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16. Kapitel

Mit all dem Unterricht, den Hausaufgaben und dem DA-Training schien die Zeit schneller zu verlaufen als gewohnt. Dazu kam etwa einmal die Woche oder einmal alle zwei Wochen «Nachsitzen» bei Professor McGonagall oder meinem Vater, was uns jeweils als Tarnung diente, das Schloss zu verlassen und die Ordenstreffen zu besuchen. Wenn ich doch einmal eine freie Minute hatte, verbrachte ich diese im Gemeinschaftsraum der Finjarelles, wo ich Ginny und Luna gemeinsam mit Jessie und Kaspar – und natürlich Helena und Finëa selbst – in die Geschichte des Hauses Finjarelle einwies. Alles in allem hatte ich so viel um die Ohren, dass ich das bevorstehende Samhain-Fest total vergessen hätte, wenn mein Vater mich nicht nach einer Zaubertrankstunde darauf angesprochen hätte.

«Adrienne», sagte er, nachdem er mich wieder einmal nach einer Stunde dabehalten hatte und wir allein im Kerker waren. «Ich weiss, morgen ist Samhain, und ich nehme an, du planst wieder ein Ritual.»

«Äh ... ja», stammelte ich überrumpelt.

«Ich ... vielleicht ...», stammelte Sev, was völlig untypisch für ihn war. Es schien ihn einiges an Überwindung zu kosten, als er schliesslich hervorbrachte: «Ich nehme an, du möchtest mit Dig– mit Cedric sprechen?» Seine Stimme klang seltsam bei diesen Worten und ich nickte unsicher.

Kurz schloss Sev die Augen, atmete tief ein und aus. Es schien fast so, als müsse er selbst um Fassung kämpfen. «In Ordnung. Du kannst das Ritual abhalten. Aber sieh zu, dass du nicht allzu spät ins Bett kommst», sagte er streng.

Überrascht blinzelte ich den sonst so strengen Professor Snape an. Hatte er mir gerade wirklich die Erlaubnis gegeben, mich mitten in der Nacht und ohne Begleitung eines Lehrers draussen herumzutreiben?

«Ich muss dich wohl nicht ermahnen, niemandem davon zu erzählen», knurrte er und klang wieder nach seinem alten, kühlen selbst. «Und nun raus hier, das Mittagessen wartet.» Der sachte Schubs in meinen Rücken passte wiederum nicht zum strengen kalten Lehrer, den die ganze Schule kannte. Vielleicht sollte ich es einfach aufgeben, meinen Vater verstehen zu wollen.

Wie immer war nur eine kurze Bitte an die Hauselfen nötig gewesen und schon bereiteten sie für mich alles für das Samhainritual vor. Es gab da einen wunderbar geeigneten Ort: Einen flachen Stein in einem kleinen Hain in der Nähe von Hagrids Hütte. Der Stein lag wie ein Altar direkt zu Füssen eines grossen, alten Holunderbaums und schien wie geschaffen für solche Rituale – und vielleicht war er das auch.

Doch bevor ich mich nach draussen schleichen konnte, musste ich erst das Halloween-Festessen über mich ergehen lassen. Es war ein «Fest ohne Tiefgang», wie Ma es nannte, in Hogwarts beinahe noch mehr als bei mir zuhause, als wir noch in einem Vorort von London gelebt hatten. Damals hatten sich die Kinder aus der Nachbarschaft als Gespenster und Vampire verkleidet, um dann an den Haustüren zu klingeln und um Süssigkeiten zu betteln. Zu gern hätte ich damals mitgemacht, wäre gemeinsam mit meiner Freundin Joanne durch die Strassen gezogen ... doch meine Ma hegte andere Ansichten. Kein Kind machte zweimal den Fehler, bei uns zu klingeln: Jedes einzelne Kind, das es gewagt hatte, hatte Ma derart zurechtgestutzt, dass es von da an einen weiten Bogen um unser Haus gemacht hatte. Und was die Geister betraf, als die die Nachbarskinder auf der Strasse umgingen: In unserem Garten gingen ebenfalls Geister um, echte Geister, auch wenn ich das Ausmass dessen, was ich da jeweils bei diesen Samhain-Ritualen erlebte, damals nicht begriff.

«He, alles in Ordnung?», fragte Kaspar neben mir, nachdem ich bestimmt zehn Minuten mit einem frittierten Poulet-Flügel in der Hand dagesessen und ins Leere gestarrt hatte, völlig in Gedanken versunken.

«Natürlich, alles bestens», beeilte ich mich zu sagen und biss in das saftige Fleisch.

Ich bemühte mich den Rest des Festmahls mit grösstmöglicher Begeisterung zu vertilgen und an den Gesprächen der anderen Schüler teilzunehmen. Da ich neben meinen Gryffindor-Klassenkameraden sass, drehte sich das Gespräch wieder einmal nur um zwei Themen: Quidditch: Das nächste Spiel, das erste der Saison und gleichzeitig das erste seit über einem Jahr, wo der Quidditch-Wettbewerb letztes Jahr doch wegen des Trimagischen Turniers ausgefallen war, würde bald stattfinden und es würde die Begegnung Gryffindor gegen Slytherin sein – die spannungsgeladenste Kombination des ganzen Cups. Und das zweite Thema war natürlich die DA, deren Treffen in letzter Zeit allerdings schrecklich unregelmässig stattfanden, weil Angelina ihre Mannschaft fast jeden Tag aufs Quidditchfeld jagte; bei fast jedem Wetter.

Dann endlich hob Dumbledore die Tafel auf. Die Schüler erhoben sich und strömten aus der Halle und ich suchte im allgemeinem Trubel Deckung. Es war ein Leichtes, sich in einer dunklen Ecke in der Eingangshalle zu verbergen und zu warten, bis die Füsse der Schüler die Marmortreppe hinauf oder die Treppe Richtung Kerker hinab verhallten, bevor ich mich leisen Schrittes auf das grosse Schlossportal zubewegte und hindurchschlüpfte.

Ohne grosse Anstrengung gelang es mir, meine Feykräfte zu beschwören und dank ihrer scharfen Augen konnte ich auch im Dunkeln problemlos sehen. Leise huschte ich vom Schlossportal her von Schatten zu Schatten ... erst an den Gewächshäusern vorbei, dann weiter übers Gelände in Richtung von Hagrids Hütte ... Ich erstarrte. Mir war, als hätte ich etwas gehört ... aber da war nichts ... Vorsichtig ging ich weiter, diesmal noch leiser als zuvor, um auf allfällige Geräusche lauschen zu können. Und da war es wieder: Ein leises Rascheln, ein Knirschen auf Steinen und dort – ein Schatten, der sich an einer niederen Steinmauer entlang schlich.

Ich blieb stehen und wirbelte zu dem Schatten herum. Es war eine grosse Gestalt, ein älterer Schüler vielleicht oder ein Lehrer – aber ein Lehrer hätte mich aufgehalten. Ich konzentrierte mich noch stärker auf meine Feykräfte und konnte den Umriss besser erkennen. Der Schatten war gross und breitschultrig und hatte offenbar bemerkt, dass ich ihn gesehen hatte, denn nun kam er näher. Die Hände hielt er in die Höhe, von einem Zauberstab war nichts zu sehen. Und dennoch ... meine Hand fuhren in meine Tasche, umklammerte den Griff meines Zauberstabs.

«He, alles in Ordnung! Ich bin es doch nur», rief der Schemen im Näherkommen. Eine Stimme die ich kannte, die mir aber nicht vertraut war.

Ich zog den Zauberstab und richtete ihn gegen den Näherkommenden, der auf der Stelle erstarrte.

«Adrienne, ich bin es. Adrian Pucey», sagte der Schatten, bewegungslos an Ort und Stelle verharrend.

«Was willst du?», fauchte ich und versuchte das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. Hatte er mich so erschrecken müssen?

«Ich habe gesehen, dass du rausgeschlichen bist und bin ich dir gefolgt», erklärte er frei heraus.

Wut kochte in mir auf und verfinsterte mein Gesicht – was Pucey natürlich nicht sehen konnte. «Hast du dir einmal überlegt, dass jemand, der sich allein rausschleicht, vielleicht auch allein gelassen werden möchten?», knurrte ich.

«Es ist gefährlich, sich allein hier draussen rumzutreiben», entgegnete Pucey gelassen. «Auch für jemanden, der es allein mit einem Drachen und allerlei anderen Ungeheuern aufnehmen kann, die man euch im Trimagischen Turnier so vorgesetzt hat.»

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ohne zu bemerken, was ich tat, zog ich die Oberlippe hoch und bleckte meine Zähne – ein Gesichtsausdruck der vermutlich vollkommen lächerlich aussah, so ohne spitze Zähne. Doch, den Göttern sei Dank, konnte Pucey das nicht sehen.

«Verschwinde einfach, Pucey», entgegnete ich stattdessen entnervt. Ich hatte keine Zeit für diesen kindischen Beschützerversuch oder was auch immer das sein sollte.

«Das werde ich nicht», entgegnete Pucey stur.

Verärgert sah ich ihn an. Ich hatte keine Lust hier meine Zeit mit Pucey zu verschwenden. «Geh zurück ins Schloss, Pucey. Das ist meine letzte Warnung», sagte ich und richtete meinen Zauberstab gegen ihn.

«Nein!», sagte Pucey stur und zog nun ebenfalls seinen Zauberstab, doch ich war schneller. Ein stummer Impedimanta traf Pucey mitten in die Brust und er erstarrte auf der Stelle. Der Zauber würde nicht lange vorhalten und so zögerte ich keinen Augenblick: Ich drehte Pucey den Rücken zu, ging los und zog im Gehen die Schatten meines Obscurus um mich herum zusammen, bis ich vollkommen in der Finsternis verschwunden war.

Es war nicht mehr weit zu dem kleinen Hain, wo die Hauselfen alles für das Ritual hergerichtet hatten. Der Hain stand ein ganzes Stück vom Verbotenen Wald entfernt, weshalb sein Betreten auch nicht verboten war. Ein letztes Mal sah ich mich vorsichtig um – Pucey stand immer noch auf dem Weg. Der Zauber liess allmählich nach und er spähte verwirrt nach allen Seiten, aber in der kompletten Finsternis, die mich umgab, würde er mich niemals sehen können. Dann duckte ich mich unter den ausladenden Ästen einer Tanne hindurch und erreichte die freie Fläche vor dem alten Holunderbaum.

Tief atmete ich ein und aus und sog den vertrauten Holundergeruch in mich auf. Es hatte etwas Erfrischendes, beinahe Herbes. Etwas Vertrautes. Etwas Beruhigendes. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den flachen Felsen zu Füssen des Holunders: Auf der ebenen Steinplatte standen goldene Platten mit Früchten, Fleisch und Bratkartoffeln. Daneben standen goldene Kelche, gefüllt mit einer tiefroten, beinahe violetten Flüssigkeit. Holunderwein. Es waren Gaben für die Toten, die die Hauselfen hier auf meine Bitte hin angerichtet hatten. Das Einzige was nun noch fehlte ...

Da, am Rand des Felsens stand eine halbvolle Packung Salz. Ich nahm sie und sah mich um. Die kleinen Elfen hatten bereits damit begonnen, einen Salzkreis um den Holunderbaum und den steinernen Altar zu ziehen, nun musste ich nur noch das letzte Stück des Kreises schliessen, bevor ich mit der Beschwörung begann.

Nachdem das getan war, stellte ich die Salzpackung zurück, setzte mich auf den Waldboden und schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Atmung, wie meine Ma es mir beigebracht hatte ... vor so vielen Jahren ... bevor ich wusste, dass es Zauberei wirklich gab ... einatmen ... ausatmen ... Langsam hob ich die Hand, konzentrierte mich, versuchte meine magischen Sinne auf meine ganze Umgebung zu richten, und fuhr dann mit der Hand durch die Luft, als wolle ich einen Vorhang teilen.

Leises Flüstern sagte mir, dass der Zauber gelungen war und als ich die Augen öffnete, erblickte ich viele Gestalten um mich herum versammelt. Sie lachten und plauderten und bedienten sich freimütig an den Speisen, die auf dem Altar für sie angerichtet waren.

«Samhain ist die Nacht, in der der Schleier zwischen dieser Welt und der Anderswelt am dünnsten ist. In dieser Nacht braucht es nur ein kleines Wischen und die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen», hatte Ma einmal zu mir gesagt. Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich daran dachte. Samhain war ein Fest der Sehnsucht an dem wir an all jene dachten, die wir verloren hatten. Aber die Geister hier und heute wollten nicht betrauert werden.

«Jetzt komm schon, Adrienne!», rief eine vergnügte Stimme und im nächsten Moment zog mich eine starke, entschlossene Hand mitten hinein in den Geistertrubel. «Hier», sagte der Geist und drückte mir einen der goldenen Kelche in die Hand. Ich sah den Geist an und erblickte übermütig funkelnde Augen und einen verschmitzt lachenden Mund voller spitzer Zähne. «Auf dein Wohl, Adrienne», sagte Xameria und hob ihren Weinkelch zum Gruss.

«Auf dein Wohl, Adrienne», echoten auch einige andere Geister und hoben ihre Kelche.

Unsicher, was von mir erwartet wurde, führte ich ebenfalls den Kelch an meine Lippen und nahm einen Schluck. Der Holunderwein schmeckte leicht bitter, wie Wein das eben tat, doch er hatte auch eine süssliche, fruchtige Note ... gar nicht mal übel ....

«Na, na, du musst nicht gleich alles hinunterstürzen, Liebes», sagte eine andere Stimme. Ich erkannte die strenge Stimme und die stämmige, dunkelhaarige Gestalt von Eileen Snape ... meiner Grossmutter. Nun drohte sie mir mit dem Finger, doch das belustigte Funkeln in ihren Augen, die denen meines Vaters und meinen eigenen so ähnlich waren, nahm ihren Worten die Strenge.

Nach und nach begrüssten mich die Geister einer nach dem anderen. Da war William, wie Xameria und Kaspar einer meiner Mitschüler aus dem Haus Finjarelle zu Zeiten der Gründer. William war eine Halbdryade und hatte als solche jahrhundertelang in einem Birnbaumhain in der Nähe von Hogwarts gelebt. Erst in meinem fünften Schuljahr hatte ich das herausgefunden, hatte meinen Freund wiedergefunden – und nur wenige Monate später war er gestorben in dem Ritual, mit dem wir den bösen Riesenkönig Balor am Erwachen gehindert hatten. Die Nächste war Elaine, die letzte meiner Freunde aus der Gründerzeit, die mich freudig umarmte. Ihre Umarmung war Balsam für mich: Sofort fiel jegliche Anspannung, jegliche Sorge von mir ab und als sie wieder etwas von mir zurücktrat konnte ich ihr Lächeln ehrlich erwidern.

Lily Potter trat danach an mich heran und auch sie umarmte mich, wiegte mich in ihren Armen hin und her und murmelte beruhigende Worte in mein Haar, während mir ganz plötzlich die Tränen über die Wangen rannen – ganz plötzlich, weil ich hinter Lily eine weitere, vertraute Gestalt gesehen hatte. Cedric. Lily musste gemerkt haben, dass meine Aufmerksamkeit nicht mehr bei ihr lag, denn sie gab mich frei und nur Wimpernschläge später hatte Cedric seine Arme um mich geschlungen und drückte mich tröstend an seine Brust, während mir die Tränen wie Sturzbäche über die Wangen kullerten.

«Ich liebe dich auch», flüsterte Cedric schliesslich, als die Tränen versiegt und einem erbärmlichen Schniefen gewichen waren.

«Ich wollte nicht, dass du stirbst. Ich wollte dich zurückholen ...», versuchte ich zu erklären und wieder begannen Tränen über meine Wangen zu rollen.

«Schsch ... ich weiss ... schsch ... alles in Ordnung ... alles gut», murmelte Cedric in mein Haar. «Du konntest nichts tun, Adrienne. Dich trifft keine Schuld. Niemand trifft Schuld ausser Du-weisst-schon-Wer und dieser andere Mann dort auf dem Friedhof.»

«Peter Pettigrew», sagte eine Stimme hinter mir und sie klang so bitter, dass ich Lilys Stimme nicht erkannte, bis ich mich zu ihr umdrehte. «Einer der besten Freunde meines Mannes und ausgerechnet der Mann, der uns an Voldemort verraten hat.»

«Er wird dafür büssen», knurrte eine neue Stimme. «Du wirst ihn dafür büssen lassen, nicht wahr, Adrienne?»

Der Mann, der gesprochen hatte trug eine lederne Rüstung, auf dessen roten Wams ein goldener Löwe prangte. An der Seite trug er ein Schwert, doch es war nicht das geschmeidige, reich mit Rubinen besetzte Exemplar, dass er einst mir überlassen hatte.

«Godric, Rache ist keine Lösung. Sie kann das Geschehene nicht ungeschehen machen», sagte ein anderer Zauberer eindringlich.

«Aber Adrienne kann künftige Morde verhindern, wenn sie diesen Peter Pettigrew tötet, Sal», entgegnete Godric Gryffindor. «Zwei Mäuse mit einem Zauber.»

«Peter ist nur ein Handlanger Voldemorts», erklärte Lily bitter. «Ihn zu töten bringt gar nichts.»

«Dann müssen wir das Problem an der Wurzel ausreissen», sagte William, während Xameria langsam nickte und meinte: «Diesen Peter zu töten scheint mir, als würde man einer Hydra den Kopf abschlagen.» Xameria erntete fragende Blicke von uns anderen und sah uns kopfschüttelnd an. «Wisst ihr das denn nicht? Wenn ihr einer Hydra den Kopf abschlägt, wachsen zwei neue nach. Ihr könnt sie also nicht töten, wenn ihr ihr den Kopf abschlägt – ihr müsst andere Möglichkeiten finden sie zu töten ... zum Beispiel in dem ihr ihr Herz durchbohrt.»

«Wir sprechen hier von Voldemort», wies Lily Xameria zurecht. «Er hat hunderte von Todessern und allerlei andere finstere Kreaturen um sich versammelt. Da kannst du nicht einfach so mir nichts dir nichts hingehen und ihn töten.»

«Es hat ja auch niemand behauptet, dass es einfach sei, an den unzähligen reisszahnigen, feuerspuckenden Schlangenköpfen einer Hydra vorbeizukommen – ihre Klauen nicht zu vergessen –, um ein Schwert in ihr Herz zu treiben», erklärte Xameria gelassen.

«Lassen wir das jetzt», fuhr Elaine dazwischen. «Ich bin sicher, seit deinem letzten Samhain-Ritual ist noch anderes passiert, erfreulicheres, von dem du uns vielleicht erzählen möchtest ...?» Meine ehemalige Mitschülerin zog mich zum flachen Stein und zu Boden, wo sie sich mir gegenüber im Schneidersitz niederliess und ich begann von meinen Abenteuern während meines fünften und sechsten Schuljahrs zu erzählen. Es waren zwar auch einige unerfreuliche dabei und auch einige Tode – beim Ritual, mit dem wir den dämonischen Riesenkönig Balor besiegt hatten – aber die Geschichten gingen dennoch erfreulicher aus. Cedric und William unterstützten mich in meinen Erzählungen soweit sie ebenfalls Bescheid wussten.

Stunden schienen vergangen als Xameria plötzlich aufsprang und mit gezücktem Schwert in die Dunkelheit sprang. Ein Aufkeuchen klang nur Sekunden später aus den Schatten und dann näherte sich eine stolpernde Gestalt an deren Kehle ruhig die scharfe Spitze von Xamerias Schwert ruhte. Überrascht beobachteten Cedric und ich die Person, die Xameria auf uns zutrieb. Es war ... Pucey? Ein völlig verdatterter, verschreckter, schon beinahe panischer Pucey, der es offenbar doch noch irgendwie geschafft hatte, mich zu finden. Dabei war ich mir so sicher gewesen, ihn abgehängt zu haben.

«Soll ich ihn in den Kreis bringen?», fragte Xameria. «Oder gehört er zu der Sorte Unwesen, die den Kreis nicht übertreten können.» Ein hinterhältiges Grinsen legte sich bei diesen Worten auf das Gesicht meiner alten Freundin.

«Bring ihn hinein», sagte Professor Slytherin und beobachtete Pucey neugierig. «Er ist wegen Adrienne hier und ich bin sicher, dass er keine bösen Absichten hat.»

«Woher wollen Sie das Wissen, Professor?», fragte Xameria und sah dann zu Elaine.

«Professor Slytherin hat Recht, er will Adrienne nichts Böses, er ... er mag sie.» Ein leises Lächeln legte sich auf Elaines Gesicht. «Sehr sogar. Es ist deine Entscheidung, Adrienne, ob er hineinkommen darf oder nicht. Allerdings können ausserhalb des Kreises auch Geister auftauchen, die dir böse gesonnen sind, das solltest du vielleicht bedenken.»

Mit anderen Worten: Wenn ich Pucey nicht in den Kreis liess, brachte ihn das möglicherweise in Gefahr.

«Bring ihn rein, Xameria», sagte ich seufzend und die junge Fey kam meinen Worten grummelnd nach.

Pucey sah sich fassungslos um, als die Spitze von Xamerias Schwert von seiner Kehle verschwunden war. «Was ist das, Adrienne?», fragte er. Seine Stimme zitterte.

«Es ist ein uraltes Ritual. Es wird seit Urzeiten begangen an jenem Tag, an dem der Schleier zwischen dieser Welt und der Anderswelt am dünnsten ist – der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November», sagte Professor Slytherin.

«Halloween», flüsterte Pucey und alle verbliebene Farbe wich aus seinem Gesicht. «Deshalb wird es das Fest der Toten genannt ...»

«Es heisst Samhain», korrigierte ich. «Halloween ist ein Fest, dass all seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat.»

Pucey sah mich an und in seinem Blick lag etwas, das ich nicht ergründen konnte, aber es war nichts Gutes.

Slytherin legte die Hand auf Puceys Schulter und dieser zuckte zusammen, als er die Berührung bemerkte ... eine wirkliche Berührung ... von einem Geist ...

«Es ist schon in Ordnung, Junge», sagte Slytherin eindringlich. «Dieses Ritual hat nichts Böses an sich. Es ist lediglich eine Möglichkeit mit jenen zu sprechen, die wir verloren haben.»

Ungläubig sah Pucey sich um. Sein Blick fiel auf Cedric, der ihn anlächelte, und schweifte dann über meine Freunde aus der Vergangenheit: Xameria, William, Elaine ... weiter zu Lily Potter und Eileen Snape ... zu Godric Gryffindor und ...

«Sie ... Sie sind Salazar Slytherin!», keuchte Pucey ungläubig. «Aber ... das ist unmöglich ..., wenn Sie die Wahrheit sagen und Sie alle hier Menschen sind, die Adrienne verloren hat .... Nein ... unmöglich.»

Ein Lachen erklang aus den Reihen der Geister. «Du wirst viel zu erklären haben, Adrienne. Vielleicht solltest du dich doch lieber für jemanden aus meinem Haus entscheiden?», sagte Godric Gryffindor, den Pucey nun genauso ungläubig anstarrte.

«Pucey? Kann ich mal mit dir sprechen?», kam es von Cedric.

Misstrauisch sah Pucey Cedric an und ich wusste woran er dachte: der Weihnachtsball letztes Jahr, wo er mich vor Cedrics Augen geküsst hatte. Und sicher auch an den Kuss vor ein paar Tagen ...

«Geh schon. Cedric kann dir nichts tun, nicht hier im Kreis», versicherte ich Pucey und schubste ihn dann in Cedrics Richtung.

Unsicher folgte Pucey meinem verstorbenen Freund an den Rand des Kreises, wo sie leise miteinander sprachen.

«Ich würde zu gern hören, was die beiden miteinander besprechen», sagte Xameria, die, immer noch das Schwert in der Hand, neben mich getreten war.

Ich auch.

Ich gab mir einen Ruck und drehte mich zu den anderen um und setzte meine Erzählungen fort: erzählte ihnen von meinen Erlebnissen im letzten Jahr, vom Trimagischen Turnier und den Aufgaben, die ich hatte bestehen müssen, wobei meine Augen immer wieder zu Cedric und Pucey hinüber huschte. Cedric sprach immer noch eindringlich mit Pucey und unterbrach ihre Unterredung erst, als ich seinen Namen nannte und Tränen mir übers Gesicht kullerten, als ich von der dritten Aufgabe erzählte. Mit nur wenigen Schritten durchmass Cedric den Kreis und nahm mich in die Arme. Pucey folgte ihm zögernd. Ich konnte seinen Blick immer noch nicht deuten, aber darin lag nun nichts Feindseliges mehr, vielmehr stand darin tiefe Traurigkeit.

Cedric übernahm es, leise von seinem Tod zu berichten, und hielt mich dabei fest im Arm. Er liess mich auch nicht los, als ich schluchzend von seiner Beerdigung sprach und danach davon, wie ich wochenlang Albträume gehabt und mich in Arbeit vergraben hatte, um der Trauer zu entkommen. Und davon, wie Elias Montan mich im Zug nach Hogwarts gewarnt hatte, dass das eine ganz schlechte Methode sei.

Es war ausgerechnet Lily, die zustimmend seufzte. «James hat das auch gemacht, und du weisst ja, wie verbittert er manchmal immer noch ist», erklärte sie.

Ein kurzer Blick zu Pucey zeigte seine Verwirrung, die immer grösser wurde.

Ich erzählte davon, wie ich nur ruhig schlafen konnte, wenn Ma mich in den Armen hielt und fühlte mich dabei schuldig, als Lily nun ebenfalls ihre Arme um mich schlang.

«Tut mir leid ... Mum», brachte ich hervor und entlockte Lily damit ein kleines Lächeln.

«Du musst mich nicht so nennen, Adrienne», sagte sie liebevoll. «Auch wenn es mich glücklich macht es zu hören. Kathleen ist mehr deine Mutter, als ich es jemals war», sagte Lily traurig.

Dann kam ich mit meiner Erzählung zu dem Kampf, zwischen mir und dem Drachenmensch-Inferius und was dieser danach gesagt hatte. Und zu dem Gift, dass mich ausser Gefecht gesetzt hatte, für über zwei Wochen.

«Dann ist es wirklich eine Narbe», sagte Pucey und deutete auf meine Wange. Seine Stimme zitterte bei diesen Worten und ich erkannte Angst und Entsetzen darin. Und Pucey war da nicht der Einzige.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen, als ich schliesslich davon erzählte, wie Pucey dafür gesorgt hatte, dass die anderen Slytherins mich in Ruhe liessen und mich danach in den Armen gehalten hatte, als ich um Cedric geweint hatte. Das erste Mal hemmungslos um ihn geweint hatte.

Pucey sah verlegen zu Boden und wurde noch verlegener, als Cedric ihm lächelnd auf die Schultern klopfte.

«Ich habe dich vorher schon darum gebeten, aber ich tue es jetzt nochmals», sagte Cedric und sah Pucey ernst an. «Bitte pass für mich auf Adrienne auf, versprichst du mir das?»

Leicht beleidigt brummte ich vor mich hin, dass ich keinen Aufpasser brauche, doch Cedric überhörte mich mit einem leichten Lächeln.

«Ich verspreche es», sagte Pucey schliesslich und schluckte leer.

«Danke», sagte Cedric.

Eine Weile herrschte Stille unter den Geistern.

«Nun, wenn das dann geklärt ist, habe ich auch noch etwas zu klären», sagte Xameria und im Nu lag die Spitze ihres Schwerts wieder an Puceys Kehle. «Adrienne hat zwar gesagt, dass Cedric dir in diesem Kreis nichts tun kann, aber ich bin um einiges mächtiger als Cedric, das solltest du dir merken.»

Pucey nickte entsetzt – jedenfalls so gut man mit einer Schwertspitze am Hals Nicken konnte.

«Ich will, dass du niemandem von all dem, was du hier gehört und gesehen hast, etwas erzählst», sagte Xameria drohend. «Nicht wegen einem von uns, wir sind alle tot, uns kann das ziemlich egal sein, sondern wegen Adrienne.»

«Ich verspreche es», sagte Pucey und versuchte dabei, seinen Hals nicht zu bewegen.

Xameria nahm ihre Schwertspitze herunter. «Schwörst du es?»

Pucey nickte. «Ich schwöre, dass ich niemandem etwas davon erzählen werde.»

«Bei deinem Blut?», hakte Xameria nach und Pucey wurde blass.

«Nein, das geht zu weit!», empörte Elaine sich, doch Xameria beachtete sie nicht. Stattdessen hielt die Fey Pucey einen Dolch entgegen.

Pucey schluckte schwer, als er den Dolch entgegennahm. Unsicher betrachtete er die blanke, scharfe Klinge, die im Licht des Mondes funkelte. Er setzte sie auf seinen Handballen und schnitt ganz leicht in die Hand. Sofort begann Blut zu fliessen und Pucey biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. «Ich schwöre, bei meinem Blut, dass ich niemandem etwas von dem, was ich heute Abend hier gehört und gesehen habe, erzählen werde. Und ich schwöre, ebenfalls bei meinem Blut, dass ich Adrienne beschützen werde, so gut ich das kann.»

«Und durch dein Blut wirst du für immer an diesen Schwur gebunden sein», sagte Xameria ernst und legte eine geisterhafte Hand über Puceys Wunde, die sofort heilte.

Kurz darauf löste ich das Ritual auf, konnte Pucey dabei aber nicht aus den Augen lassen. Was er da gerade getan hatte ...

«Du hättest das nicht tun müssen, Adrian. Du hättest es nicht tun sollen», sagte ich, nachdem das Ritual beendet und die Geister gegangen waren. «Xameria wollte nur, dass du mich nicht in Schwierigkeiten bringst, indem du irgendjemandem etwas über das hier erzählts. Du hättest nicht schwören sollen, mich zu beschützen. Der Schwur wird dich zwingen, es zu tun, egal ob du das willst oder nicht. Das könnte dich umbringen.»

«Dann solltest du dich besser aus Kämpfen aller Art heraushalten», sagte er und versuchte locker zu klingen.

«Das kann ich nicht», erwiderte ich ernst. «Du weisst, was da draussen vor sich geht, und ich kann nicht einfach zusehen, wenn Voldemort Unschuldige tötet.»

Pucey wurde blass, als ich den Namen aussprach, und noch blasser, als er verstand, was das für ihn bedeutete.

«Dann sollte ich vielleicht besser lernen, wie man kämpft», sagte er mit belegter Stimme. «Was ist mit dieser Gruppe, von der du den Geistern erzählt hast? Dumbledores Armee?» Er klang hoffnungsvoll.

Stirnrunzelnd sah ich ihn an.

«Ich verstehe schon», sagte er seufzend. «Sie werden mich niemals aufnehmen, weil ich ein Slytherin bin.»

Er wandte sich ab und stapfte davon, zurück zum Schloss. Unglücklich sah ich Pucey nach. Was hatte er nur getan? Dann kam mir ein Gedanke und seufzend folgte ich Pucey. Das Ganze würde wohl darauf hinauslaufen, dass ich ihn beschützen musste.


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