23. Kapitel
Es ist über zwei Monate her, seitich das letzte Mal geupdatet habe ... Schande ...
Nun, ich hoffe, das bessert sich wieder ...
Viel Spass mit dem neuen Kapitel.
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Spätestens als ich dort im Rosengarten das Funkeln in Puceys Augen gesehen hatte, hätte mir klar sein müssen, dass das Ganze eine miese Idee war. Natürlich war das die ganze Sache von vorn bis hinten, eine miese Idee, aber damit hatte ich mich nun wirklich in die ... in die Scheisse geritten, oder in die tiefsten Tiefen der Hölle der Eifersüchteleien.
Wir gingen wieder hinein und auf die Tanzfläche. Es spielte ein langsames Lied, ein Liebeslied wie bereits die Melodie verriet und der Text ganz deutlich machte. Die meisten Paare waren von der Tanzfläche geflohen, nur einige wenige waren noch dort, tief in den Armen ihrer Partner versunken und schunkelten langsam über die Tanzfläche. Und ausgerechnet zu diesem Lied führte Pucey mich auf die Tanzfläche und schloss mich in die Arme wie es auch die anderen Paare machten. Ich legte meine Arme ebenfalls um ihn und meinen Kopf an seine Schulter. Es war sehr angenehm und fühlte sich vollkommen falsch an.
Vom Rand der Tanzfläche spürte ich einen Blick, der mir die Nackenhaare zu Berge stehen liess und sich beinahe in mich hineinbrannte. Cedric. Ich versuchte, nicht zu ihm hinüberzusehen und konzentrierte mich vollkommen auf Pucey und auf die langsame Melodie des Lieds – und versuchte den Text dabei auszublenden. So etwas schnulziges hatte ich selten gehört.
Pucey führte mich langsam über die Tanzfläche und hielt mich schützend in den Armen. «Jetzt einfach keinen Rückzieher machen, Adrienne. Sonst stehen wir noch dümmer da als wir es ohnehin schon tun», flüsterte er in mein Ohr.
«Wie meinst du?», fragte ich neugierig, doch Pucey schüttelte nur den Kopf und schmiegte seine Wange in meine roten Locken.
Als das Lied endlich endete war ich mehr als erleichtert und als der nächste Song eingespielt wurde – ein wilder, fetziger – war ich es noch mehr. Pucey wirbelte mich durch einige schnelle Drehungen und mir wurde beinahe schwindelig. So langsam machte mir das Tanzen doch noch Spass. Weitere Drehungen und dann gelang es mir ganz von selbst wieder in den Grundschritt zu gelangen. Ein fröhliches Lachen sprudelte über meine Lippen und verwandelte das Pucey eigene Dauergrinsen in ein breites, ehrliches Lächeln. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn je zuvor so lächeln gesehen zu haben.
Etwas später wurde Pucey von Jared abgeklatscht und dieser danach von Leo. Die Tanzpartnerinnen und -Partner wurden lachend durchgetauscht und jeder neuer Partner stellte eine neue Herausforderung dar. Schnell musste ich merken, dass Pucey wirklich ein ausgesprochen guter Tanzpartner war. Er konnte einfach führen. Jared und Kaspar gaben ihr Bestes und Leo gelang es auch einigermassen, während Fred und George mich völlig ausserhalb des Takts über die Tanzfläche wirbelten, dafür mit umso mehr Elan.
Schliesslich erlöste Gawain mich aus Freds schwindelerregenden Drehungen und brachte mich wieder in den Takt. Gawain tanzte gut, sehr gut, sogar noch besser als Pucey – fairerweise musste man jedoch sagen, dass er auch zweihundert Jahre mehr Übung hatte.
«Was hat es mit deinem Tanzpartner auf sich?», fragte Gawain leise. «Letztes Jahr konntet ihr euch noch kein bisschen ausstehen, oder liege ich da falsch? Und was ist mit Cedric?»
Was Pucey anging lag er vollkommen richtig. «Pucey ist ein Idiot, aber er ist schon in Ordnung.»
Gawain zog eine Augenbraue hoch.
Seufzend sah ich auf seine Brust, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Da war wohl eine ausführliche Erklärung nötig. Eine sehr ausführliche.
«Es begann alles damit, dass ich an Samhain als 'Adrienne Norvik' als Teilnehmerin für Durmstrang gezogen wurde. Also unter Ma's früherem Namen.»
Verwirrt sah Gawain mich an.
«Norvik ... wie 'Kathalena Norvik'. Grindelwalds Verbündete ...?», schob ich nach, doch Gawain sah immer noch ahnungslos drein.
Die Erklärung musste also noch ausführlicher Ausfallen. Aber das war mir zu mühsam, wenn ich mich dabei gleichzeitig auf die Tanzschritte konzentrieren musste. Bestimmt schob ich Gawain von der Tanzfläche und suchte nach einem freien Tisch, wo wir ungestört reden konnten. Gawain übernahm die Führung und schob mich aus der Grossen Halle in den Innenhof und zu einer abgelegenen Steinbank, wo wir uns setzten.
«Die ganze Geschichte von Anfang an bitte, Adrienne», forderte Gawain.
Und ich begann zu erzählen. Zuerst fasste ich kurz zusammen, was es mit dem Namen 'Norvik' auf sich hatte: Dass Ma als 'Kathalena Norvik' an der Seite von Grindelwald gekämpft hatte, einem der schlimmsten Schwarzmagier der Geschichte, und dass jemand mich als 'Adrienne Norvik' ins Turnier geschmuggelt hatte, vermutlich um sich an Ma zu rächen.
Während ich erzählte, sagte Gawain nichts, aber seine Miene wurde immer düsterer. Hoffentlich führte meine Erzählung nicht dazu, dass Gawain sich mit Ma stritt, weil sie ihm ihre Vergangenheit vorenthalten hatte. Hoffentlich hasste Gawain Ma jetzt nicht, weil sie Fehler gemacht hatte, weil sie sich der dunklen Seite angeschlossen hatte. Jetzt stand Ma auf der richtigen Seite. Sie hatte ihre Fehler eingesehen. Und allein das zählte. Ich hoffte, das war Gawain auch klar.
Gawain stellte keine Fragen und so berichtete ich, wie mich die anderen nach diesem Abend behandelt hatten: wie eine Ausgestossene, jemand Verabscheuungswürdigen, ein Monster ... Allein beim Gedanken daran zog sich mir wieder das Herz zusammen und ich fühlte mich ganz klein und ungeschützt, während sich die Welt kalt und grausam auf mich stürzte. Und dann waren die Slytherins auf einmal nett zu mir und ich hatte an ihrem Tisch Asyl gefunden. Natürlich hatte mein Vater dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt, und am Anfang war ich misstrauisch gewesen, aber Pucey und Farley meinten ihre Freundschaft ehrlich. Ein Lächeln legte sich auf Gawains Lippen, während ich ihm erzählte, wie Jessie Pucey immer auf den Hinterkopf schlug. Pucey war ein Idiot, aber einer, der das Herz am rechten Fleck hatte.
Und schliesslich musste ich von Cedric erzählen. Von seinem Verrat, als er mir nichts von der ersten Aufgabe erzählt hatte und danach nichts vom Eierrätsel. Davon, wie sehr mich sein Verrat schmerzte, wie dieser mir fast das Herz zerteilte, erzählte ich nichts. Und auch nicht, dass diese ganze Aktion hier, dass ich mit Pucey zum Weihnachtsball ging, nur dazu diente, um Cedric denselben, schrecklichen Schmerz spüren zu lassen.
Nachdem ich mit meiner Schilderung zum Ende gekommen war, sassen Gawain und ich schweigend nebeneinander. Worüber Gawain nachdachte, konnte ich nur erahnen, aber meine Gedanken – und meine Gefühle – kreisten um Cedric und wiederholt spürte ich den eiskalten Dolch des Verrats, der sich in mich bohrte.
«Adrienne», sagte Gawain sanft und nahm meine Hand.
Ich sah ihn an. Erst, als Gawain seine Hand ausstreckte und mir eine Träne von der Wange wischte, merkte ich, dass ich weinte.
«Es ist schon in Ordnung, zu weinen», sagte er leise und drückte meine Hand fester. «Wenn es so sehr schmerzt, kann man kaum anders.»
Ein Schluchzer entrang sich meinen Lippen und ich lehnte meinen Kopf an Gawains Schulter. Gawain strich mir übers Haar und murmelte Worte in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber sie klangen beruhigend und irgendwann versiegten meine Tränen und die Schluchzer verstummten. Ruhig und vom Weinen erschöpft lehnte ich an Gawain und wäre am liebsten eingeschlafen. Aber dieser verdammte Ball dauerte noch bis Mitternacht und das hier war nur eine kleine, gestohlene Pause. Wieder wollten mir die Tränen in die Augen steigen; ich konnte mir einfach nicht vorstellen, woher ich die Kraft nehmen sollte, um die letzten anderthalb Stunden durchzustehen. Und dann, auf einmal, erfüllte mich angenehme Ruhe und ein Gefühl der Zuneigung. Unsicher hob ich den Kopf und sah zu Gawain auf, der mich beruhigend anlächelte.
«Du schaffst das schon, Adrienne», sprach er mir Mut zu, dann zuckte es verräterisch in seinen Mundwinkeln. «Aber schirme deine Gefühle wieder vor mir ab.»
Mistkerl. Hätte er das nicht früher sagen können? Jetzt wusste Gawain alles, was ich für Cedric empfand und das war mir überaus ... peinlich.
Etwas später betrat ich hinter Gawain wieder die Grosse Halle und sah mich nach meinen Freunden um. Die ersten beiden, die ich ausmachte, waren Fred und George, die gerade versuchten, Ludo Bagman in die Enge zu treiben und ich erinnerte mich wieder, dass ich versprochen hatte, ihnen zu helfen, ihr Geld zurückzubekommen. Entschlossen machte ich mich auf den Weg zu den dreien.
«Guten Abend, Mr Bagman», rief ich dem Leiter der Abteilung für magische Spiele und Sportarten zu. «Ich habe Sie heute Abend noch gar nicht gesehen.»
«Miss Norvik», sagte Bagman erfreut. «Entschuldigt mich, Jungs», wandte er sich an die Zwillinge und kam dann mit eiligen Schritten zu mir herüber.
«Miss Norvik, wie geht es Ihnen heute Abend? Sie sehen zauberhaft aus. Haben Sie das Eierrätsel schon gelöst?», sagte Bagman fröhlich, während mir die Zwillinge über seine Schultern zuzwinkerten und langsam näherkamen.
«Sehr gut, Mr Bagman, wirklich sehr gut. Der Weihnachtsball ist grossartig und auf die nächste Aufgabe bin ich bereits perfekt vorbereitet, auch wenn ich sagen muss, dass Sie mir damit einiges an Aufwand gemacht haben», sagte ich. «Aber eigentlich bin ich nicht hier, um mit Ihnen über den Ball und die zweite Aufgabe zu plaudern.»
Bagman sah mich irritiert an. Er war fast einen Kopf grösser als ich, aber Grösse war nicht von Bedeutung, wenn es darum ging, jemand mittels Feykräften einzuschüchtern und diese Kräfte, diese einschüchternde Aura der Fey, baute ich nun langsam auf.
«Wie ich hörte, haben Sie das Endspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft kommentiert. Ein wirklich unglaubliches Spiel. Ich war ja selbst leider nicht dabei, aber ich habe gehört, dass das Spiel einen unglaublichen Ausgang genommen hat: Irland hat gewonnen, aber Viktor Krum hat den Schnatz gefangen. Wirklich unglaublich. Das hätte niemand voraussagen können.»
Bagman nickte verunsichert, während die Zwillinge in seinem Rücken immer näherkamen.
«Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Miss Norvik», sagte Bagman misstrauisch.
Ich zog eine Augenbraue hoch. «Tatsächlich nicht?», fragte ich, während die Zwillinge neben Bagman traten.
«Nun, um Sie aufzuklären, Mr Bagman. Es gab tatsächlich jemanden, der auf genau diesen Ausgang gewettet hat, respektive zwei Personen», sagte ich und nickte zu den Zwillingen hin.
Mr Bagmans Augen waren mittlerweile zu Schlitzen geworden. «Was wollen Sie damit andeuten, Miss Norvik?» Seine Stimme sollte vermutlich drohend klingen, aber sie zitterte, während ich meine Feyaura zusehends intensivierte.
«Was wir Ihnen bereits mehrfach gesagt haben, Mr Bagman: Sie schulden uns unseren Gewinn», sagte Fred in unschuldigem Plauderton.
«Oder zumindest unseren Wetteinsatz, wenn Sie uns den Gewinn nicht auszahlen wollen», ergänzte George, dem der Plauderton nicht ganz gelang.
Wütend sah Bagman zwischen den beiden hin und her. «Euer Vater hat es euch gesagt, Jungs. Ihr seid zu jung zum Wetten. Das habt ihr nun davon.»
«Wenn Sie finden, dass wir zu jung sind, dann hätten Sie unser Geld nicht nehmen sollen!», kam es verärgert von Fred. George und ich nickten bekräftigend.
«Es ist doch nicht an mir, euch zu erziehen!», empörte sich Bagman.
«Aber sollten Sie als Leiter einer Ministeriumsabteilung nicht ein Vorbild sein?», sagte ich und starrte Bagman noch eindringlicher an, der langsam aber sicher unter meinem Blick zusammenschrumpfte.
«Nun ja ... stand nichts in der Stellenbeschreibung ... vielleicht schon ...», stammelte er, während ich seinen Blick eisern festhielt.
«Sie werden den Zwillingen ihr Geld zurückzahlen. Verstanden?»
Bagman nickte verschreckt.
«Und zwar jetzt sofort!»
«Was?! Jetzt?! Aber ich habe doch nicht ...»
Unter meinem eisernen Blick verstummte Bagmans Protest augenblicklich.
«In Ordnung», lenkte er ein. «Ich bin gleich wieder da. Hole nur kurz meinen Geldbeutel ...»
«Wir begleiten Sie gerne, Mr Bagman», sagte Fred wieder im Plauderton und setzte sich gemeinsam mit Bagman in Bewegung. George und ich folgten seinem Beispiel und Bagman setzte eine Miene auf, als seien Ostern, Weihnachten und sämtliche anderen Feiertage abgeschafft worden.
Bei Bagmans Platz an den Podiumstischen angekommen, begann dieser in seinem Geldbeutel zu wühlen. «Wie viel war euer Einsatz, Jungs?», fragte er geschlagen.
«Siebenunddreissig Galleonen, fünfzehn Sickel und drei Knuts», sagten die Zwillinge wie aus einem Mund.
Bagman nickte bedrückt und förderte nacheinander drei Knut und fünfzehn Sickel zu Tage und liess siebzehn Galleonen folgen.
«Mehr hab' ich nicht Jungs», sagte er und zog den Geldbeutel zu, wobei ein leises Klingeln erklang.
Erneut fixierte ich den Ministeriumszauberer mit meinem Blick. «Das Klingeln in Ihrem Geldbeutel besagt aber etwas ganz anderes.»
Entrüstet starrte Bagman mich an, konnte meinem Blick aber nicht standhalten und öffnete den Beutel wieder. Widerwillig förderte er weitere zehn Galleonen zu Tage und schloss seinen Geldbeutel dann wieder, diesmal ganz, ganz vorsichtig, damit auch ja kein erneutes Klirren ertönte.
Den Zwillingen war das natürlich nicht entgangen.
«Lügner!», sagte George anklagend, während Fred einfach vorsprang und nach dem Geldbeutel griff.
Aber Bagman war schneller und zog den Beutel ausser Freds Reichweite. «Habt ihr keinerlei Manieren, Jungs?», sagte er vorwurfsvoll und steckte den Geldbeutel wieder weg. Aber nicht schnell genug.
Diesmal war es meine Hand, die vorschnellte und nach dem Beutel griff. Ehe Bagman es sich versah, befand sich der Beutel in meinen Händen und ausserhalb seiner Reichweite. Ich reichte ihn an die Zwillinge weiter, baute mich vor Bagman auf und sah ihn voller Verachtung an. Meine Haut kribbelte, während sich die ganze Kraft meiner Feyaura auf Bagman richtete.
«Sie werden niemandem etwas davon erzählen», knurrte ich, «ausser Sie wollen, dass wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Und glauben Sie mir, dass wollen Sie nicht.»
Aus schreckgeweiteten Augen starrte Bagman mich an und war gerademal zu einem Nicken imstande.
«Total vierunddreissig Galleonen, acht Sickel und zwanzig Knut», sagte George schliesslich, nachdem er und sein Bruder das Geld aus Bagmans Geldbeutel ausgezählt hatten. «Reicht zwar noch nicht ganz, um uns unseren Wetteinsatz zurückzuzahlen, aber wir wollen es dabei lassen.»
«Sie können jetzt gehen, Mr Bagman», sagte Fred und warf dem Leiter der Abteilung für magische Spiele und Sportarten den nunmehr leeren Geldbeutel zu. Da dieser immer noch unter meinem Blick gefangen war, machte er keinen Versuch, den Beutel aufzufangen und dieser traf ihn direkt ins Gesicht. Die Zwillinge lachten und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
«Sie haben Fred gehört, Mr Bagman», wandte ich mich wieder an den Ministeriumszauberer. «Verschwinden Sie von hier und kein Wort zu irgendjemandem.»
Bagman nickte, bückte sich nach seinem Geldbeutel und rannte aus der Grossen Halle.
Die Zwillinge lachten noch lauter und Fred schlug mir anerkennend auf die Schulter. «Eine 1A Leistung. Danke, Adrienne», sagte er. «Erinnere mich daran, mich nie mit dir anzulegen.»
Schwach grinste ich zurück, während ich mich auf Bagmans Stuhl abstützte. Das Beschwören der Feyaura hatte mich mehr Kraft gekostet, als ich gedacht hatte.
Nachdem das nun geklärt war, sah ich mich in der Grossen Halle nach Pucey um und fand ihn in einer Gruppe Slytherins am Rand der Tanzfläche. Sie lachten und schwatzten und nippten zwischendurch an ihren Getränken. Irgendwann war an einer Seite der Halle ein Buffet mit Butterbier, Kürbissaft und allerlei Snacks aufgetaucht. Ich ging zu ihnen hinüber und stellte mich neben Pucey, der mich fragend ansah.
«Spielen wir weiter?», fragte er und ich nickte.
Pucey stellte sein Getränk weg und führte mich wieder auf die Tanzfläche, wo wir von überall her gut gesehen werden konnte.
Wieder spielte ein gemütliches Lied, zudem ich Flitwicks Tanzschritte gut ausführen konnte, aber bereits das nächste Lied war so schnell und wild, dass ich jeden Versuch aufgab. Wir bewegten uns einfach zur Musik und hin und wieder wirbelte Pucey mich lachend durch eine Drehung nach der anderen bis mir schwindelig wurde. Je ausgelassener die Musik wurde, desto mehr Schüler strömten auf die Tanzfläche, bis alle dicht beieinander tanzten. Nun war es für jede Art von Tanzschritten zu eng, besonders für die Drehungen, die Pucey so mochte, doch das störte ihn nicht.
Nach mehreren fetzigen Songs stimmten die Schwestern des Schicksals wieder sanftere Töne an. Ein ruhiges, sanftes Liebeslied, bei dem die meisten fluchtartig die Tanzfläche verliessen. Pucey und ich blieben zurück. Wieder versuchte ich mich an die Tanzschritte zu erinnern und in den Takt zu kommen, doch diesmal konnte ich nicht auf Puceys Hilfe zählen. Ganz im Gegenteil: er zog mich einfach in seine Arme und bewegte uns beide langsam im Rhythmus des Liedes hin und her. Ich wehrte mich nicht, auch wenn ich ziemlich überrascht war. Und auch wenn ich nicht wirklich wusste, was ich davon halten sollte oder ob mir das gefiel oder nicht.
«Entspann dich, Adrienne, und mach mit», flüsterte Pucey mir ins Ohr. «Sonst denkt noch jemand, ich hätte dich zu all dem gezwungen, wo es doch eigentlich deine Idee war.»
Er hatte recht, es war meine Idee gewesen und jetzt musste ich das auch durchziehen. Bestimmt nicht würde ich kurz vor Ende des Balls aufgeben. Nein, zu dieser Sorte Leute gehörte ich nicht. Also schmiegte ich mich in Puceys Arme und schunkelte mit ihm mit, während die langsamen, schnulzigen Lyrics über die Tanzfläche zogen. Dann, endlich, endete das Lied, doch anstatt die Umarmung zu lockern, zog Pucey mich noch näher zu sich und–
Er küsste mich. Vor allen anderen küsste Pucey mich. Und es war kein scheuer Kuss, oh nein. Und auch kein schlechter. Eines war mir sofort klar: Pucey wusste sehr genau, wie man ein Mädchen küsste. Wie man ein Mädchen küsste, damit ihr hören und sehen vergingen. Denn genau so fühlte ich mich. Als wäre ich ferngesteuert, schlang ich meine Arme um Puceys Nacken und erwiderte den Kuss.
Das laute Klirren von zerspringendem Glas, riss mich aus meiner Trance. Ich wollte mich zu dem Geräusch umdrehen, doch Pucey hielt mich fest. Schnelle Schritte erklangen und als es mir endlich gelang, mich aus Puceys Umarmung zu befreien, sah ich gerade noch den Zipfel von Cedrics Festumhang aus dem Portal zur Grossen Halle wehen.
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