Musste ihn finden, bevor es zu spät war! Wieder rannte ich, diesmal so schnell ich konnte – so schnell wie eine Fey konnte. Links, links, rechts, Mitte, rechts, links, Sackgasse – Kehrtwende und wieder rechts, Mitte, rechts, rechts, wieder Sackgasse; zurück und links, zweimal rechts, links, Mitte, Mitte, rechts, ...
Wieder schrie Cedric, doch diesmal war es nicht mein Name, den er rief, sondern es waren Schmerzensschreie. Voldemort folterte ihn. Ich lief noch schneller, spurtete durch die Wege zwischen den Hecken, machte fluchend kehrt, wenn ich in eine Sackgasse geriet und rannte wieder los. Immer und immer wieder ... und wieder ... und wieder ... und wieder ... und wieder ... wieder links, rechts, Mitte, Mitte, rechts, links, rechts ...
Die Schreie wurden lauter, aber ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich näherkam, oder ob Voldemort Cedric noch schlimmer folterte.
Ich bog in einen weiteren, engen Gang ein und hatte ihn bereits zur Hälfte durchquert, als ich am Ende den Widerschein eines grünen Lichtblitzes sah.
«Nein! Neeeiiin!», schrie ich. Pure Verzweiflung stieg in mir auf. «Cedric! Cedric!»
Dann bog ich schlitternd um die Ecke und was ich bereits geahnt hatte, bestätigte sich. Cedric lag Tod vor Voldemorts Füssen.
«NEEEIIIN!», schrie ich wieder voller Qual und schreckte aus meinem Bett auf. «Nein! Nein! Nein!», schluchzte ich. Entfernt war mir bewusst, dass ich Ginny und Hermine, die im selben Raum schliefen, aufgeweckt hatte, und diese versuchten, mich zu beruhigen.
Die Tür flog auf und bereits bevor sie mit einem lauten BUMM gegen die Wand knallte und ich die Person im Türrahmen erkennen konnte, wallte ein warmes Gefühl in meiner Brust auf und vertrieb einen Teil der eisig kalten Panik, die sich dort breitgemacht hatte. Gawain.
«Adrienne», murmelte Gawain und hatte sich im nächsten Moment neben mich gekniet und mich in seine warmen, schützenden Arme gezogen. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust.
Ich hörte, wie Gawain auf Hermine und Ginny einredete, konnte mich aber nicht dazu durchringen, ihnen zuzuhören. Ich zitterte und konnte einfach nicht aufhören zu schluchzen. Es war der gleiche Traum gewesen, der mich beinahe Nacht für Nacht verfolgte. In unterschiedlichen Variationen zwar, aber schlussendlich kam es immer aufs Gleiche raus: Ich war verloren dort im Irrgarten und Cedric war tot.
Gawain hob mich hoch und trug mich aus dem Zimmer, die Treppe hinab und in einen anderen, nur provisorisch eingerichteten Raum. Zwei Matratzen lagen dort, eine war leer, abgesehen von einem Kissen und einer zerwühlten Decke, auf der anderen schlief Ma tief und fest. Offenbar war Gawain bei mir gewesen, bevor ich das ganze Haus hatte aufwecken können. Gawain legte mich auf die freie Matratze und schlüpfte dann zu mir unter die Decke. Hitze ging von seinem Körper aus und ein kleiner Teil meines Bewusstseins fühlte sich unwohl, so nahe bei Gawain unter der gleichen Decke, aber dem Rest meines Bewusstseins war das egal. Ich war zu müde, zu durcheinander und mir war immer noch so eisig kalt von der Angst, der Verzweiflung und der Panik, dass ich mich einfach eng an ihn kuschelte bis meine Wange an seiner Brust ruhte und seine warmen Arme mich ganz fest umschlossen. Dann versank ich erneut im Schlaf und diesmal blieben jegliche Träume fern.
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