44| Unexpected
Kapitel 44
Uexpected
[Melody Rose Morgan]
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Wie schwer kann es bitte sein jemanden in einer Bar wiederzufinden? So schwer dürfte es eigentlich nicht sein, auch wenn ich jetzt schon seit einer halben Stunde herumlaufe und vermutlich aussehe wie ein aufgeschrecktes Huhn.
An den meisten Tischen bin ich schon zehn Mal vorbeigelaufen. Luisa und Kat müssen denken, dass ich in der Toilette ertrunken bin. Wo ist Shawn nur? Plötzlich wird mir unwohl. Was ist, wenn er gar nicht mehr in dieser Bar ist? Was mache ich dann? Er ist ein Weltstar. Ich bin nur ich.
Aufgewühlt streiche ich mir durch meine Haare. Meine Finger verkrallen sich regelrecht darin. Ich wünschte mir würde spontan eine Lösung für das ganze Schlamassel einfallen. Tief atme ich durch.
Vielleicht ist das was wir hatten, was auch immer das war, gar nicht dafür vorgesehen, zu irgendetwas Reellen zu werden. Vielleicht sollte es nur der Moment sein. Das Magische zwischen all der Realität. Wenn ich nach ihm suche werde ich ihn nicht finden. Wenn ich nach dem Moment suche, wird alles wieder real.
Ich drehe auf meinen Fersen um. Mein Herz pocht immer noch wie verrückt. Jedem Schlag wird ein flaues Gefühl im Magen nachgesetzt.
"Wo warst du denn so lange? Wir dachten schon wir müssen die Feuerwehr holen, um dich aus der Toilette raus zu fischen", quittiert Kat meine verspätete Ankunft.
"Ha-ha", gebe ich resigniert von mir. Es ist wie das Gefühl, wenn man hofft, dass seine Lieblingsband ein neues Album herausbringt, sie einem aber mitteilt, dass es erst im nächsten Jahr erscheint. Enttäuschung gefolgt von Wut. Nur viel schlimmer. Ich werde ihn nie wieder sehen.
"Was ist denn los?", fragt mich Luisa und sieht mich sorgenvoll an. Ich zucke mit meinen Schultern, während ich versuche nicht mehr an ihn zu denken. Wer ist er schon? Irgendein Typ, den ich einmal gesehen habe.
"Das glaube ich dir nicht, aber wir werden jetzt über etwas anderes reden, vielleicht heitert dich das ja wieder auf"
"Ja!", gibt Kat zugleich, für meinen Geschmack ein wenig zu enthusiastisch, von sich.
"Shawn Mendes hat sie ja schon richtig angestarrt", sagt Luisa nun. Meine Hand verkrampft sich um das Glas in meiner Hand. Gibt es denn kein anderes Thema mehr? Mein Kopf scheint schon auf dem 'Replay' Button hängen geblieben zu sein, da müssen meine besten Freundinnen nicht auch noch mitmachen.
Meine Hand schlingt sich immer fester um das Glas. Keine Sekunde länger kann ich das mehr aushalten. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Meine Gefühlspanne ist in letzter Zeit sehr schnell sehr weit ausdehnbar. Ich bin einfach total aufgewühlt.
Ich greife mein Handy und springe auf.
"Was soll das denn jetzt?"
"Ich brauche frische Luft", ist alles, was ich sage, bevor ich wieder in dem Getümmel verschwinde, in der Hoffnung mir einen Weg nach draußen zu bahnen. Was würde S dazu sagen? Irgendwie verspüre ich das dringende Bedürfnis mit ihm zu schreiben. Mit ihm zu reden. Auch wenn ich ihn für eine kurze Zeit vergessen habe, habe ich nun umso mehr das Bedürfnis mit ihm zu sprechen. Ich wünschte wir könnten uns in Echt sehen, ich bin völlig durch den Wind.
Von: melody.cobain@ gmail.com
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Betreff:...
Hey. Können wir reden?
-M
Ich atme tief durch. Gesendet. Ich stehe ganz kurz davor ihm meine Nummer zu geben. Dann können wir reden. Telefonieren.
+1 3456 beginne ich in mein Handy einzutippen. Doch dann lösche ich jede einzelne Ziffer wieder. Wenn ich das jetzt tue, dann ist die ganze Magie verloren. Alles was war ist weg.
Mein Leben ist normal. Normalerweise. Seit Jahren passiert nichts. Klar, hin und wieder gibt es vielleicht einen Streit mit meinen Eltern oder ich habe mal wieder eine meiner Phasen. Aber grundsätzlich passiert nichts.
Und auf einmal, ich weiß nicht, was das Universum gegen mich hat, auf einmal passiert alles. Ich habe das Gefühl zu ertrinken und dennoch ins Leben zurück geholt zu werden. Jedes Mal wenn ich denke es geht nicht mehr, werde ich gerettet.
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Klar... Was ist denn los? Du klingst so aufgelöst... Was lustig ist, da ich dich gar nicht hören kann. Aber die Art wie du schreibst... Ist es dumm, dass ich mit vorstelle, wie deine Stimme klingt? Wahrscheinlich schon... Aber ich kann nicht anders...
-S
Mein Herz macht einen riesen Satz, als ich lese, was er mir da geschrieben hat.
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Kennst du das, wenn du das Gefühl hast, dass sich alles um dich herum zu dreht? Wenn du nicht weißt, wie du es aufhalten sollst, aber süchtig nach dem Adrenalin geworden bist?
Und ja, ich verstehe was du meinst... Ich denke auch an dich... Ich meine ich stelle mir vor wie du aussehen könntest. Ich stelle mir vor, wie es aussieht, wenn du mir schreibst. Ist es verrückt so zu denken? Ja wahrscheinlich. Ist es dumm? Ganz sicher.
-M
Ich drücke auf 'Senden' und blicke in die kühle Nachtluft hinaus. Mein Atem bildet weiße Wölkchen und der Himmel scheint sich zu drehen. Die Sterne stehen nicht still.
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Ich kenne dieses Gefühl... Ich habe es selber gerade. Den einen Moment denke ich, ich weiß genau was ich will und dann... Dann verändert sich alles.
Vielleicht ist es dumm. Vielleicht sollten wir nicht so denken... Doch warum tun wir es trotzdem?
-S
Meine Gedanken sind so unfassbar unklar, dass ich nicht weiß, wie sich der Nebel jemals aufklären soll.
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Weil nicht wir so denken, sondern unser Herz. Egal wie kitschig das jetzt klingt, ich denke es ist so... Unser Gehirn ist dazu fähig rational zu denken. Normalerweise. Doch irgendetwas hält uns davon ab nicht wahr?
-M
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Auf die Gefahr hin, dass du mich für einen hoffnungslosen Romantiker hältst...Du hast recht. Vielleicht hast du tatsächlich recht.
-S
Ich starre auf mein Handy. Das Bedürfnis ihn zu sehen wächst. Doch der Zwiespalt in mir wächst immer mehr. Auf der einen Seite Shawn, auf der anderen Seite S. Und dann, plötzlich fällt er mir wieder ein, ich hatte ihn komplett vergessen. Jayden.
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