57| Unexpected
Kapitel 57
Unexpected
[Shawn Peter Raul Mendes]
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Ihre Haut ist weich. Sie duftet besser als die Rosen.
Ich atme aus.
Jedes einzelne Detail habe ich geplant. Es muss alles perfekt werden.
Schon seit ich sie im dem Café gesehen habe, beschleicht mich das Gefühl, dass ich sie kenne.
Da ist etwas, das uns verbindet.
Könnte ich nur ihre Augen sehen.
Die schwarze Augenbinde verdeckt alle wesentlichen Teile ihres hübschen Gesichts, aber ich muss es durchziehen. Obwohl ich ihr am liebsten dieses verfickte Ding aus dem Gesicht reißen würde.
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Kapitel 57
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Ein schummriges Gefühl befällt mich. Es ist okay mit verbundenen Augen zu sitzen, aber es ist etwas komplett anders damit zu laufen. Sich seinen Weg durch eine völlig fremde Stadt zu bahnen.
Die Tatsache macht mir Angst. Doch die Tatsache, dass ich ihm voll und ganz, sprichwörtlich blind vertraue, macht mir noch mehr Angst.
Es ist als würde ich jede Sekunde von einer Klippe stürzen.
Doch ich weiß, dass er mein Seil ist.
"Mach deine Hand auf", fordert er mich wieder sanft auf.
Ich nicke.
Als ich etwas stacheliges spüre, zucke ich zusammen. Mit meiner anderen Hand fahre ich darüber.
Es fühlt sich weich an. An den meisten Stellen sind ab und zu Dornen, doch der größte Teil ist weich. Meine Hand fährt das Objekt weiterhin ab.
Blätter. Es ist eine Blume.
"Eine Rose?", rate ich.
"Für jedes Ziel bekommst du eine"
"Jedes Ziel?"
"Du musst die Stadt erst fühlen, um sie zu verstehen. Erst dann kannst du sie sehen"
Ich runzele meine Stirn über diese Aussage.
"Fühlen?", frage ich nach.
"Unser Auge ist nur ein Teil unserer Sinne... Meistens achten wir nur auf das was wir sehen. Nicht auf das was wir riechen, hören und fühlen"
Es wird mir klarer, was er meint.
"Was hörst du?", fragt er dann. Ich atme tief ein und fokussiere mich auf alle Geräusche, die mir entgegen kommen.
Es ist wie wenn man die Kamera nicht fokussiert, kein Geräusch ist dominant.
Es ist, als würde man alle Farben in einander mischen.
Nach einer Weile beginnen sich die Klänge zu trennen.
Ich nehme jedes Objekt einzeln wahr. Getrennt. Ordentlich.
"Musik", antworte ich dann, als ich ein Saxophon wahrnehme. Eine Gitarre steigt ein. Es klingt schön, auch wenn es nicht mein normaler Musikgeschmack ist.
"Es ist mein Lieblingsort um diese Tageszeit. Ich komme oft hier her. Sie sind immer da. Die Musiker. Ich mag es, dass sie die Musik fühlen"
Ich nicke bedächtig.
"Ich spüre die Musik", murmele ich mehr zu mir als zu ihm.
"Riechst du das? Das ist der Duft von Pizza"
Ich versuche mich darauf zu konzentrieren.
"Ja"
S greift nach meiner Hand, sofort ist die Wärme wieder da.
"Lass und weiter gehen"
"Wohin gehen wir?", neugierig drehe ich meinen Kopf in seine Richtung, obwohl ich ihn gerade nicht sehen kann.
Es ist unheimlich in völliger Dunkelheit. Das letzte Mal, als ich gar nichts gehen habe, war ich in einem Dunkelmuseum.
Es war gruselig. Und als ich den Leiter der Gruppe verloren habe, wäre ich fast ausgerastet. Ich stand kurz vor einer Panikattacke.
Jetzt ist es anders. Es ist schön, aber trotzdem nicht weniger unheimlich.
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Mittlerweile halte ich die dritte Rose in meiner Hand.
"Was hörst du?", fragt mich S neugierig.
"Nichts. Es ist so still", sage ich erstaunt.
"Es ist einer meiner Lieblingsorte, hier kann man einfach entspannen. Es ist unglaublich ruhig hier. Das gefällt mir an diesem Park. Toronto hat viele Parks, aber das hier ist mein Liebster"
"Es riecht nach Natur. Seltsam, da wir uns doch mitten in der Stadt befinden", sage ich.
"Ja, es ist wie eine Oase"
"Komm, das ist zwar schön, aber ein ziemlich langweiliger Ort"
Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her.
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Sieben Rosen. Es ist erstaunlich, dass ihm überhaupt noch Sachen einfallen, die wir machen können.
"Bleib hier stehen", flüstert er.
"Du lässt mich aber nicht hier alleine oder?", frage ich ängstlich.
"Dir wird nichts passieren, versprochen", wispert er, bevor ich seine Wärme nicht mehr neben mir spüre. Lässt er mich jetzt hier stehen?
"Hallo?", frage ich.
Meine Hand gleitet zu der Augenbinde. Das ist doch jetzt nicht sein fucking Ernst.
"Nicht, Melody", höre ich die Stimme einer Unbekannten.
"Wer sind sie? Woher kennen sie meinen Namen?"
Keine Antwort. Was soll das?
Musik geht an.
Ich halte den Rosenstrauß vor mir.
Ich höre Schritte. Ganz viele Schritte. Was passiert hier gerade? Was hat er vor.
Schritte in einem Tackt.
"Dort ist das Mädchen mit den Rosen", höre ich jemanden sagen.
Eine Sekunde später knotet jemand meine Augenbinde ab. Es ist soweit. Endlich kann ich ihn sehen.
Mein Puls beschleunigt sich. Ich kann es kaum erwarten. Gleich werde ich in seine Augen sehen können.
Licht. Meine Augen tun weh. Ich sehe nur noch Flecken vor meinen Augen, die Sonne die Herbstlicht auf Toronto wirft, blendet mich.
Meine Augen gewöhnen sich nach einer Zeit allerdings daran.
Wo ist er?
"S?", ich drehe mich im Kreis.
Niemand in Sicht. Stattdessen stehe ich in einem Haufen von Menschen, die tanzen.
Ja verdammte scheiße, sie tanzen. Das kann er nicht organisiert haben. Das ist einfach unmöglich.
"Sieh nur", schreien die Tänzer und zeigen auf eine Leinwand.
Ich drehe mich um.
Ich habe dir gezeigt, wie du die Stadt fühlst. Nun zeige ich dir, wie du sie siehst.
-S
PS: Beachte die Hinweise. Sie könnten überall sein.
Die Leinwand wird schwarz.
Das ist unmöglich. Das muss verdammt teuer gewesen sein. Das... Das... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wer veranstaltet denn so etwas, nur um mich zu treffen?
Die Musik wechselt.
Ein Lied von Green Day spielt. Ich schmunzele.
"Sean Hughes", murmele ich.
Ich drehe mich wieder im Kreis.
Sean Hughes... Was könnte es für Hinweise dafür geben?
Er ist gar kein Gitarrist von Green Day...Nicht mehr.
Ich laufe in die Richtung, in die ich zuerst geblickt habe. Kurz um: ich habe keine Ahnung wo ich hin laufe.
Als ich ein Filmplakat sehe, bleibe ich stehen.
Es ist eine Werbung für ein kleines Kino, das alte Filme zeigt. Eines der Kinos, die man heutzutage nicht mehr findet.
Darunter steht die Besetzung von "Fast Food"
Danny Midwinter, Miles Andersen, Sean Hughes...
Noch viele andere, die ich aber nicht mehr weiter beachte. Mein Blick bleibt an Sean hängen.
"Oh"
Das Kino. Ich muss zu dem Kino.
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