20| Unexpected
Kapitel 20
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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»Mel...?«, fragt mich Kat, während sie mit ihren Wimpern klimpert und das 'e' ganz lang zieht. Ich konnte diesen Spitznamen noch nie leiden. An den Spind gelehnt sieht sie mich an.
»Jaaaa?«, äffe ich sie nach und lege grinsend meine Bücher in den Spind.
»Du kennst doch Mason... «, fängt sie an. Seufzend verdrehe ich meine Augen.
»Wenn das schon so anfängt, kann es überhaupt kein guter Satz werden«, sage ich, während ich mein Englischbuch aus dem Spind hole. Außerdem ziehe ich ein schwarz eingebundenes Buch heraus, auf dem 'Kurt Cobain, Tagebücher' steht. Seine Gedanken sind einfach nur faszinierend.
Ich wünsche mir irgendwann so gesellschaftskritisch zu sein, wie er es ist. Kat meint, ich habe sie deshalb nicht mehr alle.
»Kannst du auch mal eine Sekunde deine Klappe halten und mir zuhören?«, schnauzt sie mich an.
Ich grinse und verschließe meinen Mund mit einem imaginären Schlüssel, den ich danach symbolisch wegwerfe.
»Gut. Also Mason meint, dass er eine coole Sache für heute geplant hat! Ist das nicht toll?«, quietscht sie grinsend, während ihr Blick zu Logan schweift, der wie ein kleiner, flauschiger Hund angedackelt kommt.
»Na Toto, wo ist Dorothy?«, frage ich ihn und grinse.
»Hä? Was ist denn dein Problem?«, fragt mich Logan, der sich durch seine braunen Haare fährt.
»Keine Ahnung. Jedenfalls gibt es da etwas, dass du für mich tun musst...«, fährt Kat fort und zwirblet gedankenverloren eine Haarsträhne um ihren Finger.
»Und das wäre?«, frage ich sie misstrauisch.
»Du müsstest Mrs. Meier ablenken«, nuschelt sie.
»Was? Wieso das denn?«, hake ich nach und ziehe meine Augenbrauen hoch.
»Weil Mason sich mit mir treffen möchte!«
»Was? Im Unterricht von Mrs. Meier?«, entfährt es mir schockiert.
»Jap«,antwortet sie schulterzuckend.
»Du willst bei MRS. MEIER blau machen? Für wenn hältst du dich denn? Ich wusste es! Mason hat einen schlechten Einfluss auf dich!«, schreie ich schon fast, kann mich jedoch beherrschen.
»Jetzt tu mal nicht so heilig, du hast immerhin schon die zweite Strafbarkeit innerhalb einer Woche und wurdest zum Duce zitiert. Wenn einer hier Probleme hat, dann ja wohl du!«, murmelt sie eingeschnappt.
Ich huste verbittert und sehe sie an.
»Na gut... Aber wieso schwänzt du nicht die ganze Stunde?«, frage ich sie und verschränke meine Arme.
»Weil Mason noch sein Motorrad holen will und Mrs. Monroe die erste halbe Stunde Gangaufsicht hat. Somit kann ich das Schulgebäude nicht verlassen«, erklärt sie.
»Wow... Total ausgeklügelt«, gebe ich sarkastisch von mir.
»Ja, ist es!«, wehrt sich Kat und sieht, auf der Suche nach Bestätigung, zu Logan.
»Was meinst du dazu?«
»Gute Idee!«, murmelt dieser abwehsend.
»Wo bist du denn in Gedanken? Etwa bei Luisa?«, frage ich und wackele mit meinen Augenbrauen.
»Was? Äh«, stottert dieser beschämt.
»Ertappt!«, sagen Kat und ich auf einmal. Wir beide wenden uns grinsend zu einander und klatschen uns ab.
»Und wie genau soll ich sie denn eigentlich ablenken?«, versuche ich noch einmal auf das alte Thema einzugehen.
Während wir zu unserem Klassenraum laufen, überlegen wir uns Strategien, die allerdings alle vollkommen und absolut beschissen sind.
Mal abgesehen davon, dass ich die Idee nicht gut finde. Normalerweise sollten Freundinnen sich doch freuen und ihre beste Freundin unterstützen oder? Aber ich glaube einfach nicht, dass er gut für sie ist.
Genervt lasse ich mich auf einen Stuhl in der letzten Reihe fallen.
»Wow, so motiviert«, merkt Kat an.
»Du hast es gut, du kannst ja gleich gehen. Aber ich muss hier noch zwei Stunden herum gammeln und versuchen nicht vor Langeweile zu sterben. Wenn das noch weiter geht, bekomme ich Suizidgedanken«,murmele ich.
»Paha, gut dass ich nicht hier versauern muss.«
Ich verdrehe meine Augen und krame mein Handy heraus.
Von: melody.cobain@ gmail.com
An: muffin.lover@ gmx.de
Betreff: Rate mal...
Rate mal, was ich gleich tun werde! Kat hat mich doch tatsächlich dazu überredet die Ablenkung zu spielen, während sie sich aus dem Unterricht schleicht.
-M
Von: muffin.lover@ gmx.de
An: melody.cobain@ gmail.com
Betreff:...
Sollte ich mir Sorgen um dich machen? Ich hoffe du planst nicht schon wieder irgendwelche Dummheiten! Ich könnte es mir nämlich nicht verzeihen das zugelassen zu haben!
-S
Von: melody.cobain@ gmail.com
An: muffin.lover@ gmx.de
Betreff :...
So genau kann ich das ehrlich gesagt gar nicht beantworten. Ich weiß nämlich noch gar nicht, was ich machen werde.
-M
Als unsere Englischlehrerin uns begrüßt, habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich dennoch irgendwelche Dummheiten machen werde, auch wenn mich Sam davor gewarnt hat.
Je mehr ich mit ihm schreibe, desto größer wird das Verlangen ihn kennenzulernen. Auf der anderen Seite will ich ihn auch niemals treffen. Was ist, wenn er nicht so ist, wie ich ihn mir erträume? Oder noch viel schlimmer: Was ist, wenn ich nicht so bin, wie er es sich vorgestellt hat? Was wenn ich seinen Erwartungen einfach nicht gerecht werde?
Selbst wenn wir uns treffen würden, wäre es sehr unwahrscheinlich, dass wir uns in Echt genauso gut verstehen, wie per E-Mail. Die Realität sieht nun einmal anders aus und ich sollte mir was das angeht einfach keine Hoffnungen machen.
Als ich das Geräusch eines Motorrades höre, sehe ich zu Kat. Diese dreht ruckartig ihren Kopf zu mir und grinst mich verschwörerisch an. Oh nein, mein Auftritt also.
Die Motorengeräusche erlöschen.
Ich hebe meinen Arm.
»Ja, Miss Morgan?«, fragt mich Mrs. Meier.
»Ich äh«, stammele ich. Wow, den Plan hast du dir ja toll ausgedacht.
»Wenn sie nichts zu dem Unterricht beizutragen haben, dann würde ich gerne fortfahren!«
Ich nicke. Unglücklicher Weise tritt mich Kat nun unter dem Tisch.
»Aua!«, schreie ich auf. Das tat weh. Und zwar nicht gerade wenig.
»Tu etwas!«, jammert sie nun.
»Ja was denn?«, frage ich und verdrehe meine Augen.
»Irgendwas!«, zischt sie dann.
Na gut, sie wollte es nicht anders.
Plötzlich stehe ich von meinem Platz auf, was die Aufmerksamkeit Aller auf mich lenkt.
»Havana uh na na, half of my heart is in Havana uh na na!«, singe ich lauthals los. Ruckartig drehen sich alle Köpfe zu mir um.
»Um Himmels Willen, was tun Sie da?«
»He took me back to East Atlanta na na na. All of my heart is in Havana!«, singe ich weiter voller Imbrunst. Kat schleicht sich von ihrem Platz weg.
Als ich zwei Jungs sagen höre, dass ich gar nicht so schlecht singen würde, spornt mich das nur dazu an, noch eine größere Show abzuziehen. Was zur Hölle ist eigentlich in mich gefahren?
»Hören sie auf!«, fordert mich meine Lehrerin auf. Stattdessen fange ich an, in den Mittelgang zu tanzen und dabei mit dem Arsch zu wackeln. Das wird mir jetzt wahrscheinlich für immer und ewig nachhängen. Danke Kat. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht macht Kat die Tür hinter sich zu.
Sofort setze ich mich wieder auf meinen Platz.
»Raus!«, schreit meine Lehrerin.
Diesmal ist es sogar gerechtfertigt. Ich würde mich auch nicht dulden.
»Na gut«, murmele ich.
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