105| Unexpected
Kapitel 105
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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"Ihr kommt hier nicht rein", brummt der Türsteher mit einem gelangweilten, aber dennoch unfreundlichen Unterton in der Stimme.
"Doch, wir kommen hier herein!", beharrt Sarah, wobei ihr Bob hin und her wippt.
"Nope"
Mit meinen Fingern massiere ich meine Schläfe.
"Hören sie mal, dieses Mädchen feiert ihren Junggesellenabschied. Sie ist 20 Jahre alt, aber hat die Liebe ihres Lebens gefunden. Die Beiden kennen sich seit ihrer Geburt und sind schon seit sieben Jahren zusammen! Sollte so etwas nicht angemessen gefeiert werden? Nur, weil sie nicht aussieht wie ein Schlauchboot, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht gut genug für den Club ist. Sehen sie die Mädchen da? Alle sind ganz besondere Individuen. Nur, weil man nicht passend gekleidet ist, heißt das noch lange nicht, dass man für diesen Club nicht geeignet ist.
Das ist Diskriminierung!", plappere ich drauf los. Von was bin ich denn gepudert?
Das war die schlechteste Rede, die ich jemals gehört oder gehalten habe.
"Nope", ist alles, was der Türsteher sagt, was zugegebener Maßen kein Wunder ist.
"Ist das ihr Ernst? Sie wissen doch gar nichts! Was, wenn ich eine Berühmtheit bin?"
"Bist du nicht"
"Oder was, wenn ich mit einem Star zusammen bin?"
Was ist mit mir falsch? Wirklich, was ist los? Was zur Hölle bringt mich dazu, wie eine Irre herumzuschreien?
"Sie gehören zu mir", taucht eine bekannte Stimme hinter mir auf.
Nein. So etwas passiert in Filmen. Nur in Filmen, nirgendwo sonst.
Das ist wie ein schlechter Witz. Sollte er nicht in Toronto sein? Ist er nicht dort?
"Was-"
"Shhhhh", Shawn legt seinen Zeigefinger auf seinen Mund. Hat er mich gerade geshhhht?
Was zur Hölle macht er hier? Wieso versucht er uns in einen Club zubekommen?
"Dann wollen wir euch wohl hereinlassen"
Der muskelbepackte Kerl macht uns Platz.
"Danke", quietschen alle Mädchen, die sowieso schon in heller Aufregung sind. Dennoch scheint es merkwürdiger Weise so, als würden sie ihn nicht erkennen.
"Was machst du hier? Solltest du nicht in Kanada sein?", blaffe ich ihn im flüsternden Ton an.
"Nicht hier", entgegnet er.
Wenn er nicht mit mir reden will, warum hat er es dann nicht gleich gesagt? Was ist mit ihm los?
Erst betrügt er mich oder auch nicht..., dann gebe ich ihm eine Chance und er sagt, dass er nicht kann. Jetzt steht er hier und spielt Eintrittskarte zu dem beliebtesten Club New Yorks.
Je mehr ich das ganze durchexorziere, desto seltsamer wird es. Ich verstehe ihn nicht.
"Ich lasse mir den Mund nicht verbieten", zische ich und laufe an ihm vorbei in den Club.
Ich höre eine Art Schnauben von Shawn kommen.
"Kennst du ihn?", fragt Sarah, als wir ein bisschen weiter nach innen vorgedrungen sind. Die Musik ist ziemlich laut, weshalb sie schreien muss.
"Sozusagen", lache ich und beschließe mich ein bisschen weiter nach vorne zu drängen, um unangenehmen Fragen über Shawn aus dem Weg zu gehen.
"Woher?"
"Keine Ahnung", ich zucke mit den Schultern.
Als mir jemand auf die Schulter tippt, hoffe ich, dass es Shawn ist.
Schnell drehe ich mich um und blicke in zwei braune Augen.
"Wieso bist du in New York?", plappere ich drauf los, da er mir diese Frage nicht beantwortet hat.
"Keine Jungs am Junggesellenabschied! Nur wir Mädchen! Es sei denn, du bist ein Stripper!", fordert ein Mädchen und schiebt Shawn etwas weg.
"Ich muss nur kurz mit Mel-"
"Sicher, dass du kein Stripper bist? Du hast ziemlich heftige Muskeln"
Nun schiebt sie ihn entgültig in die Menschenmenge. Von beiden Seiten wird er abgetrieben.
Er sieht mich an, doch tut nichts dafür, um zu mir zu kommen. Unser erstes Wiedersehen hätte ich mir anders vorgestellt.
Nicht so hektisch und nicht so kurz.
Werden wir uns trotzdem treffen? Will er das überhaupt?
Die Tatsache, dass ich darüber nachdenke, ob er sich mit mir treffen möchte, ist falsch. Schließlich hat er mich betrogen.
Hailey ist zwar nicht schwanger, aber das heißt nicht, dass sie nicht... Er hat es selbst bestätigt.
Wieso also sollte ich mich sorgen, ob er mit mir sprechen will?
Ich bin die, die sauer sein sollte.
"Guck doch nicht wie eine saure Gurke!", fordert mich Sarah auf.
"Tue ich gar nicht", motze ich, wobei ich wahrscheinlich wie ein kleines Kind klinge.
Der Club ist dunkel, neblig und überfüllt. Trotzdem bekommt man das Gefühl an etwas Exklusiven teilzuhaben. Meine Augen wandern auf der Suche nach Shawn herum. Anscheinend ist er in der Menschenmenge verloren gegangen.
Er hat keine Zeit sich mit mir zu treffen, aber dafür in den Club zu gehen?
Ich habe das Gefühl in dem Raum zu ersticken. Der Rauch, der umher wabert ist wie eine flüssige Masse, die sich durch den Raum schlängelt.
Der Geruch von Schweiß und Alkohol liegt in der Luft, scheint aber von der lauten Musik übertönt zu werden. Alle anderen Sinne werden durch den Lärm flachgelegt.
Ein Blick an die Bar verräht mir, dass sich alle anderen Shots bestellt haben. Super, saufen.
Drei Schritte bis zur Bar. Es dauert nicht einmal 60 Sekunden und alle haben ihre Shots geext.
"Willst du auch was?", Sarah sieht mich fragend an. Schnell schüttele ich meinen Kopf.
"Ich tanze lieber"
Mit diesen Worten verkrümele ich mich auf die Tanzfläche.
Vielleicht bekomme ich meinen Kopf durchs Tanzen frei.
Einen Schritt zur Seite, einen Schritte nach vorne. Ein bisschen Arschwackeln im Rhythmus der Musik.
-
"Ich bin so froh, dass ich meine Vans anhatte", gebe ich von mir, als ich die Wohnung betrete.
Ben kommt lachend auf mich zu: "Ist das nicht voll 2018?"
"Klappe. Es war eher darauf bezogen, dass ich keine High Heels anhabe, weil ich mir die Füße abgetanzt habe. Außerdem mag ich die Schuhe immer noch. Mir ist es sowas voll egal, ob es in ist oder nicht"
Meine Rede wird wie üblich mit einem Augenverdrehen quittiert.
"Also hattest du einen schönen Abend", grinsend sieht er mich an.
Ich schmeiße meine Tasche aufs Bett.
"So würde ich das nicht sagen. Ich habe Shawn getroffen. Er hat dafür gesorgt, dass wir in 10K reinkommen. Danach ist er einfach verschwunden"
Ben sieht mich stirnrunzelnd an.
"Was ist denn mit dem los?"
Ich zucke mit meinen Schultern, während ich mir mein Kleid über den Kopf ziehe.
"Das macht alles keinen Sinn", murmele ich und greife nach einem zu großen T-Shirt, das ich Ben aus der Wäsche geklaut habe, "Erst sagt er, er hat keine Zeit und dann... Dann taucht er einfach hier auf. Noch dazu bringt er uns in den angesagtesten Club dieser Stadt. Ich verstehe diesen Jungen nicht. Als ich mit ihm reden wollte, wurde er von einem der Mädchen verscheucht"
Ich streifte mir eine Jogginghose über.
"Ist das T-Shirt nicht von mir?"
"Ja, aber mir steht es besser"
"Leider kann ich dir da nicht einmal widersprechen", er schmeißt sich auf mein Bett, "Ich verstehe den Typen nicht. Trotzdem solltest du mit ihm reden. Nur... Ich weiß nicht, ob du ihm sagen solltest, dass du das Kind abgetrieben hast"
"Wieso sollte ich es ihm nicht sagen? Er hat die Wahrheit verdient"
Ben blickt mich aus seinen Reeaugen an: "Ist das nicht unnötig grausam... Wobei... Du hast recht"
Er schüttelt den Kopf und trinkt ein Schluck seines Biers.
Ich atme schwer aus.
Das Klingeln der Tür durchzuckt die Stille.
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Schlechte Nachricht: ich bin nächste Woche auf Klassenfahrt und weiß nicht, ob ich updaten kann.
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