Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

23. Kapitel

Hallo zusammen

Ja, mich gibt es tatsächlich noch, kaum zu glauben ich weiss. Ich würde euch ja versprechen, dass nun wieder regelmässiger Updates kommen, was allerdings eher unwahrscheinlich ist. :( Aber hoffentlicht dauert es nicht wieder ganz so lange. Fürs Erste habe ich jedenfalls zwei Kapitel für euch bereit.

Liebe Grüsse
Daydream-Fantasy

-------------------

Der Julmorgen brach an wie jeder andere Julmorgen soweit ich denken konnte: Ohne dass ich etwas davon mitbekam. Ausschlafen war schon immer die beste Vorbereitung auf eine Nachtwache und genau eine solche wurde traditionell in der Julnacht, der längsten Nacht des Jahres, gehalten. Erst der Duft von frisch gebackenem Lebkuchen lockte mich aus dem Bett. Den feinen Geruch tief einatmend machte ich mich in Morgenmantel und Socken auf den kurzen Weg von meinem Zimmer zur Küche ... allein dieser Umstand, dass der Weg vom Bett zum Frühstück so kurz war, reichte als Grund, weshalb mir unsere Wohnung in Londinium so viel besser gefiel als unsere alte Wohnung am Rande Londons ... Ich hatte schon ewig nicht mehr daran gedacht, an mein Leben, bevor wir nach Londinium zogen, bevor ich nach Hogwarts kam ... die Grundschule vermisste ich definitiv nicht, alles daran vermisste ich nicht, ausser Joanne und Joanne traf ich zum Glück regelmässig in den Sommerferien. Wobei man einmal im Jahr eigentlich auch nicht unbedingt regelmässig nennen konnte ...? Missmutig verzog ich den Mund über meine trüben Gedanken, während ich die Küche betrat und direkt in eine Szene hineinplatzte, die ich eigentlich nicht hatte mitbekommen wollen: Ma und Gawain standen eng umschlungen in der Küche und küssten sich. Ich machte auf dem Absatz kehrt und floh ins Wohnzimmer, wo es auch nicht gerade besser zu ging: Kaspar und Jessie waren dabei den Julbaum mit dem alten Schmuck zu dekorieren, den wir von den Flamels geerbt hatten – den unverderblich gehexten Äpfeln, den Tannzapfen und den vertrockneten Lebkuchenherzen – und strahlten sich dabei an, als sei jeder die Sonne des anderen.

«Morgen, Adrienne!», rief Jessie, bevor ich mich unbemerkt verziehen konnte. «Endlich doch noch aus dem Bett gekommen? Komm, hilf uns mit dem Baum.»

«Ja, halt Jessie davon ab, alle Äpfel an der gleichen Stelle aufzuhängen, sonst wird der Baum noch ganz einseitig», empfahl Kaspar, der gerade einen bereits aufgehängten Apfel wieder abnahm und auf der anderen Seite der Tanne aufhängte.

«Gar nicht wahr!», empörte sich Jessie und meinte dann: «Hättet ihr echten Christbaumschmuck, dann müsstet ihr euch darum auch keine Sorgen machen.»

Gefährliches Terrain ...

«Oh doch, hätte Kathleen echten Christbaumschmuck, dann wäre das ein erheblicher Grund zur Sorge», erklang eine Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen.

«Entschuldige, Adrienne», sagte Gawain und legte mir eine starke, warme Hand auf die Schulter – er war es natürlich, der hinter mir stand. «Ich wollte dich nicht erschrecken.» Fürsorglich reichte er mir eine Tasse heisser Schokolade.

«Nun ja, tatsächlich könnte ich mir sogar zwei Gründe vorstellen, doch noch Christbaumschmuck anzuschaffen», kam es von Ma, die Gawain zum Wohnzimmer gefolgt war.

Überrascht starrten wir sie an. Offenbar alle dermassen fassungslos, dass wir sie zum Lachen brachten.

«Ja, tatsächlich», meinte sie schliesslich. «Und zwar entweder, weil die Christen doch noch tolerant gegenüber anderen Geschöpfen werden, und seien es nur schon Menschen anderer Herkunft und Überzeugung – was mir allerdings reichlich unwahrscheinlich vorkommt – oder weil Weihnachten seine Bedeutung gänzlich einbüsst, bis nur noch das Schenken da ist und das Gefühl, dass dieses Fest eigentlich mehr bedeuten müsste.»

Offenbar war Ma auch nicht gerade in der besten Stimmung heute Morgen. Dabei hatte sie vorhin noch mit Gawain rumgeknutscht, das hätte sie doch aufmuntern müssen? Oder hatte Gawain den Kuss unterbrochen, weil er mich irgendwie gespürt hatte und nun war sie sauer deswegen? Eigentlich wollte ich gar nicht so genau darüber nachdenken ...

«Wir kriegen das schon hin ...», murmelte nun Gawain und legte Ma und mir je einen Arm um die Schulter und zog uns näher zu sich. «Wir kriegen das schon hin», sagte er, klang aber interessanterweise eher so, als würde er es zu sich selbst sagen, anstatt zu uns beiden.

«Natürlich werdet ihr», bestätigte Ma meine Vermutung. «Ihr seid es unzählige Male durchgegangen und ihr werdet Hunderte haben, die euch unterstützen.»

«Was ist denn?», fragte ich.

«Das Julritual», sagte Gawain leise und gleichzeitig mit seinen Worten spürte ich, wie Sorge sich in mir breit machte. Gawains Sorge. «Wir haben beschlossen, dass es dieses Jahr auch ein Schutzritual sein soll ... aufgrund der gegenwärtigen Situation ... du weisst schon. Aber solche Rituale können gefährlich werden –»

«Es wird nichts schief gehen», unterbrach Ma ihn.

Gawain nickte, allerdings nicht überzeugt.

An meiner heissen Schokolade nippend, beobachtete ich gemeinsam mit Ma und Gawain vom Sofa aus, wie Kaspar und Jessie den Julbaum schmückten und sich gutmütig stritten. Kaspar schien dieses Jahr eine ganz genaue Vorstellung zu haben, wie der Julbaum auszusehen hatte und schliesslich gab Jessie auf und quetschte sich mit zu uns auf die Couch und wir beobachteten Kaspar, bis irgendwo ein Wecker schrillte und Ma aufsprang und in die Küche rannte. Ich brauchte nicht zu fragen, wofür der Wecker war – der Geruch nach Lebkuchen war die ganze Zeit über stetig intensiver geworden.

«Gawain? Was hat es mit dem Ritual auf sich?», fragte ich schliesslich.

«Wir, das heisst der Priesterrat von Londinium, haben beschlossen, dass wir das Julritual dieses Jahr nicht einfach als gewöhnliches Sonnenfestritual gestalten wollen, sondern als Ritualzauber. Wir wollen einen Schutzzauber weben, der den Bewohnern von Londinium Hoffnung gibt und Kraft, dem Bösen zu widerstehen», erklärte Gawain.

«Klingt doch gut», sagte ich. «Wieso ist das gefährlich?»

Jessie seufzte entnervt. «Adrienne, wirklich. Wir haben vielleicht noch kein Schutzritual für Hogwarts gefunden, aber du solltest mittlerweile genug über Ritualmagie wissen, um zu verstehen, weshalb das gefährlich ist – immerhin hat dich das Geisterbeschwörungsritual in Snapes Büro damals in der vierten Klasse fast umgebracht!»

Oh, richtig. Das Ritual hatte mir all meine Kräfte geraubt und ich hatte es nur überlebt, weil mein Vater mir einen Stärkungstrank nach dem anderen verabreicht hatte.

«Aber wenn so viele Leute zum Julritual kommen wie sonst, dann sollte das doch kein Problem sein ... oder?», fragte ich Gawain.

Dieser nickte zögernd. «Das ist es, womit wir rechnen ...»

«Und wie lange wird der Zauber halten?», fragte Jessie.

Gawain zuckte die Achseln. «Genau wissen wir es nicht, aber wir hoffen, dass er bis über die Festtage reicht ... quasi ein Weihnachtssegen ... aber spätestens nach Weihnachten wird der Ritualzauber seine Wirkung verlieren, dazu ist er zu schwach.»

«Was wäre denn nötig, um ihn stärker zu machen?», fragte Jessie. «Mehr Personen?»

«Ja und nein ...», sagte Gawain nachdenklich. «Je mehr Personen am Ritual teilnehmen, desto mehr Magie wird einfliessen – das gilt für jeden Ritualzauber: Je mehr Leute, desto sicherer ist es, dass der Zauber gelingt. Aber Schutzzauber wie dieser sind darauf ausgerichtet, einzelne Personen zu schützen – in diesem Fall geht es darum, ihnen Hoffnung zu geben.»

«Also die gesamte aufgewandte Energie aller Personen geteilt durch die Anzahl zu schützender Personen», resümierte Jessie. «Da bleibt nicht mehr viel übrig.»

Gawain lächelte. «Ich glaube, Jessie, du unterschätzt gewaltig wie viel Magie zum Beispiel ein Drachenmensch in so einen Ritualzauber einbringen kann.»

«Aber in Hogwarts gibt es keine Drachenmenschen», widersprach Jessie und sah mich an und auf einmal wurde mir klar, worauf sie hinauswollte.

«Du willst diesen Zauber für Hogwarts benutzen?», fragte ich meine beste Freundin.

«Es wäre zumindest eine konkrete Idee und das ist mehr, als wir bisher hatten. Und vielleicht liesse sich der Zauber auch noch anpassen, immerhin herrschen in Hogwarts andere magische Verhältnisse als in Londinium.»

«Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist», sagte Gawain warnend. In seinen Augen funkelte es gefährlich. «Ritualmagie ist sehr gefährlich und sollte nicht ohne genauste Vorbereitung eingesetzt werden.»

«Du könntest uns doch helfen», köderte Jessie. «Dann hätten wir fachkundige Unterstützung.»

Gawain blitzte sie verärgert an. «Weshalb eigentlich das Ganze?»

«Es ist wegen Helena ... unter anderem», erklärte ich. «Sie ist am Boden zerstört, weil sich immer wieder jüngere Schüler bei ihr melden, die Angst haben. Wir haben darüber gesprochen und irgendwie sind wir darauf gekommen, dass es einmal einen Schutzzauber der Gründer gab, der die Bewohner des Schlosses vor solchen Dingen schützte ... wir wissen allerdings nicht genau, was dieser Ritualzauber bewirken sollte. Finëa weigert sich, darüber zu sprechen, sie hält es für zu gefährlich.»

Gawain schnaubte. «Da hat sie absolut recht – ich würde auch nicht mit einem von euch dreien darüber sprechen. Und ihr habt nun also beschlossen aus diesem Ritualzauber ein Zauber zu machen, der Hoffnung schenkt und den Widerstandswillen stärkt?»

«Wäre doch eine gute Idee», meinte ich. «Über dem Schloss liegen schon unzählige Schutzzauber, aber ein Zauber, der die Hoffnung und Zuversicht der Schüler stärkt, könnte nicht schaden.»

«Nun gut, ich werde darüber nachdenken ... aber erst nach dem Julritual», sagte Gawain und stand auf. Er gab sich sichtlich Mühe, verärgert auszusehen, aber ich konnte spüren, dass er sich schon längst entschieden hatte. Zu unseren Gunsten.

Am Abend pilgerten Ma, Kaspar, Jessie und ich gemeinsam mit unzähligen anderen Bewohnern von Londinium zu der kleinen Anhöhe mit dem Steinkreis, wo die Rituale in Londinium abgehalten wurden. Ich versuchte mir einen Überblick zu verschaffen, wie viele gekommen waren. Waren es mehr oder weniger als sonst? Allerdings war es bereits etwas länger her, seit ich das letzte Mal in Londinium Jul gefeiert hatte und mir fehlten die Vergleichswerte.

«In etwa gleich viele», flüsterte meine Ma mir ins Ohr, «aber die Menge setzt sich etwas anders zusammen. Ich vermute mal, einigen ist wegen des Zaubers nicht ganz wohl und andere sind ausschliesslich wegen des Zaubers hier. Dort drüben sind einige gläubige Muslime – denen geht es sicher nicht um die Wiedergeburt des Lichts oder eines Sonnengotts, sondern um den Schutzzauber.»

Das war interessant.

Ich reckte weiterhin den Hals. Vielleicht entdeckte ich noch jemanden, den ich kannte .... Wir erreichten die Hügelkuppe und stellten uns in den Ring, der sich innerhalb des Steinkreises bildete. Während immer mehr Leute hinzukamen, beobachtete ich die Priesterinnen und Priester am noch nicht entzündeten Feuer in der Mitte des Kreises. Es waren sieben, eine Glückszahl, noch dazu eine der mächtigsten, so viel hatte ich in Arithmantik gelernt. Kennen tat ich von den Priestern allerdings nur Gawain und Eilanath. Offenbar würde die Hohepriesterin von Avalon auch dieses Ritual leiten.

«Hallo Kaththleen, wie geht esss dir?», erklang eine fremde, zischelnde Stimme ganz in meiner Nähe. Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte einen Drachenmenschen, von Kopf bis Fuss mit blauen Schuppen bedeckt.

«Laéla, es freut mich, dich zu sehen. Mir geht es gut, vielen Dank der Nachfrage, und wie steht es bei dir?», erwiderte Ma ganz locker, während ich nur daran denken konnte, wie meine letzte Begegnung mit einem Drachenmenschen ausgegangen war: Ich hatte wochenlang im Koma gelegen.

«Vvviel Arbeit, wwie immer im Gesssundheitssswesen. Und wie geht esss dir, Adrienne?», wandte sich die Drachenmenschenfrau plötzlich an mich. Die goldgelben Augen mit den geschlitzten Pupillen musterten mich aufmerksam von oben bis unten. «Aussser den Narben issst nicht mehr vvviel von deinen Wunden zzu sssehen.»

Unsicher fuhr ich mit meinen Fingern über die Narbe über meinem linken Wangenknochen, die mir der Drachenmensch-Inferius verpasst hatte. Woher wusste diese Frau davon.

«Laéla hat dich damals behandelt», erklärte Ma. «Nur dank ihrer Hilfe konnten wir das Drachengift aufhalten und dich heilen.»

Oh. Es war ein seltsames Gefühl, jemandem in solchem Ausmass sein Leben zu verdanken. «Ähm ... vielen Dank ...», stammelte ich. Die simplen Worte schienen mir nicht annähernd zu genügen.

«Esss fffreut mich, dasss ich helfffen konnte», entgegnete die Drachenmenschenfrau lächelnd.

«Freunde ... Freundinnen ... es freut uns, dass ihr heute Nacht unserem Ruf gefolgt und so zahlreich hierher gekommen seid», erklang in diesem Moment die Stimme der Hohepriesterin und entband mich davon, meine Dankbarkeit der Drachenmenschenfrau gegenüber noch stärker zum Ausdruck zu bringen. Zumindest vorerst.

«Normalerweise versammeln wir uns hier am Abend der längsten Nacht des Jahres, um die Wiedergeburt des Lichts in Form eines Lichtgottes zu feiern. Dieses Jahr haben wir beschlossen, wollen wir uns nicht auf den religiösen Aspekt beziehen, sondern darauf, was die Wiedergeburt des Lichts im Jahreslauf für unsere Vorfahren schon immer bedeutet hat: die Rückkehr der Hoffnung», erzählte Eilanath. «Von Morgen an werden die Tage wieder länger werden und verkünden, dass trotz Eis, Kälte und Schnee die Sonne, die Wärme und der Sommer wiederkehren werden.»

Lächelnd liess Eilanath ihren Blick über die Versammelten schweifen. «Auch wenn dieser Umstand nicht in all unseren Religionen einen gleich wichtigen Aspekt einnimmt – immerhin stammen wir aus ganz verschiedenen Kulturen und von ganz unterschiedlichen Orten und die Gegebenheiten sind nicht überall gleich – so ist die symbolische und natürliche Kraft dieses Ereignisses doch eine gute Voraussetzung für einen Schutzzauber, wie wir ihn heute beschwören wollen.»

«Das Hauptziel des Schutzrituals ist es, uns und allen in Londinium Hoffnung zu schenken und die Kraft, dem Bösen zu widerstehen», übernahm Gawain das Wort. «Wie bei jedem Ritualzauber, werden wir unsere Kraft miteinander vereinen, um dieses Ziel zu erreichen. Denkt daran: Gebt nicht mehr eurer Kraft in den Zauber, als ihr gefahrlos entbehren könnt, egal wie viel Kraft eure Nachbarn hineingeben.» Gawain liess seinen Blick ruhig und ernst über die Gesichter der Versammelten wandern. «Es wird ein langes Ritual werden: Wir werden in Kürze beginnen und den Schutzzauber Schicht um Schicht aufbauen. Um Mitternacht werden wir das Jul-Feuer entzünden und damit den Zauber entfesseln, bis das Ritual abgeschlossen ist, wird es danach aber noch einige Minuten dauern. Im Anschluss gibt es dann reichlich zu essen und zu trinken», fügte er schmunzelnd hinzu.

Normalerweise war es so, dass sich bei einem Ritual alle Beteiligten an den Händen fassten und so einen grossen Kreis bildeten, in dieser Nacht im Steinkreis waren aber so viele anwesend, dass die Priester, die das Ritual leiten würden, sich etwas anderes ausgedacht hatten: Zuinnerst würden mehrere Personen, die viel Erfahrung mit Ritualmagie hatten, unter ihnen die Priester selbst, genauso einen Kreis um das noch nicht entzündete Feuer bilden. Alle anderen würden sich hinter ihnen aufstellen, die Gesichter dem Feuer zugewandt, die Hände auf die Schultern zweier Personen weiter vorne in der Menge gelegt. So würde ein grosses, dickes Geflecht entstehen, dass sich kreisförmig um das Feuer zog.

«Nun schliesst die Augen und bereitet euch vor», forderte eine der sieben Priester.

Die Menge folgte der Aufforderung und Stille breitete sich aus. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem, auf die kalte Luft, die in meine Lungen strömte, die Wärme unter meinen Händen, von denen ich eine auf Kaspars Schulter gelegt hatte und eine auf die einer Fremden, die Wärme der Hände, die auf meinen Schultern lagen: die von Ma und die der Drachenmenschenfrau.

Dann stimmten die sieben Priesterinnen und Priester ein Lied an, erst ganz leise, nicht mehr als ein Summen, dann immer kräftiger. Es war ein seltsames Lied, in Worten, die ich nicht verstand, in einer Sprache, die ich nicht kannte. Irgendwie schaurig – ich war mir sicher, dass nicht alle der sieben menschlich waren, vielleicht war ja einer eine Banshee? – und gleichzeitig wunderschön. Andere fielen ein, nach und nach, immer mehr, bis die Luft zu vibrieren schien von den unterschiedlichen Stimmen – und Worten und Liedern, die alle ganz verschieden waren und sich doch zu einem zu verweben schienen. Wie damals beim Ritual im Steinkreis bei Hogwarts. Ich liess mich vom seltsamen, harmonischen Gewirr der Stimmen treiben und horchte gleichzeitig in mich hinein, bis ich in mir eine eigene Melodie fand, meine Melodie, die Melodie meiner Magie. Leise begann ich zu summen, erst unsicher und brüchig, dann lauter und fester, als ich merkte, dass auch meine Melodie sich nahtlos in die der anderen einschloss und sie nicht störte. Ich öffnete den Mund und die Melodie strömte mir in undefinierten Lauten von den Lippen, von Worten weit entfernt, am ehesten vielleicht mit einer Art Walgesang vergleichbar, doch das schien keine Rolle zu spielen. Meine Melodie verwob sich vibrierend mit denen der anderen, brachte etwas in mir zum Klingen, rührte an die Macht in mir, an den Funken meiner Magie und entzündete ihn.

Etwas änderte sich im Gesamtgefüge der Melodien, jemand hatte eine Veränderung angestossen – vermutlich die sieben Priester – und der Funken meiner Magie glühte auf. Das Ritual hatte begonnen. Langsam lockte das Orchester der Melodien unsere Magie hervor, verführte uns, unsere Kraft freizusetzen und diese in das Geflecht der Melodien miteinzuweben. Die erste Schicht des Zaubers verwob die Magie jedes einzelnen zu einem einzigen, unzertrennbaren Ganzen. Das Gefühl, teil von so einem mächtigen Zauber zu sein war gleichzeitig erhebend, geradezu betörend und beschämend: Was war ich allein schon gegen diese gewaltige, vereinigte Kraft?

Das Lied veränderte sich erneut und diesmal glaubte ich zu verstehen, wovon wir sagen. Nicht in Worten – die meisten von uns sangen wie ich ohne Worte – aber in ihrer Absicht, ihrem Sinn. Wir sangen von unserem Bedürfnis zu beschützen, von unserer Absicht zu kämpfen für das, was gut war, was rechtens war.

Ich verlor den Überblick über die Zeit, verlor mich im Lied, im Gesang, der Melodie, der Magie. Die Energie, die wir beschworen, erwärmte die Luft, brachte mich gemeinsam mit der überraschenden Anstrengung, die das lange andauernde Beschwören meiner Magie mit sich brachte zum Schwitzen. Meine Stimme wurde rau vom ungewohnt langen Singen. Doch ich bemerkte es nicht, nichts davon, so tief war ich im Zauber versunken. Ich kämpfte, für das was gut war, was rechtens war. Ich beschützte. Und ich hatte die Hoffnung, die unverbrüchliche, unerschütterliche Hoffnung zu gewinnen, die immer stärker und stärker wurde. Zuversicht stärkte mich, stärkte meine Stimme, die wegzubrechen drohte, stärkte meine vor Müdigkeit und magischer Erschöpfung zitternden Beine, die unter mir wegzubrechen drohten.

Dann durchtoste eine gewaltige Welle wilder Kraft den Kreis und den Zauber und ich wusste, dass unser Ritualzauber nun auch Kraft aus den magischen Energieströmen bezog, die unter der Erde durchs ganze Land verliefen. Die Kraft liess unseren Zauber erzittern und stärkten ihn gleichzeitig und die sieben Priester machten sich daran, die Wirkung des Zaubers, die sich bis anhin nur auf die Versammelten beschränkt hatte, auszudehnen, immer weiter und weiter, bis an die Stadtgrenzen von Londinium, bis alle Wesen, den gleichen Willen verspürten, für das Gute einzustehen, die gleiche Hoffnung und Zuversicht verspürten wie wir.

Etwas in meinem Herzen blühte auf und nahm diese Gefühle in vollem Umfang in sich auf, diese Wärme, die von ihnen ausging. Es war nicht nur Wärme, es war Hitze, glühend heisse Hitze der Freundschaft ... der Liebe ... des Zusammenseins. Wir standen nicht alleine da, wir kämpften zusammen. Wir kämpften gemeinsam für eine Sache, für die sich das Kämpfen lohnte.

Ich erkannte, dass dieses nun glühende Etwas in meinem Herzen das Versprechen war, das ich an Cedrics Grab abgelegt hatte: Dass ich kämpfen würde. Nur dass es damals kalt gewesen war, gefroren vom eisigen Hunger nach Rache. Nun war es aufgetaut ...

Die Hitze steigerte sich. Weiter und weiter. Beinahe ins unermessliche. Genauso wand sich unser Lied in immer intensivere, eindringlichere Rhythmen. Und dann entlud sich alles in einer Explosion von Magie. Ein helles Licht loderte auf, so hell, dass es mich sogar durch meine geschlossenen Lider hindurch blendete, bevor es sich abschwächte und zu tanzenden Flammen und Knistern wurde. Der Holzstoss in der Feuerstelle im Zentrum war in Flammen aufgegangen. Mitternacht war gekommen. Ein weiteres Tosen der Magie brandete durch den Kreis, eine gewaltige Welle voller Zuversicht, schwappte über den Steinkreis hinaus und über das gesamte Gebiet des Zaubers hinweg. Nun war er also gekommen, der Punkt, an dem die Tage wieder länger würden und die Magie der Natur reagierte darauf, wie sie jedes Jahr reagierte – egal, ob es sich bei diesem Ritual nun um ein Schutzritual handelte oder nicht, es war trotzdem immer noch ein Julritual. Die Zufriedenheit, die sich bei diesem Gedanken in meiner Brust ausbreitete, stammte nicht gänzlich von mir allein.

Nachdem die Magie abgeflaut war, lösten die sieben Priester den Zauber langsam auf, Schicht um Schicht entwoben sie unsere Magien und Stimmen, bis jeder wieder für sich allein stand. In meiner Brust breitete sich ein seltsames Gefühl des Verlusts aus, doch es wurde etwas abgemildert, als ich Gawains Blick auffing, der am Feuer stand und mir zuzwinkerte. Das Gefühl, das er mir sandte, war ein Versprechen: Zuversicht. Das würde sicher nicht mein letztes Ritual dieser Art sein.









Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro