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21. Kapitel

Alle waren in freudiger Erwartung auf den Weihnachtsball – sogar die jüngeren Schüler, die gar nicht an dem Fest teilnehmen durften. Nur ich nicht. Ballkleider, Schuhe, Frisuren und das Tanzen interessierten mich nicht die Bohne, ich hatte drängendere Probleme. Trotzdem konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie das Schloss herausgeputzt wurde. Die zwölf Christbäume in der Grossen Halle, geschmückt mit allem Erdenklichen von leuchtenden Holunderbeeren, über rotbackige Äpfel, grosse, glänzende Weihnachtskugeln, filigrane, gläserne Figuren bis hin zu echtenen, schuhuhenden Goldeulen kannte ich ja bereits, aber auch der Rest des Schlosses wurde dekoriert. Natürlich erst, nachdem Filch überall gründlich sauber gemacht hatte – vermutlich mit fleissiger Unterstützung der Hauselfen. Jedenfalls war am Schluss nirgends im Schloss auch nur ein Stäubchen, eine Spinnhuppel oder auch nur ein klitzekleines Körnchen Dreck zu sehen. Sogar den Finjarellegemeinschaftsraum war blitzsauber geputzt. Und dann wurde geschmückt: An den Geländern der Marmortreppe wuchsen ewige Eiszapfen, über jedem Türsturz hatte man Mistelzweige angebracht, überall im Schloss flatterten kleine Lichterfeen und allenthalben fand man weitere Christbäume, wenn auch nicht so gross und nicht so prächtig dekoriert wie jene in der Grossen Halle. Auch die Rüstungen waren allesamt verhext worden und sangen Weihnachtslieder, wenn man an ihnen vorbeiging. Es war schon beeindruckend, einen leeren Helm, der die Hälfte des Textes vergessen hatte, 'Ihr Kinderlein kommet' singen zu hören. Filch, der Hausmeister, musste wiederholt Peeves aus den Rüstungen zerren, wo er sich gerne versteckte und die Lücken in den Liedern mit selbstgebastelten und allesamt sehr unanständigen Reimen füllte. Aber auch das Lachen darüber konnte mich nicht von meiner drängendsten Aufgabe ablenken: Ich musste dieses verdammte Ei aus dem See holen.

«Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, wie ich dort hinunterkommen und das Ei herausholen kann, Jessie», quengelte ich zum gefühlt hundertsten Mal und fing mir dafür einen genervten Blick von meiner besten Freundin ein, die genau wie ich in den dicken Wälzern der Bibliothek blätterte. «Es muss doch irgendeinen Zauber geben oder irgendeinen Trank oder irgendetwas, das es möglich macht, unter Wasser nach dem Ei suchen zu können. Kann ich als Obscurus da runtergehen?», fragte ich Kaspar.

Kaspar starrte mich entsetzt an. «Adrienne ...! Ich weiss nicht, ob ein Obscurus auch unter Wasser zurecht kommt ... aber selbst wenn: Du kannst als Obscurus nichts greifen, also auch wenn du das Ei findest, kannst du es nicht mitnehmen. Aber das ist eigentlich nicht wichtig – hast du vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als du deinen Obscurus beschworen hast?!»

Oh. Natürlich hatte Kaspar recht. Aber irgendwie musste ich dieses verdammte Ei da rausholen.

Mit einem lauten Bumms schlug Jessie den dicken Wälzer, indem sie geblättert hatte, zu. «Genau, Adrienne, hör auf Kasper», sagte sie, und dann: «Das hier hat keinen Sinn mehr – ausser du willst Madam Pince um Hilfe bitten.»

Ich spähte zu der Bibliothekarin, die griesgrämig und abweisend wie immer hinter der Theke sass, und verzog das Gesicht. Nein, nur im allergrössten Notfall würde ich sie fragen.

Jessie hatte meinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet. «Wenn du einen Zauber in Erwägung ziehst, könntest du vielleicht Professor Flitwick fragen ...», schlug sie unentschlossen vor.

«Oder Professor Finjarelle», sagte Kaspar überzeugt.

«Ja, das ist eine gute Idee, Kaspar», meinte Jessie. «Und wenn du einen Trank bevorzugst, ist natürlich klar, wen du fragen musst.»

«Wen?»

Jessie verdrehte die Augen. «Deinen Vater natürlich, also wirklich Adrienne.»

Ich beschloss, erst Finëa zu fragen und lief von der Bibliothek aus auf direktem Weg zu Finëas Gemeinschaftsraum. Zu meiner Überraschung traf ich dort nur auf Helena.

«Finëa hat Unterricht», erklärte sie mir. «Und danach hat Professor McGonagall sie noch um eine Privatstunde gebeten.»

«Oh ... also dann ...», ich wollte bereits wieder gehen, entschied mich dann aber anders: «Helena, du kennst nicht zufällig eine Möglichkeit, wie man auf den Grund des Schwarzen Sees hinabkommt, um dort etwas zu finden, möglichst ohne zu –» Ich brach ab, als mir klar wurde, was ich da gerade sagen wollte.

«Du meinst, ohne zu sterben?», sagte sie trocken und ich nickte betreten. «Auf die Schnelle fällt mir nichts ein. Meine Mutter hätte sicher eine Möglichkeit gewusst – aber sie wusste ja alles.» Verbitterung klang aus Helenas Stimme. «Vielleicht geht es mit einem Zauber oder einem Trank ... oder einer Pflanze ... eine Verwandlung in irgendein Wasserwesen wäre natürlich auch möglich. Hilft dir das weiter?»

Nicht wirklich. Auf die Idee mit dem Zauber und dem Trank waren Jessie, Kaspar und ich auch schon gekommen. Die Verwandlung hatte ich von vornherein verworfen: Ich war nicht gut genug in Verwandlung, um zu riskieren, für den Rest meines Lebens mit einem Fischkopf herumlaufen zu müssen. Die Idee mit der Pflanze war allerdings neu. «Es ist zumindest ein Anfang, danke», sagte ich höflich zu Helena, bevor ich mich verabschiedete.

Ich kehrte in die Bibliothek zurück, wo Kaspar und Jessie immernoch in Büchern blätterten. Die Zauber hatten sie inzwischen aufgegeben und sich den Tränken zugewandt.

«Leute!», rief ich bereits von Weitem und fing mir prompt einen bösen Blick von Madam Pince ein. «Leute», wiederholte ich leise, «Finëa war nicht da, aber Helena meinte, es könnte vielleicht auch eine Pflanze geben», erklärte ich den beiden.

«Na gut», seufzte Jessie uns schlug einen weiteren Wälzer zu, bevor sie zwischen die deckenhohen Bücherregale verschwand.

In diesem Moment rief Kaspar: «Hier! Ich hab was! 'Poseidonpotion' oder 'Trank des Poseidon'. Ermöglicht es, bis zu vierundzwanzig Stunden unter Wasser zu atmen.»

Jessie tauchte wieder aus den Bücherregalen auf. «Zeig mal her, Kaspar. Hmm, gemahlene Haizähne, Seegras, einen Liter Meerwasser ... oder Seewasser, je nachdem, ob man in einem Süsswasser- oder Salzwassergewässer tauchen will ... das Perlmutt einer Muschel ... ein paar Tropfen Drachenblut ... Oh, da steht etwas von einem 'Stein des Meeres', der für mindestens vierundzwanzig Stunden in dem fertiggebrauten Trank liegen muss.» Jessie seufzte. «Ich habe keine Ahnung, was ein 'Stein des Meeres' ist. Und einige der Zutaten, zum Beispiel das Drachenblut, findet sich in Hogwarts nur in Snapes privaten Vorräten.» Jessie sah mich auffordernd an.

«Schon klar», sagte ich, «Es ist mein Ei und er ist mein Vater, also muss auch ich ihn fragen.»

Jessie nickte.

«Aber zuerst ... wartet einen Moment!», rief ich, sprang auf und verschwand zwischen den Bücherregalen, um nachzusehen, ob ich mit meinem Geistesblitz richtig lag.

Ich kehrte mit einem Buch über die Wirkung verschiedener Edel- und Halbedelsteine in der Zaubertrankbrauerei zu Jessie und Kaspar zurück. Vorsichtig legte ich es auf den Tisch und schlug den Index auf und fuhr mit dem Finger die lange Liste der Edelsteine nach. Diverse Arten von Achat, Amazonit, Amethyst, Amethystquarz, Ametrin, Andalusit, Angelit, Anthophyllit, Anyolit, Apatit, Aquamarin, Aragonit, Aventurin, Azurit, ... Moment mal!

«Das ist es!», rief ich und fuhr mit dem Finger zurück zum richtigen Stein: «Aquamarin. Das bedeutet 'Wasser des Meeres'»

Kaspar und Jessie nickten begeistert und beugten sich ebenfalls über das Buch, während ich die Seiten umblätterte bis zum entsprechenden Eintrag.

«Gilt als Schatz des Meeres ... wird Meerjungfrauen zugeschrieben ... besänftigt den Meeresgott Poseidon ...», überflog ich den Text. «Das passt doch! Wie lange braucht der Zaubertrank, Kaspar?»

«Öhm ... ein Tag ziehen und zuvor alles zusammenbrauen ... keine Ahnung, ihr seid hier die Expertinnen für Zaubertränke.»

Jessie sah Kaspar über die Schulter. «Drei bis vier Stunden für das Brauen, würde ich sagen. Inklusive dem Vorbereiten der Zutaten. Das könnten wir heute Abend schaffen. Morgen müsste der Trank dann ziehen und übermorgen können wir tauchen. Die Portion hier reicht für vier bis fünf Tauchgänge. Es müssen mindestens zwei, maximal zweieinhalb Deziliter eingenommen werden, etwa ein Glas voll.»

«Und wie wirkt der Trank?», fragte ich.

Jessie überflog den Eintrag, blätterte eine Seite um ... «Ah, hier stehts! Er bewirkt, dass wir unter Wasser ganz normal atmen können – natürlich abhängig davon, ob man den Trank mit Süss- oder mit Salzwasser gebraut hat.»


Der erste Schritt zum fertigen Trank bestand nun darin dass ich meinen Vater ... Nein, zu allererst, lehnte ich das Buch aus und erst dann überwand ich mich, meinen Vater um Hilfe zu bitten.

Sev schaute skeptisch, als ich ihm von meinem Anliegen erzählte und als ich ihm dann erklärte, weshalb ich um die Zutaten bat – um das goldene Ei aus dem Schwarzen See zu holen – tat er etwas, was ich bei ihm noch nie erlebt hatte. Er begann zu lachen. Er lachte und lachte und konnte sich gar nicht mehr einkriegen.

«Was ist denn so lustig?», fragte ich leicht verärgert.

Doch mein Vater schüttelte nur den Kopf. «Das wirst du schon noch herausfinden, Adrienne», erklärte er glucksend, bevor er mir die Zutaten gab. «Für den Aquamarin musst du Professor Pye fragen. Einen Stein 'ziehen lassen' ist ein alchemistisches Konzept; in der Zaubertrankbrauerei wird nur das Pulver des Aquamarins verwendet.»

Mir war nicht ganz wohl dabei, die Professorin für Alchemie um etwas zu bitten – ich kannte sie überhaupt nicht. Aber zum Glück kannte ich jemand anderes im Schloss, der sich eingehend mit Alchemie beschäftigte. Eigentlich sogar zwei Jemande.

Fred und George überliessen mir bereitwillig einen Aquamarin – wenn sie dafür auch je eine Portion vom Trank des Poseidon bekamen. Da mein Vater mir aus mir unerfindlichen Gründen jeweils die doppelte Portion der angegebenen Zutaten gegeben hatte, wo er doch sonst so knausrig war, war das kein Problem.

Und dann konnte es losgehen. Ich baute meinen Kessel im Gemeinschaftsraum der Finjarelles neben Fred und Georges Alchemieversuchen auf und Kaspar, Jessie und ich machten uns daran, die Haizähne zu mahlen, das Seegras zu zerschneiden, das Perlmutt aus den Muscheln zu lösen und was es sonst noch an Vorbereitungen brauchte, während bereits ein Liter Wasser aus dem Schwarzen See im Kessel zu brodeln begann. Die Zwillinge, die für den Moment ihre Alchemieversuche eingestellt hatten, sahen uns aufmerksam zu, immerhin, so meinte Fred, könnte so ein Trank für ihre Zukunftspläne durchaus nützlich sein.

Am nächsten Morgen setzte ich mich das erste Mal seit langem wieder an den Gryffindortisch. Zum einen um Puceys Dauergrinsen zu entgehen, aber noch viel mehr um Fred und George nach ihren Zukunftsplänen auszufragen. Im Flüsterton erzählten sie mir, dass sie nach der Schule einen Scherzartikelladen eröffnen wollten.

«Aber wir haben kein Geld», gestand George schliesslich. «Und Mum und Dad können uns auch kein Startkapital vorschiessen.»

«Wie meint ihr das, ihr habt kein Geld? Eure Kanarien-Cremeschnitten habt ihr doch erfolgreich verkauft.»

«Ja, schon», sagte Fred, «aber wir haben unser gesamtes Taschengeld verwettet. Eigentlich haben wir sogar gewonnen, wir haben an der Quidditch-WM gewettet, das Irland gewinnt, aber Krum den Schnatz fängt, genau wie es passiert ist, aber Bagman, der die Wetten entgegengenommen hat, hat uns mit Leprechangold ausgezahlt.»

«Natürlich dachten wir, es wäre ein Irrtum gewesen und wir haben ihm geschrieben, aber er hat unsere Briefe einfach ignoriert», übernahm George und dann wieder Fred: «Wir haben's natürlich immer wieder versucht, schliesslich sogar mit 'nem Heuler, aber er hat uns nur geschrieben, das wir selbst schuld seien und auf unseren Vater hätten hören sollen, der gesagt hat, dass wir als Kinder noch nicht wetten sollten.»

«Nicht euer ernst!», rief ich. «Und was ist jetzt?»

«Wir versuchen wenigstens unser Taschengeld zurückzubekommen», erklärte George, «aber bisher hatten wir keinen Erfolg. Und das Geld, das wir mit der Kanarien-Creme verdient haben, reicht geradeso dafür, weitere Kanarien-Cremeschnitten zu produzieren und daneben vielleicht noch einen weiteren Scherzartikel in grösserer Menge herzustellen.»

«Na, dann arbeitet ihr euch eben von unten hoch», schlug ich vor, doch die Zwillinge schüttelten den Kopf.

«Du vergisst, dass wir hier in Hogwarts sind, Adrienne, und die Hauselfen uns beinahe alles zur Verfügung stellen, wenn wir nur nett darum bitten», sagte Fred betrübt. «Sobald wir draussen sind, ist das nicht mehr so, dann müssen wir für alles selbst aufkommen.»

«Oder es uns selbst beschaffen», ergänzte George.

«Das ist wirklich unfair von Bagman», sagte ich wütend.

«Wem sagst du das», kam es niedergeschlagen von George, während Freds Augen zu leuchten begannen.

«Genau! Du könntest das Bagman sagen, Adrienne!», rief Fred.

George und ich sahen ihn nur fragend an.

«Ach kommt schon», sagte Fred ungeduldig. «Adrienne geht zu Bagman und sagt ihm, dass er das Geld rausrücken soll und zieht dabei dieses Feyding ab, das allen so Angst macht. Dann wird er uns das Geld bestimmt zurückgeben.»

Nun begannen auch Georges Augen zu leuchten und die beiden sahen mich auffordernd an. Seufzend willigte ich schliesslich ein. Was hatte ich dabei schon zu verlieren?

Der Tag verlief ganz gemütlich. Endlich einmal ein Tag, an dem ich mich um nichts sorgen musste. Nicht um das Trimagische Turnier – der Trank zog ganz gut allein – und nicht um diesen öden Weihnachtsball – das Thema mieden wir einfach. Stattdessen sprachen wir über unsere Pläne für Weihnachten und die Zeit danach. Ich liebte diese Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, sie fühlte sich immer so unendlich an.

«Die Rauhnächte», erklärte ich Angelina, Kaspar und Farley leise während Zauberkunst. «Das sind die zwölf Tag zwischen Weihnachten und Neujahr. Für die Kelten sind es die Tage, die zwischen dem alten und dem neuen Jahr liegen. Also gewissermassen ausserhalb der Zeit», sagte ich begeistert.

Gawain hatte mir erzählt, dass man in dieser Zeit nicht arbeitete sondern nur feierte. Man verbrachte die Tage mit der Familie und den Liebsten und liess es sich einfach gut gehen. Alle Sorgen rückten für eine Weile in den Hintergrund. Und genau das hatte ich für diese Zeit auch vor: Nicht arbeiten, mir keine Sorgen machen und es mir einfach mal gutgehen lassen.


Der folgende Tag war ein Samstag und ein Hogsmeadewochenende. Aber für Jessie, Kaspar und mich würde es an diesem Tag nicht nach Hogsmeade gehen. Bereits im Schloss tranken wir unsere zweieinhalb Dezi Poseidonpotion und machten uns dann auf den Weg über das verschneite Gelände hinab zum Ufer des Schwarzen Sees. Wir gingen zu der Stelle, von der ich das goldene Ei geworfen hatte – leider mit der Kraft einer Fey, weshalb es erst weit draussen ins Wasser geplatscht war.

Unschlüssig und vor Kälte schlotternd standen wir dort mit nichts als unserem Badezeug, dem dicken Winterumhang und den Schuhen am Leib.

«Ähm Leute, ich glaube, wir haben etwas Wichtiges übersehen», sagte ich zu Jessie und Kaspar, während wir dort standen und auf das dunkle Wasser hinausstarrten. «Es ist Winter, das heisst, das Wasser wird scheisskalt sein.»

Kaspar begann zu lachen, fast schon hysterisch, während Jessie nur zweifelnd aussah.

«Stimmt», stimmte sie unbehaglich zu. «Aber im Wasser kann es immer kalt sein und der Trank ist ja sogar für Tauchgänge im Meer gemacht ... das wurde doch sicher bedacht ...?» Unsicher sahen wir beide uns an, dann hellte Jessies Gesicht sich plötzlich auf. «Natürlich wurde das bedacht! Das Drachenblut, Adrienne! Drachenblut hat viele sagenhafte Eigenschaften, unteranderem wärmt es.»

Ich nickte und wappnete mich gegen die Kälte, bevor ich erst meine Schuhe auszog und dann meinen Winterumhang. Es war einfach scheisskalt. Zum einen der kalte Schnee unter meinen Füssen und dann der eisige Wind, der mir in die Haut stach. Langsam ging ich vorwärts, erst über das schneebedeckte Ufer, dann platschend in das Wasser des Sees. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf Jessies These zu vertrauen. Dann, als mir das Wasser gerade bis über die Knie reichte, setzte ich mich hin, so dass nur noch mein Kopf aus dem Wasser schaute. Jessie hatte recht gehabt, hier im Wasser hatte ich es nun wohlig warm.

Jessie und Kaspar kamen mir lachend nach und setzten sich ebenfalls seufzend hin. Erst nach einer Weile konnten wir uns dazu durchringen, weiterzugehen und schliesslich standen wir bis zur Brust im Wasser.

Nun kam er schwierigste Teil, der Teil, der gegen jede Vernunft war. Von klein auf hatte man uns eingeschärft, dass man unter Wasser nicht atmen konnte und jeder von uns hatte die ein oder andere Erfahrung gemacht, ob in der Badewanne, unter der Dusche oder im Schwimmbad, dass das auch tatsächlich stimmte. Und nun sollten wir gerade das vergessen.

Es war Kaspar, der schliesslich mutig untertauchte. Und einfach verschwunden blieb. Lange. Viel zu lange. Jessie und ich sahen uns besorgt an und überlegten, was wir nun tun sollte, als Kaspar lachend wieder auftauchte.

«Es funktioniert», rief er begeistert, «aber ihr solltet mal eure Gesichter sehen!»

Jessie und ich wechselten einen Blick, dann spritzten wir einen grossen Schwall Wasser gegen Kaspar, der einfach nur lachte. Dann verlor Jessie schreiend das Gleichgewicht und tauchte unter und nur kurze Zeit später wurde auch ich von starken Händen hinabgezogen.

Kaspar grinste mich an, sobald mir klar wurde, was da gerade passiert war. «Ist ganz einfach», sagte er und begann mich zu kitzeln, bis ich nach Luft schnappen musste.

Mund und Nase füllten sich mir mit Wasser, aber ich konnte problemlos atmen. «Hör auf damit, Kaspar!», japste ich. Meine Stimme klang ganz verzerrt, was nicht nur am Lachen lag.

Dann war Jessie da und schlang ihre Arme um Kaspar, so dass er seine Arme nicht mehr bewegen konnte. Aber war Kaspar stärker und im Handumdrehen fand Jessie sich in Kaspars Armen gefangen.

Ich beobachtete die beiden schmunzelnd, wenn auch etwas wehmütig. Genauso hatte Cedric mich manchmal umarmt. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Ich hatte wichtigeres zu tun, als an Cedric zu denken.

«Kommt schon Leute, wenn wir das Ei finden wollen, müssen wir weiter.»

Die beiden Turteltauben liessen voneinander ab und wir gingen tiefer in den See hinein. Anfangs wateten wir noch über den Seeboden, doch bald fiel dieser steil ab und von da an hiess es schwimmen. Immer tiefer und tiefer ging es und immer dunkler und dunkler wurde es, bis wir schliesslich unsere Zauberstäbe entzünden mussten, um überhaupt etwas zu sehen. Um uns herum wucherten dichte Schlingpflanzen und versperrten die Sicht auf den Grund.

«Da sind wir ja ewig dran!», sagte Kaspar und sah zweifelnd auf die fremde, sich sanft in der Strömung wiegende Landschaft.

Da hatte er zweifelsohne recht. Das war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

«Ach kommt schon, ihr beiden», meinte Jessie und versuchte optimistisch zu klingen. «Adrienne, erinnerst du dich noch an den Zauber, den Charlie uns beigebracht hat, um etwas zu finden?»

Natürlich erinnerte ich mich noch, was für eine Frage. Jessie und ich hatten uns gemeinsam mit Fred, George, Cedric und Charlie auf die Suche nach dem Grimm gemacht und Charlie hatte uns dafür den 'Inverstiga', beigebracht. Nun legte ich wieder meinen Zauberstab auf meine Handfläche und sagte zu ihm: «Investiga!» Der Zauberstab kreiselte und drehte sich, bevor er sich langsam zitternd einpendelte und schliesslich in eine Richtung zeigte. «Dort lang», sagte ich und wies in die gleiche Richtung wie mein Zauberstab.

So schwammen wir weiter und immer weiter und vergewisserten uns von Zeit zu Zeit, ob wir immer noch richtig waren. Kaspar hatte vorgeschlagen, dass wir einfach so weit schwimmen sollten, bis der Zauberstab in die entgegengesetzte Richtung deutete, anstatt die ganze Zeit den Tangwald unter uns abzusuchen. Das war schon deshalb eine gute Idee, weil wir gesehen hatten, dass in dem Tang Grindelohs wohnten, und wir denen lieber nicht in die Quere kommen wollten, auch wenn die Grindelohs uns vermutlich nichts antun würden, da ich Feyblut in mir trug.

Und dann war da plötzlich ein Geräusch. Ein seltsames Geräusch, das noch irritierender wurde, je näher wir ihm kamen. Es war etwas, dass ich niemals hier unten erwartet hätte. Eine Melodie, ein Lied, auch wenn wir noch zu weit entfernt waren, um die Stimmen, die es sangen, zu verstehen. Je näher wir kamen, umso deutlicher wurde das Lied, bis wir schliesslich den ganzen Text verstanden. Mir lief ein kalter Scheuer über den Rücken, das Lied klang schaurig und gleichzeitig eindringlich.

«Komm, such, wo unsere Stimmen klingen,
denn über dem Grund können wir nicht singen.
Und während du suchst, überlege jenes:
Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest.
In einer Stunde musst du es finden
und es uns dann auch wieder entwinden.
Doch brauchst du länger, fehlt dir das Glück,
zu spät, 's ist fort und kommt nicht zurück.»

Ich war froh, als wir schliesslich weit genug entfernt waren und man die Stimmen nicht mehr verstehen konnte.

Jessie hielt uns anhalten und führte erneut den Suchzauber aus, bevor sie uns begeistert den Zauberstab zeigte. «Wir sind da! Wir müssen zurück!»

Also schwammen wir wieder auf das unheimliche Lied zu. Nach gefühlt jedem Meter prüfte Jessie erneut die Richtung, immer untermalt von dem schaurigen Gesang. Zu meinem Leidwesen kamen wir der Quelle des Gesangs dabei immer näher. Jessie und Kaspar waren mittlerweile in den Tang hinabgetaucht und ich sah ich folgte ihnen schnell. Am Ende würden die Grindelohs die beiden noch verschleppen und ich war allein mit diesem schrecklichen Lied. Und dann ...

«Hier, Adrienne!», rief Kaspar aus dem dicksten Tang und stemmte dann etwas in die Höhe. Eine goldene Blüte. Sie hatte drei Blütenblätter, während die Blüte selbst eierförmig war und aus durcheinanderwirbelnden Bläschen zu bestehen schien.

«Es ist das Ei! Vom Ei kommt das Lied!» Kaspar mühte sich mit den Blütenblättern ab, bis sie sich schlossen und das Lied plötzlich verstummte. In Kaspars Händen lag nun das goldene Ei, so gross und glänzend wie ich es in Erinnerung hatte.

«Du hast es gefunden!», rief Jessie begeistert. «Mach's wieder auf. Das Lied ist das Rätsel.»

Das hatte ich auch bereits befürchtet.

Wieder erklang das schaurige Lied, dass sich bereits jetzt in meinen Ohren festgesetzt hatte:

«Komm, such, wo unsere Stimmen klingen,
denn über dem Grund können wir nicht singen.
Und während du suchst, überlege jenes:
Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest.
In einer Stunde musst du es finden
und es uns dann auch wieder entwinden.
Doch brauchst du länger, fehlt dir das Glück,
zu spät, 's ist fort und kommt nicht zurück.»

Genervt bedeutete ich Kaspar, das Ei wieder zu schliessen. «Das reicht. Wir brauchen das Lied nicht die ganze Zeit zu hören, um das Rätsel zu lösen.»

Kaspar nickte und schloss das Ei wieder und endlich kehrte wieder angenehme Stille ein.

«'Komm such wo unsere Stimmen klingen, denn über dem Grund können wir nicht singen'», zitierte ich.

«Eigentlich recht offensichtlich», sagte Kaspar und ich nickte ihm zu.

«Genau. Über dem Wasser hat das Ei immer nur geschrien und gejammert, aber hier unten unter Wasser kann man das Rätsel problemlos verstehen.»

«'Und während du suchst, überlege jenes'», machte Jessie weiter. «Die Zeile hilft uns nicht weiter – aber die nächste schon: 'Wir nahmen, wonach du dich schmerzlich sehnest.' Sie werden dir für die Aufgabe irgendetwas wegnehmen, dass du nicht verlieren willst.»

Ich nickte nachdenklich und überlegte, was das wohl sein könnte.

«'In einer Stunde musst du es finden' – ist auch klar, ein Zeitlimit», meinte Kaspar. «'und es uns dann auch wieder entwinden' – natürlich werden sie es dir nicht einfach so wieder zurückgeben», sagte Kaspar und lachte finster.

Ich seufzte. Da hatte er vermutlich recht, aber irgendwie war das doch sicher hinzukriegen.

«'Doch brauchst du länger, fehlt dir das Glück, zu spät s'ist fort und kommt nicht zurück'», machte ich mich an die letzten beiden Zeilen. «Eine Warnung, das Zeitlimit unbedingt einzuhalten.» Fragend sah ich von Kaspar zu Jessie. «Und was jetzt? War das wirklich schon alles?»

Kaspar zuckte mit den Achseln, während Jessie sagte: «Ich denke schon. Du weisst jetzt, was dran kommt: Ihr müsst in den Schwarzen See und innerhalb einer Stunde den Gegenstand finden, den sie euch gestohlen haben.»

«Das ist doch viel zu einfach», hielt ich dagegen.

«Nicht unbedingt», meinte Kaspar. «Überleg mal, wie lange wir gebraucht haben, um eine Möglichkeit zu finden, längere Zeit unter Wasser zu überleben.»

Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht.

«Und wir sind jetzt seit beinahe einer Stunde unterwegs und vermutlich noch nicht allzu tief im See drinnen – auch wenn wir am Anfang ziemlich viel Zeit damit verloren haben, den Tang zu durchwühlen», erklärte Kaspar weiter. «Was ist, wenn diese Gegenstände weiter draussen versteckt sind?»

«Das ist ein guter Punkt, Kaspar», sagte Jessie. «Du musst eine Möglichkeit finden, schneller vorwärts zu kommen, Adrienne. Vielleicht irgendein Zauber ...?»

Ich seufzte genervt. Schon wieder stundenlang in der Bibliothek hocken und durch verstaubte Bücher blättern in der wagen Hoffnung, vielleicht etwas zu finden? Nein, darauf hatte ich keine Lust.

«Wisst ihr was? Ich frage einfach Joanne, ob sie mir ihre Taucherflossen leihen kann.»




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