23. Kapitel
Als der März in den April überging, geschah etwas, dass meine Aufmerksamkeit von all den Gedanken über Sirius Black, den Prügungen, Balor und meiner Zukunft ablenkte. Angelina und Alicia kamen eines Abends vollkommen aufgedreht vom Quidditchtraining zurück.
«Das hättest du sehen sollen, Adrienne!», jachzte Alicia und viel mir um den Hals. «Harry hat endlich einen neuen Besen, einen Feuerblitz, und er ist einfach unglaublich.»
«Wer, der Besen oder Harry?», zog ich sie auf.
«Der Besen natürlich, auch wenn Harry manchmal ganz süss ist. Aber ich sag dir, mit diesem Besen haben wir den Quidditchpokal so gut wie in der Tasche.»
Angelina nickte bekräftigend. «Ja, du wirst sehen, Adrienne, die Ravenclaws schlagen wir locker. Du kommst doch zum Spiel, oder?»
«Ja, das darfst du dir wirklich nicht entgehen lassen, Adrienne, es wird grossartig werden», fügte Alicia hinzu.
Ich musste schmunzeln. Sie waren beide quidditchverrückt, meine Hausgenossinnen, das wusste ich schon lange, aber so begeistert hatte ich sie noch nie gesehen.
«Ich komme. Versprochen.»
Alicia und Angelina behielten recht, diese Quidditchpartie war wirklich sehenswert. Da war zum einen natürlich der Feuerblitz – unglaublich schnell und atemlos elegant – und dazu kamen Lees Kommentare und McGonagall, die ihn immer wieder erfolglos zurechtweisen musste. Das Grinsen, dass sich bereits bei ihrer ersten Zurechtweisung auf meine Lippen gelegt hatte, ging das ganze Spiel über nicht mehr weg. Dann war da natürlich der Sieg der Gryffindors, der – nach der schrecklichen Niederlage gegen die Hufflepuffs im November – das gesamte Haus geradezu euphorisierte. Und da war auch noch eine kleine, unschöne Überraschung, die die Slytherins für Harry vorbereitet hatten. Und die vollkommen in die Hose ging. Einige der Slytherinspieler hatten sich als Dementoren verkleidet, um meinem Bruder Angst zu machen, aber dieser hatte offenbar gelernt, wie man Dementoren bekämpfte und den Slytherinspielern dabei einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Auf den Armen der Menge wurden unsere Quidditschspieler nach ihrem Sieg in den Gryffindorturm getragen und dann wurde gefeiert. Fred und George hatten es irgendwie geschafft tonnenweise Butterbier einzuschmuggeln und in der Küche ein halbes Festmahl aufzutreiben und das gesamte Haus feierte ausgelassen bis tief in die Nacht hinein.
Die Party fand erst ein Ende, als Professor McGonagall um ein Uhr morgens in schottengemustertem Morgenmantel und Haarnetz im Gemeinschaftsraum auftauchte und uns alle resolut zu Bett schickte. Das Kuchenstück, das George ihr anbot, wollte sie nicht nehmen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich schliesslich ein. Das war einmal ein wirklich, wirklich gutes Spiel gewesen.
Ein Schrei, Fussgetrappel und laute Stimmen weckten mich. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, aber ich fühlte mich hundemüde.
«Was ist los?», nuschelte Alicia verwirrt. «Es ist gerade mal Viertel nach drei. Was soll dieser Lärm?»
«Vielleicht ist etwas passiert?», überlegte ich müde und setzte mich plötzlich hellwach auf. Vielleicht war wirklich etwas passiert. Rasch schlüpfte ich aus dem Bett und zog mir ein Paar dicke Socken über.
«Gehst du nachsehen, Adrienne?», hörte ich Alicias schläfrige Stimme hinter mir, als ich schon zur Tür hinaus war. Von Angelina kam nur sanftes, tiefes Atmen.
Das Bild, dass sich mir bot, als ich die Tür zum Gemeinschaftsraum aufstiess, war verwirrend. Einige Jungs liefen aufgeregt durcheinander und redeten hektisch. Ron Weasley war das Zentrum der Unruhe.
«Sirius Black! In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer! Hat mich geweckt!», erzählte Ron gerade eindringlich Percy.
«Unsinn!», sagte Percy verdutzt. «Du hast zu viel gegessen, Ron – davon hat man Alpträume.»
«Ich sag dir doch –», begann Ron erneut verzweifelt, aber eine andere Stimme schnitt ihm das Wort ab.
«Jetzt aber wirklich, genug ist genug!»
Professor McGonagall war wieder da. Sie schlug das Portrait hinter sich zu, trat in den Gemeinschaftsraum und blickte wütend in die Runde.
«Ich bin ja froh, dass Gryffindor das Spiel gewonnen hat, aber Ihr Betragen wird allmöhnlich lästig. Percy, ich hätte mehr von Ihnen erwartet!»
«Ich habe das natürlich nicht erlaubt, Professor!», sagte Percy empört. «Ich hab sie alle ins Bett zurückgeschickt. Mein Bruder Ron hier hatte einen Albtraum –»
«Es war kein Albtraum!», rief Ron. «Professor, ich bin aufgewacht und da stand Sirius Black über mir mit einem Messer in der Hand!»
Professor McGonagall starrte ihn an.
«Machen Sie sich nicht lächerlich, Weasley, wie hätte er denn durch das Portraitloch kommen sollen?»
«Fragen Sie doch den!», sagte Ron und wies mit zitterndem zeigefinger auf die Rückseite von Sir Cadogans Gemälde. «Fragen Sie ihn, ob er –»
Mit einem übellaunigen Blick auf Ron stiess Progessor McGonagall das Portrait zur Seite und ging hinaus. Wir alle lauschten mit angehaltenem Atem.
«Sie – Sie haben ihn eingelassen?», kreischte Professor McGonagall. «Aber – aber das Passwort!»
«Er hat sie gehabt!», sagte Sir Cadogan stolz. «Hatte alle von der ganzen Woche, Mylady! Hat sie von einem kleinen Zettel abgelesen!»
Professor McGonagall kletterte zurück durch das Portraitloch und wandte sich der sprachlosen Menge zu. Mittlerweile war fast das ganze Haus im Gemeinschaftsraum versammelt.
Sie war weiss wie Kreide, als sie mit zitternder Stimme zum Sprechen ansetzte: «Wer von Ihnen, welcher unsägliche Dummkopf, hat die Passwörter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen?»
Es herrschte vollkommene Stille. Dann, zuerst kaum vernehmlich, hörte man ein schrecklich verängstigtes Quiecken und Fiepen. Ein Drittklässler, Neville Longbottem, hob langsam, von Kopf bis zu den flaumigen Pantoffeln zitternd, die Hand.
In dieser Nacht tat kein Gryffindor mehr ein Auge zu. Wir alle sassen versammelt im Gemeinschaftsraum, während das Schloss erneut durchsucht wurde, und warteten auf die Nachricht, dass Black endlich gefasst worden war. Im Morgengrauen kehrte Professor McGonagall zurück und sagte uns, dass er wieder entkommen war.
Wohin immer ich an den nächsten Tagen ging, überall fielen die verstärkten Sicherheitsvorkerungen auf: Professor Flitwick brachte dem Schlossportal anhand eines grossen Bildes bei, Sirius Black zu erkennen; Filch wuselte dir Korridore entlang und gipste alles zu, was er finden konnte, von kleinen Rissen in der Wand bis zu Mauselöchern – als könnte Black selbst in seiner Hundegestalt durch ein Mauseloch ins Schloss eindringen. Viel wahrscheinlicher waren ja wohl die verschiedenen Geheimgänge, die ins Schloss führten. Auf dem Plan aus der verborgenen Abteilung hatte ich mehrere davon gesehen. Neun oder zehn Stück und nirgends gab es ein Zeichen dafür, dass die Zugänge zu diesen Gängen versperrt worden wären. Sir Cadogan indes hatte man gefeuert und die fette Dame war wieder an ihren Platz zurückgekehrt. Man hatte sie zwar fachmännisch restauriert, doch immer noch war sie höchst nervös. Ihrer Rückkehr hatte sie nur unter der Bedingung zugestimmt, dass man ihr zusätzlichen Schutz bot. Und so hatte man eine Truppe bärbeissiger Sicherheitstrolle angeheuert, die jetzt im Korridor Streife gingen, sich mittels Grunzlauten unterhielten und zum Zeitvertreib die Grösse ihrer Schlagkeulen verglichen.
Kaum eine Woche später kam das nächste Hogsmeade-Wochenende. Gleich am Morgen nach dem Angriff hatte ich von Theo eine Notiz von Ma erhalten, in der sie Kaspar und mich aufforderte, sie an diesem Samstag im Eberkopf zu treffen, einer schlecht beleumundeten Spelunke in Hogsmeade, in der sich allerlei seltsames und unheimliches Volk herumtrieb.
Der Wirt starrte uns misstrauisch an, als Kaspar, Cedric, Jessie und ich ihm erklärten, dass wir mit Kathleen Seanorth sprechen wollten.
«Erster Stock dritte Tür rechts», maulte er schliesslich und deutete auf eine schmale, in der Dunkelheit verborgene Treppe, die in einen schmuddeligen Flur hinauf führte.
Ich klopfte an und die Tür schwang auf. Dahinter erschien ein überraschend sauberer, gemütlicher Raum und wir schlüpften hinein.
In der Mitte des Raums stand ein kleiner Tisch mit vier Stühlen, auf zweien davon sassen Ma und Gawain. Ein weiterer war zurückgezogen, doch derjenige, der dort gesessen hatte, tigerte unruhig durch den Raum. Jake. Entlang der Wände des Raums machte ich zwei Kommoden und drei schmale Betten aus. Hier waren die drei also untergekommen.
«Ich hatte eigentlich nicht angedacht, dass du gleich all deine Freunde mitbringst, Adrienne», sagte Ma vorwurfsvoll, bedeutete uns dann aber, Platz zu nehmen. «Gawain kennt ihr ja, das ist Jake. Jake, das sind Cedric Diggory und Jessie Silver», stellte Ma vor.
Jake hielt inne und starrte Jessie an. «Silver. Eine Slytherin also ... und Adrienne ist mit dir befreundet ...»
«Sei nicht unhöflich, Jake. Jessie ist absolut in Ordnung», mischte Gawain sich ein. «Und setz dich endlich, du machst mich ganz wahnsinnig mit deinem Herumgerenne.»
Missmutig vor sich hin murmelnd liess Jake sich auf einem der Betten nieder, hörte aber nicht auf, Jessie misstrauisch zu mustern. Er schien etwas gegen Slytherins zu haben.
«Kommen wir direkt zum Punkt», sagte Ma, als wir uns alle gesetzt hatten. «Sirius Black. Was ist in dieser Nacht passiert?»
«Gryffindor hat das Quidditchspiel gegen Hufflepuff gewonnen und danach war das ganze Haus in Feierlaune. Wir haben gefeiert bis ein Uhr nachts, als uns McGonagall schliesslich ins Bett schickte.» Jake kommentierte meinen Bericht mit einem amüsierten Kichern. «Dann hat uns auf einmal ein Schrei geweckt und als ich nach unten in den Gemeinschaftsraum kam, war da Ron Weasley, der Bruder von Fred und George, der gesagt hat, dass Sirius Black ihn geweckt hat. Offenbar hat er die Vorhänge seines Himmelbetts mit einem Messer aufgeschlitzt und sich dann mit dem Messer in der Hand über ihn gebeugt. Ron ist aufgewacht, hat geschrien und Black hat sich aus dem Staub gemacht.»
«Aber wieso Ron? Das macht keinen Sinn», sagte Jake.
«Vielleicht hat er sich im Bett geirrt. Wenn die Vorhänge überall geschlossen waren ...», schlug Gawain vor, doch Jake schüttelte den Kopf.
«Einen solchen Anfängerfehler würde Sirius nicht machen.»
«Und dann haben sie das ganze Schloss durchsucht und ihn nicht gefasst», ergänzte Ma meinen Bericht. «Ich wünschte, Albus hätte mich sofort informiert, dann wäre er uns bestimmt nicht entwischt.»
«Und wir hätten das ganze Ministerium am Hals gehabt», fügte Jake grimmig an.
Ma warf ihm einen ihrer gefährlichen Raubkatzenblicke zu und Jake sah weg.
«Ich ... bin Black noch einmal begegnet», sofort lag die geballte Aufmerksamkeit der drei Erwachsenen auf mir und ich bereute bereits, dass ich das Thema überhaupt angeschnitten hatte, aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück. «Ich musste einfach weg von allem, von dieser ganzen Anspannung, die seit Monaten über dem Schloss liegt, von der Sache mit Balor ... also ... bin ich nach draussen gegangen. Spazieren.» Dass ich vorgehabt hatte, draussen zu übernachten, mussten sie ja nicht unbedingt wissen. «Jedenfalls war da auf einmal dieser riesige, schwarze Hund –»
«Der Grimm?!», fragte Cedric entsetzt.
Ich schüttelte den Kopf. «Nein, es war Black. In seiner Animagusgestalt.»
«Er ist ein Animagus?», fragte Jessie verwirrt. «Aber das kann nicht sein. Das Ministerium müsste das doch wissen, sie behalten alle Animagie streng im Auge. Eben damit niemand diese Fähigkeit missbraucht.»
«Vielleicht wissen sie nicht, dass er ein Animagus ist?», schlug Kaspar vor.
«Nein, wer ein Animagus werden will, muss sich erst beim Ministerium melden», erklärte Jessie.
«Und wenn man es einfach nicht macht?», entgegnete Kaspar. «Man kommt sicher auch auf andere Art an das Wissen, das man braucht, um ein Animagus zu werden.»
Jessie blickte nachdenklich vor sich hin.
«Und was tat Black dann?», fragte Ma.
«Er hat sich in einen Mann verwandelt.»
«Und dann?», hakte Ma ungeduldig nach.
«Ich habe Gryffindors Schwert aus meiner Handtasche gezogen und ihm an die Kehle gelegt und ihn davor gewarnt, Harry oder sonst jemandem etwas anzutun.»
«Was hat er gesagt?», kam es nun von Jake.
«Er hat mich ausgelacht und mich verspottet. Und er wusste, dass Sev mein Vater ist. Dann ist er abgehauen.»
«Du hättest jemandem Bescheid geben sollen. Wir hätten ihn kriegen können», sagte Ma vorwurfsvoll.
«Hätte ich ja», verteidigte ich mich, «aber ich wusste nicht wie.»
Eine Weile herrschte Stille.
«Das ist bereits das zweite Mal, dass du ihm bei einem Spaziergang über die Ländereien begegnet bist», sagte Jake dann.
Ich nickte, auch wenn es keine Frage war.
«Vielleicht könnten wir ihm eine Falle stellen ...»
«Und Adrienne als Köder benutzen? Ganz bestimmt nicht!», kam es empört von Cedric.
«Adrienne kann sich verteidigen», widersprach ausgerechnet Ma. Entgeistert sah ich sie an. Wäre es nicht eigentlich ihre Aufgabe, mich zu beschützen? Dafür zu sorgen, dass niemand mich als Köder missbrauchte? «Jemand von uns müsste immer in Adriennes Nähe sein, wenn sie sich auf dem Schlossgelände bewegt. Allerdings so, dass Black es nicht bemerkt. Hunde haben einen sehr guten Geruchssinn und gute Ohren ...»
«Das kann nicht dein ernst sein!» «Viel zu gefährlich!» «Kath, hörst du eigentlich, was du da sagst?!», kam es empört von Kaspar, Jessie und Gawain.
«Ausserdem», fügte Gawain an, «ist Black nicht unser schlimmstes Problem.»
Erwartungsvoll richteten sich alle Augen auf den blonden Fey.
«Jessie und ich haben uns alle Notizen von Rowena Ravenclaw angeschaut, die wir in Lupins Büro gefunden haben.» Jake merkte überrascht auf, aber Gawain schien es nicht zu bemerken. «Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass Balor irgendwo unter Hogwarts begraben liegt und dass die Spannung, die sich über der ganzen Gegend aufgebaut hat, auf sein langsames Erwachen zurückgeht. Laut Ravenclaw gibt es einen geheimen Zugang zur Grabkammer, den sie aber versiegelt hat – auf welche Art wissen wir noch nicht, aber wir denken, dass es wichitg wäre, diesen Gang zu finden und zu überprüfen, ob er immer noch verschlossen ist. Vielleicht handelt es sich dabei um einen der verborgenen Gängen, die wir auf der Karte entdeckt haben.»
«Welche Karte?», mischte sich Jake überrascht ein.
«Wir haben eine Karte gefunden, in der verborgenen Abteilung der Bibliothek, auf der ganz Hogwarts mit samt allen geheimen Durchgängen und Räumen verzeichnet ist. Sie ist noch genauer als die Karte der Rumtreiber», erklärte Kaspar.
«Von dieser Abteilung weiss ich gar nichts», sagte Jake beleidigt.
«Dann hättest du dich in deiner Zeit in Hogwarts vielleicht etwas genauer umsehen sollen», stichelte Jessie und fing sich einen verärgerten Blick von Jake ein.
«Adrienne und ihre Freunde werden sich bei Zeiten etwas genauer umschauen», beschloss Ma. «Was habt ihr noch herausgefunden?»
«Wie gesagt wird die Spannung stärker, je mehr Balor erwacht, bis er aber ganz erwacht, dürfte es noch einige Zeit dauern –»
«Wie lange?», unterbrach Ma ihn.
«Mehrere Monate, vielleicht sogar zwei bis drei Jahre. Allerdings wird das Erwachen der Monster für uns sehr viel früher zum Problem werden. Wenn sie stark genug sind, werden sie das Schloss bestimmt in Besitz nehmen wollen, um ihren Herrn zu schützen und sein Aufwachen zu beschleunigen. Bereits jetzt treiben sich mehr als genug Monster in Hogwarts herum. Wir müssen also um jeden Preis verhindern, dass das Schloss fällt», erklärte Gawain.
Ma nickte beifällig. «Irgendwelche Ideen, wie wir das anstellen sollen?»
«Wir haben in der verborgenen Abteilung ein Buch gefunden ...», begann Gawain und stand dann auf, um das Buch aus seiner Reisetasche hervorzufühlen und es auf den Tisch zu legen. «Es geht darin um Rituale, mächtige, äusserst komplizierte Rituale, die aufwändige Vorbereitungen brauchen. Es gibt hier drin ein Ritual, dass vielleicht unseren Absichten entsprechen und dafür sorgen könnte, Balors Schlaf wieder zu vertiefen. Aber es ist sehr schwierig.»
«Können wir ihn nicht einfach töten?», fragte Cedric verwirrt. «Anstatt ihn aufwändig einzuschläfern.»
«Einfach töten, Cedric? Einen Gott, der selbst von einem anderen Gott nicht getötet werden konnte?», fragte Gawain mit hochgezogener Augenbraue.
Cedric schwieg verlegen.
«Also, dieses Ritual. Du bist unser Fachmann für Rituale, Gawain. Was müssen wir tun?», kam Ma zum Thema zurück.
«Wie gesagt ist es sehr schwierig. Der Erfolg hängt von mehreren Parametern und Entscheidungen ab und das Ritual könnte Scheitern, wenn auch nur eine dieser Bedingungen nicht erfüllt wird. Das könnte zur Konsequenz haben, dass wir sein Aufwachen massiv beschleunigen.»
«Aber wir haben keine andere Möglichkeit, richtig?», kam es von Jake und Gawain nickte ernst.
«Ja, Jake, das ist richtig. Und was die Vorbereitungen betrifft ... es braucht eine durchdachte Entscheidung für Ort und Zeitpunkt des Rituals, auf die alle anderen Parameter abgestimmt werden.»
«Wie wäre es mit Beltane?», schlug Jake vor. «Der Beginn des Lichthalbjahrs ist doch ein guter Zeitpunkt, sich einem Gott der Finsternis entgegenzustellen.»
«Schon, aber das ist viel zu bald. Wir haben bereits Mitte April und wir können unmöglich alle Vorbereitungen bis zur Nacht vom dreissigsten auf den ersten treffen», entgegnete Gawain.
«Dann ... Alban Hevin?», sagte Jake.
«Mittsommer könnte passen, allerdings ist das schon wieder ein heikler Zeitpunkt ...»
«Was willst du damit sagen, Gawain?», fragte Jake verwirrt. «Das Hochfest des Lichts, der längste Tag des Jahres, ist doch bestimmt ein geeigneter Zeitpunkt.»
«Ich weiss, was Gawain meint: Wenn wir nicht den exakt richtigen Zeitpunkt erwischen, ist der Höhepunkt des Lichts bereits überschritten, was sich nachteilig auf unser Ritual auswirken könnte ...» Nachdenklich hatte Ma den Kopf schiefgelegt. «Aber vielleicht ... wenn wir die beiden Ideen kombinieren ... bei Sonnenaufgang am längsten Tag ...?» Fragend sah sie Gawain an, dessen Augen aufleuchteten.
«Sehr gut, Kath. Dann steht der Zeitpunkt also fest.»
«Was ist mit dem Ort?», sagte Jake.
Die drei überlegten noch lange hin und her, sprachen über Orte der Macht, Knotenpunkte der Magie, wie die verschiedenen Energien im Gleichgewicht gehalten wurden und gehalten werden sollten und welche Vorbereitungen und Massnahmen dafür getroffen werden sollten. Irgendwann hatten Jessie, Cedric, Kaspar und ich genug von ihren komplizierten, mir ganz und gar unverständlichen Überlegungen und wir hatten uns verabschiedet, um noch etwas von Hogsmeade zu haben.
Tatsächlich wurde es nach unserer Beratung mit Ma, Gawain und Jake noch ein schöner Tag. Das Wetter war herrlich – die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und es war angenehm warm – und lud zum gemütlichen Spazieren ein. So schlenderten wir die Strassen von Hogsmeade entlang, besuchten hie und da eines der Geschäfte – um etwas zu kaufen oder uns einfach nur umzusehen – und redeten und lachten miteinander. Alle Gedanken an Balor, Sirius Black oder auch nur die Prüfungen rückten in den Hintergrund und ich genoss es einfach, meine Hand in Cedrics ruhen zu spüren und als er mich sanft an sich zog, um mich zu küssen, erwiederte ich den Kuss und die Schmetterling in meinem Bauch jubelten vor entzücken. Und es blieb nicht bei diesem einen Kuss ... Nie zuvor war mir aufgefallen, wie viele versteckte Ecken es in Hogsmeade und in Hogwarts gab, in denen man sich ungestört küssen konnte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro