7. Kapitel
Als mein Bauch endlich das Knurren eingestellt hatte, zufrieden wieder gefüllt zu sein, erhob sich Dumbledore und hob zu der Sorte Ansprache an, die etwas länger dauerte. Aber da ich mich satt und warm fühlte, war ich bereit, sie über mich ergehen zu lassen.
«Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind, muss ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen.
Mr Filch, der Hausmeister, hat mich gebeten, euch zu sagen, dass die Liste der verbotenen Gegenstände ...»
Meine Ohren schalteten auf Durchzug und ich nutzte die Zeit, um noch etwas von der Siruptorte zu naschen, die ich vorsorglich vom Teller genommen und auf einer Serviette auf der Bank neben mir platziert hatte, bevor das ganze Essen verschwunden war.
Nach den verbotenen Gegenständen ging es weiter mit den verbotenen Orten: der Verbotene Wald und Hogsmeade für Schüler der ersten und zweiten Klasse – ich nahm zur Kenntnis, dass er nicht erwähnte, dass es verboten war, die Gemeinschaftsräume und das Schloss nachts zu verlassen.
«Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern dieses Jahr nicht stattfinden wird», sagte Dumbledore und spätestens jetzt, hörten ihm alle zu. Aufschreie des Protests gingen durch die ganze Halle und Dumbledore musste beinahe schreien, um sie zu übertönen: «Der Grund ... Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird – doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spass dabei haben. Mit grösstem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts –»
Ein ohrenbetäubendes Donnergrollen und das krachende Aufschlagen der Flügeltüren der Grossen Halle übertönten abermals die Stimme des Schulleiters. Unsere Köpfe fuhren herum und ich sah einen Mann, auf einen langen Stock gestützt und in einen schwarzen Reiseumhang gehüllt, am Eingang der Halle. Ein Blitz, der über den Himmel zuckte, tauchte den Mann jäh in gleissendes Licht und offenbarte ein Gesicht, von dem man Albträume bekommen konnte: Jeder Zentimeter Haut, von der langen, grauweissen Haarmähne abwärts, schien vernarbt zu sein. Der Wund, war eine klaffende Wunde, die sich schräg über das Gesicht zog, un ein grosses Stück der Nase fehlte. Doch am unheimlichsten waren seine Augen: Eines war eine kleine, dunkle Perle, starr auf den Lehrertisch gerichtet. Das andere war gross, kugelrund und von einem leuchtend stählernen Blau. Das blaue Auge bewegte sich unablässig, ohne Lidschlag, rollte nach oben, nach untern, zur Seite, ganz unabhängig vom normalen Auge – und dann drehte es sich ganz nach hinten und blickte in den Kopf des Mannes hinein, so dass man nur noch das Weisse des Augapfels sehen konnte.
«Ich weiss, wer das ist!», flüsterte Fred begeistert und verfolgte, wie der Fremde vor Dumbledore trat und seine Hand ausstreckte, die genauso vernarbt war wie sein Gesicht.
«Wer? Wer ist er?», kam es von Lee, Kaspar, Angelina, Alicia und mir.
«Das ist Mad-Eye Moody», sagte Fred und auf unsere fragenden Blicke hin erklärte George: «Er war ein Auror, einer der Besten, die das Ministerium je hatte. Hat zu seiner Zeit die Hälfte der Zellen in Askaban gefüllt.»
«Allerdings haben sie ihn in den Ruhestand geschickt, als sein Verfolgungswahn so gross wurde, dass er einen Händedruck nicht mehr von einem Mordversuch unterscheiden konnte», meinte Fred.
«Und er ist unser neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste?», fragte Lee begeistert.
Dumbledore bestätigte es.
«Wie ich eben erwähnt hatte», fuhr Dumbledore fort, «werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannendern Veranstaltung zu sein, eines Ereignisses, das sein über einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat. Mit allergrösstem Vergnügen teile ich euch mit, dass dieses Jahr in Hogwarts das Trimagische Turnier stattfinden wird.»
«Sie machen Witze!», rief Fred laut und die ganze Halle, die seit Moodys Ankunft unter Spannung gestanden hatte, brach in Lachen aus.
«Ich mache keine Witze, Mr Weasley», sagte Dumbledore fröhlich. «Obwohl, da fällt mir ein, im Sommer habe ich einen köstlichen Witz gehört: Ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen zusammen in die Kneipe –»
Ein Räuspern seitens McGonagall brachte den Schulleiter zum Verstummen.
«Ähm – aber vielleicht ein andermal ...», sagte Dumbledore. «Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Trimagische Turnier ... nun, einige von euch werden nicht wissen, worum es bei diesem Turnier geht, und ich hoffe, dass die anderen mir verzeihen, wenn ich es kurz erkläre. Sie können ja inzwischen weghören.
Das Trimagische Turnier fand erstmals vor etwa siebenhundert Jahren statt, als freundschaftlicher Wettstreit zwischen den drei grössten europäischen Zaubererschulen – Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählte einen Champion aus, der sie vertrat, und diese drei mussten im Wettbewerb drei magische Aufgaben lösen. Die Schulen wechselten sich alle fünf Jahre als Gastgeber des Turniers ab, und alle fanden, dies sei der beste Weg, persönliche Bande zwischen jungen Hexen und Magiern verschiedener Länder zu knüpfen – bis allerdings die Todesrate so stark zunahm, dass das Turnier eingestellt wurde.»
«Todesrate?», flüsterte Alicia erschrocken und auch Kaspar war schockiert, doch die meisten anderen Schüler schien das nicht zu kümmern. Fred, George und Lee diskutierten bereits gemeinsam mit Angelina, was für Aufgaben sie wohl stellen würden. Ich wartete gespannt darauf, dass Dumbledore weitererzählte.
«Es gab im Laufe der Jahrhunderte mehrere Versuche, das Turnier wieder einzuführen», fuhr Dumbledore fort, «doch keiner davon war sehr erfolgreich. Nun allerdings hat unsere Abteilung für Magische Spiele und Sportarten beschlossen, dass die Zeit reif ist für einen neuen Versuch. Den ganzen Sommer über haben wir und alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass diesmal kein Champion in tödliche Gefahr geraten kann.
Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden mit ihren Kandidaten engerer Wahl im Oktober hier eintreffen und der Ausscheidungskampf für die drei Champions wird an Halloween stattfinden. Ein unparteiischer Richter wird entscheiden, welche Schüler geeignet sind, im Trimagischen Turnier für den Ruhm ihrer Schule anzutreten und das ausgesetzte Preisgeld von tausend Galleonen zu gewinnen.»
«Ich mach mit!», zischte Fred sofort und strahlte begeistert bei der Vorstellung so viel Ruhm und Reichtum ernten zu können.
Auch ich war begeistert. Weniger vom Ruhm und vom Preisgeld – auch wenn mir sicher das ein oder andere Einfallen würde, dass ich mit eintausend Galleonen anstellen könnte – als vielmehr von der Möglichkeit, mich an all diesen Aufgaben zu probieren.
«Zwar weiss ich, wie begierig ihr alle darauf seid, den Trimagischen Pokal für Hogwarts zu holen», sagte Dumbledore, «doch die Leiter der teilnehmenden Schulen haben gemeinsam mit dem Zaubereiministerium beschlossen, in diesem Jahr eine Altersbegrenzung für die Bewerber festzusetzen. Nur Schülerinnen und Schüler die volljährig sind – das heisst siebzehn Jahre oder älter –, erhalten die Erlaubnis sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Dies ist ein Schritt» – und Dumbledore sprach ein wenig lauter, denn bei diesen Worten hatten einige Schüler empört aufgeschrien und auch die Zwillinge schienen plötzlich mächtig zornig – «dies ist ein Schritt, den wir für notwendig halten, denn die Turnieraufgaben sind schwierig und trotz aller Vorkehrungen nur unter Gefahr zu lösen, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass Schüler unterhalb der sechsten Klassenstufe damit zurecktkommen. Ich persönlich werde dafür sorgen, dass kein minderjähriger Schüler unseren unparteiischen Richter hinters Licht führt, um Hogwarts-Champion zu werden.» Seine hellblauen Augen huschten zwinkernd über Freds und Georges rebellische Mienen. «Ich bitte euch daher, eure Zeit nicht mit einer Bewerbung zu verschwenden, wenn ihr noch nicht siebzehn seid.»
Gut, dass ich am 23. Septemeber Geburtstag hatte, so musste ich mir darüber keine Gedanken machen, aber die Zwillinge würden nicht so schnell aufgeben.
«Das können Sie nicht machen!», sagte George nach dem Dumbledore seine Rede beendet hatte. Obwohl der Schulleiter uns ins Bett geschickt hatte, stand er nur da und funkelte Dumbledore zornig an. «Im April werden wir siebzehn, warum dürfen wir es nicht probieren?»
«Ich trete jedenfalls an, daran werden die mich nicht hindern», sagte Fred verbissen und starrte ebenfalls mit finsterer Miene in Richtung Dumbledore. «Der Champion dar sicher alles Mögliche anstellen, was wir sonst nie tun dürfen. Und tausend Galleonen Preisgeld!»
«Ach, kommt jetzt ihr beiden, wir sollen in die Schlafsäle», meinte Angelina und sie und Alicia schoben die Zwillinge in Richtung Ausgang.
«Du hast gut reden, Angelina. Du wirst in einem Monat siebzehn. Du kannst problemlos mitmachen», murrte Fred. «Und Adrienne auch. Und Kaspar ...» Fred verstummte und sah unsicher zu Kaspar hinüber, der frech zurückgrinste.
«Ich wurde im Jahr eintausend nach Christus geboren und bin damit definitiv bereits siebzehn gewesen», sagte er und brachte uns damit alle zum Lachen.
«Und trittst du an?», fragte George neugierig, dessen Zorn bereits etwas abgeflaut war.
Kaspar zuckte mit den Schultern. «Eher nicht ...»
«He, Fred, wie wäre es mit ein paar Tropfen Alterungstrank?», fragte George mit funkelnden Augen.
«Georgie, du bist ein Genie – habe ich dir das schon mal gesagt?», sagte Fred begeistert. «Lee? Alicia? Macht ihr mit?»
Kaspar und ich blieben in der Eingangshalle zurück und plauderten mit Jessie und Cedric – natürlich über das Trimagische Turnier – während die anderen Schüler langsam in Richtung ihrer Gemeinschaftsräume verschwanden.
«Was machen Sie noch hier?», erklang plötzlich eine kalte Stimme hinter uns und wir fuhren herum. Snape hatte sich mit verschränkten Armen hinter uns aufgebaut und sah uns streng an.
«Wir warten auf Professor Dumbledore, Professor», erklärte Jessie mutig.
«Und was ist so wichtig, Miss Silver, dass Sie den Schulleiter heute Abend noch damit belästigen müssen?»
«Finjarelle, Severus. Finjarelle», erklärte Dumbledore, der mit dem Sprechenden Hut unter dem Arm und Professor McGonagall neben sich aus der Grossen Halle kam.
«Finjarelle?», kam es zweistimmig von den beiden Lehrern.
Dumbledore nickte munter. «Adrienne und ihre Freunde planen – mit meinem Segen – das Haus Finjarelle zurückzuholen. Deswegen haben wir heute Abend noch eine kleine Zusammenkunft in meinem Büro. Kommt, ihr vier», forderte der Schulleiter uns auf und führte uns nach oben. Hinter uns blieben ein kopfschüttelnder Snape und eine verblüffte McGonagall zurück.
«Und, was haltet ihr vom Turnier?», fragte Dumbledore munter, während er uns durch die Gänge führte.
«Genial, Professor», meinte Cedric.
«Wisst ihr schon, ob ihr euch bewerben wollt?»
Cedric, Jessie und ich nickten, Kaspar schüttelte den Kopf.
Wir erreichten den Wasserspeier, der den Eingang zum Schulleiterbüro bewachte und stiegen die verborgene Treppe nach oben.
Dumbledore beobachtete uns interessiert, während ich mir den Sprechenden Hut aufsetzte und Jessie sich einen Bogen Pergament und eine Feder vom Schreibtisch des Schulleiters nahm.
«Schön dich wieder zu sehen, Adrienne», sagte der Hut mit piepsiger Stimme und kicherte dann, als er meine Verstimmung wegen seines Lieds früher am Abend bemerkte. «Du kannst meine Entscheidung sicher trotzdem nachvollziehen», erklärte er. «Wir sind noch nicht soweit, das Haus Finjarelle wiedererstehen zu lassen. Aber ich habe wieder ein paar Schüler für euer Haus.»
Mit diesen Worten begann der Hut, die Namen der Erstklässler aufzuzählen, die unter anderen Umständen nach Finjarelle gekommen wären. Ich wiederholte die Namen laut und Jessie schrieb sie auf.
«Und was geschieht jetzt mit dieser Liste?», fragte Dumbledore neugierig, nach dem das Prozedere abgeschlossen war.
«Die kommt zu der anderen in den Gemeinschaftsraum», sagte Jessie. Dort würden wir sie neben der vom letzten Jahr an die Wand hängen. Und das so lange, bis wir genügend Schüler zusammen hatten. Aber wie viele waren das? Sieben Jahrgänge? Respektive sechs Listen? Oder würden auch weniger reichen? Für sieben Jahrgänge fehlten uns noch ganze vier Listen und eine Auswahl. Und ein Hauslehrer – aber Finëa hatte angeboten, diesen Job selbst zu übernehmen.
Dumbledore schien meine Gedanken erraten zu haben. «Ich denke, wir brauchen mindestens fünf Jahrgänge – damit wir Vertrauensschüler für das Haus haben. Also wird das Haus Finjarelle frühstens in drei Jahren zurückkehren.»
Ich nickte betrübt. Bis dahin war es noch ewig hin. Aber natürlich war mir klar gewesen, dass ich das nicht mehr miterleben würde. Aber vielleicht konnte ich nach Hogwarts zurückkommen und unterrichten, wenn es soweit war ... das würde mir vermutlich gefallen.
«Ab ins Bett jetzt mit euch Vieren», scheuchte Dumbledore uns schliesslich aus seinem Büro und beendete meine Überlegungen.
Am nächsten Morgen blieben wir nach dem Frühstück sitzen. Professor McGonagall wandte sich den Sechstklässlern als Letztes zu, wohlweisslich, denn wie sich herausstellte, dauerte es eine ganze Weile abzuklären und auszudiskutieren, welche Fächer wir nun für unsere UTZe belegen wollten und ob wir die überhaupt wählen durften.
«Nun, Mr Weasley», wandte sich unsere Hauslehrerin an Fred. «Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Verwandlung und Zauberkunst. Alles in Ordnung. Ich hoffe nur, dass Sie sich in diesem Jahr etwas mehr anstrengen, als Sie es für Ihre Prüfungen getan haben.
Und Sie, Mr Weasley», wandte sie sich nun an George. «Ebenfalls Verteidigung und Zauberkunst und dazu noch Kräuterkunde?» George nickte und Professor McGonagall reichte ihm seinen neuen Stundenplan. «Übrigens möchte ich Ihnen gerne noch zu ihrem 'Erwartungen übertroffen' in Zaubertränke gratulieren. Ich war sehr positiv überrascht, auch wenn Sie, wie Sie wissen, das Fach aufgrund der hohen Anforderungen nicht weiter belegen können. Aber ich schätze Ihren Ehrgeiz.»
«Was war das denn?», beklagte sich Fred sobald Professor McGonagall sich Alicia zugewandt hatte. «Mich rüffelt sie, weil ich nur drei ZAGs gemacht habe, und dich lobt sie, weil du in Zaubetränke bestanden hast? Aber bei ihr durchgefallen bist, wohlgemerkt.»
«Das nennt sich 'positive Verstärkung'», erklärte Jessie grinsend, die an den Gryffindortisch getreten war. «Sie möchte, dass George sich weiter ins Zeug legst. Was er je auch tut, nur in Alchemie und nicht in Zaubertränke.»
«Wovon die Gute nichts ahnt», meinte George grinsend. «Und wir werden uns beide weiterhin in allen Fächern üben, nur reicht es, wenn einer von uns den Unterricht besucht, wir können uns dann das Wichtige beibringen und müssen nicht beide das Unwichtige über uns ergehen lassen.»
«Miss Seanorth», wandte sich Professor McGonagall nun an mich. «Lassen Sie mich sehen ... Zauberkunst, Zaubertränke, Verwandlung, Kräuterkunde und Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Alles in Ordnung. Pflege magischer Geschöpfe ist auch in Ordnung. Hagrid wird sich freuen, wenn Sie mit einem 'O' bei ihm weitermachen. Dann haben Sie noch Alte Runen aufgeschrieben ... hmm ... Sind Sie sicher, dass Sie das Fach weiterhin belegen wollen? Sie hatten nur ein 'Annehmbar' und soweit ich weiss, passt es nicht zu Ihren Berufsplänen, Aurorin zu werden.» Sie sah mich eindringlich an. «Ausser vielleicht, sie haben die Idee Fluchbrecherin zu werden noch nicht gänzlich aufgegeben? Trotzdem sollten Sie sich gründlich überlegen, ob Sie in einem Fach weitermachen wollen, Miss Seanorth, in dem Sie nur mit einem 'A' abgeschnitten haben. Die UTZ-Kurse sind eine Menge mehr Aufwand als der bisherige Unterricht und wenn Sie nur bei einem 'A' stehen, könnte es schwierig für Sie werden, den Anforderungen gerecht zu werden.»
«Professor, ich stehe definitiv nicht nur bei einem 'A'», empörte ich mich. «Ich hatte einfach einen schlechten Tag – ich hatte an dem Abend noch etwas vor, dass meine Aufmerksamkeit von den Prüfungen abgelenkt hat.»
Professor McGonagall nickte verstehend. Für einen kurzen Moment trübte sich ihr Blick und ich war mir sicher, dass ihre Gedanken gerade zu all jenen geschweift waren, die bei dem Ritual, mit dem wir den Dämonenkönig Balor wieder in den Tiefschlaf gebannt hatten, ihr Leben gelassen hatten.
«Dennoch haben Sie damit sieben Fächer und ohne Arithmantik wird es ihnen kaum möglich sein, Fluchbrecherin zu werden.»
«Nun ja», ich wollte einfach nicht nachgeben, «Finëa di Finjarelle unterrichtet Jessie, Kaspar, Cedric und mich in Theoretischer Magie – Sie meinten, wenn ich Wissen auf diesem Gebiet vorweisen kann, könnte ich es vielleicht doch schaffen. Ausserdem habe ich vor, mir selbst etwas Arithmantik beizubringen.» Nur schon, damit ich bei einem nächsten Ritual oder ähnlichem das ganze Zahlenchaos durchschaute. Gute Zahlen ... böse Zahlen ... stabile Zahlen ...
Professor McGonagall seufzte. «Wie ernst ist es Ihnen damit, Seanorth, mit dem Fluchbrechen?»
«Ernst genug, um es versuchen zu wollen», sagte ich bestimmt.
«Und mit der theoretischen Magie? Sind Sie gewillt, ein volles UTZ-Pensum an das Studium der theoretischen Magie zu geben? Denn anders wird es nicht gehen», warnte meine Hauslehrerin.
Ich wusste nicht, wie viel ein volles UTZ-Pensum war, sagte aber dennoch fest entschlossen: «Ja. Natürlich. Weshalb fragen Sie, Professor?»
«Nur ein Gedanke ...», sagte Professor McGonagall nachdenklich. «Meinen Sie, Miss Seanorth, dass Finëa di Finjarelle auch bereit wäre, weitere Schüler zu unterrichten ...?»
Überrascht sah ich meine Hauslehrerin an – die stellvertretende Rektorin, wie mir wieder einfiel. Meinte sie wirklich, was ich glaubte, was sie meinte?
«Finëa wäre begeistert, wenn sie einen offiziellen Kurs geben könnte, Professor», erklärte ich.
«Na dann, ich kann Ihnen nichts versprechen, Seanorth, aber ich werde mit Professor Dumbledore darüber sprechen, ob sich da etwas einrichten liesse. Allerdings kann ich nichts Versprechen. Und ... zurück zu Ihrem Stundenplan ... damit wären Sie bei acht Fächern plus zusätzlichem Aufwand für Arithmantik. Sind Sie sicher, dass Sie sich das antun wollen?»
Ich dachte über McGonagalls Worte nach. Ein offizieller Kurs in theoretischer Magie ... Es wäre eine fantastische Chance. Damit würde ich einen offiziellen Abschluss in diesem Fach machen – als eine der Ersten seit Jahrhunderten. Natürlich würde ich auch sonst weiterlernen, aber mit dieser Aussicht war es gleich etwas ganz anderes.
«Vielleicht könnten wir so verbleiben, Professor, dass ich einfach einmal Alte Runen belege – und natürlich die anderen Fächer – und wenn Sie eine definitive Antwort auf Ihren Vorschlag haben, wähle ich entweder Pflege magischer Geschöpfe oder Alte Runen ab», schlug ich vor.
«Einverstanden», sagte die stellvertretende Schulleiterin und händigte mir meinen neuen Stundenplan aus. Er war wirklich ziemlich voll mit sieben Fächern. Beinahe hoffte ich darauf, dass Theoretische Magie nicht zustandekommen würde. Dann wären es nur noch sechs.
«Sie mag dich wirklich», grummelte George. «Wenn sie sogar extra für dich ein neues Fach einführen will ...»
«Nun ja, wahrscheinlich wird sie es so legen, dass sie selbst am Unterricht teilnehmen kann», sagte ich kichernd.
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