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34. Kapitel

Wenig überraschend wurde ich am Grimmauldplatz bereits von einigen Mitgliedern des Phönixordens erwartet. Ma war da und zog mich direkt in ihre Arme und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wieder sicher. Ein leichtes Zittern überlief meinen Körper und im nächsten Moment, drang ein Schluchzer aus meiner Kehle. Es war mir schlicht nicht möglich, die Tränen und die weiteren Schluchzer zurückzuhalten, die darauf folgten. Ma drückte mich fester an sich, wiegte mich sanft hin und her, während ich haltlos weinte wie ein Kleinkind. Ich war einfach nur unendlich froh, entkommen zu sein.

Als das Weinen schliesslich aufhörten, standen Ma und ich allein in der Eingangshalle vom Grimmauldplatz, offenbar hatte mein Ausbruch die anderen vertrieben. Sogar Mrs Black hielt ihren Mund. Obwohl ... Moment Mal ...

«Habt ihr das Gemälde von Sirius Mutter endlich wegbekommen?», fragte ich mit Blick auf ein viereckiges, geschwärztes Wandstück, wo im Sommer noch das unausstehliche Portrait gehangen hatte.

Ein leises Lächeln legte sich auf Mas Lippen. «Gegen den gezielten Einsatz von Feuer konnte der Dauerklebefluch schliesslich nichts ausrichten.» Ma gluckste amüsiert. «Sirius ist unglaublich stolz auf sich, während Remus ihm immer noch vorhält, dass er dabei das ganze Haus hätte abfackeln können. Jake denkt, dass Remus es etwas übertreibt mit den Vorhaltungen, wo er doch genauso froh ist, die alte Vettel los zu sein – er hat Sirius übrigens geholfen, damit dieser eben nicht das Haus anzündet. Kreacher ist natürlich alles andere als begeistert, dass Sirius doch noch einen Weg gefunden hat, das Portrait nicht nur abzuhängen, sondern nachhaltig zu zerstören», fasste sie die Reaktionen der Hausbewohner zusammen.

Während sie erzählte, hatte Ma mich durch die Eingangshalle, einen düsteren Gang und die Treppe hinab bis zur Küche dirigiert. Nun öffnete sie die Küchentür und die versammelten Ordensmitglieder, die sich mittlerweile schwatzend am Küchentisch niedergelassen hatten, sahen auf. Einige von ihnen standen auf und schlossen mich in die Arme, allen voran natürlich Gawain, direkt gefolgt von Jake, Sirius und Remus. Und dann fand ich mich zu meiner Überraschung ganz plötzlich in Fleur Delacours Armen wieder.

«Fleur? Was machst du den hier?», fragte ich überrascht, als die Französin mich losliess.

«Isch 'abe beschlossen, su kämpfen, genau wie du, Adrienne», erklärte sie und warf ihr wunderschönes, langes, blondes Haar zurück.

«Genau wie Bill», kam es hüstelnd von einem der Ordensmitglieder am Tisch.

Aha, das klang ja ... interessant. Ich ging allerdings nicht näher darauf ein. Jedenfalls nicht jetzt.

«Es ist schön, dich zu sehen, Fleur. Wie geht es dir?», fragte ich sie ehrlich lächelnd.

«Gut, sehr gut. Und dir? Isch 'abe eben erst erfahren, dass du ... dass du ein ... Obscurial bist.» Die letzten Worte flüsterte sie nur und sah mich dabei mit grossen Augen an, ob aus Ehrfurcht oder Angst konnte ich nicht sagen. «'attest du Probleme bei der Flucht aus 'ogwarts?»

«Ich bin gut durchgekommen. Es hat seine Vorteile, ein Obscurial zu sein – besonders wenn man sich unbemerkt durch dunkle Gänge schleichen will.» Ich versuchte mich an einem Lächeln, das mir jedoch nur halbwegs gelang. Erst jetzt wurde mir so langsam wirklich bewusst, was die Vorfälle dieses Abends für mich bedeuteten. Verzweifelt suchte ich Mas Blick. «Ich kann nicht mehr zurück, oder? Nie mehr», fragte ich leise, schon wieder den Tränen nahe.

Ma schüttelte stumm den Kopf, in ihrem Blick lag Mitleid.

«Das Wichtigste ist, dass du jetzt in Sicherheit bist, Adrienne», mischte sich eine neue Stimme ein.

Überrascht sah ich auf und entdeckte Professor Dumbledore am anderen Ende des langen Küchentischs.

Nun erhob sich der vertriebene Schulleiter und kam zu uns herüber. «Du bist in Sicherheit, Adrienne, vorerst ist das das Einzige was zählt. Für alles andere, wie du deinen Abschluss machen kannst und was danach kommen soll, dafür finden wir schon eine Lösung, versprochen. Vielleicht können wir es einrichten, dass du die Nachprüfungen im Ministerium ablegen kannst, zusammen mit jenen, die nicht in Hogwarts unterrichtet werden ... vermutlich müsstest du das unter falschem Namen tun ... wir werden sehen. Vorerst jedoch muss ich dich bitten, genau wie Sirius das Hauptquartier nicht zu verlassen. Umbridge wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass jeder einzelne Auror im Land die Augen nach dir offenhält.» Er sah mich ernst an. «Am besten nutzt du die Zeit, um für deine UTZ-Prüfungen zu lernen, Adrienne. Ich kann dich gerne dann und wann unterrichten, wenn du Fragen hast in den Bereichen Verwandlung, Zauberkunst, Arithmantik und Alte Runen. Bei Verteidigung gegen die dunklen Künste kannst du dich sicher an Remus oder Mad-Eye wenden oder einen unserer anderen Auroren.»

Mit grossen Augen sah ich den Schulleiter an. «Das werde ich tun, Professor. Vielen Dank für Ihr grosszügiges Angebot.» Unterricht bei Dumbledore persönlich? Wow.

«Gern geschehen», sagte Dumbledore lächelnd. «Und nun nimm Platz, Adrienne, immerhin bist du ein Mitglied des Ordens des Phönix.»


Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück in die Küche kam, hielt Ma mir eine Ausgabe des Tagespropheten unter die Nase. Sie war spät dran für ihre Verhältnisse und machte eine ausgesprochen ernste Miene, genau wie Gawain und Jake. Sirius und Remus, der ebenfalls am Grimmauldplatz wohnte, waren noch nicht wach. Verschlafen blinzelnd griff ich nach dem Propheten und schaute überrascht in mein eigenes Gesicht, dass den grössten Teil der Titelseite einnahm. Ich erkannte das Bild als eines der Fotos, die im Rahmen des Trimagischen Turniers entstanden waren, aber weshalb war das nun im Tagespropheten?

«Lies einfach», knurrte Ma finster und mein Blick huschte zu der Schlagzeile unter dem Foto.

ADRIENNE SEANORTH – GEMEINGEFÄHRLICHES OBSCURIAL

Adrienne Seanorth, 18 Jahre, die bis gestern die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei besuchte, ist in Wahrheit keine gewöhnliche, jugendliche Hexe, sondern ein gemeingefährliches Obscurial, das gestern bei einem Ausbruch seiner Kräfte mehrere Schülerinnen und Schüler schwer verletzt hat. Daraufhin ist Seanorth aus Hogwarts geflohen und bisher unauffindbar.

«Obscuriale sind unausgebildete Hexen und Zauberer, die ihre magischen Kräfte aus Scham oder Selbsthass unterdrücken. Mit der Zeit entwickelt sich aus ihrem Talent eine unkontrollierte, magische Kraft, der Obscurus, der aus ihnen herausbricht und Zerstörung anrichtet, sogar tötet», erklärt ein Experte. «Allerdings werden Obscuriale höchst selten älter als zehn Jahre.»

Nicht nur Seanorths Alter ist in diesem Fall ungewöhnlich, sondern auch, dass sie keine unausgebildete Hexe ist, immerhin besuchte sie bis gestern die siebte Klasse in Hogwarts. Möglicherweise handelte es sich dabei um einen Versuch Dumbledores, Seanorths Obscurus zu bändigen. Fest steht jedenfalls, dass zumindest Albus Dumbledore, ehemaliger Schulleiter von Hogwarts, von Seanorths Obscurus gewusst haben muss, offen bleibt die Frage, weshalb er das Risiko einging, ein Obscurial als Schülerin aufzunehmen und dadurch alle anderen Schülerinnen und Schüler zu gefährden.

«Es ist ja nicht das erste Mal, dass Dumbledore so etwas tut», erklärt ein Ministeriums-Zauberer. «Denken wir an den Werwolf Remus Lupin und an den Halbriesen Rubeus Hagrid.»

Die neue Schulleiterin Dolores Jane Umbridge jedenfalls hat sofort die Konsequenzen gezogen, als sie von Seanorths wahrer Identität erfuhr: Sie hat Seanorth der Schule verwiesen und zur Fahndung ausschreiben lassen.

Als Obscurial ist Seanorth eine Gefahr für die gesamte magische Gemeinschaft und muss eliminiert werden. Die magische Strafverfolgung sucht im ganze Land nach ihr. Hinweise zu Seanorths Verbleib sind direkt an die Aurorenzentrale zu richten. Die magische Strafverfolgung legt Ihnen Nahe, sich Seanorth nicht zu nähern, da sie als Obscurial unberechenbar ist.

Langsam liess ich die Zeitung sinken. «Und was bedeutet das jetzt?», fragte ich. Wir waren ja bereits gestern übereingekommen, dass ich das Hauptquartier auf unabsehbare Zeit nicht würde verlassen können, weil die Auroren nach mir suchen würden. Doch Mas Gesicht war zu finster, als dass das allein der Grund sein könnte.

«Ich habe vorhin eine Nachricht von meinem Chef erhalten», sagte sie durch zusammengebissene Zähne. «Er geht davon aus, dass ich weiss, wo du dich aufhältst, Adrienne und will sofort mit dir sprechen, um zu entscheiden, wie er in dieser Angelegenheit weiter vorgehen soll. Offenbar hat das Ministerium den AZMGUK kontaktiert, wie sie es damals auch bei Sirius getan haben.»

Oh. Ich wurde blass. «Sie wollen, dass die Muggelbehörden ihnen bei der Fahndung nach mir helfen?», fragte ich leise.

«Genau», bestätigte Ma. «Aber ich werde nicht zulassen, dass Mycroft dich an sie ausliefert, hörst du, Adrienne?» Mas Blick war intensiv und voller Zorn, ihre Zähne gebleckt, alles in ihr bereit, mich zu verteidigen.

Ich nickte unsicher.

«Gut, dann zieh dich an, wir gehen jetzt gleich. Frühstücken kannst du unterwegs. Beeil dich», sagte sie resolut.


Kurz darauf sass ich zusammen mit Ma, Gawain und Jake in Mas schwarzem Geländewagen und fuhren Richtung Regierungsdistrikt, wo auch der AZMGUK, die Abteilung zur Zusammenarbeit der Magischen Gemeinschaften Grossbritanniens angesiedelt war. Wie am ersten Tag meines kurzen Praktikum beim AZMGUK im letzten Sommer parkierte Ma das Auto in einer Tiefgarage und lotste mich dann durch ein verwirrendes Labyrinth von Fluren, Hallen, Zimmern, Treppen und Aufzügen, bis wir schliesslich vor einer wichtig aussehenden Tür angelangten. Ma sah kurz besorgt zu mir, bevor sie anklopfte.

Ein dumpfes «Herein» klang durch die Tür, Ma öffnete und winkte mir, voranzugehen.

Das Büro von Mr Holmes sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte: Es war gross, mit einem grossen, wichtig aussehenden Schreibtisch, auf dem sich Akten stapelten, und dahinter einem Mann im Anzug, der mindestens genauso wichtig aussah wie der Schreibtisch. An den Wänden gab es elegante Schränke, in denen vermutlich Akten aufbewahrt wurden und ein Portrait der Queen. Im Unterschied zu meinem letzten Besuch war Mr Holmes allerdings nicht allein in seinem Büro, stattdessen drängten sich mindestens ein Dutzend andere Personen hier – und zwar nicht nur Menschen. Auf den ersten Blick erkannte ich einen Minotaurus und einen Drachenmenschen und es waren sicher noch andere, nichtmenschliche Geschöpfe unter den Anwesenden. Zudem waren die meisten von ihnen nicht so gekleidet, wie man es sonst von Personen in einem Regierungsgebäude erwartete: statt tadelloser, feiner Anzüge trugen sie weite Leinenhosen und Muskelshirts oder Lederrüstungen. Alles in allem sorgten diese Personen dafür, dass sich das eigentlich so grosse Büro unglaublich klein und beengt anfühlte.

«Was ist hier los?», fragte Ma misstrauisch.

«Sie werden verstehen, Miss Seanorth, dass ich mich nicht ohne Geleitschutz einem der gefährlichsten Wesen der Zaubererwelt entgegenstelle», erklärte der Leiter des AZMGUK kühl und fixierte dann mich mit seinen Blicken.

«Wie kommt es, Miss Seanorth, dass Sie Ihre magischen Kräfte beherrschen können und trotzdem ein Obscurial sind?», fragte Mr Holmes.

«Weshalb spielt das für eine Rolle?», fragte ich trotzig, um meine Unsicherheit zu verbergen. Diese ganzen Leute hier waren also hier um Mas Chef zu beschützen ... vor mir zu beschützen.

Mr Holmes sah mich streng an. «Gerade im Moment wäre es äusserst unklug von Ihnen, sich nicht kooperativ zu verhalten, Miss Seanorth. Ich bin neugierig und möchte mir gerne eigene Meinung von Ihrem naturell bilden, anstatt einfach dem zu glauben, was in Ihrem Tagespropheten steht. Ihre Zukunft hängt davon ab.»

Ärgerlich kniff ich die Lippen zusammen. «Schön, was wollen Sie wissen, Mr Holmes?»

«Muss ich annahmen, dass Ihr Obscurus demnächst aus Ihnen hervorbricht und mein Büro in Schutt und Asche legt, Miss Seanorth?»

«Nein, müssen Sie nicht. Ich kann meinen Obscurus kontrollieren», erwiderte ich verärgert.

«Tatsächlich? Also haben Sie Ihre Mitschüler gestern bewusst angegriffen», fragte Mr Holmes streng.

Ich biss die Zähne zusammen. «Sie haben mich mit dem Cruciatus-Fluch belegt, Sir. Was hätten Sie getan, wenn Sie die Möglichkeit gehabt hätten, dem zu entkommen?»

Luftschnappen und vereinzeltes Murmeln der Anwesenden war zu hören; Mr Holmes sah mich einfach nur weiterhin starr an und verzog keine Miene.

«Ich verstehe», sagte er schliesslich und gab dann den Anwesenden ein Zeichen, sein Büro zu verlassen. Keine Minute später standen nur noch Ma, Gawain, Jake und ich in Mr Holmes Büro.

«Mr Coron, Sie können auch gehen», sagte der Leiter des AZMGUK.

«Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, dann würde ich lieber bleiben», gab Jake zurück.

«Weshalb?»

Jake schluckte leer und sagte dann zu meiner Überraschung: «Weil Adrienne die Tochter meiner verstorbenen Frau ist, deshalb.»

«Werden Sie nicht sentimental, Coron», scholt Mr Holmes Jake, liess ihn aber bleiben.

«Und nun, Miss Seanorth, will ich wissen, wie es Ihnen gelungen ist, diesen Obscurus zu bezähmen, wenn dieser seinen Wirt doch normalerweise vor seinem zehnten Lebensjahr umbringt», sagte Mr Holmes. «Und ich warne Sie, ich will alles wissen. Vergessen Sie nicht, dass es meine Entscheidung ist, ob ich Sie an Ihr Zaubereiministerium ausliefere oder nicht.»

Überrascht blinzelte ich.

«Sie können meine Tochter nicht ausliefern!», fauchte Ma wütend und stürzte sich vermutlich nur deswegen nicht auf den Leiter des AZMGUK, weil Gawain sie zurückhielt.

«Doch, das kann ich, Miss Seanorth», entgegnete Mr Holmes gelassen. «Aber ich kann es auch sein lassen, wenn mir das sinnvoller erscheint, immerhin haben wir keinen Auslieferungsvertrag mit dem britischen Zaubereiministerium – es hängt ganz von Ihnen ab.»

Wieder lag Mr Holmes forschender Blick auf mir und zögernd begann ich schliesslich zu erzählen: «Es ist eigentlich nicht mein Obscurus, Sir.» Ich rechnete damit, dass er mich nun unterbrechen und nachhaken würde, doch Mr Holmes schwieg. «Es ist der Obscurus meines besten Freunds, Kaspar. Er war ein Obscurial–» Wieder blieb die Rückfrage aus, die ich aufgrund der Verwendung der Vergangenheitsform erwartet hätte. Offenbar gehörte Mr Holmes zu den Leuten, die erst fertig zuhörten und dann Fragen stellten. Das ermutigte mich. «In meinem zweiten Schuljahr, kurz vor Weihnachten, ich war damals dreizehn und noch kein Obscurial ...» Nun konnte Mr Holmes sich ein überraschtes Zucken der Augenbrauen nicht verkneifen. «... geriet ich in die Vergangenheit, ins Jahr 1013 nach Christus. Dort traf ich Kaspar, der zu der Zeit Schüler auf Hogwarts war. Kaspar war ebenfalls dreizehn und konnte damals bereits einigermassen mit seinem Obscurus umgehen – ich weiss nicht, wie ihm das gelungen ist. Sicherlich hat Finëa di Finjarelle, eine der Gründerinnen von Hogwarts, einiges dazu beigetragen: Sie hat Kaspar praktisch aufgezogen, nachdem er bei einem Ausbruch seines Obscurus das Kloster zerstörte, in dem er gelebt hat.» Ich schluckte. Hoffentlich hatte ich Kaspar nun nicht in Schwierigkeiten gebracht.

«Beim Versuch, mich zurück in meine eigene Zeit zu schicken, hat Professor Ravenclaw – eine andere Hogwarts-Gründerin – dann die zusätzliche Kraft von Kaspars Obscurus genutzt. Wissen Sie, Sir, so ein Obscurus ist extrem mächtig–» Ich brach ab, dem Gesichtsausdruck von Mr Holmes zufolge wusste er das bereits. «Jedenfalls hat es geklappt und ich bin wieder in meine eigene Zeit zurückgekommen, allerdings ist Kaspar auch mitgekommen und der Obscurus hat sich aufgespalten und ein Teil davon ist auf mich übergegangen.»

«Nun, ich nehme an ein halber Obscurus ist einfacher zu kontrollieren als ein vollständiger und so ist es Ihnen schliesslich gelungen, diese Kraft unter Kontrolle zu bekommen?», riet Mr Holmes und griff meiner Erzählung voraus.

«Ja, Sir», antwortete ich.

«Und heute haben Sie und Ihr Freund Kaspar Ihre Obscu-...-ri ...», fragend sah Mr Holmes mich an, um sich zu vergewissern, dass er die richtige Pluralform verwendete. Ich nickte. «Also haben Sie heute Ihre Obscuri vollständig unter Kontrolle?»

«Nun ja ... das hatten wir tatsächlich – eine Zeit lang. Vor zwei Jahren dann bei einem Ritual ... verlor Kaspar seinen Obscurus vollständig und meiner wurde so ... verstümmelt, dass er nun mich verletzt, wann immer ich mich verwandle», erklärte ich zaghaft.

«Also ist Ihr Obscurus im Grunde genommen nutzlos», sagte Mr Holmes kalt.

«Nutzlos?», echoten Gawain und Jake verwirrt.

Ma schwieg.

«Nutzlos», bestätigte Mr Holmes. «Wenn Miss Seanorth den Obscurus nicht einsetzen kann, ohne sich dabei selbst zu verletzen, dann ist er nutzlos.»

Ma funkelte ihren Chef verärgert an. «Adrienne, erzähl Mr Holmes von den Schatten.»

Erwartungsvoll sah Mr Holmes mich an.

«Also ... ich kann mich zwar nicht mehr vollständig in die Gestalt eines Obscurus verwandeln, ohne dass dieser mich verletzt, aber ich kann seine Schatten beschwören und um mich legen. Ist natürlich besonders praktisch, wenn man sich nachts ausserhalb des Gemeinschaftsraums herumschleicht ...»

«Aber nicht annähernd so effizient wie die nichtphysische Gestalt des Obscurus selbst, würde ich sagen», sagte Mr Holmes und ging nun nachdenklich hinter seinem Schreibtisch auf und ab.

«Ich denke, wir können wie folgt verbleiben: Ich werde Miss Seanorth nicht ans Zaubereiministerium ausliefern. Wie ich das sehe, hat sie sich grundsätzlich unter Kontrolle und es geht keine grössere Gefahr von ihr aus, als von jedem anderen mächtigen magischen Geschöpf. Ich werde dem Zaubereiministerium ausrichten, dass der AZMGUK und die Strafverfolgungsbehörden die Fahndung nicht unterstützen werden und – wenn Sie damit einverstanden sind, Miss Seanorth», Mr Holmes sprach diesmal Ma an, «werde ich dem Zaubereiministerium auch sagen, dass ich Miss Seanorth persönlich vernommen habe und zu diesem Ergebnis gelangt bin.» Bei diesen Worten blitzte etwas in Mr Holmes Augen auf. «Selbstverständlich werde ich ihnen nicht sagen, wo Ihre Tochter sich aufhält.»

Mas Mundwinkel zuckten und verzogen sich zu einem hinterhältigen Lächeln. «Tun Sie das, Mr Holmes. Ich wäre zu gern dabei.»

«Und was Sie anbelangt, Miss Seanorth», wandte Mr Holmes sich wieder an mich, «da Sie sich in nächster Zeit nicht in der Gemeinschaft der Hexen und Zauberer werden bewegen können, würde ich Ihnen gerne ein Angebot machen.»

Überrascht sah ich den Leiter des AZMGUK an.

«Nach Ihrem Praktikum beim AZMGUK im Sommer kennen Sie sich bereits etwas mit unseren Tätigkeiten aus ... vielleicht könnten Sie sich vorstellen, eines dieser Felder für Ihre berufliche Zukunft in Erwägung zu ziehen? Denken Sie einmal darüber nach, das Angebot ist sehr vielseitig», meinte er lächelnd.


Ich dachte darüber nach. Das Leben im Hauptquartier war unglaublich langweilig, wenn man nur mit Sirius dort festsass. Natürlich kamen jeden Abend Jake, Remus, Ma und Gawain nach Hause – wenn man dieses Haus denn so nennen konnte, es fühlte sich jedenfalls nicht so an – und oft kamen auch noch einige andere Ordensmitglieder vorbei, aber tagsüber war es elend langweilig, da blieb viel Zeit, um darüber nachzudenken. Es gab für mich nicht viel anderes zu tun als zu grübeln, zu lernen oder das Haus zu entrümpeln – noch immer waren nicht alle Zimmer 'entgiftet', wie Molly Weasley sagte. Ich zog schliesslich das Lernen vor. Sirius auch. Wie ich erfuhr, war er früher Auror gewesen und wusste eine Menge über Verteidigung gegen die dunklen Künste und genoss es, mir so viel wie möglich beizubringen. Am liebsten natürlich in Form von Duellen im Salon, wo er darauf achtete, möglichst viele Portraits und vor allem den grossen Wandteppich mit dem Stammbaum der Blacks mit Fehlgängern zu beschädigen. Allerdings lernte ich nicht viel Neues.

Der Unterricht bei Professor Dumbledore – wenn dieser einmal dafür Zeit fand – war hingegen sehr viel anspruchsvoller. Ich musste schnell feststellen, dass ich noch viele Defizite in Arithmantik hatte, auf die der Schulleiter gezielt sein Augenmerk richtete und auch in Verwandlung und Zauberkunst war ich zwar ganz gut, doch unter den Ansprüchen des Professors, das merkte ich schnell. Aber ich wurde besser. Dass der Schulleiter mich persönlich unterrichtete, motivierte mich, mich intensiver denn je mit meinen Studien auseinanderzusetzen – viel anderes hatte ich ja auch nicht zu tun – was sich bald auszahlte.

«Kannst du dein Aussehen so verändern, dass du nicht wiederzuerkennen bist, Adrienne?», fragte Professor Dumbledore eines Abends, nachdem er mich sicher eineinhalb Stunden mit hochkomplizierten Arithmantikberechnungen gequält hatte.

«Ja, Sir», entgegnete ich. Der Schulleiter hatte mich vor ein paar Tagen aufgefordert, das zu üben.

«Dann lass mal sehen», forderte er mich auf.

Entschlossen nahm ich meinen Zauberstab zur Hand und richtete ihn zuerst auf meine Haare: Die langen, wilden, roten Locken wurden kürzer und dunkler, bis sie schliesslich zu einer schwarzen Stachelfrisur wurden. Danach veränderte ich mein übriges Gesicht: Als erstes liess ich die grüne Narbe auf meiner Wange verschwinden, dann liess ich mein Gesicht etwas schmaler werden und das Kinn spitzer. An meinen Augen änderte ich nichts. Ma hatte einmal gesagt, dass solche Veränderungszauber die Sehkraft der Fey beeinflusste und wer wusste schon, wann übernatürliche Sehfähigkeiten praktisch waren.

Dumbledore nickte zufrieden. «Sehr gut. So sollte es gehen.»

«So sollte was gehen ... Professor?», fragte ich.

«So solltest du das Hauptquartier verlassen können, ohne übermässig aufzufallen. Glücklicherweise hast du dich nur für kurzes Haar entschieden und nicht für irgendeine auffällige Haarfarbe, wie das Tonks so gerne tut», erklärte Dumbledore amüsiert.

«Das Hauptquartier verlassen?!», fragte ich sofort begeistert nach. Wie gerne würde ich endlich wieder einen Fuss vor die Tür setzen. Das letzte Mal hatte ich den Grimmauldplatz verlassen, als Ma, Jake und Gawain mich zum AZMGUK mitgenommen hatten und mittlerweile war das Wochen her.

«Ja. Aber», Dumbledore sah mich streng an, «nur mit offizieller Erlaubnis und in Begleitung von mindestens einem anderen Ordensmitglied. Das nicht Sirius ist. Und du wirst tun was man dir sagt.»

Meine Begeisterung dämpfte sich gleich wieder.

«Haben Sie an etwas bestimmtes gedacht, Sir?», fragte ich deshalb nur.

Der Schulleiter nickte. «Ja, das habe ich. Du könntest bei einigen der Wachdienste mithelfen. Dass du dich und andere in den Schatten verstecken kannst, ist dabei eine sehr praktische Gabe.»

Ich unterdrückte ein Seufzen, darum ging es also. Nun gut, alles war besser, als die ganze Zeit in diesem verfluchten Haus festzusitzen, nicht?




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