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32. Kapitel

Vielleicht wäre Jessie dank ihrer Hauszugehörigkeit tatsächlich problemlos durchgekommen, wenn sie nicht so lange mit Kaspar und mir in unserem Versteck auf der Treppe ausgeharrt hätte. Während Kaspar und ich in meine Schatten gehüllt problemlos in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gelangten, wurde Jessie auf halbem Weg in die Kerker abgefangen. Von ihren eigenen Hausgenossen, die sie nun als Verräterin sahen. Wie sich herausstellte war eine Slytherinfünftklässlerin namens Pansy Parkinson kurz nach unserer Flucht in den Raum der Wünsche geschlüpft und hatte die Liste mit all unseren Namen gefunden. Und zuoberst auf der Liste, direkt unter dem Namen unserer Gruppe, stand Jessies Namen.

Natürlich spielte es nun, wo Umbridge im Besitz der Liste war, auch keine Rolle, dass Kaspar und ich sowie einige andere es geschafft hatten, an ihren Häschern vorbei zu schlüpfen. Wir würden alle gleichermassen bestraft werden. Fragte sich nur noch wie. Das fanden wir bald heraus: Die alte Kröte liess uns mit ihren fiesen, verhexten Federn Sätze schreiben.

Das Schlimmste an der ganzen Sache war jedoch, dass Dumbledore aus der Schule hatte fliehen müssen – und zwar, weil wir unsere Widerstandsgruppe Dumbledores Armee getauft hatten. Und bereits am nächsten Tag hingen überall in der Schule Anschläge – ein weiterer Ausbildungserlass – die verkündeten, dass Umbridge nun unsere Schulleiterin war. Das einzig Gute was sich dazu sagen liess: Das Schloss erkannte diese Wahl nicht an. Das Schulleiterbüro, das einst Helga Hufflepuff, der ersten Schulleiterin von Hogwarts, gehört und das diese hermetisch abgesichert hatte, hatte sich gegen die neue Rektorin versiegelt.


Bereits am nächsten Abend nahm mein Vater mich zu einer Notfallversammlung des Ordens des Phönix mit nach London. Dumbledore war da – natürlich – sowie fast alle anderen Ordensmitglieder, so viele wie selten.

«Ich denke, die meisten von euch wissen bereits, dass man mich aus Hogwarts vertrieben hat», erklärte Dumbledore, als sich alle in der Küche am Grimmauldplatz eingefunden hatten. «Ich werde dies allerdings keinesfalls als Niederlage betrachten, sondern die Gelegenheit nutzen, auf unsere Verbündeten zuzugehen und unsere Zusammenarbeit zu stärken. Wichtig ist jedoch, dass Hogwarts trotz meines Weggangs weiterhin gut geschützt bleibt. Minerva, Severus, Adrienne: Tut euer Bestes, um das Schloss und seine Bewohner zu beschützen. Besonders du, Adrienne: Das Schutzritual das du planst, zögere es nicht mehr länger hinaus.»

«Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen», sagte Gawain an meiner Stelle.

«Sehr gut», sagte Dumbledore. «Dann wirst du das Ritual leiten, Gawain?»

«Ja, gemeinsam mit Adrienne. Eigentlich sind für jedes Haus zwei Schüler vorgesehen, aber Adrienne hat zu wenig Erfahrung, um ein Ritual dieser Grösse selbst zu leiten», erklärte Gawain.

«Aber schafft das nicht ein ... Ungleichgewicht, wenn Sie auch dabei sind, Mr Carlion?», fragte meine Hauslehrerin besorgt.

«Keine Sorge, Chieftain. Ich habe mit den Schülern geübt und es gab nie ein Problem, das Ritual wird funktionieren», beruhigte Gawain.

«Und dass ihr nur zu elft seid? Ein solches Ritual braucht doch ziemlich viel Kraft», kam es von Jake.

«Severus hat Stärkungstränke für uns gebraut», sagte Gawain und nickte meinem Vater zu. «Ausserdem besteht unser Kreis nicht aus irgendwelchen Schülern, einige von ihnen haben sehr grosses Potential und besondere Fähigkeiten.»

«Aber besteht nicht die Gefahr, dass ihr den Riesen weckt?», fragte Professor McGonagall und meinte damit den dämonischen Riesenkönig Balor, der unter Hogwarts begraben lag.

Gawain schüttelte den Kopf. «Im besten Fall schwächen wir ihn mit diesem Zauber sogar.»

Wenn auch immer noch nicht ganz überzeugt, neigte Professor McGonagall den Kopf. «In Ordnung. Tun Sie es sobald wie möglich. Nur eine Bitte: Ich möchte gerne dabei sein.»

«Ich denke, das lässt sich einrichten. Was meinst du, Adrienne?», sagte Gawain und ich nickte zustimmend.

«Ich werde auch dabei sein, nur schon wegen der Tränke», erklärte mein Vater.

«Selbstverständlich», sagte Gawain.


Es stellte sich als schwieriger heraus als gedacht, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Nur wenige Tage nach ihrer Ernennung zur Schulleiterin hatte Umbridge ein sogenanntes Inquisitionskommando ins Leben gerufen: Eine Gruppe schleimiger Slytherins, die im Namen der Schulleiterin Kröte die anderen Schüler ausspionierten und quälten – hauptsächlich indem sie uns für Nichtigkeiten Punkte abknöpften. Gryffindor hatte wieder einmal einen historischen Tiefstand erreicht. Die einzige Aufheiterung war das herrliche Feuerwerk, das Fred und George im Schloss zündeten und das Umbridge und Filch, ihren unermüdlichen, treuen Helfer und Speichellecker, einen ganzen Nachmittag lang in Atem hielt. Die Zwillinge hatten die Feuerwerksknaller nämlich so verzaubert, dass alle Zauber, die man dagegen anwendete, nicht so wirkten, wie sie eigentlich sollten.

In den ersten Tagen der Osterferien gelang es uns, die letzten Vorbereitungen zu treffen und dann kam endlich der Tag, an dem unser Ritual stattfinden sollte. Nervös betrat ich an diesem Morgen die Grosse Halle und sah den Gryffindortisch entlang, auf der Suche nach Kaspar oder Jessie, die mittlerweile offizielle bei den Gryffindors Asyl erhalten hatte. Sie war sogar einige Male in unserem Gemeinschaftsraum gewesen.

«He, Adrienne! Hier herüber!», rief jemand über die Grosse Halle hinweg. Patrick winkte mir vom Hufflepufftisch her zu, wo Jessie ihn nun verärgert in die Seite stiess. Sie sass ebenfalls am Tisch der Hufflepuffs, genauso wie Kaspar und Elias.

«Bist du sehr nervös, Adrienne?», fragte Patrick noch bevor ich mich neben meine Freunde gesetzt hatte. «Ich auf jeden Fall. Noch schlimmer als vor den ZAG-Prüfungen und da dachte ich bereits, schlimmer könne es nie mehr werden.» Er lachte nervös.

«He, das geht schon gut, Patrick», sagte Elias ruhig. «Wir haben es tausend Mal geübt. Wir wissen alle, was zu tun ist.»

«Genau», bestätigte ich und setzte mich, nur um im nächsten Moment zusammenzuzucken – genau wie viele andere in der Grossen Halle. In dem Moment, in dem ich mich an den Haustisch der Hufflepuffs gesetzt hatte, schien sich etwas verändert zu haben. Etwas an der Magie in Hogwarts hatte sich verschoben.

«Was war das?»

«Habt ihr das gespürt?», flüsterten die Schüler durcheinander.

«Jetzt, in diesem Moment, sitzen wahrscheinlich das erste Mal seit tausend Jahren wieder Schüler aller fünf Häuser an einem Haustisch», murmelte Elias in unsere kleine Runde.

«Denkst du wirklich, dass kann eine derartige Auswirkung auf das Gleichgewicht der Energien haben?», fragte Jessie mit hochgezogener Augenbraue.

«Nun, in Anbetracht unseres heutigen Vorhabens ...», sagte Elias.

Nach dem Frühstück, von dem ich kaum einen Bissen heruntergebracht hatte, machten wir uns in kleinen Gruppen auf den Weg zum Ritualraum. Ginny und Luna gingen als erste, danach Elias, Patrick und Rachel. Jessie zusammen mit Jamie Farley und seiner grossen Schwester, die wie wir aus der Siebten war und sich nicht hatte abbringen lassen, ihren kleinen Bruder zu begleiten. Nach ihnen gingen Tristan und mein Vater, die es so aussehen lassen würden, als würde Tristan wieder für irgendetwas Ärger bekommen. Danach würde Finëa Professor McGonagall den Weg zum Ritualraum zeigen und Helena würde sich ihnen anschliessen. Kaspar und ich kamen schliesslich zum Schluss. Und Gawain ... der hatte sich mit der Hilfe von Jake bereits früh am Morgen eingeschlichen.

Ich war überrascht, Jake zu sehen, besonders, weil er sich, anders als sonst wenn er in Hogwarts war, nicht tarnte.

«Sie sehen so aus, wie Harry in ein paar Jahren aussehen könnte», stellte Luna fest, als sie Jake sah.

«Vielen Dank», sagte Jake amüsiert. Mein Vater dagegen rollte nur genervt mit den Augen. Die meisten anderen eingeweihten mussten ein Lächeln unterdrücken.

«Was denn? Sie sehen sich sehr ähnlich. Ausgenommen die Augen», sagte Luna entschieden.

Professor McGonagall schüttelte leicht verärgert den Kopf. «Nun, Miss Lovegood, und auch für alle anderen, die ihn nicht kennen, das ist Mr James Potter. Harrys Vater.»

«'Jake' ist völlig in Ordnung», meinte Jake. «Und ich wäre euch dankbar, wenn ihr das nicht rum erzählt, ja? Es bringt einige Vorteile offiziell tot zu sein.»

Nachdem das geklärt war, machten wir uns daran, uns für das Ritual aufzustellen. Anders als bei den anderen Ritualen, an denen ich bisher teilgenommen hatte, würden wir uns dabei nicht alle an den Händen halten. Wir würden nach Häusern aufgestellt entlang eines der Kreise stehen, jeweils an den Spitzen des Pentagramms, die er verband. Das Salz, das den Kreis und das Pentagramm bildete, würde unsere Magie miteinander verbinden. Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und ich würden dabei jeweils die juwelenbesetzte Schale halten, die unser Haus repräsentierte, während Jamie, Luna, Rachel, Tristan und Ginny ihren Hausgenossen die Hände auf die Schultern legen und sich so in den Zirkel einbinden würden. Gawain würde neben mir stehen, eine Hand an der Schale, eine Hand auf meiner Schulter und in Gedanken mit mir verbunden.

«Jake und die Professoren werden euch mit Stärkungstrank versorgen, wenn ihr welchen braucht», erklärte Gawain ein letztes Mal. «Seid ihr bereit?»

Wir nickten alle und schlossen dann die Augen, wie wir es unzählige Male geübt hatten. Zielstrebig griff ich nach der Magie in mir, liess sie meinen ganzen Körper durchströmen. Durch ihre Hände spürte ich die Magie von Ginny und Gawain in mich fliessen und ich liess etwas davon, vermengt mit meiner Magie in die Schale weiterfliessen. Die Schale war wie ein leerer, tiefer, tiefer Brunnen und die Energie sickerte ins Bodenlose und verschwand spurlos.

«Gebt nicht zu viel. Ein kleines bisschen reicht für den Anfang», sagte Gawain warnend, als er die Leere durch mich wahrnahm. «Konzentriert euch stattdessen auf diesen Raum, versucht die Magieströme hier wahrzunehmen.»

Ich tat wie geheissen und nahm die Magie der anderen vier Häuser entlang des Kreises und den Linien des Pentagramms wahr. Durch den Kreis und das Pentagramm war ich mit allen direkt verbunden.

«Als erstes müssen wir uns miteinander verbinden. Schickt nun eure Magie entlang der Linien nacheinander aus», erinnerte uns Gawain und Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und ich schickten unsere Magie aus. Das Salz leitete die Magie, wie es sonst unsere Körper getan hätten und ich spürte, wie meine Macht mit der von Jessie, Elias, Patrick und Kaspar verschmolz und wie ihre Magie durch mich hindurchfloss. Wir liessen unsere Magie fliessen, bis das Pentagramm und der Kreis von Magie pulsierten und die Energie zu einem steten, gleichmässigen Strom geworden war.

Gawain stimmte ein Lied an, ein uraltes Lied, dessen Sprache schon längst in Vergessenheit geraten war, aber dessen Worte dazu dienten, die Magie anzurufen. Er hatte uns allen in den vergangenen Wochen mehrere solche Lieder beigebracht, in ganz unterschiedlichen Sprachen und uns freigestellt eines davon auszuwählen oder unsere Magie durch ein eigenes Lied in wortlosen Lauten zu rufen. Nach dem Beschwören meines Patronus hatte ich mich wieder an die Lieder erinnert, die meine Ma und ich an Lugnasad immer gesungen hatten und ich entschied mich nun an eines von denen. Es war voller Freude und Überzeugung, aber vor allem war es stark und voller Macht und ich konnte spüren wie die Magie in mir und um mich herum erbebte und dem Lied antwortete.

«Tristan», sagte Gawain auffordernd und der junge Finjarelleschüler begann damit, seine Sinne auszustrecken, weit in die Tiefe unter Hogwarts. Durch die Magie, die uns alle verband, konnte ich die Finsternis spüren, die dort herrschte, die bösen Schatten des Dämonenkönigs. Gawain lenkte Tristans Aufmerksamkeit weg von seiner dunklen Energie und hin zum Verbotenen Wald und zum Steinkreis, wo tief in der Erde ein Knotenpunkt mehrerer Energieströme lag. Von dort würden wir die Magie für dieses Ritual beziehen und nicht von der verseuchten Macht unter Hogwarts.

Ich spürte es, als Tristan begann, die Macht des Weltenstroms in unseren Kreis zu lenken. Ein Aufkeuchen ging durch den Raum – wir spürten es alle. Plötzlich war es nicht mehr schwierig, genügend Energie aufzuwenden, es war schwierig diese gewaltige Menge an Energie im Griff zu behalten.

«Sammelt die Macht in den Schalen», wies Gawain uns an und sofort liess ich das zu viel an Magie in die juwelenbesetzte Schale der Gryffindors fliessen, doch obwohl es so viel Macht war, die durch mich hindurch in die Schale brandete, in dem tiefen, leeren Brunnen war es nicht mehr als ein einziger Regentropfen.

«Mehr, Tristan. Versuche nicht die Energie zurückzuhalten», sagte Gawain.

«Aber ... es ist so viel. Viel zu viel.»

«Erinnere dich an unsere Übungen, Tristan. Du musst die Energie fliessen lassen. Gib alles davon an Kaspar weiter, behalte nur deine eigene Energie zurück», sagte Gawain.

Die Energie, die von Kaspar her in unseren Kreis floss, verstärkte sich sofort um ein Vielfaches und langsam bedeckte sich der Boden des tiefen, tiefen Brunnens.

Gawain stimmte erneut ein Lied an und ich stimmte ein und nach kurzem Zögern schlossen sich auf die Stimmen der anderen an. Erneut spürte ich, wie sich die Magie um und unter mir zu regen begann und auf einmal hatte ich das befremdliche Gefühl, dass mir Wurzeln wachsen würden. Erst ganz feine Wurzeln, die mich aber standhaft und zuverlässig im Boden verankerten, dann stärkere Wurzeln, die tiefer griffen. Eine dieser Wurzeln war eine dicke, lange Pfahlwurzel, die sich entlang einer anderen, bereits vorhandenen Wurzel einen Weg in die Tiefe bahnte. Tief hinab, tiefer als jeder Brunnen, etwas krumm vielleicht in ihrer Bahn, weil sie um ein Hindernis herumwuchs, aber schliesslich gelangte die Wurzel zu dem Ort, von dem sie den Nährstoff für ihre Pflanze beziehen konnte. Die Macht der Weltenströme rauschte nun direkt durch mich hindurch. Pulsierte in meinen Adern. Rauschte in meinen Ohren. Vibrierte bei jedem meiner Atemzüge. Die Magie war berauschender und unbeherrschbarer als die Macht meines Obscurus. Doch schlussendlich hatte ich es geschafft diesen zu bezwingen, da würde es mir doch auch mit dieser Macht gelingen, oder?

«Leite die Magie einfach in die Schale, Adrienne», sagte Gawain warnend. «Leite sie einfach dort hinein. Nichts weiter.»

In die Schale ...? Etwas verwirrt erspürte ich mit meinen magischen Sinnen den tiefen, leeren Brunnen. Die Schale. Ich leitete die Magie hinein, wie Gawain mich angewiesen hatte. Aber wieso eigentlich? Ich könnte sie doch auch selbst nutzen. Die anderen hier waren vielleicht nicht stark genug, aber ich–

Niemand ist in der Lage ausserhalb eines Rituals gefahrlos auf den Weltenstrom zuzugreifen, hörte ich plötzlich Gawains Stimme glasklar in meinen Gedanken. Nicht einmal jemand wie Tristan, der mit der Fähigkeit auf die Ströme zuzugreifen geboren wird. Du darfst dich nicht von der Macht verführen lassen, Adrienne.

Mich von der Macht verführen lassen ...

Denk daran wer du bist, denk an Kathleen, denk an Jessie und Kaspar, denk an Cedric ..., wies Gawain mich in Gedanken an.

«Lasst euch nicht von der Macht verführen», wiederholte Gawain laut. «Denkt an unser Ziel. Denkt daran, weshalb wir das tun. Denkt an eure Freunde, eure Liebsten. Ihr tut das, um sie zu beschützen. Um Hogwarts zu beschützen.»

Ich würde Hogwarts beschützen können, wenn ich diese Macht–

«Verdammt, Adrienne!», knurrte Gawain und der Druck an meiner Schulter wurde stärker.

Die Öffnung eines Fläschchens drückte sich gegen meine Lippen, Flüssigkeit schwappte hervor und ich schluckte sie unwillkürlich. Es war ein Stärkungstrank. Sofort breitete sich ein warmes Gefühl in mir aus, gefolgt von Entschlossenheit und Klarheit. Wir führten dieses Ritual durch um Hogwarts zu beschützen. Ich musste alle Macht, die ich aus dem Weltenstrom bezog in die Schale leiten. Wie zum Teufel kam ich nur auf die Idee, etwas davon für mich zu behalten? Ich konnte diese Magie gar nicht beherrschen; sie war viel zu stark, zu ungezähmt.

Bald hatte ich den Überblick verloren ... über die Zeit ... die Menge an Stärkungstrank, die ich mittlerweile intus hatte ... Vor meinen inneren Augen sah ich nur den tiefen Brunnen der Schale, der sich unendlich, so unendlich langsam mit Magie füllte. Zwischendurch nahm ich die Hände von Ginny und Gawain auf meiner Schulter wahr und Gawains Stimme, wenn er Anweisungen erteilte, um unser Ritual zu stabilisieren und aufrecht zu erhalten. Es schien sogar an seinen Kräften zu zehren. Wie in einem Traum gefangen leitete ich immer und immer mehr Macht aus dem Weltenstrom durch mich hindurch in die Schale. Ein breiter, glühender, glitzernder, flirrender Strom, der die roten Rubine, mit denen der Rand der Schale besetzt war zum Leuchten brachte. Erst war es ein schwaches Aufflackern, dann wurde das Leuchten konstanter und immer kräftiger, je mehr Magie sich in der Schale sammelte. Auch von den Anderen Eckpunkten des Pentagramms bemerkte ich ein Leuchten. Ein grünes Licht bei den Slytherins, blau bei den Ravenclaws, gelb bei den Hufflepuff und blendend weiss bei den Finjarelles. Das Strahlen wurde immer heller und heller. Am liebsten hätte ich meine Augen zugekniffen, doch die hatte ich längst geschlossen; all das nahm ich über meine magischen Sinne auf.

«Nicht aufhören!», sagte Gawain eindringlich, gerade als ich etwas gegen das Licht unternehmen wollte und so drückte ich meine Augen noch fester zu, auch wenn das nichts nützte, biss meine Kiefer zusammen, um meiner Schwäche nicht nachzugeben und erduldete das immer greller werdende Strahlen. Ich versuchte mich abzulenken, mich auf die Magie zu konzentrieren, die weiterhin glühend heiss durch mich hindurch fuhr. Und dann, gerade als ich glaubte, das Strahlen nicht mehr ertragen zu können, zuckte das Licht greller auf als je zuvor, so hell, als würde man direkt in einen Blitz sehen. Ich glaubte, erblinden zu müssen, und bereits im nächsten Moment war ich nicht mehr in der Lage zu sehen ... Nein, das Licht hatte sich abgeschwächt ... sich verändert ...

Keuchende Ausrufe des Erstaunens und des Entsetzens waren zu hören und ohne darüber nachzudenken, öffnete ich meine Augen – mitten im Ritual. Ich war nicht weniger überrascht als unsere Zuschauer, als ich sah, was in unserem Zirkel vor sich ging: In all unseren Schalen waren glühende, magische Flammen in den jeweiligen Hausfarben aufgelodert, aber das war nicht das unglaublichste ...

«Das ist unmöglich», hörte ich Professor McGonagall murmeln. Ihr Blick war auf die Salzlinien gerichtet, die die Eckpunkte des Pentagramms miteinander verbanden. Ausgehend von den Eckpunkten frass sich glühend weisse, silbern schimmernde Magie sichtbar durch das Salz.

«Unmöglich!», murmelte Professor McGonagall erneut und ich konnte ihr nur zustimmen und fassungslos beobachten, wie die Magie sich in sichtbarer Form einen Weg durch unseren Zirkel bahnte.

«Höchst selten», korrigierte Finëa und beobachtete das Geschehen ebenfalls aufmerksam.

Mittlerweile hatten alle von uns die Augen geöffnet und beobachteten wie sich die Magie ausbreitete. Die Magie leuchtete in der tatsächlichen Welt beinahe so strahlend, wie ich es mit meinen magischen Sinnen wahrgenommen hatte. Auf jeden Fall überdeckte ihr helles, reines Leuchten das sanftere, goldene Flackern der geweihten Kerzen, die den Mittelpunkt des Kreises und das Böse dort von unserer Magie trennten. Dann trafen die Magieströme aufeinander und erneut durchzuckte ein greller Lichtblitz den Raum, dieses Mal ein echter. Beinahe erwartete ich ein Donnern zu hören, doch stattdessen fühlte ich ein Beben, ein gewaltiges Rauschen und dann eine Druckwelle, die mich beinahe von den Füssen riss, als eine gewaltige Menge von Magie durch den Kreis brandete und aus dem Kreis hinaus durch ganz Hogwarts und über die Ländereien. Die Diamantsplitter in dem weiter im Zentrum unseres Kreises gelegenen Salzkreis begannen zu funkeln, als die Magie über sie hinwegspülte und sie begannen, sie in sich aufzunehmen.

«Konzentriert euch auf eure Schalen und auf eure Verbindung zum Weltenstrom», mahnte Gawain und sah Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und mich der Reihe nach eindringlich an. «Wir dürfen das Ritual nicht brechen.»

Wir nickten hastig und ich schloss wieder die Augen, um mich besser auf die Magie zu konzentrieren. Mit allen Sinnen konnte ich die Linien aus Magie wahrnehmen, die das Pentagramm und den Kreis durchzogen. Sie gingen von den Eckpunkten aus, von den Schalen, in denen immer noch stetig magische Flammen in den Hausfarben loderten, ebenfalls auf in der realen Welt sichtbar. Die Schale der Gryffindors, die mir anfangs noch wie ein tiefer Brunnen ohne Boden erschienen war, war nun bis obenhin mit Magie gefüllt und sprudelte über wie eine muntere Quelle.

«Nun kommt der schwierigste Teil. Tristan, bist du bereit?», sagte Gawain.

«J-ja», kam es etwas unsicher von Tristan.

Adrienne, wir müssen unseren Geist mit Tristans verbinden, sagte Gawain in Gedanken zu mir – wohl weisslich, weil er genau wusste, dass mein Vater und sicher auch McGonagall das niemals billigen würden.

In Ordnung. Wie?, fragte ich genauso stumm zurück.

Lass mich nur machen, sagte Gawain, dann fühlte ich sein Geist an meinem, wie bereits einmal während dem Ritual, bei dem wir Balor besiegt hatten. Ich leistete keinen Widerstand und liess zu, dass unser beider Gedanken verschmolzen, dann schickte Gawain unseren Verstand entlang des Kreises zu den Finjarelles.

«Was zum ...? Adrienne? Gawain?», sagte Kaspar verwirrt, der unsere vereinte Magie spürte, als wir seine streiften.

Später, flüsterte ich in seine Gedanken, dann fanden wir Tristan, der seine Hände auf Kaspars Schultern gelegt hatte und seine Magie durch Kaspar ins Ritual schickte.

Tristan, flüsterte Gawain in die Gedanken des Finjarelleschülers, es ist wichtig, dass du mir nun vertraust, mir und Adrienne.

«Was–», setzte Tristan an.

Denk deine Antworten einfach, Tristan, unterbrach Gawain ihn.

Wieso? Was ist los? Tristan klang misstrauisch.

Nicht alle hier wären begeistert davon, wenn sie wüssten, wie wir diesen Zauber nun stabilisieren und beenden müssen, erklärte Gawain ernst.

Wie denn?, kam es unisono von Tristan und mir und ich spürte Tristans Verwirrung darüber, dass ich ebenfalls in Gawains Geist war.

Wir müssen versuchen, die Wurzeln des Zaubers, das heisst seine Verbindung zum Weltenstrom offen zu halten. Dafür muss ein Stück der Träger des Zaubers dauerhaft darin eingebunden werden. Und auch etwas von deiner Gabe, Tristan, erklärte Gawain.

«Was?!», diesmal war es eher ein Aufschrei des Entsetzens. Damit rückte Gawain jetzt heraus.

Werde ich meine Gabe verlieren?, fragte Tristan unsicher.

Ich weiss es nicht, antwortete Gawain ehrlich. Sie könnte sich auf jeden Fall abschwächen oder aber sie könnte sich stabilisieren, weil du in gewisser Art dauerhaft geerdet bist.

Das klingt ... in Ordnung, sagte Tristan nach kurzem Überlegen.

Und was ist mit uns? Mit Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und mir? Mit den Trägern des Zaubers? Die ein Stück von sich geben müssen? Hast du es nicht für nötig gehalten, dieses kleine Detail zu erwähnen? Oh ja, ich war definitiv verärgert.

Die fünf Gründer sind die eigentlichen Träger dieses Zaubers, Adrienne, nicht ihr. Ihr seid nur ihre Stellvertreter. Die Schalen, sie sind bereits verzaubert, mit Blutmagie und allem Möglichen. Es braucht von jedem von euch fünfen nur ein einziges Tröpfchen Blut, mehr nicht, sagte Gawain leicht verärgert.

Nur ein einziges Tröpfchen Blut. Selbst nur ein einziges Tröpfchen war Blutmagie. Schwarze Magie. Und zumindest Patrick würde sich keinesfalls damit einverstanden erklären. Auch ich war überhaupt nicht begeistert.

Gawain hatte meine Gedanken natürlich mitbekommen, immerhin teilten wir uns im Moment einen Verstand und auf einmal fand sich mein Geist in einem festen Klammergriff wieder. Dann werde ich eben dafür sorgen müssen, Adrienne. Ich lasse nicht zu, dass dieses Ritual schief geht! Gawains Geist umklammerte meinen uns liess mir keinen eigenen Willen mehr. Es war anders als beim Imperius-Fluch – ich hatte keine Chance gegen ihn anzukämpfen, er war viel zu stark, viel zu mächtig und egal wie fest ich zappelte und um mich schlug, sein Griff war unerbittlich.

«Tristan, konzentriere dich auf deine Verbindungen zum Weltenstrom. Mit deiner eigenen müsstest du sechs Stück spüren können. Spürst du sie?», fragte Gawain.

«Ja», kam es nach einigen Augenblicken zögernd von Tristan.

«Nun konzentriere dich ganz auf die fünf Verbindungen zu den Schalen und kappe deine eigene Verbindung. Lass sie einfach los», wies Gawain den Finjarelleschüler an.

«Ich habe sie losgelassen», sagte Tristan kurz darauf.

«Gut», sagte Gawain. Und nun gib mir etwas von deiner Gabe ab. So. Er schickte Tristan ein Bild davon, wie dieser ihm etwas von der Kraft schickte, die er nutzte, um die Verbindungen zum Weltenstrom zu stabilisieren. Du kannst dich nicht völlig davon trennen – es ist deine Gabe – aber du kannst mir etwas leihen.

Nach einigen Versuchen gelang es Tristan.

«Adrienne, Jessie, Elias, Patrick, Kaspar: Setzt euch nun auf den Boden und stellt die Schale vor euch ab, genau auf den Eckpunkt des Pentagramms, wo sich dieser mit dem Kreis trifft. Lasst die Schale nicht los! Ginny, Jamie, Luna, Rachel, Tristan: Behaltet die Hände auf ihren Schultern!»

Wir taten alle wie geheissen. Mir blieb gar keine andere Wahl, so fest hatte Gawain meinen Geist im Griff. Ich stellte die Schüssel in des glühende Salz und es zischte bedrohlich, als die rot lodernde Flamme in der Schale sich mit der leuchtenden Magie vermengte. Kurz zuckte sie hell auf, dann stabilisierte sich die Magie wieder.

Erwartungsvolle Spanne lag über dem Raum, als Gawain, der neben mir in die Hocke gegangen war, immer noch eine Hand auf meiner Schulter, seine andere Hand hob. Er hatte sie gespreizt und nun deutete jeder Finger auf einen anderen Träger des Zaubers.

Nein!, wollte ich schreien, doch die Umklammerung meines Geistes liess es nicht zu und so musste ich machtlos zusehen, wie Gawain einige Worte murmelte, alte Worte, fremde Worte. Unfreiwillig zogen Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und ich alle gleichzeitig eine Hand unter der Schale hervor. Gawain hatte auch ihren Verstand gefesselt. Wir hoben unsere Hände über die Schale und Gawain murmelte neue Worte und liess seine Hand aufschnappen. Augenblicklich bildete sich bei jedem von uns ein Schnitt in der Handfläche, wie von einem scharfen Messer und sofort begann das Blut darüber zu laufen. Zischend spritzten die ersten Tropfen in die smaragdgrünen, saphirblauen, Citrin gelben, kristallklar weissen und rubinroten Flammen und knackend und knisternd loderten diese hoch auf und vermischten sich mit Gawains halb gemurmelten, halb gesungenen Worten zu einem verwirrenden, schwindelerregenden Durcheinander. Nur unbewusst nahm ich wahr, wie Gawain sich aus meinem Geist zurückzog und meine Hand hinabfiel, dann kippte ich zur Seite und alles wurde schwarz.


Eine Flüssigkeit sickerte durch meine Lippen, jemand kniff meine Nase zu und reflexartig Schluckte ich, nur um gleich nach Luft zu ringen und zu husten. Ein ungehaltenes Murmeln ... ich wurde von einer starken Hand in eine sitzende Position gezogen und dann einige feste Schläge auf den Rücken, bis ich wieder richtig Luft bekam.

«Ich glaube, die Schüler haben mittlerweile so viel von dem Zeug intus, dass es wirkungslos ist, Sev», sagte jemand.

Das ungehaltene Murmeln neben mir erklang erneut. «Kümmere dich um Dinge, von denen du etwas verstehst, Jake.»

«Wie du meinst, Sev. Hast du noch mehr Stärkungstrank vorrätig? Ich glaube Patrick braucht noch welchen.» Ich erkannte die Stimme nun. Es war Jake, der neben dem Hufflepuff kniete, der immer bewusstlos neben seiner Schale lag, in der immer noch die gelbe Flamme loderte.

«Dieser jämmerliche Hufflepuff kann kein Blut sehen, dass ist das Problem», erklärte mein Vater, der neben mir kniete und mir sanft über den Rücken strich. «Geht es dir gut, Adrienne?»

«Sie wird schon wieder», sagte Gawain einige Schritte entfernt von mir, wo er neben Kaspar sass, der sich nun ebenfalls langsam aufrichtete.

«Dich hab' ich nicht gefragt, Carlion», fauchte Sev.

Vorsichtig sah ich mich um. Ich sass an meinen Vater gelehnt da, immer noch im Ritualraum. Die Flammen in den Schalen loderten immer noch, ebenso wie die Magie im Salz immer noch hell den ganzen Raum erleuchtete und auch die Kerzen, die das Zentrum des Zirkels umgaben, brannten nach wie vor. Offenbar war der Zauber intakt. Meine Freunde hingegen ... wie es aussah waren Jessie, Elias, Patrick, Kaspar und ich alle ohnmächtig geworden, nachdem Gawain uns gezwungen hatte, den Zauber durch unser Blut zu binden, und kamen erst jetzt langsam zu uns. Die anderen fünf waren bei Bewusstsein, wirkten aber reichlich erschöpft.

Gawain ... hatte uns gezwungen ... er hatte meinen Geist übernommen und mich gezwungen einen Blutzauber zu wirken! Ein Knurren drang tief aus meiner Kehle und die animalischen Instinkte und die Kraft einer Fey durchströmten meinen Körper. Alle Anwesenden, soweit bei Bewusstsein, sahen zu mir.

«Adrienne ...!», sagte Gawain mahnend und legte etwas Abstand zwischen Kaspar und sich. Offenbar war meine Gefühlsbarriere nicht intakt. Das brachte mich zwar um das Überraschungsmoment, aber eigentlich war es mir egal. Knurrend und voller Wut stürzte ich mich mit dem unheimlichen Tempo und der Wucht der Fey auf Gawain. Dieser fing meinen Angriff ab, wirbelte mich herum und versuchte mich festzuhalten, doch ich war schneller und kämpfte mich frei, ehe er mich recht in den Griff bekommen konnte. Ich schlug zu und landete einen Treffer an Gawains Schulter und noch einen zweiten, der das Gelenk aus der Pfanne springen liess. Gawain fauchte auf wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war, und griff dann seinerseits an. Ein Schlag gegen meine Brust liess mich rückwärts stolpern, doch ich konnte mich rechtzeitig fangen und zur Seite ausweichen, bevor Gawain mich packen konnte. Stattdessen rammte ich ihm meinen Ellbogen in die bereits lädierte Seite. Wildes wütendes Knurren war die Antwort. Ich war kleiner und flinker als Gawain und schon wieder ausser Reichweite, als er seinen gesunde Hand nach mir ausstreckte. Triumphierend hüpfte ich um ihn herum und schlug immer wieder gegen seine verwundete Seite, wollte ihm so viel Schmerz wie möglich zufügen, weil er es gewagt hatte, meinen Geist derart zu vergewaltigen. Gawain fauchte und knurrte unentwegt und dann war ich einmal nicht schnellgenug und seine Hand donnerte mit voller Wucht gegen meinen Kopf. Mir schwindelte und mit einem lauten Knacken brach meine Nase, Blut spritzte mir übers Gesicht. Gawain setzte sofort zu einem weiteren Angriff an und mein Oberarmknochen brachen splitternd. Nun war es an mir, wütend und voller Schmerz zu fauchen. Doch ich dachte nicht daran, aufzugeben. Das war keine Option. Meine Feyinstinkte waren vollkommen mit mir durchgegangen.

«Schluss damit! Impedimenta!», schrie Jake. Ein Lichtblitz schoss durch den Raum und die Bewegungen von Gawain und mir verlangsamten sich von übernatürlich Schnell zu ungefähr menschlich. «Hilf mir mal, Sev», forderte Jake meinen Vater auf und riss dann Gawain zurück, der langgezogen fauchend zu einem weiteren Schlag ausholte.

«Wie so sollte ich Adrienne davon abhalten, diesen Fey windelweich zu prügeln?», fragte mein Vater glatt, während ich zu einem Schlag gegen Gawains Kiefer ansetzte.

«Weil dieser ... Fey ... zurückschlägt. Deshalb», gab Jake keuchend zurück und versuchte Gawain zu bändigen. «Mach schon.»

Mein Vater regte sich nicht. Es war Kaspar, der meinen Arm packte und mir «Jetzt hör auf damit, Adrienne!» ins Ohr brüllte.

«Ich hör nicht auf!», fauchte ich. «Er hat es verdient!»

Gawain knurrte, die Augen zu wütenden Schlitzen zusammengekniffen. «Es gab keine andere Möglichkeit.»

«Du hättest es uns sagen können!»

«Du hast selbst gesagt, dass ihr nicht damit einverstanden gewesen wärt», entgegnete Gawain knurrend und nur noch halbherzig gegen Jake ankämpfend.

«Ah, ich nehme an es geht um den Blutzauber am Ende?», sagte dieser mit hochgezogener Augenbraue.

Ein bedrohliches Knurren war meine einzige Antwort.

«Schwarze Magie!», empörte sich jetzt Professor McGonagall.

«Nun, ich verstehe zwar nicht viel von Ritualzaubern, aber Carlion tut es, und wenn er sagt, dass es die einzige Möglichkeit war ... Dann scheint es mir ein notwendiges Übel, so ungern ich ihm zustimme», sagte mein Vater.

Gawain knurrte zufrieden. «Du kannst mich jetzt loslassen, Jake.»

Vorsichtig liess Jake ihn los und ich beobachtete argwöhnisch, wie Gawain langsam auf mich zukam. Kaspar hielt mich immer noch fest und so fauchte ich Gawain an, damit er nicht näher kam, doch er achtete nicht auf die Warnung. Erst wenige Zentimeter vor mir blieb Gawain stehen und sah mich fest an.

«Es tut mir leid, Adrienne. Ehrlich, es tut mir leid», sagte er leise.

Ich antwortete mit einem erneuten, wütenden Fauchen. Gawain hatte meinen Geist übernommen, mich vollkommen unterworfen und er glaubte, ein Tut-mir-Leid würde ausreichen, um das wieder in Ordnung zu bringen.

«Lass sie los, Kaspar», sagte Gawain ruhig.

«Bist du sicher?», fragte Kaspar skeptisch.

Ein neues Knurren kam über meine Lippen, aber diesmal galt mein Ärger meinem besten Freunden.

«Sicher. Und sonst hat Jake ja seinen Zauberstab bereits im Anschlag», bestätigte Gawain.

Vorsichtig liess Kaspar mich los und trat hastig einige Schritte zurück. Gawain hielt meinen Blick fest. Und ich ... ich holte aus und gab dem Fey eine saftige Ohrfeige. Nicht mit der Kraft einer Fey aber dennoch so, dass ein roter Handabdruck auf seiner Wange zu sehen war.

Mein Vater lachte leise auf, während Gawain die Lippen aufeinander presste, aber nichts weiter dazu sagte. Offenbar akzeptierte er, dass er das verdient hatte.


Es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir bereit waren, den Ritualraum zu verlassen. Patrick war schlussendlich auch noch aus seiner Ohnmacht aufgewacht und dann beinahe sofort wieder zusammengeklappt, weil der Geruch meines Blutes den ganzen Raum ausfüllte. Meine Nase war gebrochen und blutete ziemlich übel, doch gebrochene Knochen reparierten sich mit Magie ziemlich einfach, wenn es ein sauberer Bruch war. Auch den Knochen in meinem Oberarm hatte mein Vater schnell wieder zusammengeführt. Schwieriger war es die Sauerei wegzubekommen: Das Blut war mir übers ganze Gesicht gelaufen und von meinem Kinn in den Ausschnitt und auf meinen Schulumhang und die Bluse getropft. Die Kleidung war kein Problem und auch auf glatter Haut kam das Blut gut ab, aber die Region um meine Nase, die zwar geheilt war, war höchst empfindlich auf jegliche Berührung.

Jake kümmerte sich derweil um Gawain. Die beiden hatten Gawains Schulter innert kürzester Zeit und ohne Magie wieder eingerenkt. Sonst hatte Gawain keine Verletzungen davongetragen, aber ich hoffte, dass sich noch einige fiese blaue Flecken bilden würden.

Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es bereits weit nach Mitternacht war, als wir den Ritualraum verliessen. Wir gingen wieder in kleinen Gruppen, dieses Mal nach Häuser aufgeteilt. Kaspar, Ginny und ich würden im Schutze meiner Schatten zum Gryffindorturm gelangen. Professor McGonagall würde Elias und Luna zum Ravenclawturm eskortieren, mein Vater würde Jessie, Farley, Jamie und Tristan zum Gemeinschaftsraum der Slytherins bringen. Die Hufflepuffs, Patrick und Rachel, würden gemeinsam mit Jake und Gawain gehen und heute Abend vermutlich noch den einen oder anderen Geheimgang kennen lernen. Danach würden sich Jake und Gawain aus dem Schloss stehlen.

Obwohl wir auf unserem Weg hoch zum Gryffindorturm einige Male Deckung suchen mussten – nebst den Lehrern und den Vertrauensschülern patrouillierten nun auch Mitglieder des Inquisitionskommandos in den Gängen Hogwarts – gelangten wir in meine Schatten gehüllt schliesslich unbehelligt in den Gemeinschaftsraum. Endlich, völlig erschöpft, konnte ich meine Schatten fallen lassen.

«Weisst du, Adrienne», sagte Ginny auf dem Weg die Mädchentreppe hoch. «Ich kenne dich nun schon seit sechs Jahren, seit du damals vor eurem zweiten Schuljahr bei uns in den Ferien warst ... und Charlie und Fred und George haben zwar einiges von dir erzählt ... und in meinem ersten Jahr in Hogwarts bist du zusammen mit Kaspar als Obscurus in die Kammer des Schreckens gekommen um Harry zu helfen, mich zu retten ... und dann hast du letztes Jahr auch all diese Aufgaben im Trimagischen Turnier durchgestanden, manchmal auf sehr eigene Weise wie bei dem Drachen, mit dem du einfach ... einfach nur geredet hast», verblüfft schüttelte Ginny den Kopf, «... und trotz allem, ich glaube, bis heute habe ich dich trotzdem immer unterschätzt.»

Überrascht sah ich sie an. «Wie meinst du das?»

«Ich konnte deine Magie heute so klar fühlen wie nie zuvor – und sie ist genauso seltsam wie sie immer war, genauso seltsam wie du immer auf mich gewirkt hast. Trotz den Lobliedern meiner Brüder – nichts für ungut.»

Ich grinste über Ginnys Ehrlichkeit.

«Aber zum ersten Mal konnte ich wirklich fühlen, wie mächtig deine Magie ist, Adrienne. Wie mächtig du bist», fuhr Ginny fort. «Und dann dieser Kampf mit Gawain ... Ich weiss nicht viel über Fey, aber zu konntest ihm das Wasser reichen und das hat mich doch ziemlich beeindruckt, obwohl ich nicht viel von Schlägereien halte. Und eure Geschwindigkeit ... dieser ganze Kampf hat nicht einmal eine Minute gedauert!» Ungläubig schüttelte sie den Kopf. «Wenn du auch in dem Tempo zaubern könntest ... Deine Feinde hätten keine Chance.»

Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Gute Idee, das würde ich bei nächster Gelegenheit einmal ausprobieren.

«Oh nein, dieses Grinsen, das kenne ich von Fred und George», sagte Ginny.

«Keine Sorge, ich werde kein Risiko eingehen», sagte ich. Ich hatte schon eine Idee und die war, auch wenn das die meisten nie glauben würden, völlig unbedenklich: Ich würde mit dem finsteren Professor Snape üben.

«Das sagen Fred und George auch immer», warnte Ginny, «aber du musst es selbst wissen. Gute Nacht.»

«Gute Nacht», antwortete ich ihr.







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