83| Unexpected
Kapitel 83
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Ich lehne mich über den Tresen, der die Küche mit dem Wohnzimmer verbindet.
Mit meiner freien Hand scrolle ich durch meinen Posteingang.
Du hast keine neuen Nachrichten.
"Zeig es mir", sage ich zu Ben.
"Was soll ich dir zeigen?", hakt er nach.
"Zeig mir, wie ich über den Typen hinwegkomme", sage ich.
Er sieht mich fragend an: "Willst du das wirklich?"
"Natürlich will ich das wirklich, sonst würde ich dich nicht fragen"
"Ich weiß ja nicht. Eigentlich habe ich kein Bock mehr Zeit mit dir zu verbringen, als nötig"
Ich schnaube verachtend auf.
"Als ob ich es so liebe mit dir Zeit zu verbringen"
Drei Schritte bis ich vor dem Tresen stehe. Eine Bewegung und ich sitze oben auf. Beinahe hätte ich mit meinem Hintern eine Müslischale hinunter geschuppst.
Ben hebt abwehrend die Hände in die Luft: "Hey, wir können das Ganze auch lassen"
Ein weiteres Schnauben entfährt mir.
"Ist ja gut. Was verlangst du, damit du mir hilfst?", frage ich und streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr.
Er verschränkt seine Arme und kommt näher. Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht.
Seine muskulösen Arme spannen unter dem weißen T-Shirt, das er anhat.
Seine Augen mustern mich von oben bis unten.
"Normalerweise würde ich ja... gewisse Dinge mit dir machen, die dich sehr schnell über deinen Loverboy hinwegkommen lassen", brummt er dann quälend langsam. Ich muss mich zurück halten, um mich nicht vor Ekel zu schütteln.
Er lacht auf und tritt zurück.
"Aber bei dir lasse ich mir lieber etwas anderes einfallen"
Sollte ich mir Sorgen machen, weil ich mich auf irgendeine Art und Weise beleidigt fühle?
"Wieso das denn?", hake ich beleidigt nach. Am liebsten würde ich mir eine Backpfeife verpassen.
"Sei nicht eingeschnappt. Du bist halt einfach nicht mein Typ"
"Ich bin nicht eingeschnappt. Mit einem wie dir würde ich sowieso nie etwas anfangen", zische ich.
Dann springe ich vom Tresen.
Er dreht sich um und macht sich auf den Weg in sein Zimmer.
"Zieh dich um!", fordert er mich auf, bevor er die Tür knallt.
"Wieso?"
Keine Antwort.
"Was soll ich denn anziehen?"
Keine Antwort.
"Hallo?"
Ich reiße die Tür zu seinem Zimmer auf. Ben hat sich seines T-Shirts entledigt.
Schnell drehe ich mich um.
"Was soll ich anziehen?", frage ich ungeachtet dessen, dass er sich gerade umzieht.
"Etwas heißes. So wie für einen Club"
Meine Augen weiten sich: "Für einen Club? Du hast nicht ernsthaft vor, mit mir in einen Club zu gehen oder?"
"Doch habe ich und jetzt kusch"
Ich äffe ihn nach und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.
Was soll ich denn bitte anziehen? Ich habe nichts clubtaugliches.
Doch bevor ich den Kleiderschrank öffne, blicke ich auf mein Handy.
Dein Posteingang ist leer.
Eine Handbewegung und das kack Ding klebt an der Wand. In diesem Moment ist mir egal, ob es kaputt geht.
-
Ich sehe aufgedunsen aus.
Nicht schön.
Nicht heiß.
"Komm endlich raus!", befiehlt mir Ben, der schon seit einer halben Stunde quängelt.
"Nein!", brumme ich und mustere mich weiterhin im Spiegel.
Das schwarze Kleid liegt knapp über der Hälfte meiner Oberschenkel. Ich habe das Gefühl, dass aus jeder Öffnung des Minis Speck herausquillt.
"Jetzt mach schon oder ich überlege es mir anders!", brüllt er schließlich entnervt. Augenrollend greife ich nach meiner Tasche und bewege mich auf die Tür zu. Drei Schritte.
"Na also. Geht doch. Siehst sogar ganz attraktiv aus, wenn du mal nicht die ganze Zeit boyfriend Jeans anhast"
Ich boxe ihn in die Seite.
"Die letzte Bemerkung hättest du dir sparen können"
Tief atme ich aus bevor wir die Tür verlassen.
"Wohin?"
Er zuckt mit seinen Schulter. Na ganz toll. Am Ende habe ich mich ganz umsonst in diese Leberwurstpelle hineingestopft, weil wir in keinen Club hineingelassen werden.
Ich beobachte, wie er seine Hände in die Hosentasche steckt, während er neben mir herläuft.
"Wieso machst du das eigentlich?"
Er atmet geräuschvoll aus.
"Du hast mich darum gebeten"
Einen Lachen entflieht mir, das ihn sein Kopf zu mir wenden lässt.
"Das bringt dich sonst aber nicht dazu, deine Bierflaschen wegzuräumen"
"Okay, du tust mir leid"
"Ich tue dir leid?", hake ich nach und bemerke, dass wir im Moment vermutlich das längste Gespräch führen, das wir jemals hatten.
"Ja... Es ist scheiße, wenn einem das Herz gebrochen wird. Deshalb sollte man sich am besten nie verlieben"
Nun war er derjenige, der mir leidtat. Wenn er wirklich eine solche Einstellung hatte, dann musste das Leben ziemlich trostlos sein.
"Ist das wirklich deine Einstellung zum Leben?"
Die frische Nachtluft lässt mich bereuen, ein Kleid angezogen zu haben. Es ist arschkalt. Der Wind scheint sich durch jede Ritze meiner durchsichtigen Strumpfhose zu fressen.
"Ja. Es funktioniert gut. Wenn du niemanden an dich heranlässt, kannst du auch von niemanden verletzt werden, nicht wahr?"
Gedankenverloren nicke ich. Hätte ich mich nicht in Shawn verliebt, dann müsste ich das alles nicht machen. Dann würde ich nicht wegen einer beschissenen Plakatwand ausrasten.
"Dennoch, du verpasst etwas. Fehlt dir nicht etwas?"
Er sieht mich an.
"Lass uns reingehen"
Ich war so sehr in unser Gespräch vertieft, das im Vergleich zu den sonstigen Grunzern, richtiger Deep Talk ist, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass wir bereits an dem Club angekommen sind.
Ich kann nicht fassen, dass ich das wirklich tue. Die Melody, die es hasst auf Partys zu gehen.
Doch was habe ich zu verlieren? Mir kann nicht mehr wehgetan werden.
-
Der Türsteher sieht müde und angsteinflößend zugleich aus. Eine Mischung, die ich nicht so recht zu deuten weiß.
"Ihr dürft rein"
Lächelnd marschieren wir an ihm vorbei.
"Jetzt suchen wir dir einen Typen"
"Hast du irgedetwas an dieser Mission missverstanden? Ich will nicht mit jemandem zusammenkommen, sondern ich will über einen Typen hinwegkommen. Da brauche ich nicht noch mehr Verwirrung"
"Nicht wenn es bedeutungslos ist"
Nein. So weit gehe ich dann doch nicht. Ganz werde ich meine Ideale nicht über Bord werfen. Wenn dann nur weil ich es will und nicht, weil ich über Shawn hinwegkommen will.
So weit bin ich noch nicht.
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Ahhh morgen kommt 'Youth' raus!!! Ich bin so gespannt!
Das Bild oben habe ich übrigens gemalt.
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